Читать книгу Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse - Alfred Bekker - Страница 23
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Keith war betroffen von dem, was Pat sagte, doch eigentlich hätte er sich das auch denken können. Sobald ein solches Gerücht erst einmal im Umlauf war, erwies es sich als äußerst schwierig, es wieder aus der Welt zu schaffen. Und Pat war jetzt mehrfach belastet worden, auch wenn der Inspector nicht eine der Anschuldigungen glaubte, vielmehr nicht glauben wollte. Aber Patricia befand sich in der wenig beneidenswerten Lage, nicht einen Gegenbeweis antreten zu können, und Glaube allein genügte natürlich nicht, ebenso wenig wie Unschuldsbeteuerungen. Doch da Keith mittlerweile von ihrer Unschuld überzeugt war, auch wenn er es nicht beweisen konnte, machte er der jungen Frau einen ungewöhnlichen Vorschlag.
„Pat, Sie dürfen die Stadt nicht verlassen, solange Sie noch unter Verdacht stehen, auch wenn ich persönlich das für großen Unsinn halte. Ich nehme an, das ist Ihnen schon klar. Sie sind leider immer noch die Hauptverdächtige.“
Sie nickte trotzig.
„Da Sie hier aber nicht länger bleiben können, denke ich, wird es das Beste sein, wenn Sie solange hier fortkommen aus dem Zirkus. Man wird Ihnen hier das Leben zur Hölle machen, dessen bin ich sicher. Also schlage ich Ihnen vor, zu mir ziehen.“
Er lächelte, während er ihre ungläubig geweiteten Augen sah und ihren Ausruf hörte, der voller Abweisung und Empörung war. „Sind Sie noch zu retten?“
Er lächelte weiter, und Pat fühlte sich gegen ihren Willen zu ihm hingezogen. Aber was bildete sich dieser Mann überhaupt ein? Dachte er wirklich, sie würde jetzt einfach in seine Wohnung gehen und dort abwarten, was weiter über sie beschlossen wurde, ohne die Möglichkeit zu haben, selbst etwas zu tun? Fühlte er sich so unwiderstehlich, dass er dachte, wenn sie für einige Zeit bei ihm blieb, könnte sie ihn vielleicht mit einer kurzen Beziehung bestechen? Niemals, das hatte sie nicht nötig, sie fühlte sich unschuldig, und früher oder später würde sich das auch beweisen lassen. Und warum sollte sie überhaupt zu ihm gehen? Sie besaß genügend Geld, um in ein Hotel zu ziehen.
„Verzeihen Sie, Pat“, kam es jetzt amüsiert von Lamont. „ Nicht, dass Sie mich jetzt missverstehen. Ich glaube, ich muss Ihnen erst einmal etwas erklären, sonst verstehen Sie mein Angebot völlig falsch. In meinem Privatleben bin ich der Earl von Lithgow, und mein Stammsitz ist Glencarrick Castle, wo auch meine Mutter lebt, zusammen mit einer Unmenge an Personal. Es ist also wirklich nicht so, dass ich Sie einlade in meinem Zwei-Zimmer-Appartement in der Stadt zu wohnen, sondern draußen im Schloss. Dort sind Sie unter der Obhut meiner Mutter auf jeden Fall gut und sicher aufgehoben.“
Pat schaute ihn noch immer fassungslos an, als könnte sie nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte.
„Warum tun Sie das für mich?“, fragte Pat jetzt völlig verstört. „Warum wollen Sie mir helfen? Das ist doch unlogisch, ich bin für Sie die Hauptverdächtige Nummer eins. Sie müssen mich doch auch für schuldig halten. Und demnach wäre ich doch eine Mörderin.“
Keith schüttelte lächelnd den Kopf und streckte die Hand aus, um ihre Hand zu berühren.
„Pat, ich glaube, nein, ich bin sicher, dass Sie nichts Unrechtes getan haben. Aber genau das müssen wir auch beweisen. Sie haben sich nun allein schon dadurch verdächtig gemacht, dass Sie Ihren wirklichen Namen verschwiegen haben.“
Der Kopf der jungen Frau ruckte hoch. „Und er geht auch niemanden etwas an.“
Nun grinste der Inspector. „Ich habe ihn dennoch herausgefunden, Lady Patricia Ashbury.“
Er sah, wie sie bleich wurde und machte eine abwehrende Handbewegung. „Ich werde es ganz bestimmt nicht weiter verraten. Aber Ihnen musste doch klar sein, dass Sie vor der Polizei so etwas Simples wie den Namen nicht geheim halten können.“
Jetzt zuckte sie achtlos mit den Schultern. „Ist ja im Grunde auch egal. Ich kann hier nicht bleiben, da haben Sie schon recht, und so interessiert es niemanden, wer ich bin. Es sei denn, das käme an die Presse. Das würde meinem...“ Sie brach erschreckt ab und schlug sich die Hand vor den Mund.
„Lord Ashbury, Ihr Vater, würde einen Skandal sicher nicht sehr gut finden“, stimmte Keith zu. „Aber wie schon gesagt, habe ich nicht vor, das an die große Glocke zu hängen. Aber auf Glencarrick sind Sie gut und Ihrem Rang entsprechend untergebracht. Ich halte das für eine gute Idee.“
„Mein Rang entsprechend“, prustete Pat spöttisch los. „Inspector, ich bin Pat Lionheart, eine Artistin, fahrendes Volk, wenn Sie so wollen. Es gibt keine Lady Patricia Ashbury mehr. Das musste ich meinem Vater versprechen.“
„Das gilt doch nur, solange Sie sich beim fahrenden Volk, wie Sie es nennen, befinden. Kommen Sie mit zu mir und meiner Mutter, und Sie werden ganz einfach ein geehrter Gast sein. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Fahren Sie jetzt mit mir hinaus zum Schloss, lernen Sie meine Mutter kennen und Glencarrick. Und dann entscheiden Sie, ob ein Aufenthalt dort nicht besser ist als hier zwischen Menschen zu sitzen, die Sie ablehnen und vielleicht sogar noch mehr belasten.“
Pat hatte nichts zu verlieren, wenn sie dieses Angebot annahm. Und außerdem war sie jetzt neugierig geworden. Wie kam ein Earl dazu, als ganz normaler Polizeibeamter zu arbeiten? Nun, vielleicht würde sie dazu irgendwann eine Erklärung erhalten. Und der Name Lithgow war ihr natürlich ein Begriff, nur hatte sie nicht gewusst, dass der junge Earl, wie er häufig noch genannt wurde, ein so sympathischer Mann, leider aber auch ein Polizist, war.
Ihr Entschluss fiel spontan. Sie nahm eine Reisetasche aus einem Einbauschrank und begann einige notwendige Dinge einzupacken. Dabei bemerkte sie nicht, dass Keith zufrieden lächelte.