Читать книгу Unmoralische Auszeit | Erotischer SM-Roman - Alexandra Gehring - Страница 4
ОглавлениеDer Besuch
Während der Fahrt im ICE in die dreihundert Kilometer entfernte Stadt am Rhein, hatte Elena Zeit, ihre Gedanken, ihre Erwartungen und ihre Ängste nochmals zu reflektieren.
Was waren ihre bisherigen Erfahrungen? In verspielter Form hatte sie schon einmal die Augen verbunden gehabt und ein paar feste Schläge mit der Hand auf ihren Allerwertesten bekommen. Auch ihre Titten, ihre Nippel wurden schon heftiger benutzt und ab und an mit Klammern versehen. Auch einen Sack hatte man ihr über den Kopf gestülpt, sie so einem Teil ihrer Sinne beraubt. Alles aber spielte sich innerhalb des normalen Sex’ ab. Es ging um Lust, um Ficken, nicht primär um Sado- oder Maso-Spielchen, geschweige denn, um eine Session mit klaren Ansagen, oder gar mit völlig Fremden.
Mehrfach hatte sich Elena hinterfragt, ob sie sich devot oder unterwürfig hingeben könnte? Sie war eine starke, selbstbewusste, mitten im Leben stehende Frau. War der Wunsch nach rangenommen werden ein deutliches Zeichen, sich sexuell benutzen zu lassen, sich mitnehmen zu lassen auf eine Reise ins Nirwana? War das eine schlummernde Sehnsucht in ihr, oder spielte sie sich gerade selbst etwas vor?
Da war noch vieles im Unklaren, aber ein Teil würde sich in den nächsten Stunden bei ihrem »Vorstellungsgespräch« klären. So oder so!
Mitreisende hier im Zug hatten sicherlich andere Sorgen. Schmunzelnd schaute Elena aus dem Zugfenster, blickte in die vorbeifliegende Landschaft. Allein wenn sie nur an die kommenden Gespräche dachte, ging ein Schauer durch ihren Körper. Sie änderte ihre Sitzposition. Das Ziel dieser Fahrt hatte es in sich. Sie war tatsächlich auf dem Weg zu diesem Ehepaar. Ihr wurde ein zeitlich begrenzter Job als Au Pair Mädchen angeboten. Diese Definition gefiel ihr. Unter diesem Oberbegriff würde sie es ihren Eltern verkaufen, das stand für sie fest.
In ihrer Tasche vibrierte das Handy. Selina wünschte ihr nochmals alles Liebe und Gute in der Fremde. Schmunzelnd nahm es Elena zur Kenntnis. Sie war nicht allein. Das war einfach ein gutes Gefühl. Ihre Freundin dachte an sie, drückte ihr die Daumen.
Der Zug verlangsamte die Fahrt.
***
Als Elena auf den Bahnsteig trat, spürte sie eine deutlich hochkommende Nervosität und Anspannung. Es hätte sie auch gewundert. In wenigen Minuten würde sie immerhin mehr über ihren Weg in naher Zukunft erfahren. Ihr erster Blick ging auf die Bahnhofsuhr. Der Zug hatte nur wenige Minuten Verspätung. Elena schaute sich um und lief dann in Richtung Bahnhofskiosk, dem vereinbarten Treffpunkt. Hier sollte sie abgeholt werden.
Nochmals wuschelte sie sich durch ihr Haar, richtete den Kragen ihrer weißen Bluse und fixierte gespannt die umstehenden Frauen.
Jemand tippte ihr auf die Schulter. »Elena?«
Leicht erschrocken drehte sie sich um und nickte.
