Читать книгу Marshals und Coltwölfe: Cowboy Western Doppelband 2 Romane - Alfred Bekker - Страница 14

7

Оглавление

Die Nacht ist angebrochen. Das schaurige Heulen der Kojoten hallt durch die Berge. Sie sitzen in einer geräumigen Höhle. Jesse hat ein Feuer angezündet. Er hält einen Spieß darüber, an dem die Keule einer Bergziege steckt.

Die anderen blicken sich über das Feuer hinweg an. Der Sack mit dem Gold liegt zwischen ihnen.

„Kommen wir zum Thema zurück“, sagt Nick. „Ich bin dafür, dass wir ihn aufhängen. Für den Fall, dass sich keine geeignete Richtstätte findet, erweisen wir ihm die Gnade, wie ein Mann durch eine Kugel zu sterben. Wer dafür ist, hebt die Hand.“

Jesse blickt ins Feuer. Es scheint, als habe er nicht verstanden.

„Matt, du bist dran“, sagt Nick. „Hebe die Hand oder sage deine Meinung.“

„Ich bin auch für aufhängen“, knurrt Davis.

„Okay. – Und du, Wy?“

„Ich denke, wir haben ihm etwas anderes versprochen.“

Nick grinst dreist. „Haben wir“, gibt er zu. „Leider konnten wir nicht anders. Wir befanden uns also in einer Zwangslage. Es ging um unser Gold, das er uns gestohlen hat. Wir mussten mit einem Trick arbeiten. Wer will uns das verdenken?“

„Genau meine Meinung“, meint Matt Davis. „Wir ständen vielleicht jetzt noch dort, wenn wir ihm die Wahrheit gesagt hätten. Die Wahrheit nämlich, dass er keine Chance mehr bekommen kann. Und in der Nacht wäre er uns vielleicht wieder entkommen. – Nein, Wy. Er ist am Ende seines Lassos. Vielleicht wäre ich dafür, dass er überhaupt eine Kugel bekommt. Gewissermaßen als Gnadenerweis oder Ausgleich für das Versprechen.“

„Ihr gemeinen Halunken!“, schreit Boise und will aufspringen.

Nick drückt ihn mit der linken Hand zurück. „Halt‘s Matt!“, wirft er hin. „Und vor allem: mäßige dich in deinen Ausdrücken. Wir alle haben unseren Grund gehabt, hier in der Einsamkeit Gold zu suchen. Aber keiner wollte seinen Partner prellen. Das blieb dir vorbehalten.“

„Los, Jesse, sage auch etwas“, meint Matt. „Wir wollen schließlich über ihn abstimmen.“

„Ich weiß nicht“, sagt er. „Wir hatten ihm doch versprochen ...“

„Versprochen“, äfft Nick ihn unterbrechend. „Das ist hinfällig, zum Satan! Stehst du denn auf deinen großen Löffelohren?“

„Nein, Nick. Du brauchst auch nicht so zu schreien. Ich bin doch hier neben dir. Aber wir hatten ihm wirklich versprochen, dass ...“

„Aufhören! Du bist also dagegen?“

„Wir haben es ihm versprochen.“

„Himmel!“, stöhnt Nick. „Hast du da noch Worte, Matt?“

„Nein. Ich finde, es ist alles klar. Wir konnten nicht anders.“

„Hast du es gehört, Jesse?“

„Yeah. Aber ich kann nicht glauben, dass es richtig ist. Ich wäre dafür, dass er keinen Anteil bekommt. Er kann gehen, bekommt aber nichts. Yeah, dafür wäre ich.“

Nick grinst wieder.

„Und du, Wy? – Du willst doch mit ihm teilen?“

„Er hat auch mit daran gearbeitet. Er hat mit uns das schlechte Essen und die Gefahr geteilt. Einmal sind ihm die Nerven durch gegangen. Yeah, ich bin dafür, dass wir teilen. Jeder nimmt seinen Anteil und geht fort. Und jeder bestimmt von hier aus die Richtung selbst, in die er sich wenden will.“

„Okay. Ich bin für hängen oder erschießen. Matt ist auch für erschießen. Jesse ist für fortjagen, und du willst mit ihm teilen, willst gerade so tun, als wäre nichts gewesen. – Ich stelle fest, nur Matt und ich vertreten eine Meinung, die sich deckt. Wir sind also einwandfrei die Mehrheit. Wir sind somit beschlussfähig. Ich verkünde das Urteil: Crim Boise wird bei Sonnenaufgang erschossen. Hier vor der Höhle. Seine Gebeine werden den Geiern und Kojoten überlassen.“

Crim ist bleich bis zu den Haarwurzeln geworden.

