Читать книгу Marshals und Coltwölfe: Cowboy Western Doppelband 2 Romane - Alfred Bekker - Страница 15

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Wy Bentons Rappwallach jagt den Canyon mit traumwandlerischer Sicherheit hinunter. Er holt die anderen rasch ein. Sie reiten langsam, scheinen auf ihn zu warten.

Von oben her ist hin und wieder das Donnern der Springfield zu hören. Jesse läuft vor ihnen. Er rennt nicht mehr. Immer wieder zuckt er zusammen, wenn es oben in den Bergen kracht.

„Los, schneller!“, zischt Nick. „Wir wollen den Vorsprung vergrößern. Jesse, wenn du nicht mehr kannst, steige bei Wy auf.“

Jesse beschleunigt seinen Lauf, ohne zu antworten.

„Hättest du ihm noch helfen können, Matt?“, erkundigt sich Wy.

„Nein, bestimmt nicht. Die Feuersteinspitzen sind sehr lang. Wir hätten ihn nie fortgebracht. Es tut mir jetzt leid wegen – na, du weißt schon.“

„Sicher, Matt.“

„Er ist doch besser, als wir dachten.“

„Wir fühlen uns jetzt alle sehr gut“, sagt Benton. „Aber nur, weil wir in Gefahr sind. Weil wir wissen, wie gering unsere Chance ist. Deshalb sind wir auf einmal so gut, Matt.“

„Hast du den Sack noch, Jesse?“, fragt Nick nach vorn.

„Ich habe ihn.“

„In Ordnung. Noch etwas schneller, wenn es geht.“

„Ich glaube, noch in zwanzig Jahren könnte ich den Schuss aus einer Springfield von jedem anderen unterscheiden“, sagt Matt schwer und ächzend. „Du auch, Nick?“

„Höre mit dem Quatsch auf. Von dein blöden Gerede brummen mir schon die Ohren.“

Oben krachen wieder Gewehre. Es sind die schweren, alten Kentucky-Flinten. Dazwischen das Donnern der Springfield. Dann heisere Schreie – und plötzlich Ruhe.

„Jetzt – ist es geschehen“, sagt Matt fahrig und reibt sich den Stoppelbart.

„Schneller, Jesse!“, schreit Nick. „Jetzt kommen sie hinter uns her!“

Wy treibt sein Pferd an Jesses Seite und hält an. „Steig auf“, sagt er.

„Ich kann noch.“

„Aufsteigen, Jesse! Wir wollen Land zwischen uns und die Zunis bringen.“

„Aber ein weißer und ein schwarzer Mann auf einem Pferd, das ...“

„Aufsteigen!“, presst der Cowboy durch die Zähne. „Verdammt, wie kannst du von einer Plantage träumen, wenn du glaubst, ein schwarzer und ein weißer Mann könnten nicht auf einem Pferd sitzen? Kannst du gleichzeitig daran glauben, Schwarze und Weiße könnten am gleichen Fluss zusammen Plantagen haben?“

„Das ist etwas anderes, Wy. Dazu braucht man nur Geld.“

„Vielleicht versuche ich ein andermal, dir das begreiflich zu machen. Los, aufsteigen!“ Wy zieht den Texasstiefel aus dem Steigbügel und hält dem Schwarzen die Hand hin.

Neben ihnen treibt Nick den Pinto durch einen Schenkeldruck vorwärts und sprengt den Hohlweg hinunter. Alkalistaub quillt auf, hängt beißend in der Luft und brennt in der Nase.

Jesse sitzt hinter Wy auf dem Rücken des Rappwallachs. Er hält sich an Bentons Schultern fest.

„Du bist ein guter Partner, Wy“, sagt er belegt. „Ich glaube, du würdest einen anderen nie im Stich lassen.“

„Sage das nicht. Es ist erst wenige Minuten her, seit ich Crim im Stich ließ.“

„Bei ihm war es anders, Wy. Er wollte es so. Und du hattest wohl selbst erkannt, dass er dort nicht mehr wegkommen konnte.“

Benton treibt das Pferd vorwärts, sprengt in die Staubwolke hinein, die das andere Pferd aufgewirbelt hat. Er sieht die beiden Männer auf dem Pferd bald wieder vor sich. Funken stieben unter den Hufen des Tieres hervor.

Wy treibt das Pferd neben das andere. Der Hohlweg ist hier breit genug, so dass sie nebeneinander reiten können.

Nach ungefähr einer halben Stunde hält Nick den Pinto ruckartig an und lauscht zurück. Dann treibt er ihn wieder vorwärts, kommt an Bentons Seite.

