Читать книгу Kubinke und die Leichen im Keller: Kriminalroman - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 9

Оглавление

4


Ungefähr eine Stunde später befanden sich mein Kollege Kriminalinspektor Rudi Meier und ich auf dem Weg nach Frankfurt. Wir nahmen meinen Dienst-Porsche. Circa fünf Stunden fuhr man über die Bundesautobahn 9, vorausgesetzt, die Verkehrsverhältnisse waren einigermaßen normal, und es kam nicht zu den berüchtigten Staus vor der City von Frankfurt.

Aber bevor wir Frankfurt erreichen würde, hatten wir noch etwas anderes zu erledigen. Wir suchten die Strafanstalt auf, in der Valentin ‘Big Val’ Wachovsky einsaß. Da Wachovsky in diesem Fall bislang der einzige Ansatzpunkt für unsere Ermittlungen war, wollten wir ihm einen Besuch abstatten. Kriminaldirektor Hoch hatte das bereits für uns arrangiert. Und soweit wir informiert waren, schien Wachovsky es plötzlich kaum abwarten zu können, mit dem BKA zu sprechen.

„Glaubst du, dass Wachovsky bereits weiß, was geschehen ist?”, fragte Rudi während der Fahrt.

„Du meinst, weil er so bereitwillig mit uns reden will?”

„Er hat sich bisher immer geweigert, und es gibt in den Unterlagen eine Reihe von Protokollen, die, abgesehen von den Fragen des jeweiligen Verhörspezialisten, auf Seiten von Big Val nur ein einziges Wort verzeichnen: Schweigen.”

„Er kann sich gegen eine Befragung durch uns nicht wehren.”

„Früher hat er das aber. Er hat jeden Trick benutzt, Harry. Ärztliche Gutachten inklusive. Mal ist er damit durchgekommen und mal nicht, aber insgesamt hat er immer eine Art passiven Widerstand geleistet. Und jetzt lässt er durch seinen Anwalt mitteilen, dass er bereit ist, auf unsere Fragen zu antworten.”

„Die Tatsache, dass Jan Wachovsky unter den einbetonierten Toten im Horror-Haus von Frankfurt ist, wurde nicht veröffentlicht. Der Anwalt müsste schon Zugang zu geheimen Quellen haben.”

„Es reicht, wenn man gute Beziehungen zu irgendjemandem hat, der beispielsweise für ein Labor arbeitet, das von unseren Kollegen des wissenschaftlichen Forschungsteams für irgendwelche Spezialarbeiten in Anspruch genommen wurde. Und außerdem ist das Institut für allgemeinen Wohlstand zu seinen besten Zeiten ganz sicher eine Organisation gewesen, die mächtig genug war, um Maulwürfe bei den Ermittlungsbehörden zu haben oder Cyber-Angriffe zu initiieren, die ihnen möglicherweise Zugriff auf sensible Daten ermöglichen.”

„Warten wir ab”, meinte ich.

„Es könnte auch sein, dass Wachovsky von Anfang an mehr über das mysteriöse Verschwinden seines Sohnes gewusst hat und sich inzwischen einfach ein paar Dinge zusammenreimen kann, die wir vielleicht auch berücksichtigen sollten, Harry.“

Ich zuckte mit den Schultern.

In diesem Moment erreichte uns ein Anruf. Wir nahmen ihn über die Freisprechanlage entgegen.

„Hier Wildenbacher”, meldete sich der Gerichtsmediziner unseres wissenschaftlichen Forschungsteams. „Inzwischen konnten Förnheim und ich ein weiteres Opfer aus dem Horror-Haus in Frankfurt identifizieren. Es steht zwar streng genommen noch eine letzte Analyse aus, aber FGF meint, dass das eigentlich nur eine Formsache ist.”

„Wer ist der Tote?”

