Читать книгу Eirik Trollblut - Der Draugr - Alexander Naumann - Страница 7

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Zahlreich waren ihre Heldentaten aus dieser Zeit. Auch wenn ihre Fahrt nicht mehr als ein halbes Jahr andauerte, befuhren sie doch viele Küsten, überfielen viele Schiffe, lieferten sich Streit mit anderen Wikingern und kämpften sie gegen die Herrscher anderer Länder, die versuchten ihrem Treiben das Handwerk zu legen. Eirik gaben diese Abenteuer Inspiration für die ein oder andere Strophe. Jokell Fuchsfell hörte sie gerne, wie auch die beiden treue Freunde wurden. Auch Bragi und Jokell verstanden sich hervorragend, wobei der Bär von einem Mann bei der Mannschaft beliebter war als der oft eigensinnige Eirik.

Jokell zeigte sich, trotz seiner Jugend, als ein verständiger und bedächtiger Seefahrer und Kämpfer. Er war sich nicht zu stolz, den Ratschlag erfahrener Wikinger einzuholen und bei seinen Entscheidungen einzubeziehen. Dabei hörte er sich auch an, was Eirik zu sagen hatte, auch wenn die Seefahrt nicht unbedingt zu seinen Stärken gehörte. Fähige Männer befehligten die anderen beiden Schiffe und so machten sie ohne große Schwierigkeiten die Wasser unsicher.

Einmal trug es sich zu, dass sie bei ihrer Fahrt auf eine andere Gruppe von Wikinger-Schiffen trafen. Die ersten Momente solcher Begegnungen waren immer spannend, da niemand auf beiden Seiten wissen konnte, wie sie sich verhalten sollten, ob die anderen Wiking-Fahrer Freund oder Feind waren oder lediglich davon segeln würden. In diesem Fall war es schnell entschieden: Die anderen Wikinger begrüßten sie mit Beschimpfungen, Herausforderungen und indem sie die Schilde von der obersten Planke nahmen. Jokells Truppe ließ sich jedoch nicht einschüchtern und erwiderte mit wilden Herausforderungen und indem sie sich ebenfalls mit den Schilden ausrüsteten. Beinahe wären die Schiffe so einfach aneinander vorbeigefahren, wenn einer von Jokells Schiffsführern nicht auf die Idee gekommen wäre, eines der feindlichen Schiffe zu rammen und es zu überfallen. Von dem plötzlichen Angriff überrascht, nahmen die anderen feindlichen Langschiffe Reißaus. Auf dem Deck entbrannte ein kurzer, aber heftiger Kampf. Nachdem Jokell befahl, sich dem Handgemenge anzuschließen, gaben die feindlichen Wikinger schnell auf. Damit war ihre kleine Flotte um ein weiteres Schiff und eine weitere Mannschaft gewachsen. Denn es stellte sich heraus, dass diese Männer sich sowieso von ihrer Gruppe trennen wollten. Danach reparierten sie die Schäden am Bug, versorgten die Verwundeten und man schloss Freundschaft. Jokell versprach ihnen denselben Ruhm und dieselben Reichtümer wie seinen eigenen Männern und dass sie gerecht behandelt würden, wenn sie sich loyal verhielten. Und dieses Wort sollte er halten.

Ihre Zahl gewachsen, suchten sie schließlich Dänemarks Küsten heim. Ein jeder bekam die Chance, seine Kraft und Kühnheit unter Beweis zu stellen, während sich die Bäuche ihrer Schiffe mit Beute füllten. Ihre plötzlichen Überfälle gaben ihren Opfern wenige Gelegenheiten, sich zu verteidigen, doch bald stießen sie auf einen Herren des Landes, der sie zu Lande stellen versuchte. Sie hätten davonfahren können, zurück in die Heimat oder sich andere Küsten suchen können, wo ihnen geringerer Widerstand drohte. Doch Jokell entschied sich für die Konfrontation. Alle stimmten zu. So rüsteten sie sich und zogen aus, dem Schutzheer des Landes entgegen.

Der Feind erwartete sie auf einer Hochebene nahe der Küste. Der Schutzherr nannte sich Grimarr, mit mächtiger Stimme verlautbarte er ihnen seinen Namen und seine Herausforderung. Jokell ließ sich davon nicht einschüchtern und gab ebenfalls seinen Namen bekannt, dass er sich Fuchsfell nannte und dass sein Vater Rannveig aus Norwegen war. Grimarr’s Männer waren ihnen an der Zahl überlegen, doch Jokell und seine Männer scheuten den Kampf nicht. Es kam zum Zusammenstoß, auf beiden Seiten wüteten sie heftig und fällten viele Krieger.

Die zahlenmäßige Überlegenheit erlaubte es Grimarr, seine Männer breiter aufzustellen und ihnen somit in die Seite zu fallen. Dorthin befehligte Jokell seine besten Männer. Bragi und andere Krieger, die sich in den vorigen Abenteuern ausgezeichnet hatten, hielten an der empfindlichen Flanke nicht nur dagegen, sie konnten gar das Blatt wenden und den Feind so bedrängen, als hätten sie hier die Überzahl.

