Читать книгу Scarlet Cheeks: Verhängnisvolle Hingabe - Alexis Kay - Страница 5

Prolog

Оглавление

Ich schlage meine Augen auf und bin zunächst etwas orientierungslos.

Es ist stockdunkel.

Nacht.

Wo bin ich?

Meine Hand streicht übers seidig weiche Laken den Rand des Bettes entlang …

Nicht meine gewohnte Seite! Nicht mein Bett!, stelle ich in einem Anflug von Panik fest. Wessen Bett ist das? Und wie bin ich überhaupt ins Bett gekommen?

Ich drehe mich auf den Rücken und vernehme nah an meinem linken Ohr regelmäßige tiefe Atemzüge, durchzogen von leisen Schnarchlauten.

Unverkennbar … Alain.

Beim erleichterten Aufatmen steigt mir auch ein vertrauter Geruch in die Nase: sein Aftershave. Als ich meinen Kopf ins Kissen betten, meinen Arm um ihn schlingen will, um friedlich weiterzuschlummern, denn bei ihm fühle ich mich sicher und geborgen, zieht sich Schmerz durch meine linke Gesichtshälfte. Ich zische auf, rolle mich wieder auf die andere Seite. Tastend suche ich nach einer Lampe auf dem Nachttisch, finde einen Schalter und endlich flutet Licht den Raum.

Es ist Alains Zimmer! Gott sei Dank!

Zerstreut sehe ich mich um. Alain schläft tief und fest neben mir. Die rechte Hand, die, wie’s scheint, verarztet wurde, ist umwickelt mit einer sauberen weißen Bandage und liegt neben seinem Kopf auf dem Kissen.

Was ist passiert? Wie hat er sich verletzt?

Ein lautes Grunzen. Bourbon. Der Husky pennt an seinem gewohnten Platz auf dem Teppich vor meiner Betthälfte, denn sein Herrchen lässt ihn partout nicht ins Bett, und da ich das schwächere Geschlecht bin, dem Hund vieles durchlasse, ihn laut Alain gar verhätschele, hält dieses gerissene Vieh sich vielmals an mich und kocht mich mit seinen Huskyaugen weich. Wie aufs Stichwort öffnet Bourbon die Augen, hebt den Kopf von den Vorderpfoten und blickt mich erwartungsvoll an.

„Pssst. Nächstes Mal bei mir daheim“, flüstere ich mit dem Zeigefinger auf dem Mund, und Bourbon bettet schnaubend den Kopf wieder auf die Pfoten, als hätte er meine Worte verstanden. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und da durchzuckt mich abermals Schmerz. Sachte schmiege ich meine linke Hand an meine Wange, fühle die erhitzte Haut und wie es unter meiner Handfläche drängend pocht.

Knall auf Fall kehrt die Erinnerung zurück. Ich sehe Ryans Gesicht vor mir, wie er schmierig grinste, sich gierig die Lippen leckte, als ich mich vor ihm entblößen musste. Ich bilde mir ein, seine schwieligen Hände noch immer irgendwo auf meinem Körper zu spüren und das Nikotin, das an seinen Fingern haftete, auf meiner Zunge zu schmecken …

Übelkeit wallt in mir auf. Ich begebe mich ins angrenzende Bad, versuche, den Brechreiz erst einmal wegzuatmen, jedoch vergeblich. Trockenes Würgen erschüttert meinen Körper, denn das Fünf-Gänge-Menü hat bereits im Hotel den Rückweg angetreten.

Ich putze mir die Zähne und verspüre das dringende Bedürfnis zu duschen. Alains Shirt, das er mir wohl übergezogen hat, während ich geschlafen habe, landet durchgeschwitzt auf dem Boden, und noch bevor mir kalt wird, stelle ich mich unter den Wasserstrahl. Das lauwarme Wasser plätschert über meinen Kopf, träufelt in meinen Mund und ich genieße es, wie es nach und nach meinen Körper einhüllt. Gewöhnt sich meine Haut an die Temperatur, schiebe ich den Hebel der Armatur weiter nach links, regle das Wasser noch etwas wärmer. Grad für Grad. Eine Spielerei, die mir eine Gänsehaut nach der anderen über die Haut jagt. Ob sie vom Schmerzreiz herrührt, der ins Nervensystem geleitet wird, oder vom Wohlgefühl, weiß ich nicht …

Ich stehe bestimmt schon fünf Minuten unter der Dusche, als plötzlich Alain verschlafen durch den Türspalt linst. „Irina. Darf ich reinkommen?“

„Natürlich … Sorry. Habe ich dich geweckt?“

Er schüttelt den Kopf und tritt ein. „Ich habe mir Sorgen gemacht. Das Wasser rauscht schon seit einer Weile. Bist du in Ordnung, Liebes?“

„Ich … ich musste einfach duschen … Es war wie ein Zwang … Ich wollte mich abkühlen …“

Alain nähert sich, bleibt unmittelbar vor der begehbaren Glasdusche stehen und streckt die unverletzte Hand nach dem Wasserstrahl aus, zieht sie aber sofort zurück. „Nach einer Abkühlung fühlt sich das nicht an. Das Wasser ist zu heiß, Irina. Dein Rücken ist feuerrot. Du verbrühst dich doch.“ Kurzerhand dreht er das Wasser ab. „Soll das eine Art Ritual sein? Willst du dich reinwaschen? Dich selbst durch Schmerz zurückholen?“ Er betrachtet mich argwöhnisch.

