Читать книгу 5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten - Alfred Bekker - Страница 15

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Die Aufgabe, sich mit Ferdinand Sarow und seinen Kumpels herumzuschlagen und aus ihren verworrenen Aussagen ein richtig schönes, ordentliches Protokoll zu machen blieb an Simitsch hängen. Aber Moeller fand, dass das gerecht war.

Sollte der ruhig ein bisschen schwitzen für seine Karriere.

Moeller fuhr indessen nach Lüdenscheid-Wettringhof, um noch einmal mit Norbert Wolf zu sprechen.

Ich hoffe nur, dass Wolf diesmal etwas besser beieinander ist, ging es Moeller durch den Kopf. Er versuchte dabei, die Melodie von TAKE FIVE zu pfeifen, kam aber immer wieder mit dem Rhythmus durcheinander. Fünf Viertel. Verflucht schwer.

Moeller jagte seinen rostigen Omega über die Werdohler Landstraße unter der Talbrücke Schlittenbach her und dann vorbei an den Ruinen des Baumarktes Dörner. Links war Wald, rechts das Bett des Schlittenbaches und zwischendurch die Kläranlage.

Der Stadtteil Wettringhof lag auf einer Anhöhe. Der Anstieg war so steil, dass im Winter bei ungünstiger Witterung kein Bus die Höhenstraße passieren und bis Wettringhof vordringen konnte.

Als Moeller die gewundene, schmale Straße hinauf nach Wettringhof fuhr, musste er sich voll konzentrieren, um nicht von der Fahrbahn zu geraten. Moeller fuhr nämlich einfach zu schnell.

Norbert Wolf wohnte in der Timbergstraße. Es gab hier eine Mischbebauung aus Einfamilienbungalows und maximal dreistöckigen Mietshäusern. Es gab hier einen Kindergarten und eine einzige Kneipe, die Bergschenke. Dazu jede Menge Steilhänge zum Rodeln. In der Bergschenke hatte Moeller mal mit einem Kollegen eine silberne Hochzeit gefeiert. Der Kollege war inzwischen längst in Pension und hatte sich in ein Ferienblockhaus an der Listertalsperre zurückgezogen. Er verbrachte seine Tage jetzt damit, am Seeufer zu sitzen und darauf zu warten, dass irgend etwas an einer seiner fünf Angelruten zog.

Beneidenswert, dachte Moeller.

Er stellte den Wagen am Straßenrand ab.

Ein kleiner dicker Junge kickte mit Steinen herum und zielte dabei auf parkende Autos.

"Hey, was fällt dir ein!", rief Moeller.

Der Junge verzog das Gesicht und streckte die Zunge heraus.

"Hör mal, Kleiner, ich bin Polizist!"

Der kleine dicke Junge zeigte ihm einen Stinkefinger und rief: "Leck mich doch, du Asi!" Dann rannte er davon.

Moeller kratzte sich am stoppelbärtigen Kinn. Wenn ich jetzt anfange, über die heutige Jugend zu schimpfen, fühle ich mich nur wie ein alter Knochen, dachte er. Also lass ich es besser.

Wolfs bewohnten das Erdgeschoss eines dreigeschossigen Hauses. Moeller ging zur Tür und klingelte. Die Haustür wurde geöffnet und vor der Wohnungstür empfing ihn eine dunkelhaarige Frau um die vierzig.

"Moeller, Kriminalpolizei", stellte sich Moeller vor.

"Barbara Wolf. Kommen Sie, mein Mann hat schon damit gerechnet, dass Sie hier bei uns auftauchen."

Moeller folgte ihr in die Wohnung. Überladen, dachte er.

Von allem zuviel. Das war sein erster Eindruck, als er den Flur betrat. Zu viele Möbel vor allem. Zu große Bilder an den Wänden und zu großflächige Teppiche auf dem Boden. Barbara Wolf führte Moeller ins Wohnzimmer.

Ihr Mann saß in einem der klobig wirkenden Ledersessel. Er nickte Moeller zu.

Moeller sah kurz zu der dritten anwesenden Person hinüber, einem kräftig gebauten Endfünfziger.

"Guten Tag", sagte der Abteilungsleiter kühl an Moeller gewandt. "Bitte setzen Sie sich!"

"Guten Tag, Herr Wolf. Ich hätte gerne mit Ihnen nochmal gesprochen... Wenn es möglich ist, allein."

