Читать книгу Oceanside Affairs - Alexandra B. Schopnie - Страница 8

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26.10.19, 22: 02 Uhr

Hey Chase!

Ich musste etwas über deine Frage grübeln, die, ob du so bist, wie ich es erwartet habe. Ich habe wirklich darüber nachgedacht, aber eine richtige Antwort kann ich dir nicht geben. Du bist es ja schon gewohnt, dass Leute etwas von dir wissen: ich kenne deinen Wikipedia-Eintrag und habe ein paar Interviews mit dir gelesen/geschaut. Durch Oceanside Murders weiß ich, wie du als Alex Logan bist und durch die Interviews, wie du bist, wenn du weißt, dass Fans und Arbeitgeber dir zuhören. Ich habe dich bereits einmal auf einer Convention in L.A. gesehen, aber auch das ist letztlich ja dein Job und nicht unbedingt frei von Alex Logan. Die Fans erwarten schließlich auch ein wenig, dass du dich so verhältst wie er.

Dem richtigen Chase Anderson bin ich also bei Twitter begegnet. Er scheint nett zu sein. Ich muss noch sortieren, was zu welcher Person gehört, was echt ist, was nur Serie. Wenn wir weiter miteinander schreiben, werde ich dir irgendwann eine gute Antwort geben können. Bist du einverstanden?

Gute Nacht, Maddie

28.10.19, 19: 33 Uhr

Hey Maddie, danke für deine Antwort auf meine schwierige Frage. Ich hatte lange Drehtage diese Woche und verbringe so viel Zeit als Alex Logan, dass ich uns selbst manchmal durcheinanderbringe.

Es ist spannend, dass du versuchst, die Trennlinie zwischen mir und ihm zu ziehen – viele Fans wollen das nicht. Ich kann das sogar verstehen: er war bei den Marines, ist ein Detective, hat quasi nie Angst, übernimmt Verantwortung… Er ist der Held in einer Geschichte voller Action, Drama und einem Hauch Erotik.

Wie Alex bin ich sonst eher kein Typ, der viel am Laptop sitzt, ansonsten unterscheiden wir uns natürlich. Vielleicht wirst du einige der Unterschiede feststellen, vielleicht wirst du sie lieber übersehen – auch okay.

Der Dreh und alles Drumherum nimmt viel Zeit ein, so dass nicht mehr viel übrig bleibt. Im Dezember haben wir allerdings Drehpause. Wie verbringst du Weihnachten?

Im Januar ist die nächste Convention in L.A. – wirst du wieder da sein?

Genaugenommen kennen wir uns dann ja sogar schon, vermutlich haben wir uns auf der Con gegenübergestanden und haben ein paar Worte gewechselt, oder?

Wenn du kommst, sagst du es mir?

Gruß, Chase

28.10.19, 22: 25 Uhr

Lieber Chase. Mir geht es wie dir, mein Job fordert Zeit und Hingabe. Schauspielern muss ich auch des Öfteren. Vergangene Woche zum Beispiel haben wir im Sportunterricht geübt, an einem Seil hochzuklettern und damit das besser klappt, haben wir so getan als wären wir Tarzan oder Jane oder wahlweise auch ein Gorilla-Junges ;-)

Weihnachten ist bald auch schon wieder, die Zeit vergeht so schnell… Ich fahre über die Feiertage zu meinen Eltern, ihnen ist das Fest sehr wichtig. Geschenke gibt es wenige, aber ausgesuchte und wunderbares Essen. Wo verbringst du deine freie Zeit? Wo lebst du überhaupt – in Oceanside direkt oder in L.A. oder ganz woanders? Da ich mit der Klatschpresse nicht hinterherkomme, weiß ich nicht mal, ob du derzeit eine Freundin hast, die du vielleicht besuchen möchtest oder so. (Das ist gelogen, ich weiß, dass die Klatschpresse schreibt, du seist Single, aber wer weiß, ob die Recht haben.) Oder fährst du zu deiner Familie nach Australien? Machst du was mit Freunden?

Liebe Grüße und gute Nacht, Maddie

29.10.19, 6: 21 Uhr

Liebe Maddie,

tatsächlich bin ich nicht richtig informiert darüber, was die Klatschpresse gerade denkt. Ich denke, ich bin derzeit nicht liiert. Solange ich also nichts verpasst habe, habe ich wahrscheinlich Recht.

Wenn du nach meinem Beziehungsstatus fragst, ist es eine Sache. Wenn ich dich frage, ist es unelegant, deswegen lasse ich es (vorerst). Es geht mich auch nichts an.

So wie du offenbar findest, dass es mich nichts angeht, ob du zur L.A.-Convention kommst – ja, ich habe bemerkt, dass du meine Fragen dazu ignoriert hast!

Aber na gut, es ist ja auch noch etwas Zeit bis dahin. Ich bin gerade vom Joggen wiedergekommen und habe um neun Uhr Trainingsbeginn für einen bestimmten Stunt, den ich selbst übernehmen möchte/soll. Hat was mit brennenden Autos zu tun, wird bestimmt ein Spaß. L.A. bietet sich als Wohnort an, weil wir hier im Studio drehen, wobei mir Oceanside eigentlich besser gefällt. Es gibt an der Küste einige schöne Orte, die einen Besuch wert sind.

Den Dezember werde ich größtenteils bei meiner Familie sein – in Australien herrscht zu der Zeit bestes Wetter. Die Crew wird zur zweiten Familie, wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, aber es ist eben doch nicht dasselbe. Warst du schon mal in Australien?

