Читать книгу Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse - Alfred Bekker - Страница 43

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Urplötzlich wachte Monica aus dem Schlaf auf. Sie zuckte zusammen, als sie von jenseits der Zimmerdecke ein eigenartiges Geräusch vernahm. Ein leises Knarren, das sich zweimal wiederholte. So als würde jemand krampfhaft zu verhindern versuchen, dass dieses Geräusch gehört wurde. Da war es wieder - ein Geräusch auf den Dielen.

Monica wurde blass, als sie sich vorstellte, dass womöglich Einbrecher im Haus waren. Ein Schauer fuhr ihr über den Rücken bei dem Gedanken. Monica war allein, konnte niemand um Hilfe rufen. Das Telefon stand unten im Arbeitszimmer. Wenn sie es wagte, das Zimmer zu verlassen, konnte sie eine unangenehme Begegnung haben! Deshalb wagte sie nicht, sich zu rühren.

Seltsamerweise blieb jetzt alles still. So als hätten diese verdächtigen Geräusche nie existiert.

Vielleicht war es ein Tier, dachte Monica. Eine Katze vielleicht oder ein paar Ratten, wie man sie oft in alten Häusern findet.

Sie hielt es jetzt nicht mehr länger im Bett aus. Kurz entschlossen schlug Monica die Bettdecke beiseite und schlüpfte hastig in Jeans und T-Shirt.

Der Holzfußboden fühlte sich kalt unter Monicas Fußsohlen an, aber im Dunkeln fand sie nicht gleich ihre Schuhe. Sie wollte auch kein Licht anmachen und tastete sich deshalb bis zur Tür, spürte dann die Klinke in ihrer Hand. Leise drehte sie den Schlüssel herum, drückte die Klinke hinunter und öffnete die Tür einen winzigen Spalt breit.

Monica riskierte einen vorsichtigen Blick auf den dunklen Flur hinaus, lauschte erneut auf verdächtige Geräusche. Auf leisen Sohlen schlich sie sich bis zur Treppe. Sie hielt kurz inne und spähte vorsichtig nach allen Seiten. Aber es blieb alles still im Haus.

Dann entdeckte sie plötzlich einen Lichtschimmer - seltsamerweise kam er jetzt aus den unteren Räumlichkeiten. Es war ein eigenartiger Schein, den sich Monica gar nicht erklären konnte. Hatte sie das Licht im Arbeitszimmer brennen lassen, bevor sie zu Bett gegangen war? Eine andere Möglichkeit gab es doch gar nicht!

Kopfschüttelnd betrat sie die Stufen, die nach unten führten, hielt aber im selben Moment inne. Die Tür zum Arbeitszimmer öffnete sich wie von unsichtbarer Hand, und der helle Lichtschein wurde noch eine Spur intensiver, schnitt als heller Strahl in die Dunkelheit des übrigen Hauses.

In diesem Licht zeichneten sich die Konturen einer Gestalt ab, die zunächst ganz undeutlich war, dann aber immer klarere Formen annahm. Mit weit aufgerissenen Augen sah Monica eine in Weiß gekleidete Frauengestalt, die fast bewegungslos auf der Stelle verharrte. Die eigenartig intensiven Blicke der Frau richteten sich nun genau auf Monica.

»Wer sind Sie?«, entfuhr es der jungen Autorin, die ihre Nervosität nicht länger zurückhalten konnte.

Die Frauengestalt schwieg, schien auf Monicas Frage gar nicht zu reagieren. Stattdessen starrte sie Monica nach wie vor an.

Monica fühlte wachsende Panik in sich aufsteigen. Unwillkürlich ging sie auf die Frau im weißen Kleid zu, aber in diesem Augenblick begann die Gestalt allmählich zu verblassen. Zuerst ganz langsam, aber immer schneller, und wenig später war die Frau verschwunden. So als habe es sie nie gegeben. Das einzige, was noch an Monicas Ohren drang, war eine leise Stimme, die einen klagenden Ruf ausstieß. Einen Ruf, der Leid und Qual verriet und Monica nackte Angst einjagte.

Fluchtartig drehte sie sich um und eilte in ihr Schlafzimmer zurück. Voller Panik warf sie die Tür hinter sich zu, drehte den Schlüssel im Schloss herum und wagte erst jetzt wieder aufzuatmen.

Was in aller Welt hatte das zu bedeuten?

Monicas Finger tasteten nach dem Lichtschalter. Als es hell im Schlafzimmer wurde, beruhigte sie wenigstens das etwas. Es war noch nicht einmal Mitternacht - die angebliche Geisterstunde! Monica vergewisserte sich, dass sie die Zimmertür wirklich abgeschlossen hatte.

Sie fühlte den rasenden Herzschlag und den Angstschweiß, der sich auf ihrer Stirn gebildet hatte. Am liebsten wäre sie jetzt zum Telefon geeilt und hätte Suzanne angerufen. Aber Suzanne glaubte nicht an Geister und Gespenster, sondern stand mit beiden Beinen fest im Leben. Und eine Autorin, die ihre Phantasie spielen ließ - ihr konnte man leicht zutrauen, dass ihre Sinne angesichts der neuen, noch ungewohnten Umgebung etwas überreizt waren ...

Schlafen konnte sie jetzt nicht mehr – aus Angst vor einer erneuten Begegnung mit der unheimlichen Erscheinung. Wer war diese Frau? Der Geist einer Verstorbenen, die vor vielen Jahren einmal auf Grovers Park gelebt hatte? Monica setzte sich in einen der beiden Sessel neben dem Bett, holte ihren Notizblock hervor und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was sie eigentlich erst morgen früh beginnen wollte - das Exposé zu ihrem neuen Buch. Monica ließ ihren Gedanken freien Lauf, trotzdem kam nichts Vernünftiges zustande.

Schließlich musste sie erkennen, dass sie für den Rest der Nacht keine brauchbaren Ideen mehr entwickeln würde. Es war eine Stunde vor Mitternacht, und bis der neue Tag anbrach, würde noch eine Ewigkeit verstreichen. Was sollte sie tun?

Sie geriet so sehr ins Grübeln, dass Mitternacht verstrich, ohne dass es Monica überhaupt bemerkte. Stattdessen schlich sich ganz unbemerkt wieder die Müdigkeit ein. Die Augenlider wurden bleischwer, Monica konnte ein Gähnen nicht mehr unterdrücken. Sie kroch wieder unter die Bettdecke, aber das Licht knipste sie nicht aus. Allein bei dem Gedanken, dass sie von allen Seiten von finsterer Dunkelheit umgeben war, ergriff sie kalte Furcht.

Der Körper forderte jetzt seinen Tribut, und Monica schlief schließlich ein. Aber es war kein ruhiger und tiefer Schlaf, denn nun stellten sich Träume ein, die ihr einen Schrecken nach dem anderen einjagten, so dass sich Monica unruhig von einer Seite auf die andere wälzte. Es waren Albträume, die sie als kleines Kind verfolgt hatten und später aus ihrer Erinnerung verschwunden waren. Ausgerechnet in dieser Nacht kamen sie wieder. - in einer Deutlichkeit, die man nur nachempfinden konnte, wenn man schon einmal ähnliches durchgemacht hatte. Bald darauf schreckte Monica aus dem Schlaf hoch, und diesmal blieb sie wach bis zum Morgen ...

Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse

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