„Wir sind überzeugt davon, die sterblichen Überreste von Kriminalhauptkommissar Johannes Malert gefunden zu haben. Alles Weitere werden Sie sicherlich selbst herausfinden können. Zum Beispiel seit wann dieser Malert vermisst wird, an welchem Fall er gearbeitet hat und so weiter. Tatsache ist jedenfalls, dass es sich um den Kriminalhauptkommissar Johannes Malert aus Frankfurt handelt und nicht um einen Kommissar gleichen Namens auf Sylt. Der Zahnbefund ... Ach, die Einzelheiten werden Sie sicher langweilen. Der Gen-Test ist frühestens morgen da. Das liegt daran, weil das Vergleichsmaterial in einer Spezialklinik in München lagert, wo sich Malert vor ein paar Jahren einer Hautkrebs-Operation unterziehen musste. Die Fingerabdrücke, die ja auch in seiner Personalakte gespeichert sind, taugen leider nicht mehr zur Identifikation. Ist alles versteinert, wenn Sie versehen, was ich damit sagen will.”

„Wir haben uns mit den bisherigen Untersuchungsergebnissen einigermaßen vertraut gemacht”, sagte Rudi. „Insbesondere natürlich auch mit den zahlreichen Tatort-Fotos.”

„Wie auch immer. Sie bekommen natürlich noch einen vernünftigen Bericht, was die Identifikation von Malert angeht.”

„Gut”, sagte ich.

„Kann aber etwas dauern. Und ich dachte, Sie beide sollten so schnell wie möglich darüber informiert sein, dass unter den Opfern ein Kriminalkommissar ist.”

„Vielen Dank, Gerald”, gab ich zurück. „Wir wissen das sehr zu schätzen.”

„Je länger ich an diesem Ort arbeite, desto mehr steht mir deutlich vor Augen, was für ein Massaker hier stattgefunden haben muss. Das war ein geplantes Gemetzel. Wussten Sie, dass dieses Gebäude früher mal ein Tonstudio im Keller hatte?”

„Wir arbeiten noch nicht lange genug an diesem Fall, um schon alle Einzelheiten und Umstände zu kennen”, wich ich aus, denn ich wusste im Augenblick noch nicht, worauf Wildenbacher jetzt eigentlich hinaus wollte.

„Sehen Sie, die Sache ist doch ganz einfach: Bei einem Mord hat man immer das Problem, dass es Zeugen geben könnte. In einem Kellerraum ist das unwahrscheinlich. Aber da haben Sie normalerweise ein anderes Problem, wenn Sie mit einer Waffe herumballern.”

„Querschläger”, meinte Rudi. „In einem Keller herumzuballern kann lebensgefährlich sein.”

„Haben wir alles schon mitmachen müssen, Gerold”, ergänzte ich.

„Ja, aber in diesem Keller war das alles mörderisch elegant gelöst”, fuhr Wildenbacher fort. „Dieses ehemalige Tonstudio war wie geschaffen dafür. Erstens gab es eine Schalldämmung, die verhinderte, dass irgendjemand das Geknatter der Maschinenpistolen hören konnte und zweitens war die Isolierung an den Wänden ideal, um die ganzen Salven an Bleikugeln aufzufangen. Schließlich kann selbst auf diese kurze Entfernung zwischen Schützen und Opfern nicht jeder Schuss ein Treffer gewesen sein.”

„Grüßen Sie FGF von uns”, sagte ich zum Schluss.

„Werde ich ausrichten”, versprach Dr. Wildenbacher.

Die Vorgehensweise der Täter von dem „Horror-Haus“ in Frankfurt war äußerst brutal.

„Ich frage mich, ob die Opfer wussten, was mit ihnen geschieht, als sie in den Keller geführt wurden”, meinte Rudi.

„Ich will den Ergebnissen unserer Kollegen vor Ort ja nicht vorgreifen”, meinte ich. „Aber ich könnte mir vorstellen, dass Täter und Opfer sich sehr gut kannten und die armen Kerle einfach skrupellos in eine Falle gelockt wurden.”

„Um was zu erreichen?”, fragte Rudi. „Eine Säuberung innerhalb des Instituts?”

„So sieht es aus.”

„Wachovskys Sohn hatte eine Menge Schwarzgeld abgezweigt. Vielleicht war das der Grund, warum er dabei war.”

„Oder er war einfach im Weg, weil er der Sohn seines Vaters war”, wandte ich ein.

Rudi nickte.

„Big Val saß damals schon im Knast und ich nehme an, dass der Kampf um die Nachfolge im vollen Gange war.”

Kubinke und die Leichen im Keller: Kriminalroman

Подняться наверх