Chase

29.10.19, 21: 45 Uhr

Australien? Du meinst den Kontinent, wo 80% aller tödlichen und giftigen Tierarten leben? ;-) Bisher nicht. Wenn ich ehrlich bin, bin ich noch gar nicht aus den USA rausgekommen bis auf einen Besuch bei meiner Verwandtschaft in Puerto Rico als Kind. Mein Vater kommt von dort, aber die Familie ist schwierig und wir haben vor allem Kontakt zu denen, die auch in die USA ausgewandert sind. Die Familie meiner Ma besteht aus engstirnigen Südstaatlern, die der Meinung sind, mein Dad sei nicht gut genug für meine Mum. Klassischer, unausgesprochener Minimalrassismus. Es läuft also meistens auf uns drei hinaus, da kommen wir auf den größten gemeinsamen Nenner.

Ist es jetzt schon wieder merkwürdig, dass ich weiß, wie deine Eltern heißen? Damit es fair bleibt: ich habe keine Geschwister und meine Eltern heißen Rose und Esteban.

Ich bin müde, obwohl es noch früh ist. Die Tage werden immer grauer und kürzer hier, ich vermisse die Sonne. Schickst du mir im Dezember etwas australisches Wetter mit Sonnenlicht und Kängurus? Ich wäre sehr neugierig auf deine Heimat, trotz der giftigen Tiere.

Bezüglich der Convention: Ja. Du hast Recht, ich habe die Frage übergangen. Meine beste Freundin Lea und ich werden da sein und ich werde eine von Tausenden im Publikum sein, die dir zujubeln und mir dabei vermutlich komisch vorkommen, denn jetzt kenne ich dich. Maddie

29.10.19, 22: 11 Uhr

Ich kenne jetzt die Namen deiner Eltern, aber deinen immer noch nicht. Ich tippe auf Madeline, richtig? Wenn deine Mutter einen Puerto-Ricaner geheiratet hat, hast du vielleicht einen klangvollen spanischen Nachnamen, dunkle Haut und dunkle Augen.

Mir ist aufgefallen, dass du mir fast immer abends schreibst, meist am Wochenende. Liegt das daran, dass du wann anders keine Zeit findest oder daran, dass du Momente findest, in denen dir niemand über die Schulter sehen kann? Okay, jetzt habe ich mehr oder weniger doch nach deinem Beziehungsstatus gefragt – tut mir Leid. Und natürlich schicke ich dir Sonne mit Kängurus, die Frage war wirklich süß.

Und was die Convention angeht, finde ich, dass allerhöchstens ich mir komisch vorkommen sollte – schließlich baut das ganze Konzept darauf auf, dass ich zwei Tage lang die richtigen Sachen sage, immerzu witzig und charmant bin und meine Haare perfekt sitzen. Vermutlich kommen sich alle Beteiligten manchmal merkwürdig vor, aber unterm Strich macht es Spaß. Oder? Chase

29.10.19, 22: 14 Uhr

Lieber Chase,

ja, es macht Spaß. ☺Du bist gut in dem, was du tust, und deine Kollegen sind genauso super.

Ich weiß nicht, wie mein Freund Pete, mit dem ich zusammenlebe, es finden würde, wenn er wüsste, dass ich mit jemandem so regelmäßig schreibe. Deshalb ja, ich verstecke dich. Er soll sich keine Gedanken machen – für ihn bist du weiterhin weit weg, nur eine Fernsehschwärmerei namens Alex Logan. Daher auch mein Zögern: wenn ich dir meinen ganzen Namen sage, wirst du mich googeln und dann bist du auf einmal viel weniger weit weg.

Deine Madeline Valentina (…)

29.10.19, 22: 18 Uhr

Liebe Maddie,

ich stelle mir dich als eine lebendige, wortreiche Person vor, irgendetwas zwischen Mädchen und junger Frau. Ich glaube, dass du mit ganz viel Energie und Empathie deinen tollen Job meisterst und ich frage mich, wie es kam, dass du so gern Oceanside Murders guckst, wo du doch wahrscheinlich gar kein Typ bist für (manchmal) flache Dialoge und Schusswaffen. Was magst du daran? Du bist vermutlich klug, sportlich und offensichtlich kommunikativ – kein Wunder, dass jemand da ist, der bei dir lebt und dich für sich haben möchte. Ich kann ihn verstehen. Du weißt mehr über mich als ich über dich und ich bin weit weg von Portland. Und wenn Detective Alex Logan deine Schwärmerei ist, braucht Pete sich keine Gedanken machen, der ist ja nicht echt ;-)

29.10.19, 22: 22 Uhr

Du stellst aber unangenehme Fragen… Die Serie mag ich vor allem deinetwegen. Ich mag den Detective vielleicht auch deshalb so gern, weil er nicht echt ist. Dich mag ich, weil du echt bist. Ergibt keinen Sinn, nicht wahr…? Ich glaube, ich muss dringend ins Bett. Ich wünsche dir eine gute Nacht!

29.10.19, 22: 24 Uhr

Dir auch eine gute Nacht. Warum habe ich jetzt einen kleinen, müden Dinosaurier vor Augen?

01.11.19, 20: 37 Uhr

Ich habe die letzten zwei Tage daran gedacht, wie schön ich es finde, dass du mir sagst, dass du mich magst. Bist du immer so offen und warmherzig? Sprudelt aus dir ein Teil puerto-ricanische Lebensfreude? Sagst du immer, was du denkst oder geht das vor allem gut, wenn du schreiben darfst? Für mich gilt eher Letzteres. Na, ist wahrscheinlich für viele Menschen so. Ich nehme mir Zeit für die Nachrichten an dich, das entschleunigt mich. Ich setze ich mir Stück für Stück ein Bild der Maddie zusammen, die bisher nur auf dem Display und in meinem Kopf existiert. Wie ein schönes Puzzle.

