Читать книгу Das Super Krimi Paket Dezember 2021: 12 Romane in einem Buch - 1800 Seiten Thriller Spannung - Alfred Bekker - Страница 17

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"Wenn ich so darüber nachdenke, war Leslie ein ziemlich komischer Kauz", meinte Carla Davis, später, als sie neben Bount auf dem Beifahrersitz des 500 SL saß. Sie zuckte mit den Schultern. "Ich spreche schon in der Vergangenheit von ihm. Als ob er tot wäre."

"Vielleicht ist er das auch", meinte Bount.

"Ist das Ihr Ernst?"

"Ich kann keine Möglichkeit ausschließen."

Als Bount den Mercedes an einer Kreuzung kurz anhalten musste, fingerte er ein Schwarzweiß-Foto aus seiner Jackentasche, das von der East-River-Leiche gemacht worden war. Carla nahm das Foto und betrachtete es stirnrunzelnd. "Wer ist das?"

"Haben Sie ihn irgendwann schon einmal gesehen?"

"Hat er etwas mit Leslie zu tun?"

"Möglich."

"Ich glaube nicht, dass ich ihn kenne."

"Was heißt das: 'Ich glaube nicht'?"

Sie sah noch einmal auf das Bild. Anstatt Reiniger zu antworten, fragte sie: "Er ist tot, nicht wahr?"

"Ja."

Sie gab Bount das Bild zurück.

"Und wie hängt das mit Leslie zusammen?", fragte sie.

Darauf konnte Bount ihr auch keine Antwort geben. Noch nicht. Aber einen Zusammenhang zwischen den beiden musste es geben. Wenig später parkte Bount den 500 SL vor Martha Raglans Haus. Sie stiegen aus und Bount meinte an seine Begleiterin gewandt: "Versuchen Sie mal Ihr Glück!"

Sie nickte.

Aber auch für sie öffnete sich die Haustür nur einen Spalt weit.

"Erinnern Sie sich an mich?", fragte Carla. "Ich war mit Mister Craven hier. Wir sind zusammen oben in seine Wohnung gegangen."

Martha Raglans Blick ging von Carla zu Bount, der zwei Schritte hinter ihr stand.

"Sie schon wieder? Ich werde die Polizei rufen!", zischte sie dem Privatdetektiv zu.

Reiniger blieb gelassen. "Die wird ohnehin vielleicht bald zu Ihnen kommen", stellte er fest. "Denn Mister Craven könnte in einer Mordsache ein wichtiger Zeuge sein." Bount ließ das erst einmal ein paar Sekunden wirken. Und tatsächlich tat sich in ihren Gesichtszügen etwas. Martha Raglan wirkte jetzt nachdenklich. "Was ist nun, Ma'am? Wollen Sie auch dieser Lady gegenüber noch behaupten, hier hätte nie ein Mann namens Leslie Craven gewohnt? Miss Davis kann das Gegenteil bezeugen. Und die Polizei wird das sehr merkwürdig finden!"

Die Hausbesitzerin atmete tief durch. Es war ihr anzusehen, dass sie sich in diesem Moment alles andere als wohl in ihrer Haut fühlte.

Schließlich öffnete sie die Tür ganz und meinte: "Kommen Sie herein. Alle beide!"

Bount und Carla folgten ihr. Dann blieb Martha Raglan plötzlich stehen und sagte: "Also gut, hier hat tatsächlich ein Mister Craven gewohnt."

"Bis wann?", fragte Bount. "Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?"

"Das war..." - sie überlegte einen Moment lang - "...am Mittwochmorgen! Letzten Mittwoch, bevor er zur Arbeit fuhr. Gewöhnlich fuhr er jedenfalls um diese Zeit zur Arbeit, wohin er an jenem Tag gefahren ist, weiß ich nicht."

"Hat er irgendetwas gesagt?"

"Er hat gesagt, dass Leute nach ihm fragen würden und dass ich sagen sollte, dass ich ihn nicht kennen würde. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass er in eine Mordsache verwickelt ist!"

Bount nickte langsam. Vermutlich hatte Craven der Dame ein paar Scheine für ihre Dienste angeboten. "Okay", murmelte er.

"Es war übrigens vor Ihnen schon einmal jemand da, der sich nach Mister Craven erkundigt hat."

Bount horchte auf. "War das gestern?" In dem Fall sprach sie von Mark Franklin.

"Es waren zwei Männer. Einer war gestern hier, der andere kam Donnerstag oder Freitag", meinte sie und machte ein angestrengt nachdenkliches Gesicht "Ich weiß es nicht mehr genau."

Bount zog indessen das Foto von der East-River-Leiche hervor.

"War dieser Mann vielleicht einer der beiden?"