„Sie sind hinter uns!“, ruft er gegen den scharfen Reitwind.

Zehn Minuten später können sie die kehligen Laute hören, mit denen die Apachen ihre zottigen Ponys antreiben.

Wy reißt das Pferd vor einem Weg zurück, der nach links führt. Auf der anderen Seite steigt eine Geröllhalde in die Höhe. Er ist mit einem Satz aus dem Sattel. Auch der stämmige Schwarze steht schon auf dem Boden und steigt unverzüglich in die Halde hinein. Wy folgt ihm, zieht den Rappwallach hinter sich her. Auch Nick und Matt sind abgestiegen und folgen ihnen.

Das wilde, kehlige Schreien der Indianer kommt schnell näher.

Wy blickt nach oben. Noch etwa dreißig Meter. Der Rappwallach stemmt sich gegen die nachgebenden Steine, schnaubt und rutscht zurück.

„Verdammt, passt auf!“, schreit Nick Haskell. „Die Steine rutschen alle zu uns herunter.“

Das Schreien der Apachen kommt immer näher.

Wy zieht schärfer an den Zügeln, und Jesse steht seitlich und schlägt dem Rappwallach auf die Hinterhand.

„Lauf!“, ruft er zornig. „Lauf!“

Das Pferd schnaubt widerwillig, und der Pinto unter ihm ist in der wallenden Staubwolke kaum noch zu sehen.

„Halt!“, ruft Nick plötzlich. „Bleibt stehen und verhaltet euch ganz still.“

Wy verhält, hält die Zügel aber straff gespannt. Auch Jesse und Matt haben sofort begriffen, springen zu den Köpfen der Pferde und legen ihnen die Hände auf die Nüstern.

Unter ihnen, nur zehn Meter tiefer im Hohlweg, schwillt das Donnern und Schreien zu einem Orkan an. Waffen klappern. Dunkle Gestalten tauchen im wallenden Morgennebel auf. Schreie erschallen und der Boden scheint für Minuten zu zittern. Dann sind sie vorbei. Die Geräusche entfernen sich.

Matt lässt das Pferd los und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

„Schnell weiter“, ruft Nick. „Sie werden bald merken, dass wir nicht mehr vor ihnen sind!“

Wy zieht schärfer an den Zügeln und steigt weiter die Halde hinauf. Jesse schlägt wieder auf die Hinterhand des Pferdes. Der Rappwallach schnaubt und steigt gezogen und geschoben die Halde hinauf.

Als sie die Kuppe endlich erreichen, strahlt ihnen die Sonne entgegen. Den Hohlweg unten können sie nicht sehen.

„Der Nebel war unsere Rettung“, sagt Matt und wischt mit dem Ärmel über das Gesicht.

Wy steigt in den Sattel und gibt Jesse ein Zeichen. Aber der geht nach vorn und läuft über die Hochfläche, die sich hier anschließt.

Nick steht noch unten vorgebeugt und starrt hinter dem Schwarzen her. „Jesse!“, schreit er plötzlich.

Der Schwarze bleibt stehen und dreht sich um. Seine Hände hängen an den Seiten nach unten.

„Was willst du?“, fragt er unsicher. Der scharfe Ruf muss ihn irritiert haben.

„Ich will wissen, wo du den Sack hast, Jesse.“

Patters Gesicht wird lang, und seine großen Augen rollen in den Höhlen.

„Den Sack ...“

„Yeah, Jesse. Wo ist er geblieben?“ Nick legt die Hand auf den Kolben.

Wy blickt zum Sattelhorn. Die Sharps ist da. Aber der Sack hängt nirgends.

„Ich habe ihn wahrscheinlich verloren, Nick. Als wir die Halde heraufstiegen. Ich sehe nach!“

Jesse geht langsam los, und Nick tritt zur Seite, duckt sich noch mehr zusammen und sieht wie ein Tiger vor dem Sprung aus.

„Verloren“, schnaubt er. „Wie kann man denn das verlieren, um das es geht! Du dummer Nigger! Los, mach die Beine lang!“

Jesse rennt zur Kante der Geröllhalde zurück und blickt in den wallenden Nebel hinunter. Nirgends ist der kleine Sack zu sehen.

Nick geht langsam hinter ihm her, die Hand noch immer am Kolben.

„Los, steige hinunter!“, faucht er. „Worauf wartest du?“

Jesse wirft einen unsicheren Blick über die Schulter. Matt leckt sich über die Lippen und reibt mit der schmutzigen Hand durch seinen Stoppelbart. Wy sagt nichts. Er verhält sich ganz ruhig. Er sieht die nackte Angst in den Augen des Schwarzen. Jesse fürchtet nichts mehr als die Apachen.

