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Der berühmteste Leerverkauf – der Kampf um das britische Pfund
ОглавлениеIn den frühen Neunzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts bereitete sich Europa auf die Währungsunion vor. Dafür waren die Wechselkurse der EU-Mitglieder auf gewisse Bandbreiten festgelegt. So auch das britische Pfund, das aber in den Vorjahren massiv an Wert zugelegt hatte.
Dieses Niveau sollte, so der Wille der britischen Regierung, auch gehalten werden, um einen guten Pfund-Euro-Wechselkurs zu haben. Als weitere relevante Messlatte diente die Deutsche Mark. Genau zu diesem Zeitpunkt entwickelten sich die beiden Währungen aber diametral entgegen – in Großbritannien brachte die Inflation den Kurs des Pfunds unter Druck, während in Deutschland die starke Wirtschaft die Deutsche Mark antrieb.
Der Investor George Soros erkannte, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis natürliche Marktkräfte den geplanten Wechselkursmechanismus zerreißen würden. Er sowie etliche andere Finanzexperten spekulierten mit Milliardenbeträgen gegen die Bank of England. Sie »wetteten« auf den Zusammenbruch der Bank. Diese wiederum kaufte Milliarden an Pfund, um die Spekulanten auszubremsen und den Kurs zu halten, zog aber am Schluss den Kürzeren – die Spekulanten hatten schlichtweg mehr finanzielle Mittel als die Bank of England. Insgesamt verkaufte Soros britische Pfund für über zehn Milliarden Dollar leer – in der berechtigten Erwartung, sie später billiger zurückkaufen zu können – und heizte damit die Währungs- und in Folge die Wirtschaftskrise an. Dabei verdiente er nebenbei auf einen Schlag eine Milliarde US-Dollar. Im Gegenzug musste er mit der Verantwortung leben, das Seine dazu beigetragen zu haben, dass England damals nicht der Währungsunion beigetreten ist. Mit all den Folgen, die wir heute – Stichwort Brexit – mittragen müssen.
Neben Leerverkäufen prangert Papst Franziskus auch Steueroasen in Offshore-Zentren explizit an. Diese lernen Sie im Kapitel 8 noch besser kennen – vorweg gesagt: Hier werden Steuern am Fiskus vorbei geschoben und damit der Allgemeinheit Geld entzogen, um einige wenige noch reicher zu machen.
Die Kritik an Leerverkäufen und Offshore-Steueroasen macht deutlich: Rein quantitatives Wachstum ohne Rücksicht auf Erhaltung der Lebensqualität ist aus Sicht des Vatikans eine klare Fehlentwicklung und Investoren sollten tunlichst ihre Finger davon lassen. Doch was nutzen Ihnen diese theoretischen Tipps für Ihre individuelle Anlagestrategie?
Wer sich als gläubiger Menschen nicht selbst mit den Fragen nach »richtigem Anlegen« auseinandersetzen möchte, hat »Gott sei Dank« die Möglichkeit, sein Gewissen quasi bei der Banktür – vorausgesetzt, es ist die richtige – abzugeben. Dafür müssen Sie sich nur dazu entschließen, Ihr Konto bei einer Bank mit christlicher Wertorientierung zu eröffnen. Die meisten dieser »christlichen« Banken bieten neben der Kontoführung auch eigene Fonds für die Vermögensverwaltung an. Beispielhaft sei hier die Steyler Bank genannt. Fonds werden dort laut Eigenangaben im Sinne christlicher Ethik und Ökologie verwaltet. Dabei wird bei der Aktienselektion mit Ausschlusskriterien gearbeitet.
Ausschlusskriterien, manchmal auch Negativkriterien genannt, sind die symbolischen Türsteher eines Portfolios. Durch sie werden Emittenten herausgefiltert, die vorab definierten Werten und Zielen nicht entsprechen.
Welche konkreten Ausschlusskriterien und welche Möglichkeiten es neben dem Ausschluss ganzer Branchen noch gibt, um nachhaltig zu investieren, erfahren Sie in Kapitel 3 genauer.
Zunächst aber zurück zu den katholischen Kriterien. Diese richten sich generell gegen Finanztitel, die Schaden für
Einzelpersonen (zum Beispiel Abtreibung und Pornografie),
die Gesellschaft (zum Beispiel Rüstung und Todesstrafe)
oder die Schöpfung (zum Beispiel Atomenergie und Eingriffe ins Erbgut)
verursachen. Diese Titel werden a priori aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen. Zudem werden auch Unternehmen, die Tierversuche einsetzen, Embryonenforschung betreiben oder rund um das Thema «Abtreibung« oder »Verhütung« Geld verdienen, gemieden.