Читать книгу Falsche Heilige: Kriminalroman - Alfred Bekker - Страница 8

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Später saßen wir im Büro von Mister McKee, dem Chef des FBI Field Office New York im Rang eines Special Agent in Charge. Außer Milo und mir waren auch die Kollegen Clive Caravaggio und Orry Medina anwesend sowie unsere Innendienstler Max Carter und Craig E. Smith.

Agent Craig E. Smith war unser Computerspezialist, der an dieser Sitzung teilnahm, um uns etwas über die Auswirkungen von starken elektromagnetischen Impulsen auf Computer und elektronische Bauteile aller Art zu berichten.

"Wie Sie alle wissen, sind seit einigen Jahren Handys in Flugzeugen und Krankenhäusern verboten, weil es zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen kann", erklärte Smith. "Theoretisch ist es natürlich möglich, dieses Phänomen als Waffe zu benutzen. Die gesundheitlichen Wirkungen von Mikrowellen sind umstritten. Bei Computerbildschirmen gelten seit einigen Jahren strenge Grenzwerte. Es gibt Studien, die behaupten, dass durch die Emissionen von Handys Krebs ausgelöst werden kann, allerdings gibt es andere Studien, die das Gegenteil behaupten. In geringen Dosen ist die Wirkung also umstritten, bei hohen Dosen lassen sich allerdings Veränderungen der Gehirnströme als Folge nachweisen. Die Regierung der ehemaligen Sowjetunion hat seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts versucht, elektromagnetische Kraftfelder als Waffe gegen Regimegegner zu benutzen. Deren Wohnungen wurden einer intensiven Bestrahlung ausgesetzt, ohne dass die Betroffenen davon ahnten. Manche der Betroffenen wurden psychisch krank oder erlitten Herzinfarkte und Schlaganfälle. Ob das in einem direkten Zusammenhang steht ist letztlich nicht bewiesen. Aber sicher ist, dass das Tests waren, um auf dieser Basis Waffen zu entwickeln. Mit sehr mäßigem Erfolg allerdings. Seitdem jedoch unsere Welt mehr und mehr von Computern geprägt wird, ergibt sich ein neuer Ansatzpunkt für Mikrowellen-Waffen. Ich bin mir sicher, dass die Militärs in mindestens einem Dutzend Staaten damit experimentieren.

Und für Terroristen sind sie geradezu ideal: Leicht herzustellen und preiswert. Die Technologie ist nicht besonders anspruchsvoll und unterliegt keinerlei Restriktion. Aber der Effekt ist verheerend! Ein entsprechend starkes Aggregat in der Nähe der Börse könnte für Kursstürze und eine Wirtschaftskrise sorgen. Die Flugsicherung wäre derartigen Anschlägen praktisch schutzlos ausgeliefert. Und ein Angriff auf Behördenrechner oder Computer von Polizei und Armee wären jederzeit denkbar, da mit dieser Gefahr nicht gerechnet wird."

"Atomkraftwerke?", fragte Orry Medina, ein G-man indianischer Abstammung. "Werden die nicht auch durch Computer gesteuert?"

Agent Craig E. Smith nickte. "Wir wollen hoffen, dass es niemand schafft, einen entsprechenden Impulsgeber in den inneren Bereich einer solchen Anlage zu bringen. Die Folgen wären unabsehbar. Dasselbe gilt natürlich für die Interkontinentalraketen in ihren unterirdischen Silos. Allerdings sind die relativ gut abgeschirmt, im Gegensatz zu Atom-U-Booten während eines Aufenthalts im Hafen..."

Mister McKee nippte an seinem Kaffeebecher und hob die Augenbrauen. "Seit dem Anschlag auf das World Trade Center sind sämtliche Stellen, die in irgendeiner Weise etwas mit öffentlicher Sicherheit zu tun haben mehr als vorsichtig. Niemand will sich ein zweites Mal vorwerfen lassen, Hinweise nicht ernst genug genommen zu haben."

"Das gilt auch für uns", mischte sich Clive Caravaggio ein, der Mister McKees Stellvertreter im Field Office New York war.

Mister McKee nickte. "Richtig. Es kann natürlich sein, dass gar nichts dahintersteckt, aber das Risiko müssen wir eingehen."

"Nach dem Mord an Roy Ortega glaube ich das ehrlich gesagt nicht mehr", erklärte Milo.

Mister McKee hob leicht die Schultern. "Es gibt sicherlich eine ganze Reihe von Personen, bei denen sich ein Grund denken lässt, Ortega aus dem Weg zu räumen." Er wandte sich an Agent Max Carter aus unserer Fahndungsabteilung.

"Kennen wir inzwischen die Identität des Killers?"

Max nickte.

"Der Mann hieß Braden E. Thomas, hat für ein paar üble Leute in Spanish Harlem und der Bronx gearbeitet."

"Besteht eine Verbindung zu Jacky Tasso?", hakte Mister McKee nach.

Max bestätigte das. "Die beiden waren mal angeklagt, in einem Club Feuer gelegt zu haben. Sie arbeiteten damals für Benny Jordan. Seit Jordan den Kollegen der DEA in die Arme gelaufen ist und die nächsten dreißig Jahre auf Riker's Island verbringen wird, sind Jacky Tasso und Braden F. Thomas wohl eigene Wege gegangen."

"Der Kontakt scheint offenbar nicht abgebrochen zu sein", stellte ich fest und genehmigte mir einen Schluck aus meinem Kaffeebecher.

Mister McKee stellte seinen Kaffeebecher auf den Tisch.

Er wandte sich an Craig E. Smith. "Versuchen Sie herauszufinden, ob es in letzter Zeit irgendwelche Vorkommnisse gibt, die sich auf die Wirkung von starken Mikrowellen-Sendeaggregaten zurückführen lassen." Er wandte den Kopf in Clives Richtung. "Sie nehmen sich das !VENGA! vor. So hieß doch Ortegas Club."

"Ja", bestätigte Clive.

"Machen Sie eine große Aktion draus. Dieses Videoband muss ja irgendwo stecken. Und dem Mitbesitzer des !VENGA! müssen wir auch auf den Zahn fühlen. Jesse?"

"Ja, Sir?"

Mister McKee sah mich einen Augenblick lang nachdenklich an und meinte: "Nehmen Sie sich Ortegas Privatwohnung vor!"

"Und was ist mit Jacky Tasso?", fragte ich.

Max Carter meldete sich an Stelle unseres Chef zu Wort.

"Tasso ist extrem misstrauisch. Er hat mehrere Nester über den ganzen Big Apple verteilt, wo er untertauchen kann. Wohnungen, die unter falschem Namen angemietet wurden. Aber die Fahndung nach ihm läuft."

Falsche Heilige: Kriminalroman

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