Chase

03.11.19, 08: 23 Uhr

Lieber Chase, heute erhältst du mal morgens eine Nachricht. Mein Herz hüpft, wenn du mir Komplimente machst, weißt du das? Ich habe mir nach deiner letzten Nachricht vorgenommen, ganz offen zu dir zu sein (was mir schwer fällt, entgegen des Bildes deiner Maddie in deinem Kopf): Mit dir zu schreiben, ist so sonderbar!

Da ist diese ganz eigenartige Vertrautheit, die mich immer dazu verführt, zu glauben, ich würde dich kennen. Wie jeder Fan weiß ich Dinge über dich, über dein Engagement für Sportvereine und Naturschutz – das bewundere ich an dir. Ich stelle mir vor, wie du aussiehst, wenn du mir schreibst. Ich kenne die Form deiner Grübchen, deiner Mundwinkel und kenne deine Hände. Ich weiß, wie lang deine Wimpern sind und dass deine blauen Augen von stromlinienförmigen Mustern durchzogen sind, wie Wasseradern im Polareis.

Seit vielen Monaten sehe ich dir im Fernsehen dabei zu, wie du dich bewegst, wie du in deiner Rolle lachst oder leidest und frage mich jetzt immerzu, wie viel von dem Protagonisten, den ich kenne, tatsächlich du bist. Ich finde zu viel an dir wunderbar, alberne Sachen, wie die Art, wie du dich umdrehst, wenn du jemanden ansiehst, der an deiner Seite steht, oder wie du immer den Gürtel mit der Dienstwaffe zurechtrückst, auch dein Lächeln, das dein ganzes Gesicht erstrahlen lässt. Ich habe nie, nie, nie einen Mann mit einem so schönen Lächeln gesehen und das ist doch nicht fair, wenn mich der Fernseher ständig so anlächelt!

Du warst mein geheimer Kick für Gänsehaut und Sehnsucht, dem ich nachgeben durfte, ohne deshalb ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Du warst einfach kein Teil der echten Welt!

Aber jetzt bist du es, zumindest ein bisschen und das ist wirklich, wirklich immer noch sehr verwirrend für mich. Ich weiß nicht, ob ich diese Gefühle gegenüber der fiktiven Fernsehfigur Alex Logan habe oder dir gegenüber. Die Wahrheit ist: vermutlich für euch beide, denn du bist er und er ist du. Und es ist noch viel verwirrender, weil du nicht die gleichen Gefühle für mich haben kannst. Du kennst mich nicht, du weißt nicht wie ich aussehe, du schreibst mir einfach, als wären wir so etwas wie Brieffreunde (also Twitterfreunde klingt doof) und für mich verbinden sich so viele „Fan-Gefühle“ mit deinen Nachrichten, dass ich das alles nicht einsortieren kann.

Ich weiß, ich verkompliziere jetzt alles. Und es tut mir Leid, dass ich dir nun so viel Interpretationsspielraum gegeben habe. Aber du kannst dich nicht einfach in ein Fan-Leben einmischen und davon ausgehen, dass du keine Turbulenzen auslöst.

Abgesehen davon wünsche ich dir einen schönen Tag – deine verwirrte ‚echte‘ Maddie.

*

Ein Scheinwerfer wurde neu ausgerichtet, Chase kniff die Augen zusammen, als der Lichtstrahl dabei sein Gesicht streifte. Die Szene stellte sie alle vor Herausforderungen, das Gelände der felsigen Höhle war unwegsam und die Deckenhöhe an einigen Stellen zu niedrig, als dass die Teams von Bild und Ton frei mit ihren Gerätschaften hantieren konnten. Die Höhle so auszuleuchten, dass man durch die Kamera genug sah und es dennoch realistisch wirkte, war offenbar schwerer als gedacht und das Tonteam beklagte sich über den Hall, weshalb Chase und Stef versuchten, möglichst deutlich zu sprechen, ohne dabei albern zu klingen.

Die Stimmung war angespannt, die Luft war feucht und gleichzeitig nicht sehr sauerstoffreich. Während die Techniker versuchten, die Einstellungen zu optimieren, hockten sich Stef Martínez und Chase Anderson auf einen unbequemen Felsbrocken.

Stef war ein Mann von 1,72 Metern Größe, trug diese aber mit angebrachtem Stolz. Seine dunkelbraunen Haare waren voll und immer voluminös mit einer eleganten Welle nach hinten gekämmt, was ihn größer wirken ließ. Er war kräftig, hatte ein breites Kreuz und hatte im Zuge der Dreharbeiten hart trainiert, um insgesamt an Muskelmasse zuzulegen. Außerdem war er der geduldigste Mann, den Chase kannte. Er hatte Geduld mit allem und jedem, nur mit sich selbst nicht. Chase mochte Stef aufrichtig und das war in diesem Business viel wert. Sein Kollege und Freund warf ihm einen Seitenblick zu.

„Nervt, oder?“

Chase seufzte und rückte den Gürtel mit seiner Dienstwaffe zurecht, die zwar täuschend echt wirkte, aber keinen funktionierenden Schießmechanismus besaß. Gleich darauf dachte er an Maddie, die ihm geschrieben hatte, diese kleine Geste so zu mögen. Mit den Ellbogen auf den Knien abgestützt sah er hinab auf seine Schuhe, die von der lehmartigen Konsistenz des Höhlenbodens helle Ränder an den Sohlen bekommen hatten. Er brummte zustimmend, war aber gedanklich ganz woanders.

Als Chase bemerkte, dass Stef ihn immer noch ansah, drehte er sich zu ihm um.

„Was?“

Stefs dunkle Augenbrauen hoben sich ein Stück. „Nicht dass ich mich beschweren will, aber du bist heute ganz schön abwesend, mein Lieber. Alles klar bei dir?“

Chase wog ab, unterbrach dann seine eigenen Gedanken aber und erzählte es Stef einfach. Er erzählte von der jungen Frau, deren Beitrag er geliket hatte und wegen der die Produktion jetzt die neue Marketingkampagne plante. Auch, dass er sich entschieden hatte, ihr das mitzuteilen und sie daraufhin begonnen hatten, sich zu unterhalten.

