Читать книгу Blackbox MH 370 - Alexander F. Leroy - Страница 8
Kuala Lumpur
ОглавлениеEs ist Freitag, nicht Freitag der 13.. Eher ein Freitag wie so viele Freitage beginnen. Aber dieser Freitag wird alles verändern, nichts wird mehr so sein wie vorher.
Ich schaue aus dem 28. Stock meines Appartements, 15 Monate bin ich hier in Kuala Lumpur, die Stadt pulsiert. Heute morgen als erstes habe ich Fotos aufgenommen.
Fotos aus dem Fenster geschossen, hinweg über die Stadt in Richtung Süden. Die Sonne kann ich nicht sehen, unser Haus hat 33 Stockwerke und die Sonne wirft über unseren Hotelkomplex Licht von hinten wie auf eine große Bühne.
Vor uns ist alles in ein diffuses Licht getaucht. Jetzt am Morgen entfaltet die Sonne Ihre Kraft und heizt die Wolken an.
Die Wärme flimmert und die Wolken steigen auf. Der wunderschöne blaue Himmel ist nach einer Stunde grau, kleine Cirruswolken kündigen den Regen an. Ich kann die Petronas Towers sehen, heute sind Sie nicht in den Wolken, mit 452 Metern überragen Sie unsere Stadt. Manchmal kann ich nur die Spitze sehen. Wenn der Wind nicht von der See weht und die Autos mit Ihren Abgasen alles in einen grau gelblichen Schleier hüllen. Heute jedoch ist es wunderschön, ein wunderschöner blauer Himmel.
Ich komme aus China, mein Name könnte Wang oder Li sein, was spielt es für eine Rolle. Wir alle werden an Bord sein, an Bord dieses Flugzeuges, welches endlos lang durch die Nacht nach Süden fliegen wird. Niemand von uns wird dieses Flugzeug verlassen.
Ich bin nur ein paar Stunden entfernt von dem Augenblick, in dem ich unser Ende kommen sehe, der Flug der im nirgendwo endet, 1500 Kilometer vom nächsten Festland entfernt.
Ich schaue aus meinem Fenster im 28. Stock, die Dusche läuft und Chen Lu singt im Badezimmer. Chen Lu bedeutet Morgentau, der Name ist wie geschaffen für Sie. Am Morgen fällt das Licht auf Ihre Haut und Ihre Haut glänzt wie die See. Wie die ruhige See am Morgen. Ich denke jedes mal wenn ich Sie sehe an den frischen Morgentau, so glatt ist Ihre Haut, ich glaube selbst nach 100 Wellness Wochenenden würde ich nicht das Resultat Ihrer sanften ebenen Haut erreichen.
Chen Lu ist jung, aber nicht so jung wie sie denken. Ich denke Ihr Wesen ist das Wesen einer Jugendlichen, unberührt, emphatisch für die schönen Dinge des Lebens. Sie kommt aus dem Süden Chinas. Ihr Vater ist nach Singapore gegangen, vor langer Zeit auf der Suche nach Arbeit. In Singapur wurde er sehr erfolgreich, er war Bankkaufmann und lernte schnell die Vorteile der Arbeit in
einem großen Unternehmen für sich selbst zu nutzen.
Kleine Gefälligkeiten gegenüber der Kunden erwiesen sich später als nützlich und Menschen die er nur einmal gesehen hatte, erinnerten sich später an Ihn und dankten es Ihm auf eine nicht zu erwartende Art.
Chen Lu´s Vater lernte eine Schönheit einer kleinen benachbarten Insel kennen. Ihr Vater fuhr regelmäßig mit dem Schnellboot nach Singapore um Passagiere aufzunehmen. Um diese in die kleinen Ressorts auf die Insel zu bringen.
Die Passagiere kamen meist aus China, vermögende Chinesen im aufstrebenden Land die es zu etwas gebracht hatten und Ihren Reichtum zeigen wollten. Sie buchten die kleine Insel um ungestört mit Ihren Familien oder Geschäftspartnern zu sein. Um Dinge zu besprechen, die nicht für jedes Ohr bestimmt waren oder um einfach ein Wochenende zu genießen.
Alles war wie die Treffen der russischen Oligarchen vor 10 Jahren in den Sommermonaten vor dem italienischen Festland.
Nur das es dort in Italien nicht so eine schwüle Hitze war. In Italien sahen wir die Oleandersträuche. Alles blühte, die Straßen waren gepflegt und Menschen die nicht dazugehörten vielen uns sofort auf.
Hier war es anders. Die Masse der Menschen kostet Konzentration, die Form der Gesichter nicht vertraut, die Unterschiede der Gestik feiner.
Das Badezimmer erscheint mir äußerst nass. Lu´s ausgedehnte Duschzeremonie dauert an. So schaue ich weiter aus dem 28. Stock. Ich denke an die Twin Tower in New York. Wie beeindruckend muss es wohl gewesen sein aus dieser Höhe auf die Stadt zu schauen. Welches erhabene Gefühl an einem besonderen Ort zu sein, hier arbeiten zu können. Dann das Gefühl zu bekommen, dass dieser besondere Umstand am Ende so viele Menschen in eine Katastrophe geführt hatte. Damals fing auch alles an so einem Morgen an. Ein strahlend blauer Himmel damals in New York an diesem Morgen, der Himmel gemacht wie der große Hintergrund für ein große Inszenierung.
Ich kann nicht mehr sagen warum ich an diesem Freitag und es war nicht der 13. an diesen Ort gedacht habe, an New York. Aber am Ende des Tages werde ich es wissen. Es war die Vorahnung eines schrecklichen Ereignisses. An diesem Freitag werden wir einchecken zum Flug der Malaysia Airlines MH 370 nach Peking.
Ich dachte an die Twin Towers, dort nach dem Desaster 2001 lähmte die Katastrophe ein ganzes Land, vom Präsidenten bis zum Obsthändler standen alle unter Schock und es dauerte lange bis die Menschen das Unfassbare was geschehen war begriffen hatten.
So geht es wohl den meisten Menschen, es ist eine Abfolge verschiedener Phasen nach großen Ereignissen die wir durchlaufen, um unsere Gefühle zu ordnen. Gefühle zu einem Ereignis, das Geschehene zu sehen, zu begreifen, das Unfassbare als Geschehenes zu akzeptieren und zu erkennen, dass unser Leben
eine Wendung vollzieht. Für einige das Leben endet, für andere das Leben
beginnt.
Ein Leben in Freiheit, weg von den alltäglichen Zwängen. Von Zwängen die wir selbst eingegangen sind. Vom Kredit für unser Sofa oder Auto bis zu einem Versprechen welches wir gegeben haben. Etwas zu tun, für eine Sache von der wir überzeugt waren, dass es eine gute Sache ist.
Es klopft an der Tür unseres Appartements. Wir wohnen erst einen Monat hier. Ich werde öffnen.