»Ich bin Christina!« Die Frau streckte ihr freundlich lächelnd die Hand entgegen. »Ich freue mich, dass Sie gekommen sind und dass Sie unser Angebot interessiert. Willkommen hier bei uns!«
Elena erwiderte die herzliche Begrüßung. Sofort löste sich ihre Anspannung. Vor ihr stand eine Frau, dezent, aber perfekt gestylt und geschminkt. Ihre schulterlangen, schwarzen Haare hatte sie mit rötlichen Strähnchen aufgepeppt. Ein ausgesprochen hübsches freundliches Gesicht mit lebendig leuchtenden Augen sah ihr entgegen. Eine interessante Frau. In ihrem dunkelblauen, eleganten Kostüm ordnete man sie sofort der Oberschicht zu. Diese Frau hatte Esprit. Elena hatte diesen Ausdruck noch nie gebraucht, aber hier schien er ihr absolut angebracht. Im Profil hatte Christina ihr Alter mit Mitte vierzig angegeben. Wenn der erste Eindruck eine so gewichtige Aussage über eine Person zulässt, dann war hier alles stimmig. Erleichtert atmete Elena durch.
»Kommen Sie, mein Wagen steht auf dem Parkplatz gleich hier gegenüber. Gestatten Sie mir ein aufrichtiges Kompliment. Ich bin wirklich positiv überrascht. Sie sind eine bezaubernde junge Frau, und ich sage das nicht nur so dahin.«
»Danke!«, mehr fiel Elena dazu nicht ein. Etwas verlegen machte sie dieses Kompliment schon. Wichtig war etwas anderes: Beide konnten miteinander. Die Chemie passte. Das stand schon jetzt für Elena fest.
***
Der dunkelblaue Mercedes machte richtig was her. Das Interieur war vom Feinsten. Elena versank regelrecht in dem Ledersitz, der sich automatisch sofort ihrer Größe anpasste.
»Mein Mann sieht es nicht gern, wenn ich allein mit dem Wagen fahre. Ihm wäre es lieber, ich würde mich immer chauffieren lassen. Das ist aber etwas, was ich mir ab und an nicht nehmen lasse. Diese Wagen sind inzwischen vollgepackt mit Elektronik, da muss man einfach auf dem Laufenden bleiben, sonst steigt man eines Tages ein und muss zunächst die Anleitung lesen. Manches an Ausstattung und Elektronik ist schon übertrieben. Übrigens, dort oben im Penthouse, auf der linken Seite, dort ist der Arbeitsplatz meines Mannes.«
Elenas Blickrichtung ging kurz nach links.
Sie fuhren auf der Straße an einem großen Gebäudekomplex entlang. Weitere Gebäude gliederten sich an. Und noch weitere. Elena war bewusst, das hier war einer der größten Medienkonzerne Deutschlands. Jetzt bekam sie doch leicht feuchte Hände. Die Wochen- und Monatszeitschriften aus diesem riesigen Verlagshaus waren ihr nur zu gut bekannt. Im gleichen Moment lehnte sie sich lässig zurück. Diese Herrschaften wollten etwas von ihr. Dieses Wissen tat ihr ausgesprochen gut. Nicht die sogenannten Mächtigen und Großen … Sie hatte alles in ihrer eigenen Hand. Die wollen etwas von mir, ging ihr trotzig durch den Kopf.
»Jetzt aber zu uns beiden«, sagte Christina. »Ab sofort bitte ich Sie um die abgesprochene Diskretion und um absolute Verschwiegenheit. Alles, was wir besprechen, behalten Sie bitte für sich. Sollten Sie nicht in unsere Dienste treten, bekommen Sie eine, nennen wir es, angemessene Abfindung. Umsonst sollen Sie sich nicht auf den Weg gemacht haben, um sich mir anzuvertrauen. Damit wäre aber auch unser selbstverständlicher Wunsch nach Verschwiegenheit und Diskretion abgegolten. Unser Privathaus betreten nur gute Freunde und ab und an auch einige unserer Geschäftsfreunde. Alles, was Sie in und um das Haus kennenlernen, behalten Sie bitte für sich. Mein Mann und ich sind nicht unbedingt als Partylöwen oder als Besucher in Talkshows bekannt. Was das betrifft, leben wir eher zurückgezogen. Anderseits hat unser Konzern durch die Vielzahl unserer Publikationen eine gewisse Macht, die nicht zu unterschätzen ist. Ich denke, Sie verstehen, was ich meine.«
Christina schaute kurz zu Elena, die ihr sogleich die erwartete Antwort gab: »Sie können sich auf mich verlassen. Ihr Wunsch ist für mich selbstverständlich und Ehrensache.«
Christina tippte das Radio an. Elena war baff. Ein Sound wie im Konzertsaal. Das Intro von Joe Cockers »With a Little Help for My Friends« erzeugte eine Gänsehaut bei Elena. Wie gern spielte sie diese Akkorde, diesen Song auf ihrer Gitarre. Natürlich kannte sie den kompletten Text, kannte jeden Ton. Wenn das kein gutes Omen war.