Stef hörte zu, nickte dann und zuckte mit den Achseln. „Nett von dir, dass du dir die Zeit für sie nimmst“, fand er.

Chase legte den Kopf schief. „Ich schreibe sonst nie mit Fans. Also, nicht direkt und nicht seit dieser Serie. Machst du das?“

Stef überlegte kurz. „Kaum, dafür ist es zu unübersichtlich geworden. Briefe werden eh weniger, außerdem hält Donna die in der Regel nicht für wichtig genug, um mir welche zu zeigen. Und wenn man alle Emails und so weiter lesen würde, die über die Kanäle kommen, meine Güte…“

„Findest du das schade?“, fragte Chase weiter und dachte an all die Posts, die täglich über sie verfasst wurden. Und dabei waren sie nicht einmal richtige Superstars, spielten noch lange nicht in der obersten Liga des Showbusiness mit.

Im Gegensatz zu Chase hatte Stef schon immer den Wunsch gehabt, Schauspieler zu werden und Chase stellte immer wieder fest, dass der gebürtige Mexikaner häufig den realistischeren Blick auf die Welt hatte, in der sie sich bewegten. Chase selbst war durch Zufall als Schüler ans Modeln geraten und erst dann hatte er sich, auch aus Ermangelung weiterer Ideen, für eine Schauspielausbildung entschieden.

„Ja, manchmal schon“, antwortete Stef. „Früher war es anders. Manchmal kommt es mir so vor, als hätten wir zu den Fans eine so große Distanz aufgebaut, dass ich fast vergesse, dass es sie gibt. Und dann, wenn sie sich bei mir in Erinnerung rufen, bin ich überrascht, was sie an mir finden.“

Er machte eine kurze Pause. „Ich bin ihnen extrem dankbar, aber nicht sehr nah an ihnen dran. Selbst auf den Conventions ist da diese Mauer.“

„Die Mauer ist wichtig“, bemerkte Chase und konnte, während er diese Worte aussprach, Maddie ein kleines Stück besser verstehen.

Stef deutete Chases folgendes Schweigen richtig und fragte, wie es war, mit dem Fan zu schreiben.

„Erstaunlich einfach“, stellte Chase fest. „Sie ist recht bodenständig, aber sie… Wie soll ich sagen? Sie hat mir gezeigt, dass Fans auch eine solche Mauer haben. Scheinbar kommt sie nicht sonderlich gut damit zurecht, dass ich sie durchbrochen habe.“

„Weil sie in dich verliebt ist?“, fragte Stef mit einem Augenzwinkern, doch Chase winkte ab.

„Das ist es ja – sie weiß, dass sie mich nicht kennt, sondern nur Logan. Sie hat ihm wohl einfach gern beim Rumballern und Surfen zugeguckt und nun hat sie mir gegenüber ein schlechtes Gewissen deshalb. Oder so ähnlich.“

„Und darüber zerbrichst du dir deinen hübschen Kopf?“ Stef grinste, doch als guter Freund erkannte er, dass dieses Thema Chase beschäftigte und schlug ihm sanft auf die Schulter.

„Es sollte dich nicht überraschen, dass die Fans ihre eigene Sichtweise auf dich haben. Klar ist es komisch, wenn dein Fernsehschwarm sich als echter Mensch entpuppt.“

Chase wehrte Stefs Berührung halbherzig ab und wusste, dass Stef Recht hatte.

„Oder stört es dich, dass sie Logan lieber mag als dich?“, scherzte Stef nun und erntete daraufhin einen Stoß gegen die Rippen. Chase setzte sich auf und streckte sich, um sich aus seinem Gedankenkarussell zu befreien.

„Ich weiß auch nicht, Mann“, sagte er nur noch und schüttelte dieses dumpfe Gefühl ab, dessen Ursprung er sich auch nicht ganz erklären konnte.

*

„Puh, das ist harter Tobak.“ Lea runzelte die Stirn. Das machte sie häufiger und es bedeutete selten etwas Gutes. Seit ihrer letzten Nachricht hatte Maddie nichts mehr von Chase gehört, das war nun fünf Tage her. Dass Lea, die sonst die Direktere und Mutigere von ihnen war, sie für ihre Offenheit gelobt hatte, tat zwar gut, es änderte aber nichts an dem Chaos in ihrer Magengegend.

Der Spaziergang am Ufer des Willamette River kam gerade Recht. Maddie hatte sich ehrlich eingestanden, dass sie jetzt einfach kein Oceanside Murders gucken wollte, sie nicht noch mehr Chase-Verwirrungen gebrauchen konnte.

Der kühle, diesige Nieselregen in Portland war keine Seltenheit zu dieser Jahreszeit. Es regnete viel, daher waren die meisten Stadtbewohner mit passender Kleidung ausgerüstet. Maddie spürte, wie die Feuchtigkeit langsam knieabwärts durch ihre Jeans drang, doch ihr dicker Regenmantel ließ nichts durch. Leas knallgelbe Wetterjacke leuchtete durch den trüben Abend, der ansonsten nur verschwommen von den Lichtern der Stadt erhellt wurde. Es kamen ihnen kaum Leute entgegen.