Wolf atmete tief durch und deutete auf den kräftigen Endfünfziger. "Das ist Martin Feller, ein guter Freund. Weder vor ihm, noch vor meiner Frau habe ich irgendwelche Geheimnisse. Also stellen Sie bitte Ihre Fragen!"

Moeller war etwas erstaunt. Er sah Martin Feller mit hochgezogenen Augenbrauen an und fragte dann. "Der Name Feller kommt mir irgendwie bekannt vor..."

Martin Fellers Lächeln war dünn.

"Das will ich doch sehr hoffen", meinte er. "Schließlich machen wir jede Menge Werbung, damit unser Name in aller Munde ist!"

"Gebrauchtwagen-Feller!", stieß Moeller dann hervor.

"Ganz genau. Aber wir haben in unserem Haus nicht nur Gebrauchtwagen, sondern bieten auch einen Reparatur-Service!"

"Verzeihen Sie meine Unkenntnis", meinte Moeller dann.

"Aber ich kaufe meine Wagen immer von Privat - um die Händlerprovision zu sparen!"

"Gott sei dank denken nicht alle Leute so wie Sie, Herr Moeller!" Martin Feller holte tief Luft. Er blies sich auf wie ein Frosch und fuhr dann mit wichtiger Miene fort: "Schlimme Sache, das mit Dörner... Die Zeitung war ja heute voll davon!"

"Das wird wohl noch ein paar Tage so bleiben", meinte Moeller, während er aufmerksam Martin Fellers Gesicht studierte. Aus dem Kerl wurde er irgendwie noch nicht so recht schlau.

"Also, ich will zwar nicht behaupten, dass ich dort einen intimen Einblick hätte, aber wenn Sie mich fragen, dann riecht das doch nach Versicherungsbetrug... Die Firma war jedenfalls ziemlich am Ende. Ich meine, geben wir's doch zu. Es sind doch alle lieber zu OBI gegangen. Die Preise waren niedriger, der Service besser..." Er zuckte die Achseln. "Also, wenn das mein Laden gewesen wäre, ich hätte ihn auch angezündet! Wissen Sie, wir Unternehmer stehen immer mit einem Bein am Abgrund..."

"Ja, ja..."

"So ein Beamter wie Sie kann sich das vermutlich gar nicht richtig vorstellen!"

"Vermutlich", sagte Moeller mit einem dünnen Lächeln. Er wandte sich an Norbert Wolf und zog ein paar Polaroidfotos heraus, die von Ferdinand Sarow und seinen Freunden im Präsidium gemacht worden waren. Moeller legte sie vor ihn auf den Tisch. "Sehen Sie sich die Gesichter gut an, Herr Wolf."

Norberts Blick war eher flüchtig.

"Erkennen Sie einen dieser Männer?", fragte Moeller.

"Tut mir leid!"

"Schauen Sie genau hin!"

"Wie gesagt, ich habe niemanden erkennen können. Ich bekam einen Schlag auf den Kopf und dann habe ich erstmal nur Sterne gesehen."

"Sind Ihnen diese Männer vielleicht sonst schon einmal begegnet?"

"Nein."

"Sehen Sie nochmal genau hin!"

"Sie haben doch gehört, was er gesagt hat!", mischte sich jetzt Martin Feller ein. Moeller sah ihn etwas verwundert an.

"Jemand hat zweifellos versucht Ihren Freund umzubringen. Und er könnte es wieder versuchen!"

"Also für mich ist die Sache ziemlich klar, Herr Moeller", meinte Martin Feller.

"Ach ja?" Moeller hob die Augenbrauen. "Dann haben Sie mir zweifellos etwas voraus!"

Martin Feller entging die Ironie in Moellers Worten völlig.

Er machte eine große, ausholende Geste. "Die Dörner-Brüder haben jemanden engagiert, der den maroden Baumarkt anzünden sollte. Aber Norbert war zur falschen Zeit am falschen Ort.

Sie mussten ihn aus dem Weg räumen, weil er ein Zeuge war, der..."

"Ein Zeuge, der nichts gesehen hat", meinte Moeller kühl.

"Die Täter hätten doch einfach nur abwarten brauchen, bis Herr Wolf gegangen wäre... Aber vielleicht sagt uns Herr Wolf mal selbst etwas dazu..."

Norbert Wolf sah sich fast hilfesuchend zu Feller um. Ein Augenblick unangenehmen Schweigens entstand, den Barbara mit der Frage "Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee, Herr Moeller?", zu überbrücken versuchte.

"Nein danke", murmelte er zwischen den Zähnen hindurch.

5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten

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