Wenige Minuten später verließen sie die Bundesstraße. Nach etwa einem Kilometer durch ein bewaldetes Gebiet kamen sie zu einem mit einer Steinmauer umgebenen großflächigen Grundstück. Zusätzlich war das Gelände systematisch eingezäunt. Zwei scheinbar bewusst gut sichtbar positionierte Überwachungskameras sicherten den Eingangsbereich.
Auf Knopfdruck öffnete sich das eiserne Eingangstor und sie setzten die Fahrt in Richtung Villa fort. Bisher schien Elena fast alles zu glatt zu verlaufen. Gab es einen Haken bei der ganzen Geschichte? Sie würde es bald erfahren.
Arbeiter fuhren mit zwei großen Aufsitzmähern ihre Bahnen über die unendlich scheinende Rasenfläche. Zwei weitere Männer kümmerten sich um die Blumenbeete. Der herrliche alte Baumbestand faszinierte Elena. Mehrere uralte, knorrige Trauerweiden neigten sich malerisch in Richtung Rasen.
Das hier war kein Garten, das war ein herrlicher perfekt gepflegter Park. Von vergangenen Zeiten zollten noch die steinernen Sockel mit ihren lebensgroßen Engelsfiguren, von denen mehrere den Weg säumten. Einige waren beschädigt, was sie fast noch interessanter machte.
Jetzt fuhren sie an verschiedenen Nebengebäuden vorbei. Elena vermutete, dass es sich hierbei um ehemalige Stallungen und Gesindehäuser handelte. In einem großen Teich, überwuchert mit roten Seerosen, die mit ihrem ausladenden grünen Blättergewächs den halben See bedeckten, tummelten sich mehrere Enten. Über eine Kaskade lief frisches Wasser in den See. Elena fühlte sich wie in einem Film mit dem Titel »Die Zeitreise«.
Das wurde ihr noch mehr bewusst, als sie die in weiß gehaltene Villa, das Hauptgebäude, zu Gesicht bekam. Ein breiter Treppenaufgang und vier hohe Säulen, gaben dem wuchtigen Gebäude einen noblen, majestätischen Anblick. Auf der rechten Seite befand sich ein Rundturm, der das restliche Gebäude überragte. Auf der linken Seite fiel Elena die große steinerne Veranda auf, die Teile des oberen Stockwerks umgab. Jetzt befiel sie doch eine gewisse Befangenheit. Wo war sie hier gelandet? Alles wirkte herrschaftlich und prachtvoll, umso mehr, weil es aus einer vergangenen Epoche stammte.
Christina parkte den Wagen. »So, da wären wir. Sie trinken doch einen Kaffee mit mir? Annemarie, unsere Haushälterin, die uns seit einer gefühlten Ewigkeit zu treuen Diensten ist, backt den besten Käsekuchen nach uraltem Rezept. Den müssen Sie einfach probieren.«
Elena nickte und lächelte die Frau an. Leicht befremdlich stellte sie fest, dass einiges anders ablief, als sie es sich vorgestellt hatte. Noch wurde sie konsequent per Sie angeredet und als umsorgter Gast behandelt. Sie, die für einige Monate als »Dienstmädchen« eingestellt werden sollte, wunderte sich schon. Elena konnte aber nicht leugnen, dass ihr dieser überaus respektvolle Umgang gefiel. Es gab ihr ein Gefühl von Respekt und Sicherheit. Bisher lief also alles bestens. Elena wurde zunehmend neugieriger. Was würde Christina ihr anbieten? Was würden ihre Aufgaben sein?
