Читать книгу Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller - Alfred Bekker - Страница 75

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Weder die Befragungen der Hausangestellten und Sicherheitskräfte, noch die Durchsuchung des Hauses brachte Erkenntnisse, die uns in unserem Fall weiterbrachten. Zumindest nicht auf die Schnelle. Die ballistische Untersuchung der sichergestellten Waffen war noch abzuwarten. Möglicherweise gab da da ein Ergebnis, das uns voranbrachte. Ansonsten gab es natürlich sehr viel Material, das vor allem für die Innendienstler interessant sein würde, weil es die Verflechtungen der kriminellen Organisation aufklären konnten, die Boris Darkovic angeführt hatte.

Wegen Geldwäsche und einige verwandte Delikte würde man einen Toten jetzt nicht mehr verurteilen können.

„Der DNA-Abgleich der Blutspuren am Laternenpfahl sind spätestens morgen da”, meinte Rudi, als wir später wieder in unserem Dienst-Porsche saßen. „Und die ballistischen Tests der einkassierten Waffen auch. Wenn wir bei dem DNA-Test keinen Treffer haben, dann vielleicht bei den untersuchten Waffen. Das muss gar nichts mit dem Fall zu tun haben, aber wenn sich herausstellt, dass eine dieser Waffen schonmal bei einer Straftat verwendet wurde, haben wir ein Druckmittel und der Betreffende kooperiert vielleicht.”

„So lange können wir nicht warten”, meinte ich.

„Was schlägst du vor?”

„Unser Ausgangspunkt sollte immer noch Dario Ralinas sein”, meinte ich.

„Weil er den Täter gekannt hat?”

„Ich habe mir schon die ganze Zeit den Kopf darüber zerbrochen, ob es noch eine andere plausible Erklärung dafür geben könnte, wieso Ralinas das Seitenfenster heruntergelassen hat.”

„Was hätte er getan, wenn plötzlich - kurz bevor Boris Darkovic und Vitali auftauchen - ein Fremder an die Scheibe geklopft hätte?”, fragte ich.

„Ganz bestimmt nicht das Fenster geöffnet, Harry. Darkovic beschäftigt Bodyguards, die ihr Handwerk verstehen. Er würde nicht in einer kugelsicheren Limousine fahren und sich von bewaffneten Leibwächtern umgeben lassen, wenn die Sicherheitslage nicht als angespannt beurteilt worden wäre. Und Dario Ralinas hätte mit Sicherheit anders reagiert.”

„Wie?”

Rudi zuckte die Schultern. „Er hätte Vitali Bescheid gesagt und seinen Boss davor gewarnt, den Nachtclub zu verlassen. Aber dann hätte man das in der Auswertung seiner Handydaten sehen können.”

Die Kollegen aus dem Innendienst hatten inzwischen die Handydaten der drei Mordopfer der letzten Nacht ausgewertet. Wir wussten wer wann mit wem telefoniert hatte. Und wir kannten die Nummern, die sie in letzter Zeit angerufen hatten. Natürlich musste man daraus auch die richtigen Rückschlüsse ziehen. In Boris Darkovics Fall würden sich daraus vielleicht neue Erkenntnisse über den Aufbau seiner Organisation ergeben.

Was Dario Ralinas anging, ergaben sich daraus Erkenntnisse über Freunde und Bekannte aus dem privaten Bereich.

Ob wir dadurch weiterkamen, musste sich noch zeigen. Die Daten waren jedenfalls an Frau Gansenbrink übermittelt worden.

Wir riefen sie über die Freisprechanlage an, denn ich hatte noch ein Anliegen an sie.

„Hallo Lin-Tai. Wir gehen davon aus, dass Dario Ralinas den Täter kannte. Können Sie mal, unter mathematischen Gesichtspunkten eruieren, zu welchen der Personen, die auf Ihrer Liste stehen, Ralinas Verbindungen hatte.”

„Er hat sie mit Sicherheit alle gekannt”, sagte sie. „Sie haben entweder zeitweise zusammen gearbeitet, waren in denselben Clubs angestellt, sodass sie sich über den Weg gelaufen sein müssen oder ich habe sogar Nachweise darüber, dass sie miteinander telefoniert haben. Letzteres natürlich nur, soweit mir die Nummern bekannt sind. Abgesehen davon lassen sich bei denen, von denen ich Handynummern habe oder GPS-Daten der von ihnen benutzten Fahrzeuge, Bewegungsprofile erstellen, die sich signifikant überschneiden. Und es gibt da ein Forum für Kampfsport, in dem die meisten von ihnen aktiv sind. Und unglücklicherweise muss ich Ihnen leider auch mitteilen, dass ich den einzigen Namen, den ich von der Liste streichen wollte, vielleicht doch wieder hinzufügen muss.”

„Der einzige Name, den Sie blau markiert hatten? Helfen Sie mir mal auf die Sprünge.”

„Milan Buljan.”

„Der Kerl, der zehn Jahre im Knast saß, ohne Niko zu verraten.”

„Ich habe einige schon mehrere Jahre alte Einträge in einem Forum gefunden, in dem es darum geht, dass auch in Deutschland Menschen sterben, weil sie gar nicht oder schlecht versichert sind oder aus anderen Gründen nicht die optimale Krankenversorgung bekommen. Milan Buljan hat da über das Schicksal seiner krebskranken Mutter geschrieben.”

„War es nicht so, dass Niko Darkovic sich um ihre Behandlung kümmern wollte?”

„Das hat er auch. Aber ich habe da mal genauer nachgesehen. Er hat nur die aufgelaufenen Kosten beglichen. Aber die anstehenden Behandlungen wurden nicht mehr durchgeführt.”

„Welches Krankenhaus war das?”

„Die Charité hier in Berlin.”

„Hat dieser Milan Buljan auch eine Adresse?”

„Hat er. Ich gebe sie Ihnen durch, Harry.”

„Buljan hat doch nach seiner Entlassung plötzlich über eine große Summe verfügt”, sagte ich.

„Ja, da war seine Mutter aber längst tot, das hätte ihr nicht mehr helfen können”, sagte Lin-Tai. „Aber was diese Summe betrifft, hat Charlotte etwas Interessantes festgestellt.”

„Was?”

„Wir waren bisher davon ausgegangen, dass Niko Darkovic dieses Geld gezahlt hat. Der war ja zu dem Zeitpunkt, als Milan Buljan entlassen wurde, noch nicht ‘verschwunden’.”

“Richtig.”

„Die Zahlung geht aber wahrscheinlich auf Boris Darkovic zurück.”

„Ist das sicher?”

„Ja.”

„Glaubst du, dass es sich lohnt, diese Spur zu verfolgen?”, fragte Rudi.

„Wir sind bisher davon ausgegangen, dass Milan Buljan Niko Darkovic zu Dank verpflichtet war. Aber es könnte sein, dass das Gegenteil zutraf.”

„Du meinst, er hatte ein Motiv...”

„...um Niko zu töten? Ja, eventuell.”

„Und die anderen?”

„Ich weiß es nicht.”

„Das heißt, wir stochern immer noch im Nebel herum, Harry,”

Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller

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