Читать книгу Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse - Alfred Bekker - Страница 24
Оглавление18
„Ach, Gott, Sie armes Kind, da hat man Ihnen aber ziemlich übel mitgespielt.“ Lady Marjorie war ganz die besorgte Gastgeberin, als Keith Pat mit nach Glencarrick Castle gebracht und ihr dann ihr Zimmer gezeigt hatte. Hier konnte sie sich ein wenig frisch machen.
Währenddessen erzählte der junge Mann seiner Mutter in Kurzfassung die ganze Geschichte und bat sie dann, besonders nett zu Pat zu sein.
Zunächst war Lady Marjorie noch nicht sehr begeistert, was sie auch in einer Menge Worte ausdrückte.
„Und du bist sicher, dass sie wirklich nichts damit zu tun hat?“, erkundigte sich die Lady.
„Mutter, selbst wenn es so wäre – ich glaube nicht, dass sie einen Mordanschlag auf dich unternehmen würde. Dazu gibt es schließlich keinen Grund.“ Die Stimme des jungen Mannes klang leicht ironisch, und seine Mutter gab ihm gleich einen Dämpfer.
„Du redest Unsinn, mein Junge, und das weißt du auch. Ich finde diese junge Dame ganz reizend, und ich wollte wirklich nur wissen, ob du dir sicher bist. Es könnte für dich und deine Karriere eine Menge Probleme geben, wenn du dich täuscht. Es geht mir nicht darum, dass sie hier ist. In diesem Punkt muss ich dir recht geben, als Lady Patricia ist sie hier wesentlich besser aufgehoben als woanders. Ich will nur wissen, ob sie wirklich unschuldig ist, jedenfalls nach deiner Überzeugung.“
Keith schaute seine Mutter offen an. „Ja, Mutter, ich bin mir sicher, dass sie unschuldig ist.“
„Na, dann ist ja alles in bester Ordnung. Ach, übrigens, was sagtest du, aus welcher Familie sie stammt?“, forschte Lady Marjorie wie unschuldig nach. „Die Herkunft muss schon bestens sein, wenn du dich so für sie einsetzt.“
Keith lachte auf. „Nur der allerbesten Herkunft, Mutter, nur der allerbesten.“
Der Inspector fuhr später zurück nach Dumbarton, während Pat bei Lady Marjorie blieb. Die junge Frau war zunächst einigermaßen verlegen, was sich aber durch das freundliche Verhalten der Lady schnell legte. Es dauerte gar nicht lange, bis Pat Vertrauen fasste. Schließlich saßen die beiden Frauen zusammen wie alte Freundinnen und redeten über Gott und die Welt.
Pat erzählte die ganze Geschichte aus ihrer Sicht, und Lady Marjorie verstand, wie unglücklich die junge Frau sein musste. Da sie ungeheuer wissbegierig, schon fast neugierig war, bestand sie darauf, dass Pat jede Kleinigkeit genau erzählte. Dabei taxierte die ältere Frau die jüngere und kam zu einem befriedigenden Ergebnis. Schließlich stellte sie Pat eine mehr als ungewöhnliche Frage, die nichts mit dem aktuellen Problem zu tun hatte.
„Wie lange kennen Sie meinen Sohn jetzt eigentlich, Pat?“
„Nun, es ist noch nicht ganz eine Woche - seit wir hier in Dumbarton sind. Warum?“
„Mögen Sie ihn?“
Leichte Röte überzog das Gesicht der jungen Frau, und sie zögerte ein wenig mit der Antwort, nickte dann aber langsam, als sie sich über ihre Gefühle selbst klar wurde. „Ja, Mylady, ich glaube, ich mag Ihren Sohn. Aber ich denke, das tut jetzt und hier nichts zur Sache.“
Die Lady zeigte sich zufrieden. „Das lassen Sie mal meine Sache sein. Ich habe mir schon etwas in dieser Richtung gedacht, denn unter normalen Umständen würde er niemals jemanden hierher bringen. Sie müssen also auch für ihn etwas ganz Besonderes sein.“
Pat machte eine abwehrende Handbewegung. „Da ist nichts gewesen. Und ich will doch gar nicht, ich meine, ich kann doch nicht – ich bin doch eine Verdächtige. Wie kann er da etwas für mich empfinden? Sicher täuschen Sie sich, Mylady.“
„Ich glaube, in dieser Beziehung müssen Sie noch eine ganze Menge lernen, mein Kind. Keith hat seit Jahren keine Frau mehr angesehen und sich schon gar nicht für eine interessiert. Und dann schneien Sie von einer Sekunde auf die andere hier herein, und ich soll an Zufälle glauben? Nein, Pat, ich glaube, oder besser, ich bin ziemlich sicher, dass Keith auch für Sie viel empfindet. Aber darüber können wir immer noch reden, wenn das andere ausgeräumt ist, wann immer das sein mag.“
Aber Pat hatte dazu noch etwas zu sagen, und das verwunderte Lady Marjorie sehr. „Mylady, selbst wenn ich tiefergehende Gefühle für Ihren Sohn empfinden sollte, so muss ich mir das doch im Augenblick selbst verbieten, solange noch immer ein Verdacht auf mir lastet. Ich könnte es nicht zulassen, dass er womöglich in Gewissenskonflikte gerät. Das würde ich mir nie verzeihen.“
„Sie haben sehr viel Stolz und Charakter, mein Kind. Und sollte auch Keith mehr als bloße Freundschaft für Sie empfinden, so werde ich sicher die erste sein, die euch beiden gratuliert.“
Pat wurde wieder rot. Ihre Gedanken hatten sich bisher noch nie soweit verirrt, und dass diese wunderbare Frau so offen und einfach darüber sprach, nötigte ihr eine Menge Respekt ab. Sie schickte der Lady einen dankbaren Blick.
„Ich kann nur wiederholen, dass ich keine Schuld auf mich geladen habe. Aber ich kann es nicht beweisen. Und erst, wenn jeder Makel von mir genommen ist, werde ich mir gestatten, weitere Gedanken daran zu verschwenden, Mylady. Aber ich bin Ihnen sehr dankbar für ihre Worte.“