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Nutzlos für die Sache

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Laut schreiend lief Wilden über den Flur des Präsidentenpalastes von Minsk und fuchtelte dabei wild mit den Armen herum. Ein verdutztes Mitglied von Tschistokjows Beraterstab, das ihm auf dem Gang entgegen kam, wurde von ihm beinahe über den Haufen gerannt.

„Die Japaner! Die Japaner! Sie werden uns helfen!“, rief der Außenminister lauthals, um voller Enthusiasmus in Artur Tschistokjows Büro zu stürmen.

Der weißrussische Präsident, soeben noch in einen Berg von Akten vertieft, blickte auf und musterte Wilden mit fragender Miene.

„Was ist denn los, Thorsten?“, wollte der Russe wissen.

„Artur! Die Japaner! Sie helfen uns! Hier!“

Tschistokjow nahm seinem Freund das Stück Papier aus der Hand und begann zu lesen. Einen Moment später lächelte er zufrieden und donnerte mit der Faust auf den Schreibtisch.

„Ja!“, schrie er durch sein Büro und klatschte in die Hände.

„Dieses Fax habe ich eben vom japanischen Außenminister Mori bekommen. Matsumoto lässt seine Truppen in Sibirien einrücken, um unseren Kampf zu unterstützen!“

Wildens Gegenüber hüpfte wie ein kleines Kind auf einem Bein um seinen Schreibtisch herum und umarmte den Überbringer der guten Nachricht mit einem Freudenschrei.

„Das ich hätte nicht gedacht! Danke, Thorsten! Wie hast du gemacht?“, fragte Tschistokjow.

Wildens Augen strahlten wie die aufgehende Sonne und er erwiderte: „Ich habe gestern mehrere Stunden mit Mori telefoniert. Es hat mich einiges an Überredungskunst gekostet, aber es hat funktioniert. Jetzt sind wir in diesem Krieg nicht mehr allein!“

„Wir müssen Gott danken!“, stieß der Präsident selig aus und sank erleichtert zurück auf seinen Stuhl.

„Auf Matsumoto können wir uns verlassen!“, meinte Wilden, während der Anführer der Rus für einen kurzen Augenblick völlig gelöst und entspannt wirkte. Endlich handelten die Japaner!

In den folgenden Tagen berichteten die gleichgeschalteten Medien in allen Erdteilen vom „Angriff Japans auf die friedliebenden Kollektivisten“ und geißelten Matsumoto einmal mehr als „Kriegstreiber“ und „verrückten Diktator“.

Der japanische Präsident hatte mit dem Angriff auf Sibirien wahrlich einen kühnen Schritt unternommen und die internationale Presse dankte es ihm mit einem Feuerwerk aus Hetze und Verleumdung. Doch das war nichts Neues. Sowohl Haruto Matsumoto als auch Artur Tschistokjow hatten sich längst daran gewöhnt und nun galt es, dem Gegner einen möglichst schweren Schlag zu versetzen und seine Streitkräfte von zwei Seiten aus zu attackieren.

Frank hätte Julias Foto, das er auf seinem DC-Stick gespeichert hatte, gerne noch einmal angesehen, doch den Datenträger hatten ihm seine Häscher schon zu Beginn der Haftzeit weggenommen, um ihn akribisch nach militärischen Informationen zu durchforsten. So blieb ihm nur die Erinnerung an seine große Liebe. Aber auch die Gedanken an Julia konnten den General, der in einer finsteren Betonkammer geschunden vor sich hin vegetierte, weder retten noch auf Dauer aufheitern.

Richtig geschlafen hatte er seit Wochen nicht mehr und die ständige Angst vor den Aufsehern, die ihn, wenn sie genug Wodka getrunken hatten, gerne einmal unsanft aufweckten und verprügelten, ließ ihn auch in der tiefsten Nacht niemals völlig ruhen. Dieser quälende Zustand des Dösens und der Halbwachheit peinigte den Gefangenen fast mehr als die Folterungen bei den Verhören. Sein Verstand hatte sich inzwischen wieder in ein zerfetztes Fragment aus Furcht und Wahnsinn verwandelt und alle seine Alpträume, die er nach der Holozelle nur mühsam losgeworden war, peinigten ihn sofort wieder, wenn er doch einmal kurz einnickte.

Er würde es diesmal nicht überstehen, da war sich Frank sicher. Eine Flucht war unmöglich und die Kollektivisten würden ihn unter keinen Umständen am Leben lassen, egal ob er ihnen militärische Informationen preisgab oder nicht.

Vor einigen Tagen waren seine mit Narben übersäten Oberarme erneut mit einem Skalpell verunstaltet worden. Dann hatten die Aufseher ihm irgendein Zeug über die Wunden geschüttet, das furchtbar brannte und ihn vor Schmerzen hatte jammern lassen.

„Es ist alles zu Ihrem Besten, Herr General! Damit entzünden sich Ihre zahlreichen Wunden nicht, denn wir brauchen Sie noch und sind stets um Ihr leibliches Wohl besorgt“, hatte der sadistische KKG-Offizier gehöhnt.

