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Kapitel 2

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„Irina!“ Liz späht durch den Türspalt. Ihre Stimme ist ein leises Flüstern und doch habe ich sofort darauf reagiert und die Augen aufgeschlagen. Ich brauche einen Augenblick, bis ich mich zurechtfinde. Alains Studentenzimmer.

Alain selbst schläft tief und fest neben mir. Ein seltener Anblick. Normalerweise bin ich der Morgenmuffel und er der Frühaufsteher.

Liz’ Zeigefinger gelangt kurz an ihren Mund. Ein lang gezogenes „Pssssssst!“ dringt zwischen ihren verführerisch vollen Lippen hervor. Gleich darauf bewegt sich ihr Finger zu einem Komm her! Ein breites Grinsen schleicht sich auf ihr sommersprossiges, ungeschminktes Gesicht. Doch sie wirkt in natura nicht minder bezaubernd.

Bedacht darauf, keinen Mucks von mir zu geben und mich nicht allzu heftig zu bewegen, schlüpfe ich unter Alains Arm und unter der Decke hervor.

Mein Brummbär gibt im Schlaf ein missmutiges Schnauben von sich, murmelt etwas Unverständliches, schnarcht dann aber zufrieden weiter.

Ich ziehe mir den schwarzen Seidenkimono über, der auf dem Nachtschrank liegt, und schleiche mich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.

„Wie spät ist es?“, frage ich Liz gähnend, als ich die Tür leise hinter mir geschlossen habe.

„Acht. Bei euch zu Hause schon neun und du bist noch so verschlafen“, wirft sie mir grinsend vor.

„Ich habe Ferien!“, rechtfertige ich mich und stemme gespielt empört die Fäuste in die Hüften.

„Komm …“ Liz hakt sich bei mir unter und führt mich in die Küche. „Wir überraschen die Jungs mit einem Frühstück.“

„Sag bloß, du erledigst hier tagtäglich die ganze Hausarbeit und die faulen Macker lassen sich bedienen?! Welche Paschas!“

„Pssssssst. Leise. Dieses Haus hat Ohren. Nein, Irina. So ist es keinesfalls. Ich mach das gerne. Kochen ist sozusagen mein Hobby, lieber aber backe ich Kuchen, Muffins, Brownies und sonstige Leckereien. Ich steh mehr auf Süßes, denn ich bin gelernte Pâtissière.“ Ihre Augen strahlen. „Ansonsten hat hier jeder sein Ämtchen zu verrichten!“ Liz zeigt auf die Pinnwand und zwinkert mir zu.

„Oooooh. Wenn das so ist, wie kann ich behilflich sein?“

„Würdest du im Gemeinschaftszimmer den Tisch decken? Da du barfuß bist, würde ich dir nicht gerade den Herd empfehlen. Fettspritzer.“ Sie deutet auf das Tablett mit Tellern, Besteck, Tassen und Gläsern.

Ich nicke und zähle unbewusst die Anzahl Tassen, vergleiche sie mit den Tellern und dem Besteck. „Sieben?“

Travis, James, Liz, Daniel, Alain und ich. Das sind sechs. Also wer ist der Siebte?

Liz nickt nur abwesend. Sie ist ganz in ihre Leidenschaft, das Kochen, versunken.

Mit zitternden Fingern trage ich das Tablett in den angrenzenden Raum. Nur noch wenige Schritte trennen mich vom großen Marmortisch.

„Na, welch süße Versuchung haben wir denn hier?“, ertönt es auf Englisch. Die dunkle, brummige Stimme, der von Travis sehr ähnlich, dringt mir bis ins Mark und lässt mich erschrocken zusammenfahren.

Der siebte Mann: Master Dave!

„Alains sündige Versuchung!“

James!

Das Tablett entgleitet meinen plötzlich schweißnassen Fingern und landet auf dem teuren Parkett. Der Aufschlag verursacht einen Heidenlärm und das Geschirr zerspringt in tausende Teile.

Starr und schwer atmend, paralysiert wie ein Reh im Scheinwerferlicht, bleibe ich stehen. Das Herz klopft mir bis zum Hals. Ich wage es nicht mehr, mich nur einen Millimeter zu rühren, denn rund um meine nackten Füße verteilen sich lauter kleine Scherben.

„Halt still, Süße. Bloß nicht bewegen, du könntest dich verletzen.“ Davids Stimme ist unverhofft sanft und beruhigend und passt keineswegs mehr zu dem bulligen Kerl, den ich gestern an der Bar im Club erblickt habe.

Von der Neugier gepackt, wage ich einen Blick über meine Schulter. Die falsche Seite, denn ich erblicke James. Ein Zittern erobert meinen Körper, meine Beine schlottern und drohen nachzugeben.

Auf der anderen Seite vernehme ich das knirschende Geräusch von Scherben unter Gummisohlen. Ich kann einen überraschten Aufschrei nicht unterdrücken, als starke Arme meine Taille umschlingen und mich ruckartig hochheben. Master Dave, Travis’ stämmiger Vetter, trägt mich aus der Gefahrenzone.

Der ohrenbetäubende Lärm riss wohl auch Alain jäh aus dem Schlaf, und er kann die Lage noch nicht richtig einschätzen. „Was zum Teufel! Dave, lass sie sofort …“ Doch sein Blick wandert auf den Boden. Er scheint die Situation zu begreifen und verstummt abrupt.

„Was geht denn hier ab?“ Travis steht verschlafen und splitterfasernackt im Türrahmen. Er kratzt sich am Hinterkopf. Seine Nacktheit macht ihn in keiner Weise verlegen. Warum sollte sie auch?

Jesus, Maria und Josef! Es ist wie verhext. Ich kann meine Augen nicht von ihm lassen, dem großen kleinen Travis. Der Vergleich hinkt etwas, aber es ist wie bei einem grässlichen Autounfall. Ich werde von meiner Neugier getrieben und starre unverschleiert, keineswegs heimlich, auf seine gewaltige … ich schlucke trocken … Männlichkeit.

Selbst Alain entgehen meine Stielaugen nicht. „Zieh dir was über! Ich bekomm sonst Komplexe!“, knurrt er eher im Scherz und verpasst seinem Kumpel einen Seitenhieb.

Für einen kurzen Augenblick habe ich tatsächlich vergessen, in wessen Armen ich liege. David stellt mich sachte vor Alain wieder auf die Füße. „Ich hol dann mal Besen, Handfeger und Staubsauger. Schließlich bin ich schuld an der Misere. Sorry, Kleines, dass ich dich erschreckt habe.“ Er macht auf dem Absatz kehrt, doch ich ergreife beherzt seinen Arm.

„Warte … Danke, Master David“, sage ich schüchtern und wage es nicht, den Kopf zu heben.

Sein Zeigefinger gleitet unter mein Kinn und er hebt es behutsam an. Ich muss meinen Kopf ganz schön in den Nacken legen, um einen Blick in seine smaragdgrünen Augen zu werfen. Der blonde Hüne überragt mich bei Weitem. „David. Für dich nur David, Kleines. Oder Dave.“

David! Seine Eltern haben bei seiner Geburt eindeutig die falsche Namenswahl getroffen. „Goliath“ wäre ihm gerecht geworden.

Sein von blonden Bartstoppeln umgebener Mund verzieht sich zu einem Lächeln. Selbst die grünen Augen unter den buschigen, blonden Augenbrauen funkeln belustigt.

„Ich hab mal wieder laut gedacht“, seufze ich.