„Das hast du aber schön hergesagt“, meint Wy. „Hast du dir das damals in Houston so gut gemerkt?“

Nick steht im Begriff aufzuspringen, sieht aber, dass Wy die Hand auf dem Kolben hat und bleibt sitzen.

„Willst du das Stimmenverhältnis ändern, indem du einen fairen Kampf zwischen uns vortäuschst, bei dem ich auf der Strecke bleibe?“

„Es ist mir lieber, wenn ich dich zur Vernunft bringen kann. Ich wäre vielleicht bereit, mich Jesses Meinung anzuschließen. Von seinem Tod hat keiner etwas.“

„Also fortjagen?“

„Yeah. Der Anteil nützt ihm doch nichts. Es war Pech, Crim. Tut mir leid.“

„Ich möchte wissen, warum ausgerechnet er dir leid tut“, knurrt Matt.

„Weil er der einzige von uns ist, der für sein bitteres Schicksal nichts kann, Matt. Ich habe dir das schon mehrmals zu erklären versucht.“

„Kann ich denn etwas dafür, dass ich auf den Hund gekommen bin?“

„Ich weiß es nicht so genau, Matt. Bis jetzt hast du uns nur erzählt, dass du bei einer Operation zu tief gestochen hast.“

„Yeah, ich zerstach dem Mann die Leber. So etwas nennt man einen Kunstfehler.“

„Der allerdings sehr selten sein dürfte. Warum hast du das damals nicht erklärt?“

„Ich hatte Angst.“

„Weil du nicht ganz klar gewesen bist, wie?“

Matt geht in die Hocke. Im Widerschein des Feuers leuchtet sein Gesicht, und in den wässrigen Augen ist ein gefährliches Blitzen.

„Woher willst du das wissen?“, grollt er. „Los, mach die Klappe auf!“

Wy stößt mit dem Fuß ein Stück Holz ins Feuer, dass die Flammen über den Bratspieß schlagen und die Funken bis zur Höhlendecke tanzen.

„Du trinkst mindestens schon fünfzehn Jahre“, sagt er. „Als wir dich trafen, warst du wie eine Ruine kurz vor dem Umfallen. Die Entwöhnungskur hier in den Bergen hat dir gut getan. Ich sage fünfzehn Jahre, Matt! In diese Zeit fällt jene Operation, vor deren Folgen du geflohen bist. Du warst also selbst schuld. Nick war selbst schuld. Jesse bildet sich etwas ein, das es nicht gibt. Ich hatte keine Lust mehr, die Peitsche zu schwingen. Bleibt also nur Crim Boise. Er fiel ohne eigene Schuld in die Hände übler Blutsauger. Dafür kann er nichts. Er war ein Greenhorn, gewiss. Aber jeder, der als Fremder in dieses Land kommt, wird über die Ohren gehauen. Ich will damit sagen, dass man bei ihm andere Maßstäbe anlegen muss.“

Nick lacht rollend.

„Du hättest Advokat werden sollen. Er wird erschossen – und damit Schluss!“

Jesse zieht das dampfende Fleisch vom Spieß, schneidet es mit dem Bowieknife in handliche Stücke und wirft jedem eins zu.

Crim legt sein Fleisch wortlos neben sich.

„Hast du keinen Hunger?“, erkundigt sich Nick mit harmloser Miene.

Crim antwortet nicht.

„Sieh mal, Crim: wenn du deine Schulden doch nicht bezahlen kannst ...“

Ein feines Schwirren ist zu hören, und plötzlich kratzt ein gefiederter Pfeil über sie an der rechten Höhlenwand entlang.

Nick verschluckt seine nächsten Worte, wirft sich hinter dem Feuer nieder und hält den Colt in der Hand. Die anderen liegen ebenfalls. Nur Crim sitzt in einer Ecke. Er scheint nichts bemerkt zu haben. Draußen ist ein kehliger Laut zu hören.

„Rothäute“, sagt Matt Davis mit zuckenden Lippen. „Das Feuer aus!“

Jesse wirft eine Decke über das Feuer und versucht, es zu ersticken.

Da kracht ein Schuss. Die Kugel fährt über den Rücken des Schwarzen.

Wy sieht den grellen Mündungsblitz und feuert darauf. Er hört einen abgehackten Schrei. Ein Pferd wiehert, und ein schattenhafter Körper fällt schwer auf die Erde.

