Читать книгу Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller - Alfred Bekker - Страница 70

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Es war bereits weit nach Mitternacht, als Boris Darkovic den Nachtclub ‘Paradiso’ verließ. Der Club gehörte im weiteren Sinn zu seinem Imperium. Er diente als Geldwäsche-Investment. Umso mehr achtete Boris darauf, dass im ‘Paradiso’ keine Drogen verkauft wurden und sich die Prostituierten fern hielten. Die Leitung hatte er einem getreuen Strohmann überlassen, der die Geschäfte in seinem Sinn führte. Und davon abgesehen war das ‘Paradiso’ ein Club geblieben, in den er auch selbst gerne ging. Vor allem deswegen, weil er sich dort sicher fühlen konnte.

Boris Darkovic gähnte.

Es wurde Zeit, dass er ins Bett kam.

Vitali, einer seiner Leibwächter begleitete ihn. Die anderen hatte Boris schon nach Hause geschickt. Er wollte am nächsten Tag nicht von müden Trantüten gesichert werden. Außerdem musste sich einige von ihnen ohnehin in der Nacht mit der Bewachung seines Hauses abwechseln. Die Zeiten waren hart, wie die jüngsten Ereignisse gezeigt hatten. Und Boris Darkovic hatte keine Lust, in nächster Zeit eine Kugel in den Kopf zu bekommen, nur weil er zu wenig in seine Sicherheit investiert hatte.

Überleben ist alles - so lautete sein Wahlspruch. Und bisher hatte Boris Darkovic einen guten Instinkt bewiesen, um diesen Spruch mit Leben zu füllen. Am besten man schlug als erster zu. Rücksichtslos. Und möglichst noch, bevor der andere überhaupt wusste, dass ein Kampf bevorstand.

Nur, weil er sich daran gehalten hatte, war er schließlich an die Spitze jener Organisation gelangt, die einst sein Onkel Niko aus kleinen Anfängen heraus gegründet hatte. Ein Netzwerk des Verbrechens, wie manche sagten. Eine Organisation des Interessenausgleichs und des Wohlstands durch innovative Geschäftsmodelle - so bezeichnete Boris es gerne.

„Da steht ja schon der Wagen”, sagte Vitali.

Die lange, weiße Stretch-Limousine war unübersehbar.

Der Motor lief.

Vitali machte Boris Darkovic die Tür auf. Der Clan-Chef stieg ein.

Die Scheibe vom Beifahrersitz glitt unterdessen herunter. Aus der Dunkelheit im Inneren blitzte ein Mündungsfeuer auf, ohne dass ein Schussgeräusch zu hören war. Nur das Ploppen eines Schusses mit einer Schalldämpferwaffe.

Zwei Treffer erwischten Vitali und ließen ihn zu Boden gehen. Er kam gar nicht mehr dazu, die Waffe zu ziehen.

Jetzt richtete der Schütze die Waffe nach hinten, auf den Rücksitz, in dem Boris Darkovic platzgenommen hatte.

„Dario!”, rief er.

„Ihr Chauffeur versteht Sie nicht mehr, Herr Darkovic”, sagte eine dunkle Stimme. „Ich musste ihn leider schlafen legen.” Zwei Schüsse folgten. Beide trafen Darkovic am Kopf. Er sackte in sich zusammen.

Der Schütze öffnete die Tür und stieg aus.

Ein kurzer Blick glitt zu dem nur schattenhaft sichtbaren Gestalt des Chauffeurs Dario. Er war ein bisschen vornübergebeugt. Eine Kugel steckte in seinem Kopf, aber von der Wunde konnte man nichts sehen. Sie lag im Schatten. Der Schütze fasste ihn an der Schulter und drückte ihn wieder etwas nach hinten. Schließlich sollte Dario nicht allzu bald nach vorne auf das Lenkrad kippen und dann vielleicht die Hupe auslösen.

Der Schütze schloss die Tür.

Er ließ die Waffe mit Schalldämpfer unter seinem knielangen Ledermantel verschwinden. Dann juckte er sich kurz an der Narbe am Kinn.

Im nächsten Augenblick spürte er einen harten Tritt in der Kniekehle.

Vitali, der Leibwächter, von dem der Schütze eigentlich geglaubt hatte, dass er ihn endgültig ausgeschaltet hatte, war offenbar doch noch am Leben.

Das Bein des Schützen knickte ein.

Er schlug zu Boden. Sein Kopf knallte gegen den Mast einer Straßenlaterne. Ein höllischer Schmerz ging davon aus. Er fühlte sich benommen, riss trotzdem die Waffe wieder heraus und feuerte. Dabei blickte er in die Mündung eines kurzläufigen Revolvers, den Vitali bei sich getragen und hervorgezogen hatte. Die Kleidung des Leibwächters war von Kugeln zerfetzt, aber darunter kam graues Kevlar hervor. Im Licht der Straßenbeleuchtung war es gut zu erkennen. Deswegen war er noch am Leben. Die Kugeln des Killers waren aus nächster Nähe abgefeuert worden und hatten daher die Wirkung wuchtiger Tritte gehabt, von denen sich Vitali erst einmal hatte erholen müssen.

Vitali feuerte im selben Moment wie der Schütze mit der Schalldämpfer-Waffe. Es gab zwei wesentliche Unterschiede. Vitalis Schuss verursachte einen Knall und ging vorbei. Pfeifend touchierte die Kugel den Mast der Straßenbeleuchtung und wurde als Querschläger auf die Reise geschickt. Sie kratzte noch an der nächsten Hauswand und sprengte ein daumennagelgroßes Stück aus dem Sandstein.

Der Schuss des Killers mit der Schalldämpfer-Pistole hingegen war fast lautlos - und traf.

Vitalis Kopf machte eine ruckartige Bewegung als die Kugel seine Stirn durchschlug. In eigenartig verrenkter Haltung blieb er liegen.

Der Schütze stand auf. Er schwankte etwas. Lichter gingen in mehreren Fenstern an. Den Schuss mussten Leute gehört haben. Vielleicht war die Polizei schon alarmiert.

Der Mann fasste sich an den Hinterkopf, wo er gegen den Laternenpfahl geschlagen war. Seine Hand war blutig.

Na großartig!, dachte er.

Das hatte ihm jetzt noch gefehlt.

Er ging die Straße entlang und schwankte dabei. Ihm war etwas schwindelig.

In der Ferne waren bereits die Martinshörner zu hören.

Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller

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