„Ich fühle mich falsch“, gestand Maddie. „Ich saß da den ganzen Abend in der Bastelkammer und habe mit diesem Fernsehstar gechattet, während Pete geschlafen hat. Stundenlang warte ich auf eine Nachricht und muss mich jedes Mal zurücknehmen, um nicht sofort zu antworten. Ich will nicht, dass es selbstverständlich wird, dass wir uns jeden Tag schreiben.“

„Weißt du, ich dachte wirklich, das würde sich von allein erledigen. Vielleicht musst du dir doch selbst überlegen, wohin das Ganze führen soll. Aber noch wissen wir ja nicht, ob er antworten wird. Vielleicht hast du ihn auch verschreckt mit deiner Ehrlichkeit.“

„Ja, vielleicht.“

Platsch. Platsch.

Sie liefen auf einem von Pfützen übersäten Schotterweg.

„Was ist mit Pete?“, fragte Lea schließlich ohne Wertung in der Stimme.

Maddie dachte an die Momente, in denen sie ihr Handy vibrieren spürte und wie sie dann jedes Mal verstohlen auf das Display sah in der Hoffnung auf eine Nachricht von Chase und dann, ebenfalls verborgen, einen Blick auf ihren Freund Pete warf, der von alldem nichts wissen sollte Das war auch einer der Gründe, warum sie nicht zu viel Zeit auf die Nachrichten verwenden wollte – Pete sollte es nicht merken, er sollte nicht den Verdacht haben, sie würde etwas vor ihm verstecken. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Pete ihre innere Abwesenheit nicht bald bemerken würde. Selbst wenn sie gegensteuerte, entfernte sie sich von ihm. Nicht viel, nicht ganz, nur eben so viel, dass es nicht mehr war wie vorher. Es war kein Betrug, aber die Aufmerksamkeit, die Chase nun bekam, fehlte an anderer Stelle – eine ganz einfache Rechnung. Allerdings war Maddie sich nicht sicher, ob Pete das je auffallen würde, nicht einmal, ob es ihn sonderlich stören würde.

„Pete ist… mein Freund“, seufzte Maddie.

„Du meintest doch, dass Chase über den Dezember wegfährt. Vielleicht bietet das die Gelegenheit für ein bisschen Schreibpause.“

„Ja, vielleicht.“

Bereits auf dem Weg nach Hause spürte Maddie ihr Handy summen. Der Linienbus war abends weitestgehend leer, sie hatte sich auf einen Sitz am Fenster gesetzt, gegen das der stärker werdende Regen schlug. Die Sitzpolster waren schon abgenutzt und auf dem Fußboden zog sich eine klebrige Spur eines süßen Getränks entlang der Fahrtrichtung. Die Motor klang alt und als hätte er Husten. Maddie fragte sich, wann die neuen von Windstrom angetriebenen Busse eingesetzt würden, die angekündigt waren – und ob die Busgesellschaft Trimet dieses Ur-Modell dann endlich in Rente schicken würde. Entgegen ihrer Gewohnheit, las sie die Nachricht von Chase sofort, anstatt an ihrem Schreibtisch, der sich zum Ort ihres Dialoges entwickelt hatte.

05.11.19, 20: 54 Uhr

Liebe Maddie,

du bist offensichtlich echt.

Du machst dir echte Gedanken, zeigst echte Gefühle und stellst mich vor echte Herausforderungen.

Das, was du beschreibst, kenne ich nicht. Ich war nie sonderlich Fan von etwas oder jemandem, höchstens inspiriert oder beeindruckt. Von daher versuche ich mich in dich hineinzuversetzen und glaube zu verstehen, wie du meinst, was du geschrieben hast.

Du führst mir vor Augen, dass ich einen Charakter spiele, mit dem sich andere identifizieren, der vielleicht sogar die Möglichkeit bietet, sich in ihn zu ‚vergucken‘. Bedenkt man die (überwiegend weiblichen) Fans, die auf Veranstaltungen mit Herz-Plakaten auf mich warten, Fotos wollen und Unterschriften auf verschiedensten Körperteilen (ja, das passiert wirklich), hätte ich mir das schon denken können. Gut, ich wusste es und das ist mir unangenehm, weil es etwas über die Größe meines Egos aussagt. Vielleicht dachte ich auch eher, dass die Fan-Mädels es einfach mögen, einen Schauspieler toll zu finden.

Die Leute, die mich privat kennen, sind keine Fans. Im Gegenteil, sie sind meine schärfsten Kritiker und sehen meine Ecken und Kanten, meine Fehler. Ein schönes Lächeln qualifiziert dich nicht für das echte Leben. Und die, die mich als Seriendarsteller kennen, kennen mich nicht wirklich. Diese Trennung war bisher immer wichtig und klappte ziemlich gut.

Du kennst diese zwei Leben auch, nur aus anderer Perspektive. Auch du trennst Fan-Leben und Privatleben voneinander, damit sie sich nicht an empfindlichen Stellen berühren. Und durch meine Kontaktaufnahme habe ich dieses sensible Gleichgewicht gestört. Darüber habe ich nicht nachgedacht und es tut mir Leid.

Was machen wir daraus? Mit dir zu schreiben, tut mir gut. Ich würde ungern damit aufhören.

Chase

Was bedeutete das jetzt? Der Bus hielt und ein einzelner, nasser Mensch stieg ein. Die Türen schlossen sich und würden sich an der übernächsten Haltestelle für Maddie wieder öffnen. Zuerst einmal bedeutete es, dass Chase Anderson durchaus in der Lage war, sich selbst und seine Wirkung zu reflektieren. Wie merkwürdig es sein musste, zu wissen, dass man von Fremden begehrt wurde. Bei Maddie kam es auch vor, dass sie ein Lächeln geschenkt bekam oder sie mal jemand ansprach – sie war Mitte zwanzig, sportlich, nicht auf den Kopf gefallen und hatte einen exotischen Touch, wie Lea es immer nannte. Trotzdem wurde sie nicht mit Plakaten verfolgt. Es schrie ihr auch keiner hinterher, dass er Kinder von ihr wolle oder bewarf sie mit getragener Unterwäsche.

