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Wy hält an, als Nick zu sich kommt. Auch Matt zügelt den Rappwallach, und Jesse bleibt ebenfalls stehen. Er dreht sich um, kommt unsicher zurück, als Wy Haskell seitlich vom Sattel rutschen lässt und dann ebenfalls absteigt.

Nick steht einen Moment, wischt sich durch das Gesicht, taumelt dann zur Felswand und lehnt den Kopf gegen das kalte Gestein.

Zwei Minuten vergehen. Jesse ist stehengeblieben und hat die rechte Hand am Griff des Messers in seinem Gürtel. Sein Gesicht wirkt verkniffen, abwehrbereit.

Endlich dreht sich Nick. Er lehnt sich mit dem Rücken an und blickt von einem zum anderen. Zuletzt bleibt sein Bück auf Wy haften.

„Hast du mir auf den Kopf geschlagen?“, fragt er leise.

„Yeah, Nick. Du hast verrückt gespielt. Ich dachte, wir wollten dort alle weg. Und wir wären nie mehr weggekommen.“

„Du warst es jedenfalls!“

Yeah.“

„Gut, Wy. Das zahle ich dir bei passender Gelegenheit heim. – Wie weit sind wir von der Halde entfernt?“

„Ein ganzes Stück“, lächelt Wy. „Inzwischen werden die Apachen sie erstiegen haben. Sicher fiel ihnen auch der Sack in die Hände.“

Nick blickt wieder zu Jesse hinüber. „Damit ist alles sinnlos geworden“, sagt er klar und scheinbar sehr ruhig. „Wir werden getrieben und wissen noch nicht einmal, warum. Wenn wir Glück haben und ihnen entkommen, werden wir die Pferde erschießen müssen, damit nicht einer mehr hat als der andere. Wir haben also alles gewagt und mehr verloren, als wir einsetzen wollten. Ist dir das klar, Jesse?“

„Ich ... habe das bestimmt nicht gewollt, Nick.“

„Davon reden wir nicht. Ich will wissen, ob du dir der Schuld bewusst bist?“

„Wenn du ihn jetzt auch noch zum Tode verurteilst“, lächelt Wy, „hast du dir selbst keinen Dienst erwiesen. Erstens kommt das Gold dadurch nicht wieder. Zweitens waren wir uns schon einmal einig, dass wir jede Hand brauchen.“

Nick blickt Wy nicht an. Er schaut von dem Schwarzen auf Matt. „Hast du etwas dazu zu sagen?“, forscht er.

„Yeah, Nick. Ich denke, wir reiten unverzüglich weiter. Das ganze Gerede bringt das Gold nicht zurück. Wir haben Pech gehabt. Ich weiß auch, dass er es nicht wollte. Es war die Aufregung – die Angst, verstehst du?“

„Du mit deiner verdammten Angst. Wir sind ihnen entkommen, das siehst du doch.“

„Vorläufig“, mischt sich Wy ein. „Sie sind aber bestimmt noch hinter uns her. Sie werden auch unsere Spuren finden. Sie leben seit Generationen in diesen Bergen. Sie kennen sich hier aus, und sie finden die Spuren der beschlagenen Pferde bestimmt. Unsere Chance besteht darin, keine Zeit zu verlieren.“

„Und das Gold?“

„Es ist abgeschrieben, Nick.“

„Natürlich. Dir fällt das leicht. Du hast dein prächtiges Abenteuer erlebt. Du gehst nach Hause zu deiner Herde. Du hast nichts gewonnen, aber das wolltest du ja auch nicht unbedingt. Du hast alles gehabt. Die Freunde um dich, die nachts mit dem Colt in der Faust schlafen, weil sie Angst voreinander haben. Die Gefahr, die sirrenden Kugeln. Alles!“

„Ich weiß wirklich nicht, wieso du dich beschwerst, Nick. Ausgerechnet auch noch bei mir. Ich habe die Ausrüstung in Tucson bezahlt. Ich habe wie jeder andere mitgearbeitet. Ich war nicht mehr Schuld als wir alle, dass die Geräte am Fluss liegenblieben. Und ich habe Crim auch nicht gesagt, dass er das Gold nehmen und fliehen soll.“

„Genug“, knurrt Nick. „Du bist ja auch unwichtig. Es geht um Jesse. Du willst nur vom Thema ablenken. – Also, Jesse. Was hast du dir weiter gedacht? Mach doch mal einen Vorschlag, was nun passieren soll!“

„Passieren?“

„Wir reden immer noch von dem Gold, Jesse“, sagt Nick sanft. Er stemmt sich von der Felswand los und geht auf den Schwarzen zu. Und der riesenhafte Mann weicht vor ihm zurück, zieht dabei das Messer aus dem Gürtel und hält es vor.