Klar war, und da konnte Christina noch so einen vornehmen Umgang mit ihr pflegen, sie hatten sie in einem SM-Forum angeschrieben. Das Umfeld, das Auftreten von Christina, das luxuriöse Ambiente hier … Wie passte das alles zusammen? In etwa konnte sich Elena natürlich denken, was man von ihr erwartete. Aber eben nur in etwa.
Sie gingen die breite Innentreppe nach oben in den ersten Stock, liefen einen langen Korridor entlang. Die Dielen des Holzbodens knarrten leicht unter ihren Füßen. Mehrere Gemälde in alten, wuchtigen Holzrahmen zierten die Seitenwände.
»Das ist das Erkerzimmer. Hier nehmen wir den Kaffee ein.«
Neugierig schaute Elena sich um. Vier Sprossenfenster füllten den Raum mit Licht. Um den feudalen runden Eichenholztisch standen sechs Stühle, die mit edlem Stoff aufgepolstert waren. Eine schmale uralte Vitrine mit bunten Facettenfenstern zog Elenas Blick auf sich. Christina beobachtete Elena und ging sofort auf sie ein.
»Das ist das älteste Möbelstück im ganzen Haus. Die Vitrine hat schon einige Generationen überlebt. Sie soll um die Zeit noch vor der Französischen Revolution hergestellt worden sein. Sie ist ein echter Blickfang. Aber bitte, setzten Sie sich. Ich bin gleich zurück.«
Als Christina mit Annemarie zurückkam, hatten sie Kaffee und einen Kuchen dabei. Die ältere Frau bediente sie.
»Lassen Sie es sich schmecken«, sagte die Haushälterin und verließ den Raum.
Minuten später hatte Christina einen Wunsch an ihren jungen Gast. »Zunächst … Würden Sie bitte kurz aufstehen. Ich möchte Sie gern für einen Moment in Ruhe betrachten. Wenn Sie sich einfach langsam drehen würden.«
Elena fuhr sich durch ihre Haare, zupfte ihre Bluse zurecht. Dann erhob sie sich und stand also vor Christina. Elena fühlte sich leicht unbehaglich, aber sie konnte Christina verstehen. Niemand hatte sie gezwungen, hierher zu kommen. Leicht drehte sie sich in beide Richtungen, zweimal um ihre Achse. In sich schmunzelnd wurde ihr bewusst, dass sie gerade bei einem Casting war. Nochmals drehte sie sich um ihre eigene Achse, um dann ihrer Betrachterin lächelnd ins Gesicht zu sehen.
Christina sah eine junge Frau von über eins siebzig, schlank, aber auch sehr weiblich. Ihre festen Brüste hoben sich deutlich ab. Ihre überlangen, welligen, dunkelblonden Haare, ihre langen Beine, ihre hohen Wangenknochen, sie gaben dem jungen Mädel schon ein modelmäßiges Aussehen. Wie immer hatte sich Elena nur dezent geschminkt.
»Mein Kompliment.« Mehr kam nicht von Christina, als sich Elena wieder setzte.
Der Kaffee und der selbstgebackene Kuchen schmeckten wirklich ausgezeichnet. Gespannt lehnte sich Elena zurück. Jetzt also würde sie weitere Details erfahren.
Christina begann, den künftigen Aufgabenbereich zu erklären, ihre Wünsche, ihre Neigungen und Fetische, die mit denen ihres Mannes abgesprochen waren. »Wir ticken da vollkommen gleich. Der Anblick von devot präsentierter Weiblichkeit ist eine unserer Vorlieben. Ein Kleidchen, das nur das Nötigste bedeckt, ein extrem auf der Haut anliegendes Latexteil, das die Brüste betont … Wir finden solche Anblicke einfach berauschend und als ein sinnliches Geschenk. Wie gesagt, wir beide!«
Elena ging sofort etwas durch den Kopf: Christina stand auch auf Frauen. Das war absolutes Neuland für sie. Bisher hatte sie überhaupt keine Neigung in diese Richtung bei sich festgestellt. Diese Frau, die ihr gegenübersaß, hatte eine liebenswerte Ausstrahlung und Elena empfand von der ersten Minute an eine Sympathie für sie. Wenn es wirklich eines ihrer Faibles war, musste und würde Elena damit klarkommen, hatte ihr ihre Wünsche zu erfüllen. Die nächste Überraschung also.