Krachend entladen sich Gewehre. Geschosse heulen durch die Höhle. Matt schreit auf, aber nur vor Schreck. Wy und Nick schießen die Trommeln ihrer Colts leer. Pulverdampf hängt schwer und beißend in der Höhle.

Wy schiebt frische Patronen in die Trommel des Peacemakers, springt auf und hastet hinaus. Eine Kugel zieht sirrend an seinem Kopf vorbei. Er springt draußen nach rechts und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Felswand. Dicht vor ihm wächst ein hagerer Schauen auf. Ein Arm hebt sich. Die Streitaxt funkelt im kalten Mondlicht. Der nackte Körper des Indianers ist dicht vor dem Lauf des Peacemakers, und Wy drückt ah.

Neben ihm haut die Streitaxt nieder und schlittert über den Boden. Ein Pfeil surrt gegen die Felswand.

Jesse schreit irgend etwas, springt, das Messer schwingend, vorbei und fällt einen der Schatten an. Ein greller Mündungsblitz blendet Wy.

Plötzlich wird es ruhig. Nur gedämpfter Hufschlag ist noch zu hören. Es sind unbeschlagene Pferde, die sich rasch entfernen.

Nick feuert noch dreimal den Hohlweg hinauf, dann senkt er den Arm.

„Es waren ungefähr zehn“, sagt er und wischt sich einen Blutspritzer aus dem Gesicht. „Vier davon haben ins Gras gebissen.“ Er spuckt auf den Boden und blickt von einem Toten zum anderen.

„Sind es Zunis?“, fragt Jesse mit leisem Schaudern.

Nick blickt Wy an. Der zuckt die Schultern und sagt: „Ich habe keine Ahnung, wodurch sie sich unterscheiden. Jedenfalls war es ein Jagdtrupp, der zufällig auf uns stieß.“

„Was du nicht alles weißt“, grinst Nick. „Wir haben sie das Laufen gelehrt. Weißt du das auch?“

„Natürlich, Nick. Die Frage ist nur, wo sich der Stamm aufhält. Vermutlich nicht weit von hier.“

„Und?“

„Was – und?“

„Nun, du wolltest doch noch mehr sagen?“

„Weißt du nicht selbst, was das heißt?“

„Nein.“

„Mach es doch nicht spannend!“, ächzt der verkrachte Doc.

„Wenn es zehn waren, kommen sechs zu ihrem Stamm zurück. Sie werden berichten und ungefähr wissen, was für ein lächerlicher Haufen wir sind. Apachen sind sehr rachsüchtig. Sie werden nach uns suchen. Am besten, wir brechen sofort auf.“

Matt geht von einem Toten zum anderen. Bei dem letzten bleibt er stehen. Der Indianer hat eine verblichene Armeejacke an und eine ebensolche Mütze verdreht auf dem Kopf. Neben ihm liegt eine alte Sharps.

„Mit anderen Worten, an teilen ist jetzt nicht zu denken?“, fragt Nick. „Dürfen wir dazu auch eine Meinung haben?“

Wy dreht sich langsam.

„Mir ist es gleich, Nick“, wirft er hin.

„Von mir aus können wir auch teilen, und jeder sucht selbst seinen Weg. Nur ist die Chance für jeden geringer. Solange wir fünf Mann sind, können wir uns ganz gut verteidigen. – Jesse, nimm dir die Sharps, du wirst sie brauchen!“

„Vier sind wir nur“, grinst Nick. „Du hast doch hoffentlich nicht vergessen, dass wir Crim zum Tode verurteilt haben?“

„Willst du dich selbst um die Feuerkraft bringen, Nick?“

„Er hat recht, Nick“, wendet Matt Davis ein. „Es ist unmöglich, dass wir jetzt die Hände töten, die uns helfen können. Wir sollten überhaupt versuchen, den Hader zwischen uns zu vergessen. Wenigstens bis wir aus diesen verdammten Bergen sind. – War es bestimmt ein Jagdtrupp?“

„Soviel mir bekannt ist, malen sich die Apachen an, wenn sie auf dem Kriegspfad sind“, gibt Wy zurück. „Diese da sind nicht bemalt. Daraus habe ich es geschlossen.“

Jesse hat den Sack mit dem Gold aufgehoben. Er holt sich die Sharps des toten Indianers und bleibt abwartend stehen.