Die Fakten sprachen für sich: Sie war ein normaler Mensch und verknallt in einen Schauspieler. Er war eben jener Schauspieler und schaffte es, sie total damit zu verwirren, dass er tatsächlich auch hinter dem Fernseher existierte. Nur wollte sie gern weiter mit ihm schreiben, so viel stand fest und offenbar sah er das auch so. Völlig in Gedanken versunken, verpasste Maddie ihre Haltestelle und musste statt der üblichen sechs Minuten nun 15 laufen.

05.11.19, 21: 02 Uhr

Du bist süß – deine Entschuldigung ist aber nicht notwendig. Willst du mit mir durch den Regen gehen?

05.11.19, 21: 03 Uhr

Ich laufe gern mit dir durch den Portlander Regen, gebe dir auch meine Jacke, wenn du möchtest. Bist du draußen unterwegs?

05.11.19, 21: 05 Uhr

Wegen dir habe ich meine Bushaltestelle verpasst, ich war bei meiner Freundin Lea. Wenn du so nah wärst, dass du mir deine Jacke geben könntest, wäre ich ziemlich verwirrt. Ich fange an, sehr schnell zu reden, wenn ich nervös bin. Aber ich bin sicher, ein Spaziergang mit dir wäre etwas Schönes! Vielleicht an einem Tag ohne Regen?

17.11.19, 21: 06 Uhr

Oh nein – wegen mir läufst du jetzt durch die nasse Dunkelheit? Alex Logan würde jetzt einen Hubschrauber anfordern, um dich zu retten. Ich kann leider nur sagen, dass es mir Leid tut und dass ich es sicher charmant finden würde, wenn du nervös vor dich hinredest.

05.11.19, 21: 07 Uhr

…und vielleicht muss ich dich deshalb lieber mögen als Alex Logan, denn mit Worten scheinst du besser umgehen zu können. Er ist ja doch eher Typ schweigsam. ;-)

05.11.19, 21: 09 Uhr

Ich stelle mir gerade vor, wie eine kleine Gestalt mit einer Mütze durch Portland huscht, dabei am Handy tippt und sehr, sehr nass wird. Bist das in etwa du?

05.11.19, 21: 10 Uhr

Das bin in etwa ich. Wo bist du gerade?

05.11.19, 21: 12 Uhr

Ich bin zu Hause. Es ist ein Bungalow in L.A. mit vier Zimmern, in einem davon steht ein Bett, da sitze ich. Der Fernseher läuft (Top Gun), ein Fenster ist auf. Ohne Mütze und auch nicht nass - das bin in etwa ich!

05.11.19, 21: 14 Uhr

Fühlst du dich wohl in deinem zu Hause? Welches ist dein Lieblingszimmer, was magst du an deinem Haus besonders gern?

05.11.19, 21: 16 Uhr

L.A. an sich ist schon speziell. Voller Motten, die dem Licht nachfliegen und dazwischen fette Glühwürmer, die so tun, als wären sie Scheinwerfer. In meinem Haus fühle ich mich aber dennoch wohl. Mein Lieblingszimmer? Wahrscheinlich das Wohnzimmer mit offener Küche. Kochst du gern?

05.11.19, 21: 17 Uhr

Du hast gerade für immer meine Meinung über Glühwürmchen zerstört. Doch, ja, im Kochen bin ich ganz gut. Was ist dein Lieblingsessen?

05.11.19, 21: 18 Uhr

Dafür muss ich mich wohl entschuldigen, das mit den Glühwürmchen. Die Frage mit dem Lieblingsessen ist schwer, denn die Antwort ist peinlich: Burger. Ich weiß, total lahm, aber ich steh drauf. Mit Senf und Gurke! Wie lange musst du denn noch gehen? Ich sitze hier warm und gemütlich und du läufst durch die düsteren Außenbezirke einer fernen Großstadt… Lässt du dich auch nicht kidnappen?

05.11.19, 21: 19 Uhr

Ehrlich gesagt, bin ich schon da. Ich stehe im Hauseingang unter einem kleinen Licht und meine Hände sind kalt. Ich wäre gern dort, wo du bist!

05.11.19, 21: 20 Uhr

Ich möchte dir gern sagen, dass du dich aufwärmen gehen sollst, aber dann hörst du wahrscheinlich auf zu schreiben. Schließlich wartet zu Hause jemand auf dich. Willst du dich nicht bei mir aufwärmen?

05.11.19, 21: 20 Uhr

Du kennst mich nicht, Chase Anderson. Warum fragst du so etwas?

05.11.19, 21: 21

Das ist eine verdammt gute Frage!

05.11.19, 21: 22 Uhr

…und das war überhaupt keine Antwort. Okay, mein erster Impuls war gerade, mich über dich aufzuregen, dir vorzuwerfen, du seist ein übergriffiger Macho, aber die Wahrheit ist: ich stehe jetzt lächelnd in der Kälte.

05.11.19, 21: 23 Uhr

Also, wenn du nicht vorhast, mit mir zu schimpfen – willst du dich nicht bei mir aufwärmen, Maddie?

05.11.19, 21: 25 Uhr

Du darfst mich solche Sachen nicht fragen.

05.11.19, 21: 25 Uhr

Weil dann eine weitere Grenze zwischen Fan-Leben und echtem Leben schmilzt?

05.11.19, 21: 26 Uhr

Das. Und weil ich so verdammt gern ja sagen würde – aber was würde das bringen? Chase, ich gehe jetzt rauf. Hab einen schönen Abend…

05.11.19, 21: 28 Uhr

Hey Maddie, ich frage dich so etwas nicht mehr. Geh ins Haus, kuschele dich in deine Decke und mach dir keine Gedanken, wir sind sehr weit voneinander entfernt.