Frank hatte es sich längst abgewöhnt, ihm noch zu antworten und meistens war er so sehr mit den Qualen, die sie ihm beständig zufügten, beschäftigt, dass er sowieso keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.

Jetzt hockte er wieder in dieser grauenhaften Kammer und bildete sich ein, dass ihn die Betonwände hasserfüllt anstarrten. Draußen war es dunkel geworden und ein wenig fahles Mondlicht drang durch das kleine Fenster unter der Decke. Ansonsten umgaben ihn lediglich Furcht und Finsternis. Manchmal stellte sich Frank vor, dass Herr Irrsinn gleich seinen bleichen, kahlen Schädel aus der Schwärze herausschieben und ihm zulächeln würde. Doch der wahnsinnige Gefährte kam nicht. Selbst er ließ Frank an diesem gottlosen Ort im Stich.

Die ostasiatischen Verbündeten hatten zuerst die sibirische Insel Sakhalin besetzt und ihren Fuß damit offiziell auf von der Weltregierung beanspruchtes Territorium gesetzt. Matsumoto ließ seinen mündlichen Zusicherungen Taten folgen. Begleitet vom geifernden Wutgeschrei der internationalen Medien, drohte der Weltpräsident Japan daraufhin mit einer weiteren militärischen Intervention, doch das Inselreich ließ sich nicht beirren.

„Japan mischt sich mit einem imperialistischen Angriffsakt in die Angelegenheiten Russlands ein!“, titelten die Blätter in Nordamerika und Europa.

„Matsumoto will Groß-Japan!“, warnten die Washington Daily News am 13. März.

Diese Doppelzüngigkeit war wieder einmal bezeichnend für die Strategie der Weltregierung, denn lange vor Japan hatte sie sich selbst in die innerrussischen Angelegenheiten eingemischt und die Kollektivisten mit riesigen Waffenlieferungen und sogar GCF-Verbänden unterstützt.

„Japan kommt lediglich seiner Bündnispflicht nach!“, hielt das japanische Staatsoberhaupt dem Weltverbund entgegen und forderte diesen noch einmal eindringlich auf, sämtliche GCF-Streitkräfte aus Russland abzuziehen.

Die Reaktionen auf seine Forderungen blieben jedoch erwartungsgemäß aus und so gingen japanische Truppen einige Tage später auch ans sibirische Festland, besetzten Nahodka, um anschließend in Richtung Wladiwostok zu marschieren.

Eine weitere Streitmacht des Inselvolks ging bei Chabarovsk, einem wichtigen Luftstützpunkt der GCF nahe der chinesischen Grenze, an Land und schloss die vor Ort befindlichen Feindstreitkräfte aus GCF und asiatischen Kollektivisten in einer Zangenbewegung ein. Bei Bicevaja wurden die Verteidiger in einem ersten Kampf zurückgeworfen und nach Süden gedrängt. Gleichzeitig schlugen die Japaner eine gegnerische Streitmacht bei Artem und verfolgten ihre Reste nach Norden.

Die nächste Falle schnappte am Fuße des Gebirges von Sihote Alion zu, wo die übrigen Verbände von GCF und Kollektivisten in einer Kesselschlacht vernichtet wurden. Am 17. März hatten die Japaner die karge und felsige Region im sibirischen Süden endgültig unter ihre Kontrolle gebracht und die überraschten Streitkräfte des Gegners weitgehend zerschlagen. Uljanin und seine Verbündeten hatten etwa 80.000 Tote und Verwundete zu beklagen, weitere 30.000 Soldaten gerieten in japanische Gefangenschaft. Matsumotos Entsatzstreitmacht aus knapp 500000 Soldaten hatte um die 40.000 Mann verloren, war jedoch siegreich gewesen und konnte ihren Vormarsch nach Nordwesten fortsetzen.

Bei den erfolgreichen Verstößen der japanischen Armee waren erstmals auch die neuartigen, waffenstarrenden Shosha Panzer zum Einsatz gekommen, die bei den Kämpfen wertvolle Dienste geleistet hatten.

Noch im Siegestaumel stießen die Japaner schließlich Hunderte von Kilometer in das kalte Ödland Sibiriens jenseits der nordchinesischen Grenze vor und standen bald vor riesigen, kaum besiedelten Weiten.

Im Gegenzug reagierte die Weltregierung und ließ GCF-Verbände die Philippinen angreifen. Der japanische Präsident musste nun selbst entsetzt mit ansehen, wie das abtrünnige Land in Südasien, sein Verbündeter, innerhalb weniger Tage von den internationalen Streitkräften über den Schnabel genommen wurde. Die japanischen Hilfsstreitkräfte kamen zu spät. Schon am 23. März war die philippinische Hauptstadt Manila gefallen und die rebellische Regierung abgesetzt worden. Der unabhängige Staat war im Sturm überrannt worden und wurde aufgelöst. Ein der Weltregierung treu ergebener Sub-Gouverneur kam wieder an die Macht und die Philippinen wurden erneut dem Weltverbund angegliedert.