„Es tut mir leid, dass ich das gemacht habe, Nick“, sagt Crim in die entstandene Pause hinein. Er steht plötzlich am Eingang der Höhle. „Mir sind die Nerven durchgegangen. Ich hatte vorher nie daran gedacht.“

Nick Haskell wendet sich um. Er hat das Gesicht verzogen.

„Du bist nur zu feige, wie ein Mann zu sterben“, schnauft er. „Wenn du ein Kerl wärst, hättest du dir längst selbst eine Kugel in den Kopf geschossen. Ah, lassen wir das. Schön, es geht jetzt nicht. Ich sehe das ein, Wy. Machen wir, dass wir fortkommen!“

Matt geht in die Höhle und zieht die Pferde heraus. Er sitzt auf und lässt Nick hinter sich.

Wy gibt Crim ein Zeichen, während sich der Schwarze mit dem Sack und der Sharps in Bewegung setzt. Wy zieht sich auf den Rücken des Rappwallachs und reitet los.

„He, Wy!“, ruft Nick. „Du bist doch vor mir!“ Er lacht schallend.

Wy dreht den Kopf. Er sieht Nicks Kopf wie einen Nebelstreifen durch die Dunkelheit leuchten.

„Ich nehme an, wir haben über alles gesprochen“, sagt er. „Oder hältst du von meiner Kampfkraft nichts, Nick?“

„Doch. Natürlich, Wy. Du bist doch ein Ass mit dem Colt. Wenn die Gefahr vorbei ist, wirst du also nicht mehr vor mir reiten?“

„Bestimmt nicht.“

Es geht auf den Morgen zu, als sie das Donnern der Pferdehufe hinter sich hören. Sie rasen um eine Wegbiegung und halten wie auf Kommando an. Sie sind blitzschnell aus den Sätteln, rennen zur Kante zurück und feuern die Gewehre ab.

Im Krachen der Salve brechen drei Pferde zusammen. Das gequälte Wiehern der Tiere schallt durch den Hohlweg.

Ein Apache kommt ihnen entgegen gerannt, stößt dabei einen schauderhaften Ruf aus und bricht, von Nicks Kugel getroffen, zusammen.

Die anderen reißen die Pferde zurück. Kugeln heulen ihnen nach. Noch einmal ist ein Schrei zu hören. Dann sind sie weit genug zurück.

Ein Pfeilhagel geht über die Männer nieder. Crim schreit auf und fällt nach vorn.

Wy kniet neben ihm nieder. Er hört das Schwirren der Pfeile und das Donnern alter Gewehre. Kugeln pfeifen umher. Er dreht Crim herum. Das lange Ende eines Pfeils rutscht über den Weg. Das kurze Ende steckt in Crims Brust, vielleicht drei oder vier Zentimeter über dem Herzen. Ein dunkler Fleck breitet sich auf dem Hemd schnell aus.

Crim presst den Mund krampfhaft zusammen. Wy erkennt, welche Mühe er sich gibt, nicht laut zu schreien.

„Matt!“, ruft Wy.

Davis kniet auf der anderen Seite des Verletzten nieder. Auch er scheint die schwirrenden Pfeile und orgelnden Kugeln nicht zu hören.

„Was ist mit ihm?“

Nick achtet auf nichts als die Indianer, und seine Winchester 66 speit pausenlos Feuer und Blei. Auch Jesse schießt die Sharps ab, doch hat er damit keine Übung, und die Kugeln schrammen über den Indianern gegen die Felswand.

„Lasst mich liegen“, sagt Crim schwer. „Gebt mir ein Repetiergewehr – ah, ich schaffe es auch mit der Springfield. – Wy, lege Patronen neben mich. Verschwindet!“

„Matt wird dir den Pfeil herausziehen und dich verbinden“, erwidert Wy. „Wir ziehen dich jetzt zurück!“

„Nein. Lege Patronen vor mich. Ich bin am Ende, Wy. Ich fühle genau, dass ich hier nie mehr fortkomme. Ich werde sie aufhalten, Wy. – Und vielen Dank für alles.“

Wy hat einen dicken Kloß im Halse sitzen. Er blickt den verkrachten Arzt über den Kopf des Verletzten hinweg an.

Matt schüttelt den Kopf. Er hat also keine Hoffnung für Crim.

Da zieht Wy dem Verletzten die Patronen aus der Hosentasche und legt sie vor ihm auf den Boden. Über seinen Rücken kratzt dabei eine Kugel. Ein helles Schreien ist zu hören.

„Sie kommen!“, schreit Nick.