Alains Arm schlingt sich um meine Taille, und er zieht mich besitzergreifend näher zu sich. Ob aus Furcht vor ernsthafter Konkurrenz oder Befürchtung, David könnte plötzlich doch noch in den Master-Modus verfallen, weiß ich nicht.

„Alain. Keine Sorge. Die Freundin eines Freundes ist für mich tabu. Im Gegensatz zu manch anderen halte ich mich strikt daran. Außerdem weißt du genau, dass mein Interesse nur devoten Frauen gilt, mit einem Hang zum Masochismus. Einer Frau wie Liz. Unsere Lizzy hätte sich, übertrieben gesagt, auf die Knie sinken lassen, trotz der Scherben oder gerade deswegen, nur um ihrem Master zu gefallen …“

Wenn man vom Teufelchen spricht …

„Jeez! Wir müssen heute wohl mit dem Picknickgeschirr vorliebnehmen.“ Liz platzt herein, die Wangen verdächtig gerötet.

„Sieht fast so aus, Muffin.“ Daniel grinst und legt den Arm um Liz’ Taille.

„Deckst du den Tisch, Liebster? Irina, greifst du mir unter die Arme, während die Herren der Schöpfung das Chaos beseitigen? Jungs? Worauf wartet ihr?“

Ein Kichern dringt aus meiner Kehle, als die Herren wie Pantoffelhelden synchron nicken und sich an die Arbeit machen. „Liz, ich hab dich ja völlig falsch eingeschätzt.“ Ich folge ihr in die Küche. „Du heizt den Jungs ganz schön ein.“

Alains lautes Räuspern, gefolgt von einem „Liebes, hüte deine Zunge!“, dringt aus dem Zimmer nebenan.

Liz schließt grinsend die Tür hinter sich und lehnt sich dagegen. „Irina. Ich weiß, wir hatten gestern nicht gerade einen idealen Start. Hmmm … Ich wollte einfach nur, dass nichts zwischen uns steht.“

„Es tut mir leid. Ich war nur so überrascht, hier ebenfalls eine Zoé vorzufinden … Ich … ich meine, eine Frau, die mit Alain … wie soll ich das nennen … Intimitäten teilte?“

„Eine Zoé? Das klingt wie ein Schimpfwort.“

„Im Grunde stimmt das auch, doch du bist so ganz anders … Du bist nett …“ Ich suche verzweifelt nach den richtigen Worten.

„Irina. Ich kann dich verstehen. Ich wollte dich eigentlich schon letztes Wochenende treffen. Grundsätzlich bin ich für Offenheit, darum habe ich mich auch mit Hannah getroffen, nicht zuletzt auch, weil Travis mich drum bat. Er wollte, dass ich ihr unsere Sitten etwas näherbringe. Die Vorwarnung, sie könnte eifersüchtig reagieren, hat sich nicht bewahrheitet, doch stattdessen hat er mir die Hölle heißgemacht, weil ich sie James in die Arme laufen ließ. Also. Wer von den beiden ist der Eifersuchtsbolzen? Travis hat gar damit gedroht, er würde James schon zeigen, wo der Hammer hängt …“

Schon allein bei Travis’ Namen wird sich in nächster Zeit wohl immer wieder dieses Bild in meine Gedanken schleichen: Wie er so nackt, wie Gott ihn schuf, im Türrahmen stand.

Herrje! Kann ich ihm jemals wieder in die Augen sehen?

Doch sein Name und das Wort Hammer in ein und demselben Satz, das ist eindeutig zu viel des Guten. Ich kann mich nicht mehr beherrschen und gackere drauflos. Ich krümme mich vor Lachen, halte mir den Bauch, Tränen rinnen mir aus den Augenwinkeln.

„Irina?“ Liz lässt sich ihre letzten Worte noch einmal durch den Kopf gehen und stimmt in mein Lachen mit ein. „Du bist ja keinen Deut besser als ich. Genauso versaut …“

Unsere Gemüter haben sich beruhigt und Liz spricht mich auf ein heikles Thema an. „Ich habe meinen Würgereflex eigentlich im Griff, doch bei Travis’ Kaliber … keine Chance. Was ist mir dir, Irina? Alains Schwanz ist ja auch nicht ohne …“ Seelenruhig nimmt sie die Würstchen aus der Vakuumverpackung und gibt sie ins heiße Öl. Ein zischendes Geräusch hallt durch die Küche. Der Dampf wird vom Abzug über dem Herd verschluckt.

Mein Gesicht ist vom Lachanfall bereits gerötet, doch ich vermute, dass ich nach dieser Frage mit einer überreifen Walderdbeere konkurrieren könnte.

„Oh mein Gott. Sag bloß, du hast Alain noch keinen geblasen … Kannst du Eier aufschlagen?“

Bitte?

Liz schiebt grinsend eine Schüssel vor mich und eine Zehnerschachtel mit rohen Eiern.

Ach so!

„Einem anderen Kerl? Deinem Ex vielleicht?“, bohrt sie weiter.

„Alain hat mich entjungfert. Ich habe mit ihm meine ersten Erfahrungen gemacht“, gestehe ich verlegen.

Liz’ Kinnlade klappt auf. „Das ist so Alain-untypisch. Eine Jungfrau? Wow! Du musst unseren überzeugten Junggesellen ganz schön um den kleinen Finger gewickelt haben. Wow! Schon allein, dass du hier stehst, er dir sein kleines Geheimnis offenbart hat, spricht für dich.“

„Liz, darf ich dich etwas fragen?“

„Natürlich.“

„Wie gehe ich am besten vor?“

„Das Ei auf den Schüsselrand schlagen, mit beiden Daumen in den Riss dringen und auseinanderziehen.“ Sie grinst wie ein Honigkuchenpferd, als sie mein perplexes Gesicht bemerkt. „Ach! Du willst von mir eine Blowjob-Anleitung?“, schließt sie daraus.

„Gerne.“

„Lecken, saugen, lutschen. Alles bis auf die Zähne ist erlaubt. Ach, und bitte den Begriff Blasen nicht wörtlich nehmen, nur so am Rande bemerkt.“ Liz verteilt den Speck in der vorbereiteten Bratpfanne.

„Gegen sanftes Knabbern ist nichts einzuwenden!“, dringt Dans gedämpfte Stimme durch die verschlossene Tür und das dunkle Lachen der anderen Jungs.

Vor Schrecken bleibt mein Herz beinahe stehen. Ich fasse mir an die Brust und sehe entsetzt zu Liz.

„Ich sagte doch, dieses Haus hat Augen und Ohren. Also, wo war ich stehen geblieben?“, fährt sie etwas leiser fort. „Da sich die Jungs doch relativ ähnlich sind, würde ich dir raten, dich nackt vor ihm hinzuknien. Alain hingegen sollte noch vollkommen bekleidet sein … Frag ihn um Erlaubnis.“

„Bitte? Ich habe mich wohl verhört. Ich soll um Erlaubnis bitten?“

„Glaub mir, solche Kleinigkeiten sind das Tüpfelchen auf dem i.“

„Oh.“

„Halte immer wieder Blickkontakt. Seine Lust wird sich auf seinem Gesicht widerspiegeln und dich bestimmt auch nicht kalt lassen … Und nun zu den Eiern.“

Rot wie eine Tomate reiche ich ihr die Schüssel.

„Ich meinte doch nicht …“

„Hmhmhmhm!“ Ein dunkles Räuspern dringt samt Alain in die Küche. „Lizzy. Setzt du meiner Kleinen Flausen in den Kopf?“ Er schlingt den Arm um meine Taille.

