Читать книгу Super Western Doppelband 1 - Zwei Wildwestromane in einem Band - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 14
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ОглавлениеSie hatten die stark reduzierte Indianerhorde nicht mehr gesehen.
Tage waren vergangen; Tage an denen sie im Morgengrauen aufgebrochen waren und manchmal zwölf und dreizehn Meilen zurückgelegt hatten.
Ted Catto und Missouri-Joe ritten im Mittagsdunst langsam vor dem Treck her nach Westen in das weite Tal des Middle Loup Creek hinunter. Der Fluss war unter der glühenden Hitze zu einem nur noch zwei Yard breiten Wasserstreifen geschrumpft, der sich durch das endlos scheinende Land nach Südosten schlängelte.
Als sie den Creek erreichten, hielten sie an und stiegen von den Pferden. Sie ließen die erhitzten Tiere saufen und blickten zurück. Die starke Luftspiegelung verzerrte die Wagen, die wie Segelschiffe über das Land kamen und hinter denen ein brauner Vorhang dichten Staubes in der Luft hing.
Missouri-Joe watete ins Wasser, warf seinen Hut ans Ufer, zog die Jacke herunter und warf sie hinter dem Hut her. Er trug kein Hemd unter der Jacke, wusch sich im Fluss, kniete dann in das seichte Wasser und trank.
Ted kramte das Rasierzeug aus seiner Satteltasche, ging am Ufer in die Hocke und seifte sich das Gesicht ein.
Joe stand auf und schüttelte das Wasser von den Armen und aus seinen langen schwarzen Haaren. „Beeil dich. — Wenn die Ochsen das Wasser wittern, erkennst du sie nicht mehr wieder.“
Ted warf Joe den Spiegel zu. „Komm, halt mal!“
Joe watete durch das Wasser auf Catto zu. „Wo hast du denn das ganze Zeug her? Du musst doch ziemlich schnell aus Missouri Valley verschwunden sein?“
„Ich hab es von dem Mann, der eigentlich den Treck geführt hat und wirklich erschossen wurde.“
„Von dem hab ich auch gehört. Hinter dem waren Marshals her, nicht wahr?“
„Ja.“ Ted rückte die Hand des anderen mit dem Spiegel zurecht und kratzte die eingeseiften Bartstoppeln mit dem Messer ab. Dann wusch er sich im Fluss, packte seine Sachen zusammen und blickte auf den Treck, der sich nur wenig genähert hatte.
„Das Mädchen gefällt mir“, sagte Joe unvermittelt.
„Petra?“
„Ja.“
„Ich rate dir, vergiss sie schleunigst.“
„Aber sie gefällt mir. Und sie strahlt mich an. Hast du das noch nicht gesehen?“
„Die strahlt jeden an, der halbwegs in unserem Alter ist, Joe.“ Ted stieg auf sein Pferd, stellte sich in die Steigbügel und blickte auf die Runde.
Auf einmal brüllten die Ochsen der Siedler, die Wagen wurden schneller und der Staub wurde dichter.
Ted zog sein Pferd herum und galoppierte den Wagen entgegen. Er hielt sich links und schrie dem Mann auf dem Bock des ersten Wagens zu:
„Weiter nach Norden!“
Der nächste Wagen donnerte dicht an Ted vorbei.
„Auseinanderfahren!“, schrie Ted Catto. „Am Fluss müsst ihr alle nebeneinander sein, sonst rennen sich die Ochsen die Schädel ein.“
Staub hüllte ihn ein. Er lenkte sein scheuendes Pferd weiter nach Süden, weil er befürchten musste, in ein paar Sekunden in der Staubwand unsichtbar zu sein. Hufe stampften auf den Boden, Räder knarrten und Ochsen brüllten.