Artur Tschistokjow und sein Kabinett nahmen die Meldungen aus Ostasien mit einem lachenden und weinenden Auge zur Kenntnis. Einerseits hatte sich Japan endlich bereit erklärt ihnen zu helfen, andererseits war einer der wenigen verbündeten Staaten, die sich von der Weltregierung gelöst hatten, innerhalb kürzester Zeit von der Landkarte gefegt worden.

Derweil tobten die Kämpfe im Westen Russlands weiter. Vitali Uljanin verlegte einige Divisionen nach Irkutsk in Sibirien, um einem japanischen Angriff zuvorzukommen, und setzte ansonsten seine Eroberungskampagne im russischen Westen erfolgreich fort.

„Bis zu die japanische Küste es sind fast 14.000 Kilometer!“, stöhnte der weißrussische Präsident. Er sah Außenminister Wilden desillusioniert an. Offenbar hatte sich seine kurzzeitige Euphorie bezüglich des japanischen Eingreifens in den russischen Bürgerkrieg inzwischen wieder gelegt. Sein deutscher Gefährte runzelte die Stirn und wirkte ebenfalls nicht sonderlich zuversichtlich. Er versicherte Artur Tschistokjow, dass er noch einmal mit seinem japanischen Kollegen Akira Mori das weitere Vorgehen durchsprechen wollte.

„Die Japaner müssen tief ins sibirische Hinterland eindringen und eine zweite Front eröffnen. Das ist unsere einzige Chance“, betonte er.

„Was wollen sie in Sibirien? Da ist nur Steppe und Eis und Landschaft mit nichts. Die japanische Armee wird in den Leere laufen und vernichtet werden!“, lamentierte Tschistokjow verzweifelt auf Deutsch und schien auf einen guten Rat seines Freundes zu hoffen.

Wilden grübelte, dann erwiderte er: „Sie müssen zumindest bis nach Irkutsk und Novosibirsk kommen …“

Der Rebellenführer schnaubte vor sich hin, wobei er aufgeregt herumgestikulierte. „Das ist absolut unmöglich! Selbstmord! Wie wollen sie Reserve holen bei so viele Kilometer?“

„Du meinst Nachschub organisieren?“

„Ja! Sind Nachschub so etwas wie Reserve?“

„Kann man so sagen“, sagte Wilden und versuchte zu lächeln.

„Niemals wird Matsumoto so dumm sein. Es wird alles kaputt gehen. Jetzt sind auch noch die Philippinen weg!“, jammerte das weißrussische Staatsoberhaupt.

Der Außenminister runzelte die Stirn und dachte nach. Dann rief er: „Das Meer!“

Tschistokjow blickte ihn entgeistert an. „Das Meer? Willst du Fische fangen, Thorsten?“

Wilden holte seinen DC-Stick aus der Hosentasche und tippte sich durch das Menü. Dann öffnete er eine digitale Weltkarte und machte dem Präsidenten einen Alternativvorschlag.

Was außerhalb der Mauern des grauen Gefängniskomplexes geschah, konnte Frank kaum erahnen. Er hatte zwei Aufseher belauscht, die bei einem Gespräch auf dem Gang erwähnten, dass japanische Truppen in Sibirien einmarschiert waren. Kohlhaas freute sich kurzzeitig über diese Nachricht, wenn sie denn überhaupt der Wahrheit entsprach, fiel dann jedoch wieder in seinen Zustand der Lethargie zurück.

Wie der russische Bürgerkrieg ausging und ob Japan eingriff oder nicht, war für ihn persönlich nicht mehr relevant. Seine Zeit in dieser Welt war so gut wie vorüber. Er stellte sich nur noch die Frage, wann sie ihn endlich erschießen würden oder ob sein gequälter Körper vorher während einer der Folterungen aufgab.

Der KKG-Offizier schien langsam die Hoffnung aufzugeben, von Frank doch noch wichtige militärische Informationen zu bekommen. Und der General hatte nun einmal auch nicht viel zu sagen, selbst wenn sie ihm die Haut abzogen oder sonst etwas mit ihm anstellten.

Artur Tschistokjow besaß seine eigenen Pläne und außerdem hatte sich die Situation in den letzten Wochen so sehr verändert, dass Kohlhaas über Rüstungsvorhaben und Heeresstärken gar nicht mehr auf dem Laufenden sein konnte. Aber das war inzwischen auch unwichtig geworden. Er war Frank Kohlhaas, der Anführer der bei den Kollektivisten verhassten und gefürchteten Warägergarde, und seine Feinde würden sein Lebenslicht bald mit einem zynischen Lächeln austreten.

„Sieh einer an, so beschissen sieht Tschistokjows Kriegsheld heute aus!“, hatte der glupschäugige KKG-Offizier beim letzten Verhör getönt, nachdem er Franks Gesicht mit einigen Faustschlägen bearbeitet hatte.