Das war schon eine besondere Beziehung, die die beiden Herrschaften miteinander auslebten. Christinas Aussagen wirkten ehrlich und aufrichtig.
Christina fuhr mit weiteren Instruktionen fort. »Hier im Haupthaus leben wir und Annemarie. Ihre Aphorismen und Sprichwörter sind gefürchtet und geliebt. Ihre Lebensweisheit hat uns allen schon geholfen. Sie ist ein ruhender Pol in unserer hektischen Zeit. Ihr Zimmer, Elena, wird auch hier im Gebäude sein. Der Verwalter und die Gärtner mit ihren Familien wohnen in den ehemaligen Gesindehäusern hinten am Waldrand.« Sie deutete in die Richtung. »Unser Sohn Maximilian absolviert sein Studium und besucht uns ab und zu und unsere Tochter Corinna treibt sich wieder einmal irgendwo in der weiten Welt herum.«
Elena blickte in ein ernstes Gesicht.
Nachdem Annemarie beiden etwas Kaffee nachgeschenkt hatte, kam Christina erneut auf ihre sexuellen Neigungen zu sprechen. »Es geht uns um Ihre Erziehung von der Novizin zur Sub. Es geht um SM, auch mit einem deutlichen masochistischen Anteil. Mein Mann ist ein Herr. Er liebt die Weiblichkeit. Sexuell steht er auf Erziehung, Gehorsam und Benutzung. Ich denke, das ist deutlich genug. Das müssten Sie akzeptieren. Dirty Talk ist in diesem Spiel der Devotheit selbstverständlich. Ich bin seine Frau und seine devote, jederzeit benutzbare Sub.«
Christina machte eine kleine Pause.
»Um etwas klarzustellen«, fuhr sie dann fort. »Wir führen im herkömmlichen Sinne keine offene Ehe. Wir lieben SM, praktizieren das auch, aber immer mit dem Wissen des Partners. Wir kennen das Wort Eifersucht nicht, da wir uns in diesem Punkt absolut vertrauen. Wir sind ein Paar, haben und leben unsere Neigungen. Eines ist selbstverständlich: Auf alles, was gesundheitlich nicht verantwortbar ist, verzichten wir! Wir erkennen an, dass Sie SM-Anfängerin sind. Novizin.«
Christina schaute Elena offen ins Gesicht.
»Wir erwarten aber auch, dass Sie unseren Weg mitgehen. Eines können Sie mir glauben. Ein anfänglicher Schmerz kann sich in Lust verwandeln. SM kann sich tief in Ihre Seele eingraben. Es kann zur Sucht werden. Bedenken Sie das für Ihr weiteres Leben, insbesondere, was eine künftige Partnerschaft betrifft. Nochmals: Wenn es Ihnen allein um Geld oder einen gewissen Luxus geht, den wir Ihnen sicherlich bieten können, wären Sie hier fehl am Platz. Es geht absolut um Sie, um Ihr Verständnis, um Ihre Lust, um Ihre Neigung. Einfacher gesagt, Sie müssen ein ›Ja, ich will‹ tief in Ihrer Seele, Ihrem Kopfkino, Ihrem Bauchgefühl verankert haben, nur dann sind Sie hier richtig.«
Das waren klare Ansagen. Elena bewunderte diese Frau immer mehr. Alles erklärte sie mit einer Ruhe, mit einer Sachlichkeit und Selbstverständlichkeit, die Elena tief in ihre Seele traf. Ihr gegenüber saß eine hochgebildete, finanziell abgesicherte und mehr als attraktive Frau mit einer beeindruckenden Ausstrahlung, aber auch mit klaren Vorstellungen und Forderungen.
»Haben Sie das alles soweit verstanden?«, fragte Christina.
Wieder das zustimmende Nicken von Elena.