„Alain. Bitte. Interpretier da nichts hinein. Es ist bloß eine blöde Angewohnheit, die ich mir als Kind angeeignet habe, um zu sehen, wie viel ich ertragen kann …“ Ich beginne zu schlottern, meine Zähne klappern, da ich der Wärme beraubt wurde. Die Raumtemperatur fühlt sich arktisch kalt an im Vergleich zum Duschwasser, das mich vor Sekunden noch umgeben hat.

Alain hüllt mich in seinen Bademantel, drückt mich an sich und hält mich einfach nur fest. An seine Brust gepresst kann ich sein kräftiges Herz schlagen hören, seine Körperwärme fühlen … Er schenkt mir Geborgenheit. Seine Sanftmut dringt tief in mein Innerstes, erwärmt mein Herz und es scheint mir, als würde sich mein Herzrhythmus seinem anpassen, eins mit ihm werden …

Doch ich will mehr! Auf eine andere Art eins mit ihm werden … will vergessen …

Alain küsst mich auf die Stirn und ich sehe zu ihm auf.

Sind das Tränen auf seiner Wange oder stammen die Tropfen von meinen nassen Haaren?

Seine belegte Stimme deutet auf Ersteres. „Irina. Bitte sprich mit mir darüber, vertrau dich mir an …“

Doch mir ist nicht nach Reden zumute. „Bitte, Alain, zeig mir, wie sehr du mich liebst. Ich will deine sanften Hände auf mir spüren, will, dass du mich überall berührst, mich von dem Gefühl seiner schwieligen Klauen auf meinem Körper befreist … Ich brauche dich, Alain, lass mich vergessen … liebe mich!“

Alain hebt mich auf seine Arme, doch wider mein Erwarten trägt er mich nicht ins Bett, sondern zur Badewanne. Er hat meine Worte völlig falsch interpretiert.

„Alain. Nein. Ich habe doch gerade geduscht …“

Die frei stehende Badewanne wurde bereits mit Wasser gefüllt.

Ach, deshalb wurde mein Duschwasser allmählich immer kälter. Also muss er sich auch nicht wundern, dass ich nachregeln musste …

Alains Zimmer duftet jetzt herrlich nach Rosen und ein Hauch von Rhabarber fließt mit ein.

Er lässt mich sachte zu Boden gleiten. „Vielleicht wirst du dich besser fühlen, wenn ich dich wasche. Und glaube mir, ich mache meine Sache gründlich.“ Ein verheißungsvolles Grinsen schleicht sich auf seine Lippen.

Er hat mich also doch verstanden, wird mit mir schlafen …

„Ich werde dir auf diese Art zeigen, wie sehr ich dich liebe, indem ich mich um dich kümmere, dich verwöhne … Jedoch schlafen werde ich mit dir heute Nacht nicht. Du brauchst Zeit, um das alles zu verarbeiten … Ich werde meine Liebe lediglich in Worte fassen …“

Ich streife den Bademantel ab, steige schmollend in die Wanne. Das Wasser hat genau die richtige Temperatur, mollige 37 Grad zeigt das Thermometer an, und sein Duft entführt mich in einen Rosengarten. Ich schließe die Augen, entspanne mich allmählich … und nur wenige Sekunden darauf spüre ich, wie sich Tränen ankündigen. Sie finden einen Weg unter meinen geschlossenen Augenlidern heraus und kullern über meine Wangen.

Alain nimmt mich in den Arm, hält mich einfach nur fest. „Irina. Endlich. Es hat mir richtig Angst gemacht, wie du das Geschehene im ersten Moment verdrängt hast. Liebes. Du kannst mir vertrauen. Ich bin für dich da, wenn du Probleme hast, wenn du reden möchtest. Ich bin da, um dich zu stützen, dir zu helfen, wenn du nicht mehr weiterweißt. Ich liebe dich, Irina.“

Ich öffne meine Lider und versinke in seinen gletscherblauen Augen, die entgegen der Farbe der Iriden pure Wärme ausstrahlen. „Ich liebe dich auch“, wispere ich.

Obwohl wir in dieser Nacht keinen Sex haben werden, könnte sie nicht vollkommener sein, denn sein Liebesschwur berührt mein Herz. Trotz seines anfänglichen Skrupels ist er in der Lage, eine Beziehung zu führen, und dieser steht jetzt nichts und niemand mehr im Wege.

Ich liebe diesen Mann über alles und möchte ihn in meinem Leben nicht mehr missen.

Für mein Glück brauche ich nur ihn.

Durch ihn bin ich vollkommen.

Scarlet Cheeks: Verhängnisvolle Hingabe

Подняться наверх