„Mein lieber Alain-Alain. Ich glaube, meine Flausen werden dir zugutekommen.“ Sie zwinkert mir verschwörerisch zu.

„Typisch, unsere Lizzy!“

Unsere Lizzy? Diese liebevolle Bezeichnung aus Alains Mund zu hören, versetzt mir einen brennenden Stich.

„Liebes. Nicht alles, was Liz von sich gibt, ist gut gemeint. Sie ist ein Biest und sehnt so manche Züchtigung regelrecht herbei.“

Ich starre Alain immer noch entsetzt an. Nicht wegen der Worte, sondern weil Liz und er so intim sind.

„Irina. Keine Sorge. Keiner will ihr was Böses. Wie du dich immer um andere sorgst …“

Er nimmt immer nur das Beste von mir an.

Ich bekomme ein schlechtes Gewissen und wage es kaum mehr, ihm in die Augen zu sehen. So kommt sein Überfall äußerst plötzlich und ich kreische auf, als er mich ruckartig hochhebt und davonträgt.

„Hey! Was soll das?“

„Ich werde dich an deinen Platz tragen. Dave hat zwar Staub gesaugt, doch ich vertraue seinen haushälterischen Fähigkeiten nicht so ganz.“

Am Frühstückstisch herrscht eine lockere Atmosphäre. Keineswegs steif oder angespannt. Die Herren lassen auch in keiner Weise den Master heraushängen, also nicht bildlich gesehen. Wahrscheinlich halten sie sich mir zuliebe zurück.

Ein üppiges englisches Frühstück liegt auf meinem Plastikteller. Knuspriger Frühstücksspeck, Rührei, Würstchen und warme weiße Bohnen in Tomatensauce.

Ich erinnere mich an das Frühstück im Gallery und frage Alain: „Schatz. Du hast nicht zufälligerweise einen Helikopterrundflug für heute geplant?“

Seine weißen Zähne blitzen hervor, als er wissend grinst. „Nein, Liebes. Du kannst beherzt schlemmen.“

Mmmmh. Das lass ich mir nicht zweimal sagen …

Ein Gespräch über Liz’ Kochkünste kommt in die Gänge. So weit, so gut! Daran gibt es wahrlich nichts auszusetzen. Doch dieses unsere Lizzy hier, unsere Lizzy dort, ist nicht auszuhalten, vor allem, wenn es von Alains Lippen kommt.

In mir brodelt es. Bisher konnte ich meine Eifersucht immer sehr gut, ja gar vorbildlich verbergen, aber diesmal droht sie mich eiskalt zu übermannen. Ich kann nur hilflos dabei zusehen, wie mir die Beherrschung nach und nach abhandenkommt. Wie meine Wangen zu glühen beginnen, mein Dekolleté mit roten Flecken übersät wird, während das Herz heftig und schmerzvoll in meiner Brust pocht. Die Gabel in meiner linken Hand zittert. Der Speck, den ich bereits runtergeschluckt habe, verätzt meine Kehle. Doch es ist nicht der Speck, sondern bittere Galle, die in mir hochkommt.

„Unsere Lizzy macht die besten Pancakes der Stadt. Vielleicht kann sie uns morgen zum Frühstück welche zaubern. Mit Schokoladensauce, Ahornsirup, Zimtzucker …“ Diese Schwärmerei und Alains Schmunzeln hinterher bringen das Fass zum Überlaufen.

Meine Beherrschung geht flöten. „Alain. Hörst du dir eigentlich mal selber zu?“, schreie ich.

Alain sieht mich mit großen Augen an. Der Bissen ist ihm wohl gerade im Halse stecken geblieben.

Und plötzlich sind alle Augen auf mich gerichtet, doch ich lasse mich davon keineswegs beeinflussen. Ich mache meinem Ärger Luft und wie durch ein Wunder gerate ich auch nicht ins Stottern. „Seit einer geschlagenen Stunde höre ich beinahe in jedem zweiten Satz: unsere Lizzy …“, äffe ich die Herren nach. „Bei den Jungs stört es mich nicht im Geringsten. Allein Daniel muss damit klarkommen. Aber bei dir, mein lieber Alain“, meine Stimme trieft vor Spott, „geht es mir gehörig gegen den Strich! Ich krieg gleich das große Kotzen!“

Ich sehe nur Unverständnis in seinen Augen. Kein einziges Wort dringt mehr über seine Lippen. Alain ist sprachlos und macht ein Gesicht, als hätte er sein Spiegelei versehentlich gezuckert statt gesalzen.

Ich stehe auf und spüre, wie sich mir ein Glassplitter in die Ferse bohrt. Doch der Schmerz wird von meiner ungezügelten Wut gedämpft, die auch nicht unwesentlich daher rührt, dass mir wieder im ungünstigsten Moment die Tränen in die Augen treten. Humpelnd und voller Scham flüchte ich in Alains Studentenzimmer, wo ich ihnen ungehindert freien Lauf lassen kann.

Dieses Haus hat Ohren!

Und so dringt die Unterhaltung, die die Sippe im Esszimmer führt, bis ins Zimmer.

„Ach du heilige Scheiße! Ist sie etwa eifersüchtig oder liege ich falsch?“

„Alain. Muss man dich mit der Nase drauf stoßen. Hast du’s denn immer noch nicht begriffen? Meinen Wink hast du wohl auch nicht verstanden …“

„Welchen Wink, Liz?“

„Ich hab dir mehrmals mit einem Kopfschütteln angedeutet, dass du es lassen sollst, mich so zu nennen. Das macht man in der Anwesenheit seiner Freundin nicht. Vor allem ist sie unsere Sitten noch nicht gewohnt.“

„Sogar mir ist es aufgefallen. Irinas Beben ist mir nicht entgangen.“

„Und wie sie ihre Gabel gehalten hat, fest umklammert, als hätte sie dich damit aufspießen wollen.“

„Und ihr Blick. Brrr. Ihre Augenfarbe verstärkt die Wirkung noch …“

„So kenne ich meine Kleine ja gar nicht …“

„Wie lange seid ihr jetzt schon zusammen?“

„Drei Monate, Dan.“

„Sie wird dich noch ein paarmal überraschen.“

„Es ist halt nicht wie bisher. Sonst hast du dir genommen, was du brauchtest und am anderen Morgen warst du einfach verschwunden. Es ist ein Geben und Nehmen.“

„Oh, welch feinfühlige Worte, Liebling. Außerdem, Alain …“

„Jetzt wird Foster gleich sein Fett wegbekommen!“

„… wirst du in Zukunft auch ihre schlechten Launen ertragen müssen. Wir Frauen sind unausstehlich und zickig, wenn wir unsere Tage bekommen. Also, ich vor allem.“

„Oh ja. Wir anderen sind die Leidtragenden …“

„Ihre Brüste sind dann hypersensibel.“

„Dan! Das hat jetzt weiß Gott nichts mit den Launen einer Frau zu tun.“

„Ich wollte doch nur die Stimmung etwas heben.“

„Nichtsdestotrotz hättest du dich etwas zurückhalten müssen, Kumpel.“

„Aber Travis, mich stört’s doch auch nicht, wenn du sie Beauty nennst …“

„Bei mir verträgst du außerordentlich viel, Alain. Würde das ein anderer machen, allein sie nur schon zu berühren …“

„Ja, Foster. Mach Irina keine Vorwürfe. Du bist nicht minder eifersüchtig. So wie du mich vorhin angesehen hast, als ich deine Kleine in den Armen hielt. Ich wollte doch bloß, dass sie sich keine Scherbe einfängt.“

