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Prolog

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Die Hände rissen sich sanft aus dem Herzen der Erde und fremde Landschaften begrüßten den Neuling wieder ins alte Heim. Um ihn herum senkte die Dunkelheit ihren tiefen Schatten. Die Gräber verneigten sich vor dem Auferstandenen und die Erde gewährte freien Lauf.

Im Tod gab es die Stille. Aber die Stille verschwand, sobald es Leben gab. Daran dachte Sillas, als sich das Gefühl seiner wühlenden Hände dem Körper bemächtigte. So verschwand die Stille, als wäre sie nie dagewesen.

Der Lärm schien betörend. Nicht unweit waren Menschen zu hören. Um späte nächtliche Uhrzeit. Unterhaltungen, Gekicher, böse, belustigte Worte. Alleine die Musik der Natur konnte ihn daraus retten. Zum ersten Mal seit undenkbarer Zeit konnte Sillas wieder den Gesang der Eule hören, ihre tiefen verschreckten Schreie als nächtliche Hymne.

Sillas spürte seine Hände, er fühlte die alten, heraustretenden Adern, er strich sich über die faltige rissige Haut, die wie Schleifpapier kratzte. Immer höher streckten sich diese alten Hände empor und gruben sich den Weg nach draußen. Ins Freie. Bis das Gesicht und der Körper frei wurden. Nun konnte Sillas seine Umgebung erkennen. Ein Friedhof. Rund um ihn nur die Trauerlandschaft der Gräber und Bäume und Bänke.

Die Erde fühlte sich sandig, körnig und bitter auf seiner Zunge an. Gierig saugte Sillas die freie Luft in sich auf, ausgehungert setzten sich seine Schritte in Bewegung. Sillas hatte nichts mehr zu verlieren – außer sich selbst. Aber: Wer war er selbst? Ein leerer Name ohne Erinnerungen. Bei diesem Gedanken betrat er die Reise ins Ungewisse. Seine Beine fühlten sich schwer an, von der Last der Zeit getragen. Die Schritte zitterten bei jedem Anlauf. Befremdlich und ungewöhnlich war das Gehen für ihn.

Sillas hatte ein zweites Leben erhalten. Eine zweite Chance. Er kam als alter Mann zur Welt und sollte als Baby beim Orgasmus seiner Eltern sterben. Diese Geschichte, Sillas Geschichte bildet zugleich das Fundament für diese Erzählung.

Mit langsamen, wackeligen Schritten machte sich Sillas auf den Weg in die Freiheit. Es war ihm klar, dass diese gewonnene Freiheit ihm Ungewissheit schenkte. Ungewissheit für den Faden der Zukunft, der sich aus der Vergangenheit nährte.


Fremde Landschaften

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