Читать книгу Acht besondere Krimis: Roman-Koffer - Alfred Bekker - Страница 10
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Stahl-Ede nahm in dem geräumigen Mercedes Platz. Wie ein kleiner Omnibus kam ihm dieser Wagen vor. So groß war er.
"Weiterfahren!”, sagte die Stimme an den Chauffeur gerichtet.
Es war die Stimme des Fetten Froschs. Sein Gesicht wurde erst jetzt sichtbar, da es sich zuvor im Schatten befunden hatte. Aber nun wurde es von der tiefstehenden Morgensonne beschienen.
"Wie geht es dir, Ede?”
"Nicht gut.”
"Ich hatte dir genug von dem weißen Pulver gegeben.”
"Ich habe mehr gebraucht.”
"Verstehe.”
"Bin komplett blank.”
"Nun...”
"Haben Sie was für mich... Ich werd noch wahnsinnig!”
"Das bist du schon, Ede.”
"Haben Sie das Zeug dabei?”
Der Fette Frosch langte in die Innentasche seines Mantels und holte ein Päckchen heraus.
Das reichte er Stahl-Ede.
"Hier.”
Er wollte es öffnen.
Aber der Fette Frosch schüttelte den Kopf.
"Nicht hier.”
"Wieso?”
"Ich will nicht dabei sein.”
"Es gibt kein Gesetz dagegen!”
Es gab kein Gesetz gegen den Handel und den Konsum von Kokain. Aber es gab Gesetze, die es verboten, Eigentum der Reichswehr einfach zu verkaufen. Und es gab ein Gesetz gegen Hehlerei - und im Prinzip war es das, was man dem Fetten Frosch im großen Stil vorwerfen konnte. Er kaufte Waren an, von denen er wusste, dass diejenigen, die sie verkauften, gar nicht dazu befugt waren.
Aber das waren Feinheiten, über die er sich mit Stahl-Ede gar nicht unterhalten wollte.
"Nicht hier”, wiederholte der Fette Frosch. "Ich mag nämlich nicht, wie die Leute werden, wenn sie das Zeug genommen haben.”
"Wie?”
"Ich mag nicht, wenn sie unablässig dummes Zeug zu reden beginnen.”
"Watt?”
"Kokolores eben, verstehst du? Also tu mir den Gefallen und warte, bis du hier raus bist.”
Stahl-Ede sah den Fetten Frosch mit einem schmerzverzerrtem Gesicht an. Aber er folgte der Anweisung des Fetten Froschs, ohne irgendeinen Widerspruch.
Der Fette Frosch sagte dann: "Ich habe noch etwas anderes für dich.”
"Was?”
"Einen Moment.”
Der Fette Frosch holte ein zweites Päckchen hervor. Es war schwerer und nicht in Zeitungspapier eingewickelt, wie das Erste, sondern in ein Tuch.
"Das ist eine Waffe.”
"Eine Waffe?”
"Munition ist dabei.”
Die Stirn von Stahl-Ede verzog sich auf eine groteske Weise. Irgendetwas Kantiges unter der Haut trat dabei deutlich hervor. Der Fette Frosch hatte die Bilder eines Maschinenmenschen vor Augen, wie ihn sich der Regisseur des Films Metropolis vorgestellt hatte. In Wahrheit gibt es das längst, dachte der Fette Frosch. Nur sorgte bei Stahl-Ede eben kein Fritz Lang dafür, dass das Licht günstig fiel und es am Ende zwar eigenartig, aber immer noch gut aussah.
Stahl-Ede hatte offenbar sofort begriffen, worauf das Ganze hinauslief.
Auf einen Mordauftrag nämlich.
Der Fette Frosch brauchte es nichteinmal auszusprechen.
"Wer?”, fragte Stahl-Ede nur.
"Erinnerst du dich noch an Robert Raboi?”
"Raboi”, sagte Stahl-Ede bestätigend.
"War ja nicht lange bei uns. Viel zu tun hatten wir mit ihm nicht.”
"Raboi”, wiederholte Ede. "Raboi! Raboi!”
"Jetzt muss er jedenfalls weg.”
"Weg”, wiederholte Ede.
"Exakt.”
"Raboi weg.”