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Lehrjahre in London
ОглавлениеUm von Walldorf nach London zu gelangen, plante der junge Astor, den Rhein flussabwärts zu einem der großen Nordseehäfen zu fahren. Seine Reise führte ihn daher zunächst ins nahe gelegene Speyer am Rhein. Da er kein Geld besaß, um die Reise an die Nordsee, geschweige denn nach London zu finanzieren, musste er sich etwas einfallen lassen. Er war bereit, sich die Reise durch harte Arbeit zu verdienen und heuerte daher bei einigen Flößern an, die Holz aus dem Schwarzwald auf dem Wasserweg in die Niederlande transportierten. Als Gehilfe dieser Flößer gelangte er innerhalb von zwei Wochen nach Rotterdam, dem größten Hafen auf dem europäischen Festland nahe der Rheinmündung. Zusätzlich verdiente er sich mit der Arbeit auf den Flößen das benötigte Geld für die Überfahrt nach London. In seinen Taschen hatte er durch diese Arbeit nun mehr, als er jemals zuvor besessen hatte. Er hatte es alleine geschafft! Ohne Kenntnis der fremden Sprache und nur durch Georgs Briefe über England und London informiert, kam Astor nach nicht einmal drei Wochen Fahrt in der britischen Metropole an.
Als Johann Jacob schließlich London erreichte, wurde er herzlich von seinem Bruder und dessen junger Frau empfangen. George, wie sich Astors Bruder jetzt nannte, war es in den Jahren seit seiner Einwanderung gelungen, sich als Instrumentenbauer einen Namen zu machen. Da er gleichermaßen musikalisch wie handwerklich begabt war, entsprach dieser Beruf genau seinen Talenten. Am 9. November 1779 hatte er die 17jährige Engländerin Elizabeth Wright geheiratet. Da die Braut bei der Hochzeit noch minderjährig war, musste ihr Vater der Eheschließung zustimmen. Vater Wright tat dies gerne – nicht zuletzt, weil er den jungen Deutschen aufgrund seiner aufrechten und fleißigen Art ins Herz geschlossen hatte. Elizabeths Vater wusste seine Tochter gut aufgehoben.
George war für Johann Jacob eine große Hilfe und erleichterte ihm die ersten Schritte in der Fremde. Er musste nicht ganz von vorne anfangen, sondern konnte auf die Erfahrungen seines Bruders zurückgreifen. Elizabeth lehrte den dankbaren jungen Deutschen die englische Sprache, während George ihn als Instrumentenbauer ausbildete. Schließlich erweiterten die beiden Brüder den kleinen Instrumentenhandel und eröffneten die Instrumentenbaufirma George & John Astor in der mittlerweile überbauten Wych Street 26 in der florierenden City of London. Ihren jeweiligen Talenten entsprechend beschlossen die beiden Brüder folgende Arbeitsteilung: George stellte die Flöten, Klarinetten und Tasteninstrumente her, während es Johann Jacobs Aufgabe war, diese im Laden zu verkaufen. Johann Jacob lernte so die Grundzüge der Unternehmensführung und Buchhaltung.
Astor fand sich schnell in der Weltstadt London zurecht. Offensichtlich hatte er keinerlei Berührungsängste mit der Fremde. Im Gegenteil, er fühlte sich prächtig in seiner neuen Heimat. Als ein äußeres Zeichen seines Wohlbefindens anglisierte er stolz seinen Namen in John Jacob. Trotz dieser glücklichen Jahre ging ihm die Vorstellung von den Vereinigten Staaten nie aus dem Kopf, und er versuchte weiterhin, mehr über dieses Land zu erfahren.