„Außerdem fand ich diese Scharade so dermaßen übertrieben. Als würdet ihr mich sonst immer so auf Händen tragen, meine Herren. Das war ja schon gruselig. Irina hätte weitaus weniger heftig reagiert, wenn ihr auch etwas derber mit mir umgesprungen wärt. Ich mag es nicht, wenn ihr mich dermaßen verhätschelt. Das Softie-Gehabe steht euch nicht!“

„Na warte, du freches Biest! Morgen wirst du auf Knien den Boden aufwischen!“

Liz’ Kichern dringt ins Zimmer. „Weniger ist manchmal mehr, Master Dave. Apropos, Jungs. Eure Hausarbeit braucht ihr auch nicht außerordentlich zu loben. Ihr habt beim Saubermachen gänzlich versagt!“

„Liz. Provokation ist gerade fehl am Platz.“

„Seht ihr denn die Blutspur nicht?“

„Bloody hell!“

„Ach du Scheiße!“

„Die Kleine hat sich ja überhaupt nichts anmerken lassen.“

„Irina?!? Letztes Wochenende ist sie beim Anblick von Blut zusammengebrochen … Irina?!?“ Schleifen von Stuhlbeinen auf Parkettboden ist zu hören.

„Hat die Kleine eine Blutphobie?“

Die Eifersucht, die wie Adrenalin durch meinen Körper jagte, hat meinen Schmerz betäubt. Doch je ruhiger ich werde, desto heftiger spüre ich das Pochen in meiner rechten Ferse. Das Taschentuch, welches ich dagegen presse, ist schon ganz durchnässt. Mit meinen langen Fingernägeln versuche ich, den Glassplitter herauszuziehen. Doch keine Chance! Ich kriege ihn nicht zu fassen.

„Irina. Liebes. Warum hast du nicht Bescheid gesagt?“ Als ich die Sorge in Alains Stimme höre, sehe ich zu ihm auf. Sein Blick bohrt sich in meinen. Er schreitet besorgt auf mich zu, kappt keine Sekunde die Verbindung, die er zu mir aufgebaut hat, bis er mich in den Armen hält. „Es tut mir leid, Liebes.“ Seine blauen Augen fesseln und beruhigen mich.

Sein warmes Timbre und sein liebevoller Blick lassen mich meinen Ausraster bereuen. „Ich habe meine verdiente Strafe erhalten …“

„Irina. Ist alles in Ordnung?“ Liz ist Alain mit einer Pinzette, Desinfektionsmittel, Pads, Salbe und Pflaster hinterhergeeilt.

„Oh, Liz. Es tut mir so leid. Ich schäme mich ja so dafür … für meine Eifersucht“, entschuldige ich mich reumütig.

„Irina. Vergeben und vergessen. Lass dich von Alain verarzten. Ich lass euch dann mal allein.“ Sie legt die Instrumente auf den Nachttisch und verlässt mit einem mitfühlenden Lächeln auf dem Gesicht das Zimmer.

„Irina. Als du mein Rufen nicht erwidert hast, dachte ich, du wärst erneut zusammengebrochen.“

„Bei meinem Blut passiert mir das nicht. Erinnerst du dich noch, als du meine Schulter verarztet hast? Ich hab doch dabei zugesehen …“

„Ich weiß, aber dennoch wollte ich mich vergewissern, dass du okay bist …“ Alain drückt mir einen Schmatzer auf die Stirn. „Und jetzt lass mich die Wunde mal ansehen. Leg dich flach aufs Bett!“ Ich tue, wie mir aufgetragen, während er die Utensilien vom Nachttisch nimmt und sich im Schneidersitz neben mir aufs Bett setzt. Mit Bedacht zieht er mein rechtes Bein auf seinen Schoß, legt ein Kissen unter meinen malträtierten Fuß.

„Nicht! Ich blute alles voll …“

„Still. Es hört gleich auf zu bluten, wenn ich ihn hochlagere.“

Ein Zischen dringt durch meine fest zusammengebissenen Zähne, als er die Wunde säubert und desinfiziert.

„Ich seh den Splitter. Beiß auf die Zähne. Er ist gleich draußen.“

„Schnschschnnn“, sollte so viel heißen wie: Mache ich schon von Beginn an!

„Voilà! Aufatmen, ich hab ihn.“ Alain präsentiert mir das glitzernde Korn in der Größe eines kleineren Kieselsteins, während er mit seiner Linken ein Pad auf den Schnitt drückt.

„So winzig?“

„Irina. Kennst du die Sage von Androklus und dem Löwen?“

Ich nicke bedächtig. „Dem Löwen steckte ein Dorn in der Tatze.“

Derweil Alain mir die Sage näherbringt, reinigt und desinfiziert er abermals die Wunde und verschließt sie letztendlich mit einem hautfarbenen Pflaster.

„Liebes. Sei meine Löwin und sei mir treu ergeben.“ Er beugt sich raubtierhaft über mich, reibt seine Erektion an meiner Scham, die dabei von einem wohlig warmen Prickeln durchflutet wird.

„Im Tierreich kennst du dich wohl nicht besonders gut aus, Liebster!“, necke ich ihn liebevoll und schmiege meine Hand sachte an seine Wange. Die Bartstoppeln piksen unter meinen Fingerkuppen, auf meiner Haut, als er sich in meine Handfläche kuschelt.

„Ach. Du meinst der Stellung wegen. Du liegst im Handumdrehen auf dem Bauch!“ Alains Augen funkeln lüstern, ja geradezu animalisch.

Jetzt ahne ich, was mir gleich blühen wird. Vor freudiger Erwartung beginnt mein Körper zu kribbeln, aber so einfach will ich es ihm dann trotzdem nicht machen. „Wenn ich mich nicht täusche, bestimmt allein das Weibchen den Zeitpunkt der Paarung.“ Ich grinse herausfordernd.

„Du willst mich doch nicht etwa am ausgestreckten Arm verhungern lassen?“ Gespielt entsetzt schnellen seine Augenbrauen nach oben. Seine bestürzte Miene entlockt mir ein Kichern, und um ihn noch mehr zu reizen, zucke ich gleichgültig mit den Achseln. „Du Biest!“, raunt er. Sein warmer Atem streichelt über meinen Nasenrücken, kitzelt an meiner Nasenspitze. Er ködert mich, entfacht in mir eine Gier nach seinen Lippen, doch ich kann gerade noch widerstehen, ihm mein Kinn entgegenzurecken … Sachte lässt er seinen Mund auf meinen sinken. Seine Zunge stupst meine neckisch an und motiviert sie zum Mitmachen. Im Stillen resignierend, denn ich bekomme ja genau das, was ich will, schlinge ich die Arme um Alains Nacken und gebe mich ihm willig hin. Unser Kuss vertieft sich und strotzt letztendlich nur so vor Verlangen.