Seine Gehilfen waren nur in lautes Gelächter ausgebrochen und hatten sich darüber ausgelassen, dass die Waräger schon bald alle tot sein würden. Dann hatten sie ihn in die Zelle zurückgeschleift, nur um ihn einige Stunden später wieder in die Mangel zu nehmen. Kohlhaas bewunderte hingegen die Widerstandskraft seines eigenen Körpers, der mittlerweile eine solche Vielzahl an Prügeln und Schmerzen eingesteckt hatte, dass er es selbst kaum glauben konnte.

„Wir wollen Sie ja nicht umbringen, Herr General!“, hörte er immer wieder. Und das taten die Schergen Uljanins auch nicht. Sie achteten penibel darauf, Frank keine tödlichen Verletzungen zuzufügen und verstanden ihr schmerzhaftes Folterhandwerk als Meister ihres Fachs. Doch bald würde es vorbei sein. Es konnte nicht mehr ewig so weitergehen - das hoffte Frank jedenfalls.

Thorsten Wilden war für einige Tage nach Japan geflogen und traf sich noch einmal mit Außenminister Mori. Dieser war bezüglich des weiteren Vorgehens im russischen Bürgerkrieg mit ihm keineswegs einer Meinung und betonte, dass Japan kaum zu einer noch größeren Landinvasion Sibiriens in der Lage war.

Der ältere Herr aus Deutschland beschwor seinen Kollegen, die Offensive im fernen Osten nicht ruhen zu lassen und machte ihm ein anderes Angebot. Japan sollte seine Truppen mit Hilfe der Kriegsflotte durch das Nordmeer, entlang der sibirischen Küste, bis nach Europa transportieren.

Akira Mori fiel angesichts dieses kühnen Vorschlages fast vom Stuhl und winkte energisch ab. Einen Angriff mit Bodentruppen, die per Schiff Tausende von Kilometer durch das eisige Meer Sibiriens bis nach Murmansk transportiert werden sollten, hielt er zunächst für eine vollkommene Schnapsidee seines verzweifelten Kollegen aus Weißrussland.

Doch Wilden redete wieder und wieder auf ihn ein und versuchte ihm klar zu machen, wie wichtig es war, dass Japan in Westrussland direkt vor Ort eingriff. Der japanische Außenminister reagierte verhalten und verwirrt, schüttelte häufig einfach nur den Kopf, seinen Gast aus Europa ungläubig anstarrend.

Das Gespräch führte schließlich zu keinem für Wilden befriedigenden Ergebnis, aber Mori versprach ihm zumindest, Präsident Matsumoto seinen strategischen Plan in allen Einzelheiten darzulegen.

„I will ask him!“, gelobte der Japaner und verabschiedete den Deutschen mit einem verstörten Lächeln.

Japan hatte ohnehin schon in den Krieg eingegriffen, obwohl Mori zuvor auch eine Landinvasion Sibiriens abgelehnt hatte. Würden sich Präsident Matsumoto und er erneut von Wilden umstimmen lassen?

Gestern hatten GCF-Bomber Nowgorod angegriffen und einige Fabrikanlagen zerstört. Dann waren sie in Richtung Innenstadt geflogen und hatten die Wohnhäuser mit einem furchtbaren Bombenhagel überschüttet. Die wenigen Flugabwehrgeschütze und Kampfjets, welche Tschistokjows Streitmacht zur Verfügung gehabt hatte, waren nach kurzem Kampf vernichtet worden. Jetzt besaß der Feind auch hier die Lufthoheit.

Die Front war in den letzten Tagen weiter nach Westen verschoben worden und die Kollektivisten arbeiten sich schrittweise vor. Östlich von Nowgorod hatten sich die Volksarmisten und einige Verbände der Warägergarde, den schwarz-roten Ansturm erwartend, in den Dörfern und Wäldern verschanzt. Alfred Bäumer befand sich als leitender Offizier unter den Elitesoldaten. Er hatte schon tagelang nichts Richtiges mehr zu essen bekommen. Ab und zu brachten einige Dorfbewohner den Warägern Nahrungsmittel vorbei. Ansonsten blieben ihnen nur die dürftigen Notrationen.

„Wie stark ist der Feind, Herr Bäumer?“, fragte einer der russischen Kameraden. Der Mann schob sein dreckiges Gesicht über den Rand des Schützengrabens.

Alf zuckte mit den Schultern. Er konnte nichts Genaues sagen, aber die Kollektivisten waren wie überall zahlenmäßig deutlich überlegen und ihre Linien schoben sich immer weiter an die Abwehrfront in dieser ländlichen Region heran.

„Die Dorfbewohner haben große Angst vor der Rache der Kollektivisten!“, erklärte ein älterer Warägergardist.

Bäumer nickte und konnte sich ausmalen, was Uljanins Soldaten mit den Einwohnern des benachbarten Dorfes anstellen würden, weil diese ihnen Nahrungsmittel gebracht und sie unterstützt hatten.