„Bleib stehen, Nick!“, keucht er.

Haskell hält an, stemmt die Hände in die Hüften und lächelt auf hinterhältige Art. Er wippt auf den Zehen und sagt: „Vermutlich haben es die Indianer also gefunden Jesse, nicht wahr, das glaubst du doch?“

„Yeah.“

„Und du glaubst auch, dass sie noch hinter uns her sind?“

„Yeah.“

„Dann werden wir uns jetzt einfach irgendwo verkriechen und warten, Jesse. Sie müssten ja, wenn sie unseren Spuren folgen, hier vorbeikommen. Irgendwo werden sie lagern. Und dort holst du den Sack wieder ab.“

Jesse lässt die Messerhand langsam sinken, in sein Gesicht steigt starres Entsetzen.

„Ich ... ich soll ...“

Nick grinst schärfer. „Natürlich sollst du. Keiner will dich bestrafen, Jesse. Du holst es ganz einfach wieder. Du hast es doch verloren.“

„Aber ... aber ...“

„Nicht wahr, Matt, du bist doch auch meiner Meinung?“

„Ich weiß nicht, Nick. Natürlich liegt mir auch an dem Gold. Es ist schließlich der ganze Sinn unserer Übung. Aber wenn Jesse das Gold holen soll, heißt das doch, dass wir in der Nähe auf ihn warten müssen. Ich ... weißt du, ich habe auch Angst. Und ich habe mir ausgerechnet, dass wir nichts von dem Gold haben, wenn wir tot sind. Sie sollen sehr grausam sein.“

„Wir werden uns eben gut verstecken.“

Matt blickt unsicher umher. „Vielleicht ginge es so“, wirft er schleppend und immer noch unsicher hin. „Was sagst du denn dazu, Wy?“

„Ich meine, dass sie uns auf den Hals kommen, wenn wir uns noch lange beraten, wie wir Jesse am leichtesten umbringen können.“

„Wie meinst du das?“, forscht Matt.

„Genauso, wie ich es sagte, Matt. Es ist doch klar, dass er überhaupt keine Chance hat, an das Gold heranzukommen. Wir vertrödeln hier nur die Zeit, anstatt unseren Vorsprung auszubauen. Das Gold ist weg – fort – verloren.“

Matt leckt sich über die rissigen Lippen.

„Ich glaube, er hat recht, Nick“, sagt er an Haskell gewandt. „Sie werden das Gold hüten. Sie betrachten schließlich die Berge und alles, was dazugehört, als ihr Eigentum. Und das Gold gehört nun einmal zu den Bergen!“

„Das wussten wir schon, als wir hierher kamen, Matt. Wir nehmen das Gold mit. Es ist nicht viel, aber es war wenigstens nicht alles umsonst.“

„Ruhe!“, zischt Wy.

Matt zuckt zusammen und lauscht.

„Sie kommen“, sagt Wy.

Matt reckt sich hoch und hat den Kopf zur Seite gedreht. „Ich höre sie auch“, haucht er. „Los, weiter!“

„Irgendwo verstecken wir uns und warten“, meint Nick. „Vergiss es nicht, Jesse!“

Der Schwarze wirbelt herum und hastet weiter. Nick springt hinter Matt auf den Rappwallach und treibt ihn durch einen wilden Zuruf an. Wy sieht, wie der Bursche dem Tier die großen Radsporen ins Fell hämmert, und er muss die Zähne zusammenbeißen. Schrill wiehernd schießt das Pferd wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil davon.

Wy folgt ihnen. Er lauscht immer wieder zurück, hört aber infolge des Hufschlags nichts mehr.

Nach einer Viertelstunde halten sie an und lauschen. Sie hören nichts mehr.

„Weiter!“, drängt Matt. „Wir müssen versuchen, den Canyon mehrmals zu wechseln. Sie sind bestimmt noch hinter uns her.“

Der Schwarze rennt schon weiter.

„Bildet euch nur nicht ein, dass wir ohne das Gold aus den Bergen reiten“, schnaubt Nick. „Das kommt nicht in Frage!“

Marshals und Coltwölfe: Cowboy Western Doppelband 2 Romane

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