Mein großer, starker Löwe lässt seine Tatze zwischen meine Schenkel in mein Höschen gleiten. Ich dränge mich ihr gierig entgegen und heiße sie wohlig seufzend willkommen. Seine Fingerspitzen durchforsten die gestutzten Härchen auf meinem Venushügel, Zeige- und Ringfinger führen den Weg über die äußeren Schamlippen fort. Wärme rieselt durch sie hindurch und ich kann fühlen, wie sie anschwellen. Sein Mittelfinger schiebt sich sachte dazwischen, entringt mir ein Wimmern, als er kurz meinen Kitzler streift. Zart zeichnet Alain meine inneren Schamlippen nach, führt den Finger zur feuchten Pforte und dringt in mich ein. Meine Mitte zieht sich lustvoll zusammen, schließt sich um seinen Finger. Er verteilt die Feuchtigkeit aus der sengend heißen Öffnung bis auf meine empfindsamste Stelle und massiert sanft meine sehnsüchtig pochende Klit. Erotisch prickelnde Wellen finden den Ursprung unter seinem Mittelfinger, breiten sich immer weiter aus, erobern meinen Körper.

„So wie ich die Körpersprache meiner Löwin deute, ist sie gerade rollig und äußerst bereit“, bemerkt Alain heiser.

Oh ja. Doch ich werde mich ihm keinesfalls entblößen und zugeben, wie recht er damit hat.

Abrupt entzieht er mir die Reizung. Empört fauchend schnappe ich mir seine Unterlippe, halte sie zwischen meinen Zähnen gefangen.

„Deiner Angriffslust werde ich gleich Einhalt gebieten“, nuschelt er, denn seine Lippe gehört noch immer mir, so lange, bis er mich in einen Nippel kneift. Meine Entrüstung und das daraus resultierende Keuchen geben ihn frei … Mein Körper bäumt sich auf, als der Nachhall in meinen Unterleib jagt und sich in der pochenden kleinen Perle konzentriert.

Alain lacht diabolisch und befördert mich kurzerhand auf den Bauch.

„Heeeeee!“, protestiere ich. Kläglich versuche ich wegzurobben, mich gegen ihn aufzulehnen, wehre mich mit Händen und Füßen, während er mir das Höschen von den Hüften zerrt und mir den Kimono praktisch vom Leibe reißt.

Unser Machtgerangel erregt mich. Das Herz in meiner Brust schlägt zum Zerbersten schnell. Er muss es ebenfalls spüren, denn er liegt auf mir, hält mich unter seinem Körper gefangen. Sein Atem geht rau und schwer, prickelt in meinem Nacken. Mein Hals ist äußerst empfindlich und diese Schwachstelle weiß er auszunutzen. Alain liebkost meine erogene Zone, versucht, mich milde zu stimmen. Meine halbherzige Gegenwehr lässt nach. Er lacht tief, siegesgewiss, als sich meine Härchen aufrichten und mein Körper mit einer Gänsehaut übersät wird.

Seine Zähne streifen meinen Hals entlang, kratzen an der zarten Haut. „Du verhältst dich wie eine Löwin, die ihrem Gefährten erliegt“, murmelt er in die Härchen.

Er wird doch nicht das volle Programm aus dem Tierreich durchziehen und mich beiß…

Der neckische Biss in meinen Nacken, entringt mir ein erregtes Keuchen, fegt wie ein Blitz durch meinen Körper und hallt in meinem Unterleib wider. Lindernd leckt er über die gepeinigte Stelle.

Mmmmh! Ich entspanne mich wieder.

Alain spreizt meine Beine und kniet sich zwischen meine Schenkel. Seine starken Hände umfassen meine Hüften und bugsieren meinen Hintern in die Höhe, während mein Oberkörper flach auf der Matratze liegen bleibt.

Plötzlich wird mir klar, welch ungeheuer obszöne Aussicht ich meinem Liebsten da gewähre.

Nicht. Doch nicht so …

Bevor auch nur ein Protestlaut aus meiner Kehle dringen kann, drängt sich ein entzücktes Stöhnen davor, als seine flinken Finger mein Geschlecht erkunden, sein Daumen über die sensible, pochende Perle reibt, die schon lange mit meinem Herzschlag wetteifert.

Seine Linke streichelt zärtlich mein Rückgrat entlang, treibt einen wohligen Schauer voran. Alain knetet mit Druck meine Pobacken. Ich schmelze unter seinen kundigen Händen förmlich dahin.

„Oh, Irina. In dieser Perspektive wirst du mir noch viel Freude bereiten. Du hast einen äußerst verführerischen Hintern. Irgendwann werde ich ihn mit einem Swarovski-Kristall versehen …“ Er lässt seinen Daumen meine Pospalte entlanggleiten, übt sanften Druck auf die besagte verruchte Zone aus, doch ich verspanne mich augenblicklich, ziehe meine Pobacken zusammen. „… doch nicht heute“, haucht er.

„Du fällst aus der Rolle, Clarence! Löwenmännchen lassen sich für gewöhnlich nicht so viel Zeit“, fordere ich ihn heraus. Der Drang, ihn in mir zu spüren, ist kaum mehr auszuhalten. Ich reize ihn und wackele ungeduldig mit dem Po.

Ein provozierendes Knurren dringt aus Alains Kehle.

Hoppla! Der schielende, träge Löwe aus Daktari scheint ihm wohl geläufig.

Ich vernehme, wie er sich die Jogginghose von den Hüften streift, ebenso das Knistern der Kondomverpackung. Ein Hauch von künstlicher Erdbeere weht in meine Richtung und kriecht in meine Nase.

Ich schnappe erschrocken nach Luft, als Alains Hände auf meinen Hintern klatschen und die Fingerspitzen sich gnadenlos in mein weiches Fleisch bohren. Keine Sekunde später steckt sein Schwanz bis zum Anschlag in meinem nassen Geschlecht, füllt mich ganz und gar aus, was ich mit einem lauten Stöhnen bekunde. „Ooooh, Alain!“

„Zufrieden?“, presst Alain zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und versenkt den kräftigen Schaft immer wieder aufs Neue in mir, treibt meine Lust voran. Wimmernd recke ich mich ihm entgegen, um den jeweils nächsten Stoß zu empfangen. Meine Finger krallen sich in das seidige Laken, um nicht wegzurutschen, um seiner Wucht standzuhalten.

Doch plötzlich hält er inne. „Sag, Irina, ist mein Schwanz dir groß genug oder sehnst du einen größeren herbei?“, fragt er mich spöttisch, während er seine rechte Hand auf meine Scham legt, die Fingerkuppen den empfindlichen Kitzler stimulieren.

Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, bin nicht fähig zu sprechen und vergrabe meinen Kopf stöhnend im Laken. Wie heiße Lava strömt das Blut durch meine Adern und jede Zelle meines Körpers setzt sich in Alarmbereitschaft …

Gleich … gleich ist es so weit! Ich werde kommen …

Doch Alain entzieht mir die Hand, verweilt regungslos in mir. Es bleibt ein hitziges Pochen zurück, das sich nicht entfalten kann und mich unzufrieden jammern lässt.

„Irina. Sag es mir!“, befiehlt er.

Ich überwinde meine Schüchternheit und meinen Frust und gestehe: „Dein Schwanz füllt mich so wunderbar aus.“

Seine Hand gleitet mein Rückgrat entlang, findet Rast zwischen meinen Schulterblättern. Er beugt sich über mich. „Ich liebe dich, Irina“, wispert Alain dicht an meinem Ohr. „Du bist mein, so wie ich dein bin.“

„Ja, Alain. Ich liebe dich auch. Aber … bitte … mehr …“ Ich dränge mich ihm entgegen.