Maddie steckte ihr Handy in die Jackentasche und sank mit klopfendem Herzen gegen die Wand in ihrem Hausflur. Hier war sie vor Kälte, Regen und Wind geschützt und sie hauchte gegen ihre Hände, um etwas Wärme in ihre Fingerspitzen zu bekommen. Fest stand, dass ihre Welten sich einander angenähert hatten – Chase Anderson hatte den Sprung vom Fernseher in ihren Alltag geschafft. Und das war doch unmissverständlich ein Flirt gewesen, oder? Wie sollte sie darauf reagieren? Gab es Menschen, die Sympathien allein durch Chatten aufbauten? So spannend Maddie das Konzept auch fand, passiert war es ihr noch nie. Natürlich würde sie ihm antworten, auch wenn er seinen Flirt niemals ernst meinen konnte. Sie würde die Distanz wahren, würde nicht den Bezug zur Realität verlieren, nur weil ein Traum so tat, als könne er wahr werden.

Im Bett begannen ihre Gedanken damit, Karussell zu fahren. Neben Pete zu liegen und an einen anderen Mann zu denken, kam ihr unerträglich vor. Sie konnte es nicht ändern, sie konnte die Gedanken nicht loswerden, sie nicht streichen, sie nicht loslassen. Möglichst ohne ein Geräusch zu verursachen, schlich sich Maddie etwas später aus dem gemeinsamen Schlafzimmer. Mit sich ringend, begann sie, eine Nachricht auf ihrem Handy zu tippen.

05.11.19, 23: 02 Uhr

Hey, bist du noch wach?

Unschlüssig und mit kalten Füßen stand Maddie im dunklen Flur. Sie hatte den Plan nicht zu Ende gedacht: was sollte sie jetzt machen? Früher oder später musste sie zurück ins Bett, morgen war Schule. Ihre Schritte erzeugten ein leises Tappen auf dem Vinylboden in Holzoptik. Obwohl sie auch während des Toilettengangs fortwährend auf das Display ihres Handys starrte, erschrak sie, als es schließlich aufsummte.

05.11.19, 23: 03 Uhr

Ja – du auch? Kannst du nicht schlafen?

05.11.19, 23: 05

Weißt du, ich würde gern so tun, als wäre ich voll die hippe Nachteule, immer unterwegs… Bin ich aber nicht. Also ja, ich konnte nicht einschlafen. Hast du ein Rezept dagegen?

05.11.19, 23: 06 Uhr

Ein Rezept gegen Schlaflosigkeit? Ohje, das haben schon ganz andere versucht. Du könntest Schafe zählen (und falls dir das zu langweilig ist, zählst du pummelige, niedliche, australische Wombats) oder trinkst einen Tee mit Honig. O-der… hm, Yoga vielleicht?

05.11.19, 23: 07 Uhr

Trinkst du Tee mit Honig? Ich kann mir dich gar nicht so richtig müde vorstellen – lustig, oder? Ich kenne dich (bildlich) ja nur wach und in Action. Leistest du mir noch etwas Gesellschaft, während ich Wombats zähle?

05.11.19, 23: 08 Uhr

Na klar. Und der Tipp mit Tee und Honig kommt von meiner Mum, ich selber schlafe in der Regel wie ein Stein und schaffe nur ein, maximal zwei Wombats. Wo bist du denn jetzt?

05.11.19, 23: 10 Uhr

Ich bin im Wohnzimmer ankommen, habe mich im Dunkeln in eine Wolldecke gewickelt und warte darauf, dass das Sandmännchen mich abholt. Und du?

05.11.19, 23: 11 Uhr

Ich bin schon im Bett, hatte aber den Fernseher noch an (dumme Angewohnheit). Der ist jetzt aus. Ich war immer eher ein Abend-/Nachtmensch, leider hat das noch nie zu meinem Alltag gepasst. Stef hingegen ist immer früh dran, den kannst du auch um vier Uhr morgens wecken und er hat schon gute Laune…

05.11.19, 23: 13 Uhr

Seid ihr Freunde oder eher Arbeitskollegen?

05.11.19, 23: 13 Uhr

Beides. Das letzte Thanksgiving habe ich mit ihm und seiner Familie verbracht. Als Single mit einer Familie auf einem anderen Kontinent muss man gucken, wo man bleibt. ;)

Apropos… Ich glaube, ich habe dich vorhin in Verlegenheit gebracht, tut mir Leid. Kannst du deshalb nicht schlafen oder gehen dir andere Sachen im Kopf herum?

05.11.19, 23: 14 Uhr

Stimmt, du hast mich tatsächlich in Verlegenheit gebracht…

Aber weißt du, diese Nähe ist irgendwie spannend.

05.11.19, 23: 14 Uhr

Und dabei weiß ich nicht mal, wie alt du bist!

Ja, es ist spannend. Ich bin sonst nicht so der Typ für so lange Schreibsessions…

Gefällt mir aber.

05.11.19, 23: 15 Uhr

Also, Chase Anderson, jetzt muss ich dich wirklich mal was fragen: wie lernt denn ein Schauspieler sonst Mädels kennen? Gibt es überhaupt die Chance für normale Frauen, dich irgendwie „zu treffen“ oder geht das nur mit Menschen, die in einer ähnlichen Lebenslage sind wie du?

05.11.19, 23: 17 Uhr

Du meinst, ob ich so ein unnahbarer Typ bin, der sich nur Schauspielkolleginnen oder Models aussucht? Tja, falls du die Schlagzeilen verfolgt hast: ich war kürzlich mit zwei Models liiert und es war beide Male ein ziemlicher Reinfall, obwohl man beruflich gesehen das Showbusiness gemeinsam hatte. Es ist nicht so, dass „normale“ Frauen (so etwas gibt es glaube ich gar nicht) keine Chance hätten, es ist nur schwer für solche mit normalen Berufen, mich kennenzulernen. Wenn ich keine Drehzeit habe, treibe ich viel Sport und ausgehen tue ich nicht mehr so viel. Hui, das klingt ganz schön langweilig, wenn man das so liest!