Hier im ländlichen Gebiet rund um Nowgorod waren Tschistokjow und seine Rus äußerst beliebt, die Schwarz-Roten hingegen bitter verhasst. Letztere wussten das und hatten bereits angedroht, „mit dem rebellischen Bauernpack aufzuräumen“, sobald die Region erobert war.

Dazu bedurfte es auch nicht mehr viel, denn die Verteidiger waren erschöpft und ausgedünnt. Bis zum Abend verharrten Alfred und die anderen in ihren Stellungen. Dann rückten die Feinde plötzlich durch die verregnete Nacht vor und sie mussten sich aufgrund ihrer Übermacht in das nächstliegende Dorf zurückziehen.

So ging es Tag für Tag, den gesamten April hindurch und an allen Frontabschnitten. In der Ukraine hatten die Rus mittlerweile Kiew besetzt und notdürftig abgesichert. Ob die Stadt aber auch zu halten war, sollte sich erst noch herausstellen. Manchmal flehten sie die verängstigten Einwohner regelrecht an, sie nicht im Stich zu lassen, doch es sah nirgendwo gut aus und es fehlte den Soldaten der Volksarmee an allem.

Am 07. April 2039 hatte Artur Tschistokjow in Minsk den „Tag der russischen Jugend“ mit Paraden und Kundgebungen feiern lassen. Die junge Generation stand ihm nach wie vor mit größter Sympathie gegenüber und der weißrussische Präsident präsentierte sein neues Erziehungsprogramm und diverse Maßnahmen zur Jugendförderung. Sport und Fitness wurden groß geschrieben, ebenso hatte Tschistokjow ein umfassendes Bildungskonzept für die Heranwachsenden entworfen. Etwa 100.000 junge Menschen jubelten ihm auf dem Platz vor dem Präsidentenpalast in Minsk bei seiner Rede zu.

„Ihr seid unsere Zukunft! Ihr werdet mir helfen, ein neues Volk aufzubauen!“, rief er ihnen entgegen und berauschte sich an der massenhaften Zustimmung seiner Zuhörer.

Die Zahl der jungen Männer, die sich freiwillig für die Volksarmee der Rus meldeten, stieg im Zuge dieser Großveranstaltung enorm in die Höhe, doch Soldaten hatte der Rebellenführer niemals genug. Zu klein und unbedeutend waren Weißrussland und das Baltikum im Gegensatz zu den bevölkerungsreichen Regionen, die Vitali Uljanin beherrschte. Dieser führte ständig ähnliche Veranstaltungen durch, beispielsweise die „Parade der schwarz-roten Jugend“ in Moskau, an dem sich etwa 300.000 Mitglieder der Jugendorganisation der KVSG beteiligten.

Verteidigungsminister Gregori Lossov ließ derweil in St. Petersburg weitere Rekruten im Zuge der allgemeinen Wehrpflicht für die Volksarmee einziehen und stellte zwei neue Divisionen auf.

Sie hatten Frank wieder einmal an einen metallischen Stuhl gefesselt und er wartete auf die üblichen Schmerzen und Demütigungen, die jedes Verhör begleiteten. Zwei KKG-Männer hatten sich hinter ihn gestellt und nun betrat auch der sadistische Offizier des schwarz-roten Kampfverbandes den trostlosen Raum.

„General Kohlhaas! Wie geht es uns heute?“, fragte er grinsend.

Frank schwieg teilnahmslos, starrte gedankenlos auf den grauen Betonboden des Verhörzimmers.

„Gut, lassen wir diesen Mist!“, bemerkte der Kollektivist. „Ich habe mit meinen Vorgesetzten Rücksprache gehalten und kann Ihnen hiermit sagen, dass dies heute das letzte Verhör sein wird, Herr Kohlhaas!“

Der Gefangene hob kurz seinen Kopf und blickte den KKG-Offizier an.

„Ja, du hast richtig gehört, mein Freund! Das letzte Verhör! Oder besser gesagt, die letzte Chance! Wenn wir doch noch brauchbare Informationen über Tschistokjows militärische Vorhaben bekommen können, dann wirst du diese Sache vielleicht überleben, Kohlhaas!“

„Ach?“ Frank lächelte gequält.

„Ja! Rede einfach und ich lasse dich vielleicht laufen!“

„Was wollen Sie hören, verdammt?“, stöhnte Frank.

„Das weißt du doch! Wie stark ist die Warägergarde inzwischen? Wo plant Tschistokjow seine nächsten Angriffe? Sag uns endlich, was wir wissen wollen!“

„Ich weiß nichts Genaues. Vielleicht sind es jetzt 5.000 Waräger oder mehr. Scheiße, was weiß ich!“, jammerte Frank verzweifelt.

„Der edle Deutsche spielt schon wieder unwissend, wie? Gut, was soll’s! Wir beginnen mit dem Verhör und wenn dir doch noch etwas Brauchbares einfällt, dann sag uns Bescheid …“

Der KKG-Offizier winkte einen seiner Gehilfen heran, welcher eine Reihe von stumpfen und spitzen Gegenständen auf einem rollenden Tisch vor sich her schob.

