Читать книгу Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse - Alfred Bekker - Страница 27

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Keith hatte ein ungutes Gefühl. Natürlich hatte er Pat noch das Versprechen abgenommen, nichts auf eigene Faust zu unternehmen, und doch war es ihm so vorgekommen, als ginge sie nur zögerlich auf seine Bitte ein. Dennoch hatte sie zugesagt, nichts zu tun, was sie in Gefahr bringen konnte, und diese Worte waren bereitwillig über ihre Lippen gekommen. Der Inspector hatte eine feste Meinung zum Ehrenwort, aber er wusste auch, dass es tausend Hintertürchen gab, dieses zu umgehen. Niemals würde Pat ein Versprechen brechen, aber es kam auf die Wortwahl an, nicht auf deren Auslegung, wie er sehr wohl wusste. Und Pat war eine selbstbewusste, durchsetzungsfähige Frau, die nicht gerne bereit war anderen die Arbeit zu überlassen, die sie selbst anging, und von der sie glaubte, dass sie selbst sie besser erledigen konnte.

Doch jetzt musste Lamont diese Gedanken beiseite schieben. Er stand im Wohnwagen von Cedric und begutachtete das Chaos, das die Einbrecher hinterlassen hatten.

Wahllos waren Schubladen aus den Schränken gerissen worden, Papiere, Kleidung und Gebrauchsgegenstände lagen wild durcheinander, der Tresor stand aufgebrochen an der Wand, und ein Mann von der Spurensicherung schüttelte jetzt gerade den Kopf. „Nichts, außer den Abdrücken des Besitzers“, meldete er. Natürlich hatte man Cedric die eigenen Abdrücke abgenommen und schon auf den ersten Blick sah der Experte, dass sich keine fremden Abdrücke auf dem Tresor befanden. Natürlich würde die endgültige Auswertung erst im Institut erfolgen, doch Keith vertraute seinem Kollegen, er hatte sich selten geirrt.

Cedric O’Malley stand fassungslos inmitten des Durcheinanders, und raufte sich die Haare.

„So kann es nicht weitergehen, Inspector“, beschwerte er sich. „Das ist mein Ruin, unser aller Ruin. Wir werden den Zirkus auflösen müssen. Und was soll dann mit all den Artisten und Tieren geschehen? Entweder finden Sie den Mistkerl, der das alles hier getan hat, oder Sie verhaften endlichen Pat Lionheart. So langsam glaube ich nämlich nicht mehr an ihre Unschuld. Und vor allen Dingen – lassen Sie uns endlich weiterziehen. Wir brauchen ein Engagement, bei dem wir endlich wieder Geld in die Kassen bekommen. Wir brauchen Publikum, und wir brauchen neue Attraktionen. Die werde ich hier in Dumbarton jedenfalls nicht finden.“ Er war aufgebracht, denn so konnte es nicht weitergehen, hier ging einiges nicht mit rechten Dingen zu. Er hatte täglich aufs Neue alle Mühe, die Artisten und Helfer zu beruhigen, die längst kurz vor einer Meuterei standen und nicht mehr bereit waren, auf diesem verfluchten Platz zu bleiben und sich der Gefahr auszusetzen, die nächsten Opfer irgendwelcher Anschläge zu sein.

„Es ist natürlich auch möglich“, fuhr er hämisch fort. „Dass bei Ihnen irgendwelche Gefühle im Spiel sind, die Sie daran hindern, eine Verdächtige endlich zu verhaften und dem ganzen Spuk so ein Ende zu machen.“

Das war ein Tiefschlag, und den hatte Cedric auch so beabsichtigt.

In Keith kochte kalte Wut hoch, als er den Zirkusdirektor so reden hörte. War das der Mann, der Pat bis vor wenigen Tagen noch verteidigt hatte? Was hatte ihn zu dieser Änderung seiner Ansichten bewogen? Es gab hier im Zirkus doch wirklich noch genug Leute, die wesentlich mehr Motive hatten als Pat, und die bisher noch jeden Verdacht weit von sich gewiesen hatten. Und Pat war doch nun wirklich die ganze Zeit über auf Glencarrick Castle gewesen, sie konnte für diesen Einbruch nicht verantwortlich sein.