»Ich habe Ihnen ja geschrieben, dass Sie für dieses Abenteuer angemessen bezahlt werden sollen. Wenn Sie unser Angebot annehmen, zunächst für sechs Monate mit der Option einer möglichen Verlängerung, möchten wir Sie wie folgt entschädigen: Offiziell melden wir Sie als Haushaltshilfe an. Sie bekommen von uns achtzehnhundert Euro pro Monat offiziell, dazu dreitausend Euro pro Monat bar auf die Hand. Essen und Logis sind selbstverständlich frei. Auch Ihre Arbeitskleidung wird von uns gestellt.«
Elena erkannte, dass sich Christina über den letzten Satz doch ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Es ging wohl um das Wort Arbeitskleidung. Die war bestimmt etwas extravagant und exklusiv auf sie zugeschnitten.
»Sie haben uns eine schriftliche Schweigepflichterklärung zu unterschreiben. Wenn alles so abläuft, wie wir uns das vorstellen, bekommen Sie nach Ablauf der sechs Monate noch eine Abfindung von sechstausend Euro. Kosten entstehen Ihnen keine. Auch wenn wir Sie mit auf Reisen nehmen, ist selbstverständlich alles für Sie frei. Soweit unser Angebot.«
Das mit dem »etwas dazuverdienen« hörte sich jetzt richtig gut an! Dazu auch die Teilnahme an den Urlauben der Herrschaften … Hier war alles so anders, so ungewohnt anders.
»Elena, Sie müssen sich jetzt entscheiden. Und nochmals: Schauen Sie bitte nicht nur auf das Geld. Es muss und sollte Ihrer Neigung, Ihrem Lebensverständnis entsprechen. Ohne echte Lust auf den expliziten Job, ohne eine spezielle, sexuelle Neigung Ihrerseits, wäre das alles ein großes Missverständnis und ich denke, das wollen wir beide nicht.«
Christina schaute sie abschätzend an.
»Sicherlich fragen Sie sich, warum wir auf Sie gekommen sind. Und wenn Sie ehrlich sind, beschäftigt Sie diese Frage schon seit Langem. Habe ich recht?«
Elena schaute Christina mit ernstem Gesicht an. »Das wäre tatsächlich meine nächste Frage gewesen. Warum gerade ich?«
»Ihre Körperdaten, Ihr Alter, alles entspricht unseren Wünschen. Ihr Profil hatte etwas Ehrliches. Das habe ich gespürt. Auch Sie hatten diesen Instinkt, sonst wären Sie nicht hier. So einfach ist das. In Ihrem Alter haben sie selbstverständlich reichlich sexuelle Erfahrung, von dem gehe ich zumindest mal aus. In SM sind Sie laut Ihrer Aussage Anfängerin. Genau darum geht es uns. Das ist unser Kick. Das ist es, was wir uns wünschen. Unser Anforderungsprofil beinhaltet Intelligenz, eine attraktive gepflegte Erscheinung, gutes Auftreten und Benehmen, und das Wichtigste: eine ungemeine Neugierde auf alles, was kommt. Wenn mich meine Menschenkenntnis nicht im Stich gelassen hat, sehe ich genau das hier vor mir sitzen!«
Das klang alles aufrichtig, offen und ehrlich. Elena griff zu ihrer Gabel und nahm sich den Rest des Kuchenstückes. Von innerer Ruhe konnte keine Rede sein. Das alles hatte sie ganz schön aufgewühlt. Sie versuchte, ihre Nervosität so gut es ging zu überspielen und ihre Gedanken zu ordnen. Natürlich war das finanzielle Angebot verlockend, und Elena war bewusst, dass das von den Herrschaften genau so gewollt war. Mit Speck fängt man Mäuse. Weltfremd war sie nun wirklich nicht, aber sie musste sich auch ehrlich eingestehen, dass sich bisher alles ausgesprochen positiv anfühlte. Ihre sexuelle Sehnsucht, ihr Wunsch auf Abenteuer, auch der Zeitpunkt, der passender nicht sein konnte, machten ihr die nahende Entscheidung immer leichter.
»Wann soll ich meinen Dienst antreten? Welchen Termin haben Sie sich vorgestellt?« Elena trank einen Schluck Kaffee, spürte, wie ihre Hand ganz leicht zitterte.