„Die Schneiderei lassen wir heute mal. Holt mir den Lötkolben!“, brummte der oberste Aufseher.

Ein KKG-Mann verließ den Raum, um nach einigen Minuten wieder zurück zu kommen.

„Nicht vergessen, großer General, ich gebe dir jetzt noch einmal die Chance zu reden! Ansonsten muss ich annehmen, dass du nutzlos für uns bist und die entsprechenden Maßnahmen anordnen!“

Kohlhaas sagte nichts und ließ seinen Kopf langsam nach unten sinken. Dann brachen die Schmerzen wieder über ihn herein und schreiend und wimmernd überstand er auch dieses grausame Verhör. Wieder erfuhren sie nichts von ihm, weil er nach wie vor nichts wusste.

„Bringt dieses nutzlose Stück Dreck zurück in seine Zelle!“, hörte Frank den KKG-Offizier noch hinter sich fauchen, als ihn dessen Gehilfen wie einen nassen Sack durch den Gang zerrten.

„Jetzt kann ich auch nichts mehr für ihn tun!“, bemerkte der oberste Aufseher kalt und wischte sich die Blutspritzer auf seinem Lederhandschuh mit einem schmutzigen Tuch ab.

Frank kauerte sich halb tot geprügelt in eine schmutzige Ecke der Betonkammer. Draußen auf dem Gang hörte er einige Wärter lachen und johlen.

„Nutzlos für die Sache“ war er, wie der KKG-Offizier so zynisch bemerkt hatte. Wenn man als Gefangener „nutzlos“ war, dann konnte das unter Umständen bedeuten, dass die Folterungen und brutalen Verhöre endlich aufhörten. So hatte Kohlhaas den glupschäugigen Mann jedenfalls verstanden. Allerdings war dies keinesfalls ein Grund zur Freude, denn wer die Kollektivistenführer kannte, wusste auch, was sie mit „nutzlosen“ Gefangenen anstellten: Auf sie wartete die Liquidierung.

Frank war zu erschöpft und gepeinigt, um sich darüber ausreichend Gedanken machen zu können. Er fühlte sich innerlich leer. Blutige Flecken übersäten seine verdreckte Kleidung durch die zahlreichen, kleinen Wunden, die sie ihm heute wieder mit dem Skalpell zugefügt hatten.

Der tapfere General weinte leise vor sich hin, doch war er bemüht darauf zu achten, dass sein Wimmern draußen auf dem Gang nicht zu hören war. Sie sollten nicht merken, dass sie ihn längst gebrochen hatten. Er gestand sich selbst ein, dass er alles über die militärischen Vorbereitungen Tschistokjows verraten hätte, wenn sie ihm nur bekannt gewesen wären.

„Hauptsache sie quälen mich nicht weiter …“, dachte er sich tief im Inneren und wer ihn hätte sehen können, dieses blutende, jämmerliche Stück Mensch in einer dunklen Ecke, der hätte es ihm wohl kaum übel nehmen können. Ab heute war er offiziell für „nutzlos“ erklärt worden.

„Tötet mich doch endlich!“, flüsterte er leise, mit Tränen im Gesicht.

Dann dachte er noch einmal an Julia und stellte sich vor, wie er ihr Engelsgesicht mit seiner schmutzigen Hand streichelte. Irgendwann übermannte ihn jedoch die Erschöpfung und er schlief für einige Stunden auf dem Haufen milbenverseuchter Decken in seiner Zelle.

Vitali Uljanin schritt hochnäsig vor seinen KKG-Offizieren im neu eingerichteten Hauptquartier der KVSG in Moskau auf und ab und sah sie mit seinen listigen, kleinen Augen an.

„Männer, wir ändern unsere Strategie! Schluss mit den halbherzigen Scharmützeln. Ich habe mir vorgenommen, eine riesige Armee aufzustellen und sie konzentriert gegen Tschistokjow zu führen. Es wird ein gewaltiger Hammerschlag, der alles zermalmen wird, was uns noch im Wege steht. Wir werden die schwarz-rote Fahne im Herzen von Minsk hissen und die Revolution damit endgültig zum Sieg führen!“

„Aber es läuft doch alles gut, Herr KVSG-Vorsitzender!“, bemerkte einer der Offiziere. „Überall gewinnen unsere Truppen an Boden.“

Uljanin fletschte die Zähne und warf dem unaufgefordert dazwischen redenden Mann einen verärgerten Blick zu.

„Ich bin dieses Geplänkel leid! Es geht mir mit dem Vormarsch definitiv zu langsam! Wenn wir endlich eine große Streitmacht ausheben, dann überspülen wir Westrussland, Weißrussland und das Baltikum innerhalb kürzester Zeit und können uns im Anschluss den Japanern in Sibirien zuwenden!“, donnerte Uljanin.