Naja, und bis ich dich kannte, habe ich auch nichts von Internetbekanntschaften gehalten.

05.11.19, 23: 18 Uhr

Das klingt nach einem erwachsenen Menschen mit einem anstrengenden Job, aber nicht langweilig! Interessant, ich hätte dir zugetraut, ein ganz schöner Rumtreiber zu sein – aber hey, das müsstest du mir ja auch nicht erzählen ;-)

05.11.19, 23: 20 Uhr

…das stimmt zwar, aber die Zeiten habe ich hinter mir. Und du? Wie lange bist du schon in deiner Beziehung?

05.11.19, 23: 20 Uhr

Ungefähr drei Jahre.

05.11.19, 23: 20 Uhr

Das ist gar nicht mal so kurz. Meine längste Beziehung war zweieinhalb Jahre lang, wir haben uns auf der Schauspielschule kennengelernt. Es ging auseinander, als ich in die Staaten gezogen bin. Ich weiß ja nicht, wie dein Freund in Sachen Beziehung so tickt oder was für Vorstellungen du hast, deshalb frage ich dich einfach: ist es ein Problem für dich, dass wir miteinander schreiben?

Immerhin wolltest du mich vor ihm verstecken.

05.11.19, 23: 22 Uhr

In erster Linie ist es schön, dass wir miteinander schreiben. Du bist irgendwie so… nett?! (Du liest richtig, ich bin ein wenig überrascht.)

Ich kann mir gut vorstellen, jetzt einfach mit dir an irgendeiner Bar zu sitzen, ein Bier zu trinken, und mich die ganze Nacht mit dir zu unterhalten. Ich glaube, da gibt es viel, was ich noch gern über dich wüsste!

Und ganz ehrlich: wenn du einen nicht-bescheuerten Weg findest, Pete zu erklären, dass ich mit meinem Fernsehschwarm über Twitter schreibe, bin ich ganz Ohr, dann überlege ich es mir. Derzeit würden alle Szenarien, die mir dazu einfallen, in einer Katastrophe enden. Und so lange du mir hier keinen Heiratsantrag machst, entscheide ich mich dagegen! ;-)

05.11.19, 23: 22 Uhr

Puh, nein, dazu fällt mir auch nichts Vernünftiges ein…

Ist vielleicht wirklich besser, es sein zu lassen.

Vielleicht gibt’s ja eine Chance, dass wir das auf der Convention nachholen? (Okay, ich meine zugegeben das Bier und nicht den Heiratsantrag.)

Ich will aber nicht zu viel versprechen, es ist immer wahnsinnig viel los auf solchen Veranstaltungen und es wird sehr genau darauf geschaut, wie ich mich verhalte, mit wem ich wo meine Zeit verbringe, etc.

05.11.19, 23: 22 Uhr

Du meinst also, wir könnten uns im Januar wirklich kennenlernen? Und was, wenn ich nicht so bin, wie die Maddie, die du dir zusammengepuzzelt hast? Nachher stellt sich raus, dass ich doch ein Dino bin!

05.11.19, 23: 23 Uhr

Also weißt du, ich bin mir sehr sicher, dass man sich mit der „echten“ Maddie genauso gut unterhalten kann wie mit der digitalen Version. Ich sehe da also kein Problem auf uns zukommen. Du?

05.11.19, 23: 24 Uhr

Ich antworte mal wahrheitsgemäß: ich weiß noch nicht.

05.11.19, 23: 25 Uhr

Und ich weiß, dass ich mich zu der digitalen Maddie irgendwie hingezogen fühle.

05.11.19, 23: 26 Uhr

Wie soll ich denn mit dieser Gewissheit eher einschlafen können?! Dir ist schon klar, dass ich dein Fernseh-Ich mega heiß finde und du mich kirre machst, wenn du so etwas schreibst, oder? Du bist gemein, Chase Anderson! Und wehe du sagst jetzt noch irgendwas davon, dass du im Bett nie was anhast oder so, dann erfüllt diese Unterhaltung jedes Klischee und ich werde kein Auge mehr zu machen!

05.11.19, 23: 27 Uhr

Okay, gut, ich sage nichts davon. Ich sitze hier einfach – angezogen – mit einer Unschuldsmiene und frage mich, wie du wohl aussiehst, wenn du dich halb ärgerst und halb lachen musst und was du wohl mit ‚kirre‘ meinst. (?)

05.11.19, 23: 28 Uhr

Das kann ich dir leider nur ganz schlecht beschreiben, deshalb lasse ich es. Nur so viel: von dir ‚kirre‘ gemacht zu werden, ist besser, als mir lieb ist.

Ich werde mich jetzt hier auf dem Sofa einigeln und mich an einen sonnigen Strand in Oceanside träumen. Treffen wir uns da?

05.11.19, 23: 29 Uhr

Eine gute Idee, kleiner müder Dino. Zu allem andere sage ich nichts mehr, ich habe offensichtlich schon zu viel gesagt. (?)

05.11.19, 23: 30 Uhr

Nein, nicht zu viel. Gewöhnst du dir die Klammerfragezeichen jetzt an?

05.11.19, 23: 31 Uhr

Wenn du mir weiter Anlass dazu gibst, mich Dinge zu fragen, die ich dich besser nicht fragen sollte: vielleicht.

05.11.19, 23: 32

Ich überlege es mir. Danke für deine Gesellschaft. <3

05.11.19, 23: 32 Uhr

Dito. Schlaf gut, bis bald.

Oceanside Affairs

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