Zufrieden räuspert er sich: „Baby. Ich werde dir geben, wonach du dich sehnst …“

Er richtet sich wieder auf. Umklammert mit stählernem Griff meine Hüften, während er stetig das Tempo steigert, es seinem Atemrhythmus anpasst, bis er seinen Schwanz hart und unerbittlich in mich hineinpumpt. Mit jedem Zurückziehen schließen sich meine inneren Muskeln enger um ihn, als wollten sie ihn festhalten. Meine Finger krallen sich ins Bettlaken und ich stöhne abermals hinein, dämpfe meine obszönen Laute, als die Erregung stark in mir anschwillt. Ich bin buchstäblich zum Zerbersten nah an meiner Erlösung, doch wieder verwehrt er sie mir und hält plötzlich in der Bewegung inne.

„So nicht, meine Liebe. Ich will dich schreien hören. Erheb dich auf alle viere!“, knurrt Alain. Seine Arme schlingen sich um meinen Körper und er hilft mir dabei, mich aufzurichten. Allein wäre ich dazu wohl nicht mehr imstande gewesen …

Er stellt mich auf die Probe … reizt mich weiter. Die Finger, die gekonnt über meine Klit reiben, das Pulsieren und die Hitze zwischen meinen Schenkeln weiter schüren, gar unerträglich machen, treiben mich schier in den Wahnsinn. Doch das Stöhnen, das sich in meiner Kehle ankündigt, degradiere ich mit Mühe zu einem Wimmern. Denn: Dieses Haus hat Ohren!

„Irina!“, brummt er und ich erkenne die Warnung in seiner Stimme.

Alain umfasst meine Taille und hält mich eisern fest. Es gibt kein Entrinnen. Keuchend empfange ich jeden seiner Stöße, die mich erbarmungslos immer wieder aufs Neue erobern. Sein Atem geht rau und schnell, seine Beherrschtheit neigt sich dem Ende zu. Zügellos stöhne ich meine Lust in den Raum, als dieses kribbelnde Gefühl in jede noch so kleine Zelle meines Körpers dringt, mich beflügelt und mir den Schweiß aus den Poren treibt. Meine Beine zittern, mein Atem überschlägt sich, mein Sichtfeld verschwimmt. Alains animalischer Aufschrei, der dem eines Löwen wohl in nichts nachsteht, nehme ich nur noch so am Rande wahr, denn ich breche erschöpft und befriedigt unter ihm zusammen.

„Liebes?“ Alains zärtliches Flüstern dringt an mein Ohr.

„Hmmm“, summe ich zufrieden und schmiege mich an ihn. Seine Hand gleitet über meine weiblichen Kurven, ruht schlussendlich auf meiner Scham. „Mmmmh!“, seufze ich wohlig, reibe mich an seiner wachsenden Erektion, als er mein Kätzchen krault.

„Kätzchen“, gluckse ich und denke schmunzelnd an unser Liebesspiel zurück.

„Willst du den ganzen Tag verschlafen, Kätzchen?“

Ich wollte mir nur ins Fäustchen lachen, doch ein Kichern entschlüpft mir trotzdem. Eigentlich sollte mir nach Weinen zumute sein, denn wieder ist mir das Gedachte einfach so rausgerutscht.

„Oh. Ich verstehe, da hab ich wohl was missverstanden.“ Das Lachen, das sich in seine Stimme schleicht, vermittelt einen unheilvollen Klang.

Mein Schrei hallt durchs Zimmer, als Alain mich abrupt auf den Rücken dreht, sich auf meine Oberschenkel setzt und mich gehörig durchkitzelt.

„N…n…nicht k…kitzeln!“ Ich schnappe nach Luft.

„Du kleines, versautes Luder!“

„Ich habe dich zum Vorbi…iiild genommen … Aufhören. Biiiiiitte … Doch nicht unter dem Hals …“ Tränen rinnen mir aus den Augenwinkeln. Ich kann nicht mehr und jammere kläglich. Mein Brustkorb hebt und senkt sich heftig, als er mir eine kurze Verschnaufpause gönnt.

„Glaubst du, du bist in der Position, um dir solche Frechheiten zu erlauben?“ Alain grinst diabolisch und startet einen erneuten Übergriff, diesmal auf meine Achselhöhlen.

Ich kreische auf, schlage um mich, versuche, mich aufzurichten, um mich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Doch er wehrt meinen Angriff ab. Als letzte Chance, einer weiteren Folter zu entgehen, vergrabe ich meine Fingernägel in seine angespannten Oberschenkel.

„Aua!“ Ein tiefes empörtes Knurren dringt aus seiner Kehle.

Entsetzt blicke ich in seine glühenden Augen. Es scheint mir, ich habe das Gegenteil erreicht.

Alain schwört auf Rache. „Na warte!“ Er ergreift meine Handgelenke, führt sie über meinem Kopf zusammen und umklammert sie mit seiner rechten Hand. Jetzt hat er leichtes Spiel und dessen ist er sich bewusst. Sein herausfordernder Blick brennt sich in meinen.

Ich funkele ihn böse an.

„Hat das Kätzchen denn noch nicht genug? Zügle deinen Unmut!“ Die Warnung zeigt Wirkung.

Ich schließe einen Moment lang die Augen und atme tief durch. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu betteln, wenn ich einer weiteren Folter entrinnen möchte. „Alain. Bitte. Ich kann nicht mehr!“, keuche ich. Ich bin immer noch völlig außer Atem. „Bitte nicht mehr kitzeln.“ Alain erweicht unter meinem bittenden Blick. Das Klimpern mit den Wimpern und das zuckersüße Lächeln erledigen den Rest.

Er seufzt resigniert und gibt mich frei, bleibt aber weiterhin über mich gebeugt.

Fordernd recke ich ihm mein Kinn entgegen. Küss mich! Eine stumme Bitte, die meinerseits keiner weiteren Worte mehr bedarf.

„Du kämpfst mit unfairen Mitteln, Kätzchen. Du weißt, dass ich deinem Charme hoffnungslos erlegen bin.“ Alains Augen funkeln gierig, doch er sträubt sich noch immer dagegen. So schnell will er nicht klein beigeben.

Zärtlich schmiege ich meine Hände an seine stoppeligen Wangen und lasse meinen Daumen kaum merklich über die Narbe auf seiner linken Seite gleiten. Alain erschaudert unter der Liebkosung und schließt genießerisch die Augen. Ich ziehe ihn näher, sodass seine Lippen meine berühren, die ich sogleich mit einem Kuss verschließe. Ein widerwilliger Seufzer, das letzte zaghafte Aufbegehren, bevor er meinen Kuss leidenschaftlich erwidert.

Scheinheiliges, leises Klopfen lässt Alain aufhorchen und rasch handeln. Geistesgegenwärtig bedeckt er meinen nackten Körper mit der Decke. Keine Sekunde zu früh, denn Travis platzt ins Zimmer.

„Hey, ihr beiden.“ Travis verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich lässig gegen den Türrahmen. Er mustert mich intensiv und als er meine hochroten Wangen entdeckt, zucken seine Mundwinkel.

Alain antwortet mit einem bedrohlichen Knurren, heftet seinen Blick auf ihn.

Travis fährt mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, von Alains Warnung sichtlich unbeeindruckt, fort: „Ich kann euch beim besten Willen nicht verstehen. Ihr vergnügt euch hier oben auf einer Studentenpritsche, während euch einen Stock tiefer sieben Zimmer zur Auswahl stehen, in denen ihr eure Fantasien ausleben könnt, geschweige denn vom Kerk…“

„Scher dich aus meinem Zimmer, White!“

„Liz hat mich gebeten, euch zum Abendessen zu rufen. Es gibt deine heiß geliebten Pancakes, Alain, heute ausnahmsweise einmal abends.“

„Ach herrje! Hab ich den ganzen Tag verschlafen? Aber Schatz, ich wollte doch noch ins Gruselkabinett, denn morgen fliegen wir schon wieder nach Hause. Warum hast du mich nicht geweckt?“, schmolle ich.

