Читать книгу Perfektionismus ablegen - Alexander Arlandt - Страница 8
ОглавлениеGesunder Perfektionismus
Die Frage ist, ob Perfektionismus unbedingt schlecht ist oder ob es doch auch einen gesunden Perfektionismus gibt. Wenn man perfektionistisch veranlagt ist, kann man ja oft selbst nichts dafür. Kinder von Eltern mit Perfektion sind ja so erzogen und kennen nichts Anderes. Grundsätzlich ist es nicht schlecht, denn manche Berufe verlangen ja auch akribisches Arbeiten. Sie kommen dort nur voran, wenn Sie absolute Qualität liefern und immer nach Perfektion streben.
Sprichwörtlich müssen Sie die deutschen Tugenden von Korrektheit, Disziplin, Akkuratesse, Pflichtbewusstsein und -Erfüllung sowie Ehrgeiz und Gewissenhaftigkeit beherrschen. Es sind Jobs, bei denen es auf Millimeter und Sekunden ankommt. Man mag abschätzig von Korinthen-Kackern reden, aber manchmal muss es das eben sein, wie beispielsweise in der Medizin, Chirurgie, in der Luftfahrt und ähnlichen verantwortungsvollen Bereichen, in denen man sich keine Fehler erlauben darf.
Oder nehmen Sie Spitzenköche: Warum haben manche einige Michelin-Sterne? Eben weil sie immer perfekte Leistung abliefern, möglichst jeden Tag. Und sich darauf einfach auszuruhen, ist tödlich. Dann ist man auch schnell wieder weg vom Fenster. Also einmal perfekt, immer perfekt.
Und dann gibt es auch Berufe, in denen man ein Leben lang lernen muss. Ein japanischer Sushi-Koch behauptet nie von sich selbst, perfekt zu sein oder jemals ausgelernt zu haben. Er und seine Technik wird er bis an sein Lebensende verbessern wollen. Diesen Ehrgeiz muss er haben, um erfolgreich zu sein und zu bleiben. Ein erfolgreicher Sushi-Meister macht genau das – bis an sein Lebensende akribisch und perfektionistisch. Auch ein Journalist hört nie auf zu lernen, sonst könnte er nicht täglich neue Geschichten schreiben und immer wieder interessante Gesprächspartner kennenlernen.
Auch das Streben nach Perfektion ist grundsätzlich nicht schlecht, denn es bedeutet ja auch, dass man Ziele hat und etwas erreichen will. Daher ist eine Portion Ehrgeiz gefragt. Mittelmaß reicht hier nicht aus. Jeder muss für sich entscheiden, was er will – lieber bequem oder was erreichen? Aber achten Sie immer auf die Grenze zwischen gesund und schädlich. Perfektionismus darf nicht zum eigenen Schaden werden. Das ist nämlich dann der Fall, wenn wir unsere Selbstachtung und unser Selbstwertgefühl von dem Erfolg abhängig machen.