Aber Keith hielt sich zurück eine scharfe Antwort zu geben, er wollte Cedric nicht noch mehr gegen sich aufbringen und verhindern, dass sich weitere Gerüchte in Umlauf setzten.

„Ich bin sicher, Sir, in den nächsten Tagen wird sich alles aufklären“, antwortete er also gezwungen ruhig und erntete einen ungläubigen Blick von Cedric.

„Haben Sie vielleicht neue Erkenntnisse, über die Sie noch schweigen wollen?“, kam die sarkastische Frage. „Sagen wir es einfach mal so. Ich gebe ihnen noch zwei Tage, und wenn sich bis dahin nichts Konkretes getan hat, dann werde ich eine Dienstaufsichtsbeschwerde an Ihren Vorgesetzten einreichen. Und ich werde notfalls auch noch weiter gehen, denn ich kann nicht einsehen, dass der ganze Zirkus darunter leidet, dass ein unfähiger Inspector, der vor Liebe blind ist, den Fall verschleppt und eine eindeutige Verdächtige auch noch zu schützen versucht.“

Das ging Lamont denn doch zu weit. „Ich lasse mich von Ihnen nicht unter Druck setzen, Sir. Und ich verwahre mich gegen Ihre Anschuldigungen, die ich im Augenblick der Erregung über den heutigen Vorfall zuschreiben will. Würde ich das nicht tun, müsste ich Ihre Worte ernst nehmen und auf einer Anzeige Ihrerseits bestehen, die von meinem Vorgesetzten dann sehr ernst genommen würde, das kann ich Ihnen versprechen. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich durch unangebrachte Gefühle von ihrer Arbeit ablenken lassen. Sollte Pat wirklich etwas damit zu tun haben, werde ich dafür sorgen, dass sie ihre gerechte Strafe erhält. Aber für diesen Einbruch kann sie auf keinen Fall verantwortlich sein. Es gibt einfach zu viele Zeugen, die sie zum fraglichen Zeitpunkt gesehen haben. Und ich bin nur einer davon. Wir alle bei der Polizei tun, was wir können, dessen dürfen Sie versichert sein. Doch wenn Ihnen das nicht ausreicht, oder wenn Sie mit unseren Methoden nicht einverstanden sind, dann bitte ich Sie, auf der Stelle eine Beschwerde einzureichen. Ich bin sicher, mein Vorgesetzter und der Bürgermeister werden Ihnen aufmerksam zuhören.“

Cedric machte einen Rückzieher, mit dem Bürgermeister mochte er sich nicht anlegen, der war eindeutig gegen den Zirkus und besonders gegen ihn, Cedric, eingestellt. „Ich glaube, ich bin ein wenig zu weit gegangen“, wandte er jetzt ein, wohl wissend, dass eine Beschwerde nur Ärger bringen konnte. Die Polizei in Dumbarton unterstand nun einmal Chief-Superintendent Buchannan, dem direkten Vorgesetzten von Keith Lamont, der ohnehin schon ungnädig auf das Zirkusvolk reagierte. Und der Bürgermeister würde jede Beschwerde zum Anlass nehmen, den Zirkus mit einem Auftrittsverbot zu belegen, er schätzte diese Art von Schwierigkeiten gar nicht.

Die lahme Entschuldigung des Direktors besänftigte Keith ganz und gar nicht, doch er blieb eiskalt höflich, verließ aber wutentbrannt den Wohnwagen, fuhr zurück ins Büro, wo er seine Gereiztheit dann an Janet ausließ, die das aber nicht krummnahm. Sie war Kummer gewöhnt, und Lamont gehörte normalerweise nicht zu den Leuten, die andere für ihre schlechte Laune büßen ließen. Als er dann bemerkte, wie übel er sich Janet gegenüber benahm, schenkte er ihr eine Schachtel Pralinen, um sich zu entschuldigen. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er damit ihr Herz noch mehr erobert als ohnehin schon.

Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse

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