Wy und Matt drehen sich. Sie sehen die anrennende Masse bronzefarbener Körper. Und sie schießen darauf, so schnell sie können. Gellende Schreie erschallen.

Wy reißt den Colt heraus, als er die Winchester 73 leergeschossen hat. Hinter ihm steht Nick mit dem Colt in der Faust in die Höhe. Sie feuern, feuern, feuern. Und in diesem Feuer bricht der Angriff zusammen. Die Indianer rennen schreiend zurück.

„Geht jetzt“, sagt Crim mit versagender Stimme. „Ich lebe mindestens noch zwanzig Minuten. Ich halte sie auf.“

Wy gellt langsam zurück. Er spürt plötzlich, wie sinnlos alles ist. Er hatte Crim immer helfen wollen. Nun hat ihn das Schicksal getroffen. Nun liegt er dort, tödlich verletzt. Aus – vorbei. Er wird hier sterben.

Matt geht an ihm vorbei und steige auf den Pinto. Nick springt hinter ihm hoch. Der Schwarze rennt schon wieder los, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

Crim Boise hebt mit zitternden Händen das schwere Jagdgewehr und drückt ab. Eine lange Feuerlanze sticht aus dem Lauf. Die Kugel heult den Weg hinauf. Oben ist Geschrei zu hören.

„Sie haben Angst, Wy“, sagt Crim, ohne den Kopf zu drehen. „Geh nun. Ich halte sie bestimmt auf. Ihr habt jetzt eine gute Chance. Und pass auf, Wy! Du musst immer auf Nick achten. Ah, ich war auch nicht besser. Aber er wird dir in den Rücken schießen! – Geh, Wy!“

Benton schluckt den Kloß hinunter. Er hört die Apachen wieder lauter schreien. Ein paar Gestalten tauchen auf. Hastig schiebt er Patronen in die Winchester. Crim schießt. Ein langgezogener Schrei ist die Antwort.

Eine Gestalt taumelt ein Stück den Weg herunter und schlägt um.

„Ich nehme noch ein Dutzend von ihnen mit“, sagt Crim. „Bist du immer noch da, Wy?“

Benton feuert fünfmal und senkt das Gewehr.

„Vielleicht triffst du sie dann nie wieder, Wy. Sie haben das Gold!“

„Was macht das schon, Crim? Weißt du, ich hatte immer etwas erleben wollen. Ich wollte auch Gold. Aber es ist alles so anders gekommen.“

„Yeah, Wy, ganz anders. Wir sind ein Haufen Wilde. Wir sind Kerle, die das Gold irgendwie brauchen. Nur du nicht. Und deshalb passt du nicht in diesen Haufen. Du hast Abenteuer gesucht. Aber solche, von denen junge Burschen träumen, gibt es nicht. Die Welt ist hart, Wy. Und hier draußen ganz besonders. Aber trotzdem solltest du deinen Anteil verlangen. Du hast ihn dir verdient.“

Er hebt wieder das Gewehr und schießt.

Und wieder taumelt ein Indianer schreiend auf den Weg und bricht zusammen.

„Es sind mindestens fünfzig Mann“, sagt Crim. „Bist du immer noch da?“

„Yeah.“

„Ich mache es nicht mehr lange, Wy. Du musst nun reiten:“

„Yeah, Crim“, ächzt Benton. „Dann ...“

„Cheerio, Wy. Vielleicht denkst du manchmal an mich.“

„Sicher, Crim. Ich werde oft an dich denken.“

„Das ist nett, Wy. Ich habe sonst niemanden, der an mich denkt. Alle meine Angehörigen sind tot. Ich entkam als einziger. Aus Frankreich. Aber davon weißt du sicher nichts.“

„Nein, Crim.“

„Ich habe mir einen anderen Namen gegeben. Ich hatte Angst, sie würden mich auch hier noch verfolgen und aufs Schafott zerren. Alle meine Angehörigen zerrten sie hinauf. Nur ich entkam – und wurde zu einem wilden Wolf ... Bist du immer noch da, Wy? Sie beraten jetzt. Bald greifen sie wieder an. Sie greifen immer wieder an.“

Crim hebt zitternd die Büchse und schießt. Grollend verhallt das Echo.

„Geh nun, Wy.“

„Dann ... Cheerio, Crim.“

„Yeah, Wy. Bis später. Ich glaube, wir landen alle in der Hölle.“

Marshals und Coltwölfe: Cowboy Western Doppelband 2 Romane

Подняться наверх