Dann tauchten die Rinder auf. Peitschen knallten und ein Mann schrie: „Haltet das Vieh zusammen!“
Ted jagte weiter nach Süden, um nicht zwischen das Vieh zu geraten. Der Staub brannte ihm in den Augen und auf den Lippen, aber vor ihm wurde die Wand durchsichtiger. Die Geräusche entfernten sich schon wieder. Ted ritt langsamer nach Westen zurück und erreichte schließlich den Fluss ein ganzes Stück vom Treck entfernt, der in der dichten Staubwand in breiter Kette im Fluss zum Stehen gekommen war. Er ritt durch den Fluss, sah auf einmal ein Pferd und hielt an. Ted sah, dass es Missouri-Joes Pferd war. In der nächsten Sekunde hörte er das helle Lachen von Petra Wanner. Er ritt weiter. Die Hufe des Pferdes patschten durch das Wasser. Vor dem Tier tauchten Joe und das Mädchen auf, die beide am Ufer kauerten und lachten, als würden sie sich köstlich amüsieren. Ted hielt an und stützte den Ellenbogen auf das Sattelhorn. Die beiden schauten ihn an. Petra sprang auf.
„Stellen Sie sich vor, Ted, er will mich heiraten“, sagte das Mädchen.
„Tatsächlich?“
„Ja, doch!“, rief das Mädchen.
Joe kratzte sich am Kinn und sagte: „Eigentlich könntest du mir mal dein Rasierzeug geben, Catto.“
Ted griff in die Satteltasche und warf Joe das Rasierzeug zu, das in einem Beutel steckte. Joe fing es auf und lief ein Stück den Fluss hinunter, wo ihn Staub fast vollkommen unsichtbar machte.
Das Mädchen kam lachend ins Wasser und griff nach dem Zaumzeug von Teds Pferd. „Bestimmt! Das hat er ganz im Ernst gesagt.“
„Was hat er gesagt?“
„Na ja, wenn ich Lust hätte, würd er mich heiraten.“
„Und was glauben Sie, was Ihr Vater dazu sagt?“
„Was der sagt, weiß ich doch“, erklärte das Mädchen. „Joe will mit mir in eine Stadt gehen. Er sagt, an der Bahnlinie würde es schon richtige Städte geben, wo man alles Mögliche kaufen kann. Kleider, Schuhe und so.“
„Will er Ihnen das alles kaufen?“ Teds Blick tastete die ziemlich schäbige und vollkommen verstaubte Kleidung des Mädchens ab.
„Hat er gesagt. — Bringt denn der Handel mit Fellen so viel ein?“
„Eine ganze Menge jedenfalls. Ob es genug ist, hängt davon ab, wie viel Whisky Joe dann noch trinkt, und was Sie sich alles an den Hals hängen wollen.“ Ted sprang aus dem Sattel. Das Wasser spritzte in die Höhe und traf ihn und das Mädchen. „Schlagen Sie sich das aus dem Kopf, Petra.“
„Haben Sie was gegen Joe?“, fragte das Mädchen schroff.
„Nein.“
„Vielleicht, weil er so etwas Ähnliches wie ein Halbblut ist, was?“
„Das ist doch Unsinn, Petra. Ich hab nichts gegen Joe, aber ich kenne ihn seit Jahren. Der hat viel Geld mit seinem Handel verdient und genauso viel wieder ausgegeben. Der müsste ...“
Ted brach ab und blickte auf das Ufer.
Petra wandte sich um.
Mark Wanner tauchte im treibenden Sturm auf und kam näher.
„Er beobachtet mich auf Schritt und Tritt!“, stieß das Mädchen hervor.
Wanner blieb stehen und rief: „Komm sofort zurück, Petra!“
Im Fluss richtete sich Joe auf, der das Gesicht voller Seifenschaum hatte.
„Auf Schritt und Tritt“, sagte das Mädchen noch einmal. „Ich brenn ihm noch durch!“
„Hörst du nicht?“, rief der Farmer grollend.
Petra lief durch das Wasser zum Ufer auf ihren Vater zu. Wanner wandte sich ab und lief in die Staubwand zurück, und das Mädchen folgte ihm. Joe winkte dem Mädchen, als Wanner an ihm vorbei war. Petra winkte verstohlen zurück.