Die übrigen KKG-Offiziere schwiegen und schlugen die Hacken zusammen. Der Kollektivistenführer befahl ihnen eine noch intensivere Rekrutierungsarbeit in allen russischen Städten, wobei er von einer mehrere Millionen Mann umfassenden Streitmacht redete.

„Hat uns die Weltregierung denn überhaupt schon ausreichend Infanteriewaffen geliefert, um so viele Soldaten aufstellen zu können?“, wollte einer der Anwesenden wissen.

„Von mir aus drücken Sie den Soldaten ein Küchenmesser in die Hand. Es kommen doch täglich neue Lieferungen aus Europa-Mitte und Nordamerika. Außerdem haben wir selbst schon eine große Zahl an Waffen herstellen lassen. Und wenn der eine oder andere eben nicht so gut ausgerüstet ist, dann interessiert mich das auch nicht weiter. Im Gegensatz zu Tschistokjow haben wir ausreichend Menschenmaterial in Reserve, verstehen Sie?“, gab der spitzbärtige KVSG-Chef zynisch zurück.

„Zu Befehl!“, riefen seine Offiziere und verschwanden. Uljanin verschränkte seine knochigen Arme vor der Brust und sah ihnen mit versteinerter Miene nach.

Anfang April 2039 brachen in Nordamerika schwere Rassenunruhen in den Großstädten aus. Der bei der hispanischen Bevölkerung sehr einflussreiche Politiker Antonio Ramirez hatte mit seiner Forderung eines eigenen Staates für den mexikanischen Bevölkerungsanteil auf dem Gebiet des ehemaligen US-Bundesstaates New Mexico eine wahre Sturmflut ausgelöst, die nun in gewalttätigen Ausschreitungen gipfelte.

Vor allem in Los Angeles und den anderen Großstädten der amerikanischen Westküste gingen Schwarze, Latinos und die überall zur Minderheit gewordenen Weißen aufeinander los. Außerdem hatte Ramirez seine Landsleute aufgefordert, sich trotz behördlichem Befehl keinesfalls mit den implantierten Scanchips registrieren zu lassen. Die Weltregierung hatte zu Beginn des Jahres 2039 die staatliche Zwangsregistrierung der restlichen Bevölkerung im Verwaltungssektor Amerika-Nord angeordnet. Antonio Ramirez sprach in diesem Kontext öffentlich von „Unterdrückungsmaßnahmen“, „Staatsterror“ und sogar „Tierhaltungsmethoden“.

Am 10.04.2039 erlitt der bei vielen Latinos äußerst populäre Mann einen tödlichen Autounfall. Schnell kursierten Gerüchte über einen Mordanschlag durch die GSA und Ramirez Anhänger organisierten einen landesweiten Streik der hispanischen Billiglohnarbeiter, der ganze Industriezweige lahm legte.

Die Unruhen in den Großstädten verwandelten sich innerhalb weniger Tage in bürgerkriegsähnliche Zustände. Die seit Jahrzehnten schwelenden Animositäten zwischen den verschiedenen Ethnien entluden sich in blutigen Krawallen. Am Ende schossen GCF-Soldaten dazwischen.

Die Augen der Weltöffentlichkeit und der Mächtigen wandten sich jetzt ganz den Ausschreitungen in Nordamerika zu und tagelang zeigten die Medien nur Bilder von brennenden Straßenzügen und aufgebrachten Massen. Das Interesse an den Vorgängen in Russland nahm für eine Weile spürbar ab, denn der reibungslose Verlauf der Massenregistrierungen hatte für den Rat der 13 oberste Priorität. Als die Unruhen gegen Ende des Monats schließlich auch Washington und New York erschütterten, wurde die übrige Welt in den Medien fast gar nicht mehr beachtet. Die Mächtigen beorderten etwa 100.000 GCF-Soldaten aus allen Teilen der Welt nach Nordamerika, um die öffentliche Ordnung in den Städten mit brutaler Gewalt wiederherzustellen.

Artur Tschistokjow kamen diese Zustände zu Gute, denn kurzzeitig schwoll die ständige Medienhetze gegen ihn ab und man ließ ihn in Ruhe. Etwa 10.000 GCF-Soldaten wurden aus Russland abgezogen und nach Kanada und in den Norden der ehemaligen USA verlegt. Allerdings hatte sich die militärische Situation dadurch nicht merklich verändert. Noch immer waren die Kollektivisten in Westrussland auf dem Vormarsch, auch wenn ihre Popularität bei Millionen Russen schon spürbar abgenommen hatte. Uljanins Versprechungen waren bisher nicht eingehalten worden und die soziale Lage in den von ihm kontrollierten Regionen hatte sich extrem verschlechtert.

Große Teile des russischen Volkes waren durch die Zwangsenteignungen und Kollektivierungen vollkommen mittellos geworden und nagten am Hungertuch. Der Kollektivistenführer beschuldigte die Rus, dass sie seine „Revolution zum Wohle aller“ aufhielten, und machte sie allein für das soziale Elend und den Bürgerkrieg verantwortlich. Doch seine Worte wurden von immer weniger Russen geglaubt. Viele begannen allmählich ernsthaft am Kollektivismus zu zweifeln und stellten die Lehren Mardochows in Frage.

