Читать книгу Chef, wir müssen reden. Der Traum vom Ausstieg auf Zeit - Alexander Reeh - Страница 8
ОглавлениеLife is for living
Einleitung
Liebe Leserin, lieber Leser,
»Hört zu, ich will euch von einem guten Lande sagen, dahin würde mancher auswandern, wüsste er, wo selbes läge. Wer nichts kann, als schlafen, essen, trinken, tanzen und spielen, der wird dort zum Grafen ernannt. Jede Stunde Schlafens bringt einen Gulden ein und jedes Gähnen einen Doppeltaler.«
Vielleicht haben Sie schon von diesem – leider nie entdeckten – Land gehört, dem Schlaraffenland, von dem Ludwig Bechstein in einem Märchen berichtet. Stellen Sie sich vor, Sie erwachen morgens vom leisen Plätschern der Wellen, die Wedel der Kokospalmen wiegen sich sanft im warmen Wind. Das Frühstück auf der Terrasse besteht aus knusprigen Pfannkuchen und einem exotischen Obstsalat. Ihr Blick wandert hinaus auf das smaragdgrüne Meer, während Sie der Duft von Frangipani umgibt. Schon kehren die ersten Fischer mit ihrem Fang zurück und im Geiste malen Sie sich Ihr Abendessen aus … Doch dazwischen liegt noch ein aufregender Tag, vielleicht Schnorcheln in der türkisfarbenen Lagune, Kanu fahren und dabei eine unbekannte Insel entdecken, ein Plausch mit den Eingeborenen …
Doch die Realität sieht anders aus: Jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe klingelt uns der Wecker erbarmungslos aus unseren Träumen. Nieselregen, die üblichen verstopften Straßen, jeden Tag der gleiche Büro-Mief, dazu die muffigen Gesichter der Kollegen.
Dabei ist die Sehnsucht danach, sich einfach mal aus dem Alltag auszuklinken und die Seele baumeln zu lassen, größer denn je. Ob Almhütte oder Atlantiküberquerung, Pilgern auf dem Jakobsweg oder mit den Kindern auf dem Spielplatz, laut einer Forsa Umfrage wünschen sich 38 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland eine Auszeit.
Allerdings ist die Zahl derer, die es freiwillig wagen, die alltägliche Tretmühle anzuhalten, noch klein. Zu groß ist die Angst, nicht mehr an den ursprünglichen Arbeitsplatz zurückkehren zu können. Zu mächtig noch immer die Vorurteile, die in unserer Gesellschaft den Menschen entgegengebracht werden, die nicht arbeiten.
Dabei stehen die Chancen auf ein »Sabbatical« heutzutage so gut wie nie zuvor. Dieser heute gängige Begriff entstammt einem biblischen Brauch, der im Zweiten Buch Mose beschrieben wird:
»Sechs Jahre sollst du dein Land besäen und seine Früchte einsammeln. Aber im siebten Jahr sollst du es ruhen lassen«, heißt es dort. Professoren in den USA waren die ersten, die sich die Bibelstelle zu Herzen nahmen. Sie führten an den amerikanischen Universitäten Sabbaticals ein: Auszeiten von einem halben Jahr, in denen die Professoren dem Lehrbetrieb den Rücken kehren können, um sich völlig ihrer Forschungsarbeit zu widmen.
Auch hierzulande machen inzwischen in vielen Betrieben Arbeitszeit- und Urlaubskonten eine solche Pause möglich. Der Arbeitnehmer spart dazu Urlaubstage an, die er dann für eine Auszeit an einem Stück nimmt. Oder aber er bekommt über einen festgelegten Zeitraum reduzierte Bezüge, arbeitet aber voll und nimmt anschließend eine Auszeit, in der das Gehalt gleich bleibt.
Da Auszeiten dem »Burn-out« vorbeugen und die Mitarbeiter oft hochmotiviert an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, stößt diese Form des Langzeit-Urlaubs bei den Chefs inzwischen nicht mehr durchwegs auf taube Ohren.
Allerdings sollte ein »Sabbatjahr«, egal ob drei oder zwölf Monate, gut vorbereitet und geplant sein. Tipps, wie Sie Ihren Chef überzeugen und wie auch Ihr Ausstieg auf Zeit gelingt, finden Sie im Anhang dieses Buches.
Und nun, Arbeit adé, lassen Sie sich von den vielfältigen Berichten der in diesem Buch versammelten »Auszeiter« überraschen und inspirieren.
Viel Spaß dabei und bei Ihrer Auszeit wünscht Ihnen Ihr
Alexander Reeh