Читать книгу 11 Urlaubskrimis auf 1207 Seiten - Alfred Bekker - Страница 55

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„Mir ist heute eine schwarze Katze über den Weg gelaufen“, sagte mir mein Nachbar. „Icke denk mir, das bedeutet nichts Gutes.“

Ich stand auf dem Balkon meiner Berliner Wohnung, hatte eine Kaffeetasse in der Hand und sah auf das Gewimmel der Hauptstadt herab.

Ein freier Tag. Kommt bei einem Kriminalhauptkommissar nicht so häufig vor. Aber der Überstundenberg musste irgendwie abgebaut werden.

Mein Nachbar war Taxifahrer.

Ein Berliner Taxifahrer mit Berliner Schnauze.

Und Muslim.

Sein Vater war Perser, seine Mutter Türkin und er sprach genauso, wie eben jemand spricht, der sein ganzes Leben in Berlin verbracht hat.

„Sind Sie abergläubisch?“, fragte ich und nahm einen Schluck Kaffee.

„Wieso?“

„Wegen der schwarzen Katze.“

„Meinen Sie ditte jetzt ernst?“

„Meine ich.“

„Ich bin nicht abergläubisch. Aber gläubig. Das ist ein Unterschied.“

„Sie glauben an Allah.“

„Ja.“

„Und an schwarze Katzen, die Unglück bringen.“

„Nicht ganz so stark, aber: ja.“

„Ist das denn mit dem Islam vereinbar?“

„Keine Ahnung. Um das zu beurteilen, da müsste ich mal einen Imam fragen.“

„Ah ja.“

„Ist das denn bei Christen vereinbar?“

„Nun...“

„Ditte wissen Sie auch auch nicht so genau, wat?“

„Ich denke, es ist nicht vereinbar. Deswegen heißt es ja auch Aberglauben.“

„Sie sind doch Kommissar, oder?“

„Kriminalhauptkommissar“, sagte ich.

„Ditte wundert mich. Icke dachte immer, die hätten Abitur und studiert.“

„Ja, aber nicht Religionswissenschaft.“

„Aber sowas weiß man dann doch. Icke bin ja nur ein doofer Taxifahrer, aber Sie, Herr Kubinke... Kubinke! Ditte steht an Ihre Tür.“

„Sagen Sie Harry zu mir. Wir sind ja jetzt Nachbarn.“

„Ich bin Reza.“

„Angenehm.“

„Ich habe mich dreimal um die Wohnung beworben. Man wollte mich nicht. Wahrscheinlich, weil ich Muslim bin und jeder gleich an einen Terroristen denkt.“

„Menschen mit Vorurteilen gibt es überall“,, sagte ich.

„Die Wohnung wurde immer wieder angeboten und icke bin ja hartnäckig. Ich komm aus dem Wedding. Ich lass mich nicht unterkriegen, verstehen Sie?“

„Verstehe ich.“

„Offenbar hat die Wohnung niemand gewollt. Die sind sie einfach nicht losgeworden.“

„Tja...“

„Und so habe icke sie dann doch bekommen.“

„Glückwunsch.“

„Aber jetzt mal unter uns, Herr Kommissar...“

„Harry!“

„Also, Harry! Unter uns! Wat stimmt mit dieser Wohnung nicht? Warum wollte ditte niemand? Ist doch In Ordnung. Preis in Ordnung, Heizung funktioniert, Kabelfernsehen funktioniert...“

„Könnte mit dem Vormieter zusammenhängen“, sagte ich.

„Aha...“

„Der wurde erschossen.“

„Oh.“

„Und jetzt hatte die Verwaltung Schwierigkeiten, Mieter zu finden. Das habe ich jedenfalls gehört. Wenn die davon gehört haben, haben sie wieder abgesagt.“

„Warum?“

Ich zuckte mit den Achseln. „Aberglauben.“

„Wie mit der schwarzen Katze.“

„Genau.“

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