Innerhalb der Arbeiterschaft und bei den noch ärmeren Bevölkerungsteilen breitete sich die Unzufriedenheit am schnellsten aus, denn längst herrschten chaotische Zustände. Die Stillegung von Betrieben infolge von Rohstoff- oder Brennstoffmangel bedeutete den Ausfall von Lohn.

Mancher sah sich gezwungen, anderweitig, oft in den ländlichen Gebieten, Arbeit zu suchen. Hier griff jedoch der staatliche Zwang ein und es wurde schnell deutlich, dass an die Stelle des Unternehmers nicht die „Armen und Entrechteten“, sondern Uljanin und seine Elite aus kollektivistischen Funktionären getreten waren. Ihnen fielen jetzt sämtliche Profite der Betriebe zu. Die Chefs der KVSG herrschten über die erzielten Gewinne mit eiserner Faust, versetzten Arbeiter oder warfen sie einfach hinaus, wenn sie unnötig erschienen. Letztendlich erreichte wenig des Erwirtschafteten das russische Volk selbst. Der größte Teil blieb „beim Staat“ und wurde von den Kollektivistenführern - angeblich im Sinne des Allgemeinwohls - selbstherrlich vereinnahmt und verwaltet.

Auch der Handel innerhalb des Landes war zum Erliegen gekommen, Privathandel wurde sogar verboten. Häuser und Grundstücke wurden ihren Besitzern zum „Wohle des Volkes“ weggenommen und die Geldbeträge auf sämtlichen Scanchip-Konten durch die kollektivistische Führung eingezogen, um sie „neu verwalten“ zu können.

Viele Funktionäre der kollektivistischen Bewegung und vor allem Uljanin selbst, schienen hingegen deutlich wohlhabender geworden zu sein. Wer sich im schwarz-roten System als treuer Diener hervorgetan hatte, der durfte ausnahmsweise doch Privateigentum besitzen und erhielt zahlreiche andere Privilegien. Oft zogen die Funktionäre der KVSG in die schönsten Häuser und fuhren Karossen, von denen die von ihnen angeblich vertretenen Entrechteten nur träumen konnten.

Viele der Unzufriedenen blickten in dieser Zeit nach Weißrussland und ins Baltikum und sahen wesentlich glücklichere Völker, welchen es, trotz Bürgerkrieg, deutlich besser als ihnen ging. Aber noch waren die Anhänger Uljanins zahlreich genug und prügelten mit brennendem Fanatismus jede öffentliche Kritik am Kollektivismus nieder. Ihr Terror gegen das russische Volk nahm derart zu, dass sich dank eines ausgeklügelten Systems von Überwachungen und Liquidierungen kaum noch Widerstand regte.

Als einige Tausend halb verhungerte Werktätige in Kazan schließlich doch einen Streik als Protest gegen die brutalen Zwangsmaßnahmen organisierten, wurden sie von KKG-Trupps zusammengeschossen und ihre Rädelsführer als „Arbeiterverräter“ hingerichtet.

Die Rus versuchten derweil wieder verstärkt, den Kampf gegen den Kollektivismus auf geistiger Ebene fortzuführen und rüsteten ihre Kampfverbände mit Flugblättern, Datendisks und anderem Werbematerial aus. Das weißrussische Fernsehen beteiligte sich an der Werbeoffensive und forderte alle unzufriedenen Russen auf, sich dem Kampf gegen den „kollektivistischen Massenterror“ anzuschließen.

Und die Kampagne war durchaus erfolgreich. Bis Anfang Mai strömten nicht weniger als 40.000 junge Männer aus Zentral- und Ostrussland zu den Rekrutierungsstellen der Volksarmee und zwei weitere Freiwilligendivisionen konnten aufgestellt werden. Als die Soldaten Tschistokjows versuchten, die verlorene Stadt Orel zurückzuerobern, stellten sich die meisten der noch verbliebenen Einwohner auf ihre Seite und unterstützen sie bei ihrem Angriff.

Das in der halb zerstörten Stadt provisorisch eingerichtete KVSG-Büro wurde von einer bewaffneten Volksmasse belagert und der örtliche Kollektivistenführer gelyncht. Nach einigen Tagen war Orel von der Volksarmee eingenommen worden und Peter Ulljewskis Verbände rückten nach, um die restlichen Feindkräfte auszuschalten. Allerdings war die Eroberung Orels nichts als ein Phyrrussieg, denn die weißrussischen Streitkräfte waren zu schwach, um die verwüstete Stadt auf Dauer halten zu können. Uljanins Soldaten verhielten sich jedoch erst einmal ruhig, denn sie versammelten sich zu einem Angriff furchtbarer Größe, der auch alle Verteidiger Orels mühelos zermalmen konnte.

Beutewelt V. Bürgerkrieg 2038

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