Dann kam Missouri-Joe im Wasser auf Ted zu und warf den Spiegel durch die Luft. Ted fing ihn auf und hielt ihn, als Joe bei ihm war.
„Mach keinen Quatsch, Joe“, sagte Ted leise.
Joe kratzte die Bartstoppeln ab und grinste unbeeindruckt. „Sie haben in Missouri Valley erzählt, dass du unwahrscheinlich schnell mit dem Colt bist, Catto. Es hat mich manchmal interessiert, wie schnell das wohl ist.“
„Davon hast du auch nie was gesagt.“
„Das wäre auch töricht gewesen. Ich hatte doch nie was gegen dich. — Aber so langsam fällst du mir auf die Nerven.“
Ted wusste, dass die wenigen Worte nicht so lustig gemeint waren, wie sie sich anhörten. Trotzdem sagte er: „Sie weiß von diesem Land nur, was ihr erzählt wird.“
„Na und?“
„Du hast ihr sicher nicht erzählt, dass du sie monatelang irgendwo allein zurücklassen musst, wenn du deinen Geschäften nachgehst“, erklärte Ted. „Oder hast du vor, in Zukunft andere Geschäfte zu machen?“
Joe ließ das Messer langsam sinken. Ein Blitzen war in seinen Augen. „Weißt du nicht, dass ich für die anderen ein Halbblut bin?“, stieß er gepresst hervor. „Die lassen mich in ihren Städten keine Geschäfte machen. Die lassen mich höchstens für sich schuften! — Es ist das erste Mal, dass sich ein hübsches Mädchen für mich interessiert!“
Ted warf den Spiegel in den Sand. „Wenn du andere Geschäfte machen wolltest, würd ich ja nichts sagen, Joe. Es geht mich ja auch nichts an. Aber du wirst sie monatelang allein lassen müssen. Dazu brauchst du sie nicht zu heiraten.“ Er wandte sich ab, ging zu seinem Pferd zurück und stieg in den Sattel.
„He, dein Rasierzeug!“, rief Joe, als Ted an ihm vorbeiritt.
„Bring es mit!“ Ted ritt zu den Wagen, die immer noch im Fluss hielten. Das Wasser hatte sich indessen so braun gefärbt, dass es nicht mehr zu trinken war.
„Wir fahren weiter!“, rief Stone vom Bock seines Wagens herunter.
Ted nickte. Er blickte zu Wanners Wagen. Der Farmer saß auf dem Bock. Von seiner Frau und Petra war nichts zu sehen. Wahrscheinlich waren sie im Wagen.
„Wir fahren weiter!“, brüllte Stone und knallte mit der Peitsche.
Träge setzten sich die Ochsen in Bewegung, zogen den Planwagen durch das Wasser und unter neuerlichem Peitschenknall den flachen Uferstreifen hinauf.
Überall knallten nun die Peitschen im Fluss.
Ted ritt dem Treck voraus nach Westen. Er sah ein paar kahle Cottonwoods in der Ferne, zog den Kompass aus der Tasche und richtete ihn ein. Er musste anhalten, um die Westrichtung genau bestimmen zu können.
Missouri-Joe kam ihm nachgesprengt, donnerte vorbei und zügelte sein Pferd so scharf, dass es mit einem schrillen Wiehern auf die Hinterhand stieg. „He, was machst denn du?“, rief Joe.
„Das siehst du doch.“ Ted steckte den Kompass in die Tasche. „Wir müssen eine halbe Meile südlich an den Cottonwoods vorbei.“
Joe beruhigte sein Pferd und warf Ted den Beutel mit dem Rasierzeug zu. „Und warum das?“
„Damit wir genau nach Westen fahren“, sagte Ted. „Wenn man so langsam ist wie wir, hat man keine Meile zu verschenken.“
„Das ist ja ein Ding. — Zeigst du mir den Apparat mal?“
„Du brauchst ihn doch nicht, Joe.“ Ted verstaute den Beutel in der Satteltasche und ritt weiter.