Читать книгу Patricia Vanhelsing und der geheimnisvolle Palazzo: Mysteriöser Krimi - Alfred Bekker - Страница 7
Оглавление3
"Eine gemütliche Home Story in der Sonne Italiens!", grinste Jim, als wir den Raum unseres Chefs verlassen hatten. Wir bewegten uns quer durch das Großraumbüro, in dem sich die Redaktion der LONDON EXPRESS NEWS befand. Irgendwo in diesem hektischen Gewimmel befand sich auch mein Schreibtisch. Jim sah mich an.
"Findest du nicht, dass wir das große Los gezogen haben, Patricia?"
"An eine gemütliche Home Story dachte ich auch, als wir nach Gilford Castle fuhren!", erwiderte ich. Wir waren dorthin gefahren, um eine Reportage über den Rockstar Pat Clayton zu machen und waren dabei Zeuge unerklärlicher Vorfälle geworden, in deren Mittelpunkt ruhelose und rachelüsterne Geister aus dem finsteren Mittelalter gestanden hatten.
Die Sache war lebensgefährlich gewesen - von Gemütlichkeit hatte überhaupt keine Rede sein können.
"Erstmal abwarten, Jim!", erwiderte ich daher etwas skeptisch.
Aber Jim ließ sich dadurch die gute Laune nicht trüben.
"Italien um diese Jahreszeit ist genau richtig! Nicht zu heiß und nicht zu kalt! Eine herrliche Alternative zum nasskalten und nebelverhangenen London..."
"Eine Reportage über Gian-Carlo Tardelli ist jedenfalls kein Urlaub!", gab ich zu bedenken. "Und bevor es losgeht, haben wir auch noch einiges zu tun..."
"Ja, ja..."
"Schließlich müssen wir schon einigermaßen vorbereitet sein, wenn wir diesem Licht am Modehimmel begegnen..."
Jim sah mich etwas erstaunt an.
Er lächelte nett. Und in seinen meerblauen Augen blitzte es leicht herausfordernd.
Er zwinkerte mir zu und meinte dann: "Was höre ich da? So etwas wie Ehrfurcht? Das ist nicht gerade die kritische Grundhaltung eines Journalisten..."
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein", sagte ich, "das wäre zuviel gesagt. Aber Tatsache ist, das Tardelli eben einer der Größten seiner Branche ist..."
"Sag mal..."
Sein Grinsen wurde jetzt schon frech.
Wenn er mich so ansah, führte er irgendetwas im Schilde.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und hob ein wenig das Kinn.
"Ja?"
"Ist dieser Tardelli zufällig der, der diese transparenten Stoffe benutzt, die praktisch durchsichtig sind?"
Ich lächelte.
"Nein, das ist er nicht! Tardelli hat zwar seinen eigenen Stil, vertrat aber eigentlich immer eine eher zeitlos-elegante Linie..."
"Schade."
"Wieso?"
"Sonst hätte ich jetzt gesagt: Du solltest auch einmal etwas anziehen, das aus seiner Schneiderei kommt!"
"Ha, ha!"
Jim war immer insgeheim ein bisschen verliebt in mich gewesen, aber ich hatte diese Gefühle nie erwidert. Seine unkonventionelle, witzige Art gefiel mir zwar und von der Tatsache abgesehen, dass seine Jeans ein Flickenteppich und sein Jackett geschmacklos war, sah er auch sehr attraktiv aus. Wir waren im selben Alter. Aber er entsprach einfach nicht dem Bild, das ich mir vom Mann meiner Träume machte.
Aber ich schätzte ihn als Kollegen.
Und als guten Freund.
Schließlich hatten wir schon so manches zusammen erlebt, darunter auch einiges an Gefahren.
"Tja, ich geh dann mal ins Archiv und sehe zu, was wir so an Bildmaterial noch da haben!", meinte er dann.
Eigentlich hätte ich verlegen sein sollen.
Aber jetzt war er es. Zumindest wenn man nach der Farbe seines Gesichts ging.
"Okay", sagte ich.
Er nickte und war schon ein paar Schritte gegangen, da rief ich ihm noch hinterher: "Jim..."
Er drehte sich herum.
"Ja?"
"Tu mir einen Gefallen: Zieh ein anderes Jackett an, wenn wir nach Italien fliegen. Dieses sieht furchtbar aus... Da war dein Altes ja noch besser!"
Jim zuckte die Achseln.
"Jägergrüner Cordsamt - der Stil der Siebziger! Und die sind doch inzwischen wieder mega-angesagt!"
Ich ging auf ihn zu und berührte ihn leicht am Unterarm.
"Tu es für mich, Jim! Bitte! Ein Mann mit dem feinen ästhetischen Empfinden eines Gian-Carlo Tardelli erleidet doch einen Herzanfall, wenn ihm so etwas ins Auge sticht!"