„Du hast so friedlich geschlafen, Liebes.“ Alain streicht mir zärtlich ein paar widerspenstige Strähnen hinters Ohr. „Außerdem halte ich den Dungeon für dich eher ungeeignet. Ganz viel fremdes Blut, wenn auch künstliches.“

„Aber Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett.“ Ich setze mich auf, die Decke fest vor meine Brust gepresst, und sehe Alain bedauernd an.

„Wir werden es nächstes Mal nachholen. Ich versprech’s.“ Seine Hand schmiegt sich an meine Wange. Der Daumen streichelt sie sanft.

„Jammerschade!“

„Beauty, wenn du einen Kerker und eine Folterkammer sehen willst, bist du hier an der Qu…“

„Travis! Will you shut up!“, unterbricht Alain seinen Freund forsch.

„Schatz.“ Ich nehme all meinen Mut zusammen. „Ich würd mir gerne einmal den Club ansehen, Zimmer für Zimmer. Ganz unverbindlich, versteht sich. Wenn ich darf?“ Ich blicke von einem warmen smaragdgrünen Augenpaar in ein kaltes eisblaues. Alain scheint von der Idee gar nicht begeistert zu sein, wie unschwer zu erkennen ist. Er funkelt Travis zornig an.

Doch dieser grinst munter weiter. „Foster, denk an Raum Nummer sieben“, sagt Travis verheißungsvoll mit einem Singen in der Stimme. Er zwinkert Alain verschwörerisch zu und macht auf dem Absatz kehrt.

„So! Aus den Federn!“

Alain stöhnt entnervt auf, als Liz im Türrahmen erscheint und Travis ablöst. „In dieser Bude hat man keine Privatsphäre.“

„Ihr Turteltäubchen benehmt euch wie ein Paar in den Flitterwochen.“

Alain steht genervt auf und schlüpft in seine Boxershorts. „Liz, hör mir auf mit Hochzeit. Mein Bruder heiratet nächsten Samstag und ist gestresst wie noch nie in seinem Leben. Marc hat in einer Sterneküche in Paris gearbeitet. Er weiß also, was Stress heißt.“

Muss er mir denn immer wieder seine Richtlinien vor Augen halten?

Seine verbohrte Einstellung bringt mich einmal mehr auf den Boden der Tatsachen zurück.

Alains Lächeln gefriert, als er meinen zerknirschten Gesichtsausdruck bemerkt. „Irina?“, flüstert er und streckt die Hand nach mir aus.

„Alain. Du wirfst mir in letzter Zeit öfters vor, ich verstehe es, die Stimmung von einer Sekunde auf die andere zu kippen. Ooooh! Diese Eigenschaft weist du ebenfalls auf. Unsere Stimmungsschwankungen stehen einander in nichts nach. Wir beide sind uns verdammt ähnlich, bis auf diese …“ … unterschiedlichen Zukunftsansichten! Du verdammter Egoist!, schreie ich ihm innerlich noch entgegen.

Gott sei Dank bin ich zur richtigen Zeit verstummt, denn dieses Thema überhaupt anzusprechen, wäre fatal. Hochzeit, Kinder, all die schönen Dinge, die eine verheißungsvolle Zukunft mit ihm bedeuten würden – eine Klein-Mädchen-Fantasie, die tief in mir verankert ist, jedoch nüchtern, erwachsen betrachtet, kein Garant für ewige Liebe ist –, sind für Alain ein rotes Tuch. Er würde mich wieder mit eisernem Schweigen und Ignoranz strafen. An einem fremden Ort, an dem es keine Ausweichmöglichkeiten gibt, wir, wie zwei Magnete, immer wieder aufeinandertreffen, stumm und kühl, kann ich das Risiko nicht eingehen. An die Rückreise mit dem Flugzeug und die vier Stunden Fahrt im Mercedes mag ich gar nicht erst denken.

Doch abermals kommt dieses bittere Gefühl in mir hoch. Was wir zusammen haben, ist eine Romanze. Nein, dieses Wort ist zu positiv für die melancholische Stimmung, in welche ich gerade verfalle. Nennen wir es ernüchternd: eine Beziehung auf Zeit!

Tick, tack, tick, tack …

Ist das Ticken einer Uhr, die fünf vor zwölf anzeigt, nicht viel lauter, als wenn Stunden- und Minutenzeiger auf einer anderen Ziffer stehen? Genau dieses monotone, laute Ticken einer alten Standuhr habe ich im Hinterkopf. Es wird von Sekunde zu Sekunde lauter, bis gleich das letzte Stündlein schlägt. Man erwartet den Glockenschlag mit jeder Sekunde, in der der Zeiger näher rückt, und doch zuckt man erschrocken zusammen, wenn es dann so weit ist.

Ein eisiger Schauer jagt meinen Rücken runter. Entsetzt über die düsteren Gedanken, die meinen Verstand trüben und meinem Herzen ein bleiernes Gefühl verschaffen, schlinge ich die Sommerdecke um meinen nackten Körper. Ich ergreife Alains Hand nicht, darf ihm nicht einmal in die Augen sehen, denn ich schäme mich für mein undankbares Gehabe.

Alain trägt mich auf Händen, liest mir jeden Wunsch von den Augen ab und erfüllt jedes noch so kleine Begehren, sofern es möglich ist und nicht gegen seine Prinzipien verstößt.

Nicht schon wieder! Warum kann ich mich nicht damit zufriedengeben? Nicht er ist der Egoist, sondern ich bin es!

Ich muss flüchten, sonst platze ich oder ich bekomme schon wieder eine Heulattacke. Eine kalte Dusche! Alains Medizin gegen ungestillte Erregung. Meine, um die lästigen Gedanken in meinem Kopf zu vertreiben.

„Liz. Kannst du mir vielleicht ein paar Klamotten leihen?“, frage ich, solange ich mich noch einigermaßen im Griff habe, und schwinge mich auf der gegenüberliegenden Seite aus dem Bett. „Ich hab meinen Koffer im Hotel und ich würd mich gern frisch machen.“ Ein verräterisches Zittern schleicht sich in meine Stimme.

„Natürlich. Mach dir keinen Kopf. Fühl dich wie zu Hause. Zahnbürsten und Einwegrasierer findest du im Spiegelschrank. Die Kleider lege ich dir ins Bad. In einer halben Stunde gibt’s Abendessen.“

Ich wispere ein „Danke“ und gehe duschen. Auf dem Weg zum Bad bekomme ich noch eine Aneinanderreihung von Fluchworten mit und den Anfang eines Gesprächs.

„… Fuck!!! Was habe ich denn nun schon wieder verbrochen? Ich versuche alles Menschenmögliche, um sie glücklich zu machen. In einem Moment liegt sie mir happy in den Armen, ihre Augen strahlen vor Freude, und ehe ich mich versehe, glitzern darin Tränen. Keine Freudentränen! Auch ihre Stimmungsschwankungen, für mich eine wahre Gratwanderung! Immer die Klippe, den Abhang im Hinterkopf und in den Augenwinkeln …“

Meine Tränen vermischen sich mit dem Duschwasser. Diese innere Unruhe tief in mir kündigt etwas Unheilvolles an. Sie lässt mich nicht aus ihren Klauen und droht mich innerlich zu zerreißen. Seit Mamas Tod vor sechs Jahren habe ich mich nicht mehr so elend gefühlt.