»So bald wie möglich«, entgegnete Christina. »Letztendlich entscheiden Sie das, aber zeitnah wäre uns schon recht. Das hier ist übrigens mein Mann. Zumindest auf einem Foto sollten Sie ihn wenigstens zu Gesicht bekommen, denn so ganz unwichtig dürfte das für Ihre Entscheidung nicht sein, man wird sich doch sehr nahekommen. Eine gewisse Empathie wäre da wichtig.«
Christina reichte ihr das Handy.
»Tippen Sie ruhig durch. Es sind verschiedene Aufnahmen von ihm. Thorsten ist dreiundfünfzig, eins neunzig groß. Ich bin Mitte vierzig … Aber das haben Sie ja dem Profil entnommen.«
Optisch war Christinas Ehepartner in Elenas Augen ein sportlicher, attraktiver, gut aussehender Mann. Den Geschäftsmann konnte er nicht verleugnen. Sie hatte nichts anderes erwartet. Sein sichtbar maßgeschneiderter Anzug saß wie angegossen. Seine leicht grau melierten Haare, sein etwas kantiges Gesicht unterstrichen seine markante Männlichkeit. Er war ein Herr, dessen war sich Elena sicher. Ein Herr, der wusste, was er wollte. Soweit passte auch das.
Sie gab das Handy zurück.
»Was ich Ihnen jetzt sagen möchte, ist mir ungemein wichtig«, fuhr Christina fort. »Mein Mann und ich stehen beide zu einhundert Prozent hinter dem Wunsch, Sie als junge Frau hier aufzunehmen. Nicht er, nicht ich, sondern wir beide haben in diesem Punkt die gleiche Neigung, die wir mit Ihnen ausleben möchten. Alles geschieht mit Achtung, Respekt und auf Augenhöhe. Ihre Devotheit sollte ein Teil Ihrer Neigung sein. Selbstbewusstsein, Stolz und Devotheit widersprechen sich nicht. Im Gegenteil. Glauben Sie mir. Sie werden es mir bald bestätigen. Wir suchen in keinem Fall eine Professionelle oder eine nur aufs Geld ausgehende sexuelle Schlampe. Mein Mann und ich haben dazu keine Ader. Das Gegenteil ist der Fall. Da stellt sich natürlich die Frage: Kann man unanständiges Treiben und Erleben auch mit Anstand tun?«
Sie lächelte Elena an, die für sich schon Ähnliches gedacht hatte. Wie verrückt war das alles!
»Zumindest versuchen wir es! Sex ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Andere haben andere Hobbys, die sie befriedigen. Jedem das seine. Jetzt aber nochmals zu Ihrem Job.« Christina stand auf und stütze sich an ihrer Stuhllehne ab. »Wir essen mitunter zusammen, wir gehen zusammen in Kurzurlaub auf unser Boot in Südfrankreich oder in unser Ferienhaus auf Gran Canaria. Sie versichern uns Ihre Dienste zunächst für ein halbes Jahr. Dann sehen wir gemeinsam weiter. Jetzt sind Sie am Zug. Wenn Sie nicht abgeneigt sind und echtes Interesse Ihrerseits besteht, muss ich meinem Mann ein paar Fotos von Ihnen schicken, und zwar hier und jetzt. Das muss sein. Er möchte es so, Sie verstehen. Es ist auch ein kleiner Test, ob Sie bereit sind.«
Elena hatte verstanden. Wieder dieses Kribbeln, das ihren Körper durchzog.
»Einverstanden?« Christina schaute Elena auffordernd an.
Die nickte ihr bestätigend zu.
»Dann kommen Sie mit.«
Sie gingen die Treppe in Kellerräume hinunter.
Als Christina eine Tür öffnete, war Elena klar, was sie erwarten würde. Etwas erstaunt war sie dann doch. Zu ihrer Verwunderung war das Studio relativ schlicht eingerichtet. Zwei Tische nebeneinander, zwei schwere Holzbalken an der Decke, mehr nahm sie bei dem gedämpften Licht nicht wahr.
»Ziehen Sie sich aus und beugen Sie sich über den Tisch.«
Christina schaltete eine hellere Lampe ein.