Bragi tat sich vor allen anderen hervor, indem er im Laufe der Kampfhandlung gleich drei Huskarle von Grimarr mit jeweils einem Hieb niederschlug. Später erhob er Anspruch an deren Waffen und Rüstzeug. Niemand wagte Einspruch.

Eirik blieb dicht bei Jokell, gemeinsam lichteten sie die Reihen der Gegner. An diesem Tag erkämpfte sich Eirik den Respekt auch derjenigen, die über ihn als Skalden noch immer abschätzig dachten. Jokell selbst erschlug Grimarr, trug allerdings eine Wunde am Arm davon, die es ihm die nächsten Tage nicht erlaubte, das Schwert im Kampf zu schwingen. Dennoch waren damit ihre Überfälle nicht beendet, er hielt sich lediglich zurück, bis die Verletzung geheilt war. Eirik sprach einen Runen-Spruch mithilfe der Laguz-Rune, der die Heilung begünstigen sollte. Erst dann erfuhr Jokell, dass sich Eirik auch auf die Runen-Magie verstand.

„Ich bin beeindruckt“, sagte Jokell und betastete seine Wunde. „Es fühlt sich auch schon besser an! Was könnt Ihr noch? Dem Feind die Klingen rostig machen? Regen und Unwetter abhalten? Gute Ernte bringen?“

„Vielleicht“, sagte Eirik und lächelte geheimnisvoll. „Wenn ich sage, was ich alles kann, dann kommen andere zu mir und wollen, dass ich ständig diesen und jenen Runen-Spruch anwende. Nein danke. Ich stehe nicht als Sprücheklopfer zur Verfügung.“

Jokell bewegte den Arm und nickte zufrieden. Die Verletzung war noch lange nicht verheilt, dazu hatte Eirik nicht die Kraft. Der Spruch sollte lediglich die Heilung beschleunigen. „Ihr solltet den Arm trotzdem schonen“, sagte Eirik.

„Natürlich, was immer Ihr sagt!“, antwortete Jokell.

Solche und andere Abenteuer erlebten sie während ihrer Raubzüge. Der Herbst zog vorüber und der Winter drohte bald, Reisen und Schiffsfahrten zu erschweren. Ihre Schiffe waren voll beladen, gleichzeitig trugen viele Wikinger Verletzungen nach den Kämpfen davon. All diese Umstände brachten Jokell dazu, eines Abends, als sie am Land ein Lager aufgeschlagen hatten, das Thema Heimreise anzusprechen.

„Wir haben viele Kämpfe hinter uns“, begann er, während alle Wikinger um mehrere Feuer herumsaßen. „Wir haben Blut vergossen und selber geblutet, während sich unsere starken Arme mit denen unserer Gegner maßen. Unsere Schiffe sind so gefüllt mit Reichtümern, dass es schwierig ist, in ihnen zu treten und selbst mein treuer Gischtschneider gleitet nicht mehr so schnell durch das Wasser. Der Winter naht, die Nächte werden länger und kälter. Ich bin mir sicher, die meisten von uns sehnen sich nach einer warmen Stube, ein heimisches Feuer und gewohnte Gesichter. Wir sollten mit der Heimkehr beginnen.“

Zustimmendes Gemurmel unter den Wikingern. Jokell hatte gut gesprochen und allen leuchtete sein Vorschlag ein.

Bragi wandte sich an Eirik. „Was machen wir? Zu zweit klappt das mit dem Wikinger-Handwerk sicherlich nicht.“

Die Frage war berechtigt. Bragi und Eirik waren Reisende, sie hatten keinen Herrn, keine Familie, keinen Hof, an den sie zurückkehren konnten.

„Sie werden uns bestimmt nach Norwegen oder Schweden mitnehmen“, antwortete Eirik. „Wir sollten uns umhören, welches Schiff wohin fährt und uns ihnen anschließen. Dann sehen wir, was wir machen. Vielleicht finden wir jemanden, der uns ein Dach für den Winter bietet. Das wird schon klappen.“

Bragi nickte zufrieden. Das genügte für ihn. Irgendwie klappte es immer.

Da setzte sich Jokell neben ihnen. „Ich habe mitgehört, nehmt es mir nicht Übel. Wieso kommt ihr beiden nicht mit mir? Ich nehme ein paar Männer mit zum Hofe meines Vaters. Wir werden dort den Winter zubringen. Rannveig kann immer ein paar tüchtige Männer gebrauchen.“

„Hast du nicht gesagt, du hast dir das Schiff ohne die Erlaubnis von Rannveig genommen?“, fragte Eirik.

Jokell zuckte nur mit den Schultern. „Wenn er sieht, mit wie vielen Reichtümern ich zurückkehre, wird er nicht böse sein und euch freundlich aufnehmen. Da bin ich mir ganz sicher. Kommt, was habt ihr zu verlieren? Habt ihr irgendeinen anderen Ort, an den ihr beide gerne den Winter verbringen würdet?“

Eirik und Bragi schauten sich kurz an. „Eigentlich nicht“, antwortete Eirik. „Wir nehmen deine Einladung gerne an.“

Und damit war es abgemacht.

Eirik Trollblut - Der Draugr

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