Und da wird mir schlagartig klar, was mich derart plagt. Ich empfinde Angst. Verlustangst. Ich fürchte mich davor, Alain zu verlieren …

Ich regle das Wasser auf kalt und versuche, damit meine Gedanken zu betäuben. Mit Erfolg. Das Klappern meiner Zähne übertönt einfach alles, selbst meine innere Stimme.

Bibbernd trockne ich mich ab und schlüpfe in den schwarzen Damenbody aus edlem Tüll und weicher Spitze, welchen Liz auf dem Waschtisch für mich bereitgelegt hat. Bis auf die Knöpfe im Schritt und das für meinen Geschmack etwas zu transparente Material erinnert er mich an die Bodys, die ich zum Ballett getragen habe. Über Nylons oder Leggins versteht sich, jedoch niemals so. Ich fühle mich nackt.

Aber auf jeden Fall eine Idee wert! So beugt Liz wohl zerrissenen Slips vor, falls sie denn welche trägt. Ich bezweifle es.

Allerdings kann Liz doch unmöglich verlangen, dass ich so vor ein Rudel hungriger Wölfe trete? Außer dem Body und meinen High Heels habe ich nichts im Bad vorgefunden.

Ich öffne die Tür einen Spaltbreit und will Alain zu Hilfe rufen. Doch er wartet bereits auf mich, lehnt sich lässig an die Wand gegenüber und starrt nachdenklich auf sein Handy. Wahrscheinlich beantwortet er wieder irgendwelche E-Mails. Typisch! Auch im Urlaub kann er nicht abschalten.

Jedoch kann ich dem Abhilfe verschaffen.

„Alain“, flüstere ich und öffne die Tür ganz. Sofort wird mir seine gesamte Aufmerksamkeit zuteil und das Handy verschwindet in der Hosentasche seiner schwarzen Jeans. Ich muss schmunzeln. Wenn er mich weiterhin so anschmachtet, wird es wohl etwas eng darin werden.

Alain räuspert sich. „Dieses durchtriebene Biest! Dacht ich’s mir doch.“ Er schreitet zügig auf mich zu. „So willst du mir doch nicht etwa vor die Meute treten?“ Erst jetzt erblicke ich den Kimono, den Alain über dem Arm trägt. Er hält ihn mir hin, damit ich bequem hineinschlüpfen kann. „Wollen wir das Essen nicht überspringen?“, wispert er mir verheißungsvoll ins Ohr.

„Schatz, du hast mir so von Lizzys Pancakes vorgeschwärmt, die möchte ich mir wirklich nicht entgehen lassen …“

„Jetzt bekomme ich wohl die Quittung für heute Morgen?“, brummt er.

„Nein. Ich habe ungelogen einen Bärenhunger.“ Und wie aufs Stichwort knurrt mein Magen.

„Liebes. Was war denn vorhin los?“ Alain hält mich am Arm zurück und betrachtet mich besorgt.

„Corinne stresst mich ebenfalls mit der Hochzeit. Es gibt noch so viel vorzubereiten und sie hält mich und Tante Marie ganz schön auf Trab“, flunkere ich.

„Hmmm. Wie wär’s, wenn du dir nächste Woche freinimmst?“

„Wäre eine Überlegung wert.“

Alain nimmt mich in den Arm und drückt mir einen kurzen Kuss aufs Haar, bevor wir zusammen das Esszimmer betreten.

„Mmmmh. Liz. Die sind unübertrefflich!“, lobe ich die Köchin mit noch vollem Mund. „Sorry.“ Ich schlucke den Bissen runter. „Mmmmh.“ Ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.

Sogar David, der neben mir sitzt, staunt nicht schlecht, als ich den vierten Pfannkuchen auf meinen Teller verfrachte. Er sieht ungläubig zu Alain, welcher mich ebenfalls mit großen Augen anstarrt. Sie fragen sich bestimmt: Wo steckt sie das denn alles hin?

„Was ist? Du, Alain, hast mit Lizzys Pancakes geprahlt und magst gerade mal zwei Stück essen und du, David, drei. Und ich habe gedacht, du würdest Koteletts zum Frühstück verspeisen.“

Alle brechen in schallendes Gelächter aus, selbst David. Erst als wieder Ruhe einkehrt, vernehme ich das Klingeln von Alains Handy. Ich sehe ihn fragend an, als er einen Blick aufs Display wirft. Das kurze, kaum merkliche Zucken seiner Mundwinkel macht mich stutzig.

Er zwinkert mir verschwörerisch zu, als er den Anruf entgegennimmt. „Hauptmann Meyer, wie geht es Ihnen?“

Ein entsetzter Aufschrei löst sich aus meiner Kehle und verstummt abrupt, da mir der letzte Bissen des Pfannkuchens im Halse stecken bleibt. „Mein Dad“, hüstle ich, als sich alle Augen auf mich richten. „Alain. Bitte. Lass mich mit ihm sprechen. Ich werde ihn besänftigen.“

Doch Alain winkt ab. „Herr Meyer. Ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage. Ich habe Ihre Tochter spontan nach London entführt.“ Amüsement schwingt in seiner Stimme mit. Er erhebt sich vom Stuhl und schreitet lachend davon. „Morgen Nachmittag werden wir die Heimreise antreten. Ich versichere Ihnen …“ Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss.

„Keine Sorge. Alain hat seine Kniffe und Tricks, Leute um den Finger zu wickeln. Spätestens nach fünf Minuten frisst dein Dad ihm aus der Hand.“ Travis legt mitfühlend seine Hand auf meinen Arm.

Bange Minuten des Wartens und des Bibberns liegen vor mir, bis Alain grinsend den Raum wieder betritt. Wortlos reicht er mir das Handy.

„Hauptmann!“, begrüße ich Paps.

„Tochter. Ich habe vernommen, dass du das Land verlassen hast?“

„Ich bin in London“, antworte ich kleinlaut.

„Du weißt, dass ich über solche Angelegenheiten gerne informiert werde.“

„Paps. Es kam ziemlich plötzlich. Alain hat mich mit der Reise überrascht.“

„Ich weiß. Er hat dich gekonnt verteidigt. Der Junge hat sich prächtig entwickelt …“

Junge? Wie war das jetzt gemeint? Paps muss Alain wohl noch von früher in Erinnerung haben. Ein Dorf, wo jeder jeden kennt. Gar nicht so abwegig, der Gedanke.

„Irina? Bist du noch da?“ Mein Vater holt mich aus meinen Gedanken.

„Ja, Paps.“

„Ich habe gehört, du arbeitest jetzt für Foster?“

„Hmhmhm“, summe ich.

„Es ist besser, Berufliches und Privates zu trennen. Dieses Arrangement ist ziemlich heikel. Foster senior ist ein gebranntes Kind, musst du wissen. Es verwundert mich, dass er sich darauf eingelassen hat. Aber wir werden ein andermal in Ruhe darüber sprechen. Genieße deinen restlichen Aufenthalt.“

„Danke, Paps. Werd ich machen. Wir sehen uns nächstes Wochenende zu Corinnes und Marcs Hochzeit. Hab dich lieb.“

Alain grinst wie ein Honigkuchenpferd, als ich auflege.

„Wie machst du das bloß?“, frage ich ihn verblüfft. Anerkennung mischt sich in meine Stimme.

„Wir haben einen gemeinsamen Nenner, Irina. – Dich!“

Scarlet Cheeks: Verhängnisvolle Hingabe

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