»Ich mache ein kurzes Video von Ihnen. Zeigen Sie sich von Ihrer besten Seite. Zunächst die Beine breit!«
Sie machte ein Filmchen von Elenas Rückseite, von Arsch und Votze und musste sich eingestehen, dass das, was ihr hier geboten wurde, schon Extraklasse war.
»Jetzt legen Sie sich mit dem Rücken auf den Tisch und ziehen ihre Beine zum Körper.«
Ein weiteres Video. Christina filmte ausgiebig Elenas offen dargebotene Votze. Dann hatte sich Elena vor eine Wand zu stellen, ihre Arme nach oben gegen die Decke zu strecken. Ihre runden, festen Brüste streckten sich und standen richtig straff ab.
»Das gehört zu unserem Spiel. Es ist eine Information für ihn, aber auch ein willkommener aufgeilender Gruß von mir an meinen Mann. Ziehen Sie das hier bitte an!«
Das Bustier-Gummiteil presste ihre Titten zusammen. Kleine runde Öffnungen ließen ihre Nippel deutlich abstehen. Christina half ihr beim Anziehen der eng anliegenden Teile. Sie tat das sehr gewissenhaft, berührte Elenas Körper offensichtlich bewusst immer wieder. Diese spürte eine leichte Erregung, was sie auch etwas irritierte. Hautkontakt mit einer Frau hatte sie das letzte Mal gehabt, als Selina ihr am Baggersee den Rücken eincremte.
Der Latexrock bedeckte nur leicht Arsch und Votze. Christina zog die Latexteile nochmals zurecht. Elena spürte ihren Atem.
»Laufen Sie langsam auf mich zu«, sagte Christina und filmte mit dem Handy den ersten Auftritt von Elena in diesem Haus. »Jetzt ziehen Sie sich langsam aus! Erst das Oberteil, dann den Rock und drehen Sie sich dann um die Achse.«
Nach etwa zwei Minuten schaltete Christina ihr Handy ab.
Elena zog ihre Kleidung wieder an.
»Das wäre es fürs Erste.«
Sie liefen die Treppe wieder hoch.
»Mein Mann wird mir umgehend eine Rückmeldung geben«, erklärte Christina. »Alle Filmchen sind selbstverständlich nur für uns intern. Ich darf Ihnen doch ein ehrliches Kompliment machen?! Sie haben einen sehr erotischen und überaus attraktiven Körper. Da hat sich der liebe Gott mächtig angestrengt«, sagte Christina mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.
Elena musste zugeben, dieses weitere Kompliment aus dem Munde einer Frau schmeichelte ihr besonders.
Nach einigen Minuten kam Thorstens positive Antwort. Christina nickte. »Ich wundere mich nicht, denn ich kenne seinen Geschmack. Also, alles liegt jetzt bei Ihnen, Elena.«
»Wenn ich zusage, kann ich dann meine Gitarre mitbringen?«, fragte sie.
Christina spürte, wie wichtig das für Elena war. »Sehr gern. Sie sollen sich ja hier wohlfühlen. Also ein eindeutiges Ja. Jetzt geht’s zum Kern der Sache: Können Sie sich vorstellen, hier ein halbes Jahr mit uns gemeinsam zu verbringen? Nochmals in aller Deutlichkeit: Mitunter wird es hart zur Sache gehen. Schläge erzeugen bekanntlich Schmerz. Nicht immer entsteht daraus Lustschmerz. Eine Züchtigung kann an einem Tag in einen Taumel führen, an einem anderen Tag ist es ein Trip, der Ihre ganze Psyche und Physis an Ihre Grenzen führt. Sicherlich verfluchen Sie in solchen Augenblicken Ihre Zustimmung.«
Elena hatte Christina mit ernstem Gesichtsausdruck zugehört, lehnte sich zurück, überflog den Vertrag, ergriff den Kugelschreiber und setzte ihre Unterschrift darunter.
Christina lächelte. »Es wird bestimmt ein besonderes halbes Jahr in Ihrem Leben. Wir freuen uns auf Sie. Für heute gebe ich Ihnen dreihundert Euro plus die Unkosten für die Bahnfahrt. Dann sehen wir uns demnächst. Hartmut, unser Chauffeur, fährt Sie zum Bahnhof.«