Читать книгу Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse - Alfred Bekker - Страница 19

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Jack McKenna ging zu seinem Waffenschrank und überprüfte seine Elefantenbüchse. Er war in früheren Jahren ein begeisterter Großwildjäger gewesen und hatte in Afrika auch Elefanten geschossen. Seit einigen Jahren lebte er zurückgezogen in Dumbarton und hatte seine Waffen nicht mehr benutzt. Trotzdem war seine gesamte Waffensammlung sauber gereinigt und schussbereit.

Aber jetzt, nachdem er im Radio und über die Lautsprecher der Polizei den Aufruf gehört hatte, dass Löwen frei herumliefen und die Bevölkerung sich in Sicherheit bringen sollte, war Jack der Meinung, er müsste etwas tun. Er war noch immer ein sicherer Schütze, und Angst vor großen Tieren kannte er auch nicht. Seine Frau, die ihn ermahnte, doch daheim zu bleiben, ignorierte er, machte sich stattdessen mit seiner Waffe auf, die Löwen aufzuspüren und zu erlegen.

Die Stadt wirkte auf einmal seltsam ausgestorben. Scheinbar hatte es sich in Windeseile herumgesprochen, was passiert war, und die meisten Leute legten keinen besonderen Wert darauf mit wildgewordenen Raubkatzen zusammen zu treffen.

Selbst Autos waren nur wenige unterwegs, und so marschierte Jack McKenna allein durch die Straßen, und nicht einmal die Polizei, die ihn mit seiner Waffe doch sehen musste, hielt ihn an. Alle waren nur darauf fixiert, schnellstmöglich die Tiere zu finden und die Bedrohung auszuschalten.

McKenna ging in Richtung Fluss, weil sich dort auch der Stadtpark befand und die Tiere sich vielleicht instinktiv zwischen Büschen und Bäumen aufhalten wollten.

So ganz verkehrt schien der Jäger mit seiner Ansicht nicht zu liegen, denn auch mehrere Polizeiautos fuhren in diese Richtung. Vielleicht hatte man auch die Tiere mittlerweile gesichtet.

Dann aber wurde McKenna von einem Polizeiposten angehalten, der ihn ziemlich nervös und unfreundlich fragte, was er mit der Knarre hier täte.

„Ich habe einen Waffenschein dafür“, beharrte der Jäger. „Und ich gedenke die Bestien abzuschießen, weil ich mit dieser Elefantenbüchse sicher besser dran bin als ihr mit euren Spielzeugpistolen.“

Der Beamte wurde nachdenklich, hieß McKenna zu warten und holte seinen Vorgesetzten. Der befand ebenfalls, dass eine Elefantenbüchse ein gutes Argument gegen Raubtiere sei und schickte McKenna weiter nach vorne, wo man die Tiere gesehen hatte. Sie hatten sich bisher gut versteckt gehalten, doch jetzt endlich hatte man ihre Spur, und die zwei würden nicht mehr lange die Stadt als freie Wildbahn ansehen können.

Allerdings machten die beiden Löwinnen das sehr geschickt. Sie hielten sich im Schutz der Bäume und zeigten sich immer nur kurz, so als wollten sie die Menschen an der Nase herumführen. Freies Schussfeld war jedenfalls nicht gegeben, und McKenna, der wusste, wie schlau Löwen sind, ließ die Polizisten an ihrem Platz und schlich sich gegen den Wind näher heran. Er vertraute auf seinen Instinkt und seine Erfahrung und ging irrigerweise von der Annahme aus, dass Löwen, die in Gefangenschaft aufgewachsen sind, einen Großteil ihrer Instinkte verloren haben.

Aber da sollte er sich getäuscht haben.

Plötzlich hatte er eines der Tiere im freien Schussfeld, und er wusste, dass er gegen den Wind stand, hob also die Waffe und legte an. In diesem Moment machte er sich keine Gedanken um die zweite Löwin, sondern ging davon aus, dass sich beide dort befanden und er sie nur einfach nicht sehen konnte. Doch da hatte er sich bitter getäuscht.

In dem Augenblick, da er abdrücken wollte, wurde er von hinten angefallen und zu Boden gerissen. Zum Glück waren die Polizisten nicht allzu weit weg, und so gelang es ihnen, das Raubtier, das jetzt Menschenblut geschleckt hatte, zu erschießen, bevor es den Mann noch schlimmer verletzen konnte.

Dennoch lag McKenna stark blutend am Boden, sein rechter Arm war total zerfleischt, und die Spuren der Pranken zeigten sich auch auf dem übrigen Körper, während die erschossene Dina, von unzähligen Kugeln durchsiebt, als schlaffer Kadaver am Boden neben ihm lag.

Ein eilig herbeigerufener Krankenwagen brachte den schwer verletzten Mann ins Hospital. Wenig später hatten die Polizisten auch Sheba gestellt, die andere Löwin.

Mittlerweile war auch Alexej dazugekommen und flehte darum, das Tier nicht zu erschießen. Er betrachtete die beiden Löwinnen wie seine Kinder und wollte sie um jeden Preis beschützen.

Er ging vorsichtig auf Sheba zu, sprach dabei ständig beruhigend auf sie ein, und das Tier lauschte zunächst seinen Worten, wie es das sein Leben lang getan hatte, reckte sich dann und lief leichtfüßig und elegant, ganz gespannte Katze, auf Alexej zu.

Einer der jüngeren Polizisten hielt diese Spannung allerdings nichts mehr aus. In dem Glauben, das Tier würde den Dompteur angreifen wollen, zog er seine Pistole und begann zu schießen.

Alexej schrie auf, die Katze fauchte, ging dann zu einem Brüllen über, machte noch einen Sprung, wurde dann aber von vier weiteren Polizisten, die blitzschnell reagierten, mit Kugeln eingedeckt.

Mit einem letzten, kläglichen Maunzen fiel sie zu Boden, und Alexej warf sich über sie, weinend und alle Polizisten dieser Welt verfluchend.

„Dina! Sheba!“, jammerte er. „Warum musstet ihr jetzt sterben? Wer hat euch und mir das angetan? Kann es denn sein, dass jemand so abgrundtief gemein ist?“ Sein Weinen steigerte sich eher noch, als die Beamten ihn wegziehen und den Kadaver beseitigen wollten. Er wurde fast tobsüchtig, und in seinem Schmerz erhob er jetzt absurde Beschuldigungen. Aus irgendeinem Grunde schien er jetzt zu glauben, dass Pat die Tiere freigelassen hatte, damit er mit ihnen nicht die neue Nummer einüben konnte. Natürlich war das Unsinn, aber Alexej war so in seinem Schmerz gefangen, dass er nicht mehr klar denken konnte. Und so richtete sich seine Wut auf Pat, die einzige, mit der er in den letzten Tagen eine Auseinandersetzung gehabt hatte. Das war für ihn Grund genug, ihr die Schuld am Tod der beiden Tiere zu geben.

„Das wird sie mir büßen. Sie ist schuld daran! Sie hat euch umgebracht! Wie konnte sie das nur tun? Ihr seid doch harmlos. Und ich hätte euch nie zu etwas gezwungen, das weiß sie doch auch!“ Seine Worte wurden dann undeutlicher, weil er wieder laut aufweinte.

Niemand verstand seine Worte so recht, doch einer der Polizisten, der seinen Bericht Inspector Lamont direkt übergab, erzählte davon, und Keith begann sich eine Menge Gedanken zu machen.

Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse

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