„Na los!“, keift Nick.

Da steigt Jesse in die Halde hinein. Steine rollen unter seinen tappenden Füßen davon und schlagen polternd in die Tiefe.

Wy dreht das Pferd und reitet zur Kante des steil abfallenden Hanges zurück. Er sieht den Schwarzen zwischen den Nebelschwaden verschwinden.

„Hast du ihn?“, ruft Nick hinunter, als Jesse nicht mehr zu sehen ist.

Keine Antwort. Nur das Poltern der Steine. Dann plötzlich Schreie, Hufschlag, Waffenklappern. Jesse taucht auf. Er hat den Sack nicht. Dicht unter ihm ist Hufschlag. Ein brüllender Abschuss, irgendwo da unten ein orangeroter Blitz.

Jesse wirft sich platt auf die Halde. Ein zweiter Schuss brüllt auf. Eine Kugel heult zum Himmel.

Nick reißt den Colt heraus und feuert über den Schwarzen hinweg in die Tiefe. Kugeln prasseln gegen Gestein. Unten wiehern Pferde. Dann bricht die Hölle auf.

„Komm herauf!“, schreit Wy und treibt das tänzelnde Pferd rückwärts. „Es hat keinen Sinn!“

„Suche den Sack!“, grollt Nick. „Komm ohne ihn nicht herauf!“

Jesse liegt reglos in der Hälfte der Halde. Es ist nicht zu sehen, wie viele Indianer jetzt da unten sind. Seine weißen Augen leuchten vor Angst. Matt zittert.

„Komm herauf!“, ruft Wy wieder. „Es hat keinen Sinn, Jesse. Der Sack ist verloren.“

Jesse springt hoch und hastet herauf. Unter seinen Stiefeln geht eine kleine Lawine los, die in die Tiefe poltert. Unten verstärkt sich das Feuer. Pfeile schwirren herauf, gleichzeitig an Jesse vorbei und über ihn hinweg.

Nick richtet den Colt auf den Kopf des Schwarzen.

„Bleib, oder du fährst zur Hölle!“, schreit er mit überkippender Stimme.

Da ist Wy hinter ihm und schlägt mit dem Lauf seines Peacemakers zu.

Nick kippt zur Seite, schrammt hart auf den Boden. Matt steht verdattert, seine Hände fliegen. Eine Kugel reißt ihm den Hut vom Kopf. Er dreht sich und hebt ihn wieder auf.

„Lege ihn auf dein Pferd!“, kommandiert Wy eisig. „Jesse, komm!“

Der Schwarze klettert schnell höher, steht dann oben und zuckt die Schultern.

Da taucht der erste Indianer aus dem wallenden Nebel auf. Wy schießt hinunter. Die Gestalt kippt nach hinten über.

„Fort!“, sagt er scharf. „Das Gold ist verloren. Jesse, lauf!“

Der Schwarze rennt los.

Matt steht immer noch und zittert wie ein dürrer Baum im Sturm. Wy hebt den Bewusstlosen auf und wirft ihn über den Sattel von Matts Pferd.

„Steige auf den Rappen!“, ruft er Matt zu. Er schwingt sich hinter dem liegenden Nick auf den Pinto und treibt das Pferd an.

Jesse rennt, als ginge es ums nackte Leben. Matt und Wy kommen kaum hinter ihm her. Der bewusstlose Nick wird auf dem Sattel hin und her geworfen. Wy muss ihn festhalten, damit er nicht auf der Erde landet.

Die Hochfläche ist mit dürren Büschen bewachsen. Wy dreht sich immer wieder um. Hinter ihnen kommt noch niemand. Sie jagen zwischen den Büschen hindurch und folgen einem Saumpfad in die Tiefe. Immer noch kommt kein Apache. Wahrscheinlich trauen sie sich nicht die Geröllhalde hinauf. Aber Schüsse sind zu hören.

Sie kommen in einen Canyon, jagen abwärts und halten nach zehn Minuten auf dem Plateau. Hier teilt sich der Weg in drei gleich große Arme.

„Links!“, ruft Wy. „Sie werden zwar unsere Spuren finden, aber dazu brauchen sie eine Weile!“

Jesse rennt in den bezeichneten Weg hinein. Sie folgen ihm.

„Schneller!“, schreit Matt, und immer öfter muss er sich den perlenden Schweiß von der Stirn wischen.

Marshals und Coltwölfe: Cowboy Western Doppelband 2 Romane

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