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An den Küsten Norwegens trafen Eirik und Bragi auf einen Wikinger namens Jokell. Der Wikinger ließ gerade den Jüngling hinter sich und war zu einem Mann herangewachsen und trug ein rotbraunes Fuchsfell, welches zu seinen roten Haaren passte.

Jokell hatte eine Schar von Wikingern um sich gesammelt, allesamt rauflustige Kerle, denen der Sinn nach Beute und Kampf stand. Und da Eirik und Bragi gerade nichts Besseres zu tun hatten, schlossen sie sich der Bande an.

Eigentlich war es Jokell, der die beiden fragte, sich ihnen anzuschließen. Staunend trat er an Bragi heran. „Einen so großen Kerl könnten wir wirklich gebrauchen. Ihr schlagt bestimmt fest zu. Wisst Ihr denn auch mit Waffen umzugehen?“

Bragi klopfte auf das Schwert an seiner Seite. „Natürlich! Doch brauch ich die Klinge nicht, um jemanden einen Kopf kürzer zu machen. Das bekomme ich auch mit meinen bloßen Händen hin!“

Bragi lachte und Jokell stimmte mit ein. „Ja, das glaube ich“, antwortete er. „Und Ihr? Ihr seid sein Begleiter, richtig?“

Nun fühlte sich Eirik doch etwas in seiner Ehre gekränkt. „Eigentlich begleitet er mich. Eirik Trollblut nennt man mich. Ich bin Skalde, dichtete schon an so manchen Königshöfen und habe sie auch auf ihren Raubzügen begleitet.“

„Gewiss“, antwortete Jokell. Er deutete auf eine Reihe von Schiffen, die in der Ferne am Strand angelandet waren. „Das eine Langschiff dort gehört mir, ich nenne es Gischtschneider. Die anderen drei gehören weiteren Wikingern, die ich Euch gerne vorstelle. Wir wollen morgen abreisen.“

„Und wohin soll es gehen?“, fragte Eirik.

„Die Küsten der Dänen“, antwortete Jokell und stemmte die Hände in die Hüften. „Wir werden ein paar Wochen oder Monate die Schrecken der Dänen sein, bis unsere Schiffe voll beladen sind, so sehr, dass sie es kaum zurückschaffen!“

„Klingt gut“, sagte Eirik, „doch will ich das noch mit meinem Begleiter besprechen.“

„Macht das, lasst Euch Zeit. Ich bin dann bei meinem Schiff.“

Jokell entfernte sich. Sogleich sagte Bragi: „Also, was sagst du? Wieso sollten wir uns ihnen nicht anschließen? Jokell macht einen tüchtigen Eindruck und die Schiffe ebenfalls. Außerdem waren wir länger nicht mehr auf Wikingfahrt. Haben wir es uns nicht in letzter Zeit zu leicht gemacht?“

„Vielleicht wird diese Wikingfahrt ein Reinfall, wenn sie von einem unerfahrenen Wikinger angeführt wird. Dann hat es keinen Zweck und wir verschwenden nur unsere Zeit. Oder unser Leben.“

Bragi schüttelte seinen großen Kopf. „Du machst dir wieder zu viele Gedanken. Suche nicht nach Ausreden, wenn es dir zu gefährlich erscheint.“

„Ich bin kein Feigling!“, sagte Eirik, der sich wieder in seiner Ehre gekränkt fühlte. „Du willst auf Wikingfahrt gehen? Gut, dann gehen wir eben auf Wikingfahrt. Doch lass mich Jokell noch ein paar Fragen stellen.“

Bragi lächelte ein breites Grinsen. „Nur zu.“

Sie gingen beide zum Strand. Die Wikinger bei Jokell’s Schiff unterbrachen ihre jeweiligen Tätigkeiten, als die beiden sich vorstellten und ihnen ihren Beschluss mitteilten.

„Auch der mit dem einen Auge?“, fragte einer der Wikinger. Er hatte damit Eirik gemeint, der in der Tat eine Binde über sein ausgestochenes Auge gebunden hatte.

Wieder war es sein Ehrgefühl, was sich beleidigt zu Wort meldete. „Wer auch immer mein Kampfgeschick in Frage stellt, den kann ich es gerne hier und jetzt beweisen! Ich stelle mich jedem.“

„Nur ruhig!“, sagte Jokell und stellte sich zwischen die beiden Gruppen. „Jetzt ist noch nicht die Zeit gekommen, die Klingen rot zu färben. Blut und Kampf werden wir noch genügend haben, wenn die Küsten der Dänenlande erreicht haben.“

„Mir soll es gleich sein“, antwortete Eirik und rückte sich das Band über dem Auge zurecht. „Doch Jokell, Euch möchte ich noch etwas fragen: Dieses Schiff, von wem habt Ihr es?“

Jokell drehte sich zur Gischtschneider um. „Nun, eigentlich gehört es meinem Vater, Rannveig. Vielleicht habt Ihr von ihm gehört? Er ist ein ehrbarer, reicher Mann aus Norwegen. Nein? Ich bin sein jüngster Sohn und mein Vater beliebte es sich darüber zu beschweren, dass die jungen Leute heute viel zu wenige Wagnisse eingehen und es sich lieber Zuhause bei Met und Bier gemütlich machen, anstatt in die weite Welt zu ziehen, einem edlen Herrn zu dienen und oder sich Reichtümer durch Waffengewalt zu beschaffen. Leider gehören meine älteren Brüder nicht zu dieser tüchtigen Sorte, also liegt es an mir, ihn eines Besseren zu belehren.“ Währenddessen ging Jokell um seine Männer herum, erklomm die Bordwände und stellte sich vorne an den Bug. „Und dafür habe ich sein einziges Schiff genommen. Seine Erlaubnis habe ich dafür nicht eingeholt. Ich sammelte ein paar Männer zusammen und dann machten wir uns auf, bevor mein Vater und meine Brüder etwas mitbekamen. Doch das wird er mir verzeihen, wenn ich mit Raubgut und Geschichten zurückkomme.“

„Aha, wie ich es mir schon gedacht habe“, sagte Eirik. „Unerfahren und wahrscheinlich waghalsiger, als für ihn gut ist. Doch diese Frechheit, das Schiff einfach so zu nehmen, das gefällt mir. Also gut, ich bin auf jeden Fall dabei. Und vielleicht erleben wir ja gemeinsam Abenteuer, die es wert sind, in Verse gekleidet zu werden.“

Nun war auch in ihm die Lust nach Kampf und Wagnis erwacht. Jokell's Geschichte hatte ihn angespornt und nun gefiel ihm der Gedanke, eine Weile mit diesem Jüngling und seiner Bande auf Raubzüge zu gehen.

„Ein Skalde …“, sprach einer der Wikinger abschätzig.

Das hätte Eiriks Laune beinahe vermiest. „Mein Angebot steht noch immer“, sagte er mit der Hand am Schwertgriff.

Eirik Trollblut - Der Draugr

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