Sie nahm das Foto und starrte angewidert darauf. Dann schluckte sie und schüttelte energisch den Kopf, bevor sie das Bild an Bount zurückreichte. "Nein", sagte sie. "Der war es bestimmt nicht. Er sah ganz anders aus."

"Beschreiben Sie ihn!"

"Welchen?"

"Den, der zuerst kam. Donnerstag oder Freitag."

"Er trug ein braunes Jackett. Aber eins von der ganz edlen Sorte, wie man ihn nur selten sieht..."

"Und sonst noch?"

"Dunkle Haare hatte er. Und am Handgelenk trug ein Kettchen, mit dem er dauernd herumspielte. Er hat mich ganz nervös damit gemacht."

"Was haben Sie ihm gesagt?"

Sie zuckte die Achseln. "Dasselbe wie Ihnen!"

"Und? Hat er es Ihnen geglaubt?"

"Jedenfalls ist er nicht wiedergekommen."

Das war ein Argument. "Können Sie uns Cravens Wohnung zeigen?", fragte Bount.

Martha Raglan musterte den Privatdetektiv kurz, bevor sie schließlich nickte.

Begeistert war sie nicht. Aber sie stimmte trotzdem zu. "Kommen Sie", forderte sie und ging voran.

Viel gab es in Cravens Wohnung nicht zu sehen. Sie wirkte wie geleckt. Und nirgends gab es etwas, dass auf Leslie Craven hinweisen konnte. Alles war leergeräumt und saubergewischt. "Er war ein vorbildlicher Mieter", kommentierte Martha Raglan. "Auch, als er ging. Er hat die Wohnung in hervorragendem Zustand hinterlassen."

"Waren das seine Möbel?", fragte Bount.

"Die Wohnung war möbliert."

"Verstehe. Wann hat Craven seine Sachen aus der Wohnung genommen?"

"Keine Ahnung. Das ist mir auch ein Rätsel. An dem Morgen, als ich ihn zum letzten Mal sah, hatte er nur sein Diplomatenköfferchen bei sich."

Der Zustand der Wohnung sah nicht danach aus, als wäre Craven in großer Eile auf und davongegangen. Er konnte unmöglich eines Morgens ins Auto steigen und dabei seinen gesamten Hausrat mitnehmen, ohne dass das auffiel. Vielleicht hatte er die Sachen in der Nacht zuvor verschwinden lassen.

Bount untersuchte den Boden. Überall in der Wohnung war Teppichboden, außer in Bad und Küche.

"Wonach suchen Sie?", fragte Carla.

"Nach Spuren", erwiderte Bount. "Spuren eines Teppichs. Wenn ein Teppich länger auf derselben Stelle liegt, ist der Bodenbelag darunter oft weniger verschossen."

Aber Bount fand keine solche Stelle in Cravens Wohnung. Der Privatdetektiv wandte sich noch einmal an Carla Davis. "Wissen Sie, ob Craven hier einen Perser-Teppich hatte?"

Sie schüttelte den Kopf.

"Als ich hier war, lagen in der Wohnung keinerlei Teppiche", sagte Carla. "Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich dachte nämlich noch, dass so etwas hier gut hinpassen würde."

"Erinnern Sie sich noch an irgendwelche persönlichen Dinge von Craven?"

Sie schien nachzudenken und zuckte dann nach kurzer Pause die Schultern.

"Nein", meinte sie. "Eigentlich war da nichts besonders. Alles schien mir ziemlich unpersönlich zu sein." Sie machte eine Pause. "Ein paar Zeitschriften lagen da herum."

"Welche Zeitschriften?"

"Eine von denen mit Riesenbrüsten auf dem Cover. Penthouse, glaube ich. Daneben eine Ausgabe der Military Review. Das hat mich etwas gewundert, denn er machte mir nie den Eindruck, ein Waffennarr zu sein."

Als Bount und Carla eine Viertelstunde später wieder nebeneinander in dem champagnerfarbenen 500 SL saßen, wirkte sie ziemlich schweigsam. Bount brachte sie in die Third Avenue, wo der Büroturm stand, in dem auch Mark Franklin und seine Agentur ihre Büros hatten. Carla hatte ihren Wagen noch auf dem Parkdeck stehen und deshalb sollte Bount sie hier absetzen. Bevor sie ausstieg, fragte sie Bount noch einmal nach dem Foto von dem Blonden, den Rogers’ Leute aus dem East River geholt hatten. Bount gab es ihr. Sie nahm es, warf noch einen Blick darauf und nickte dann. "Ich kann mich täuschen, aber vielleicht habe ich diesen Mann doch schon einmal gesehen."

"Wo war das?", hakte Bount nach.

"Auf dem Flur vor den Büros der Franklin Agency, glaube ich. Er fiel mir auf, weil er dort herumstand und in einer Zeitung blätterte. Ich dachte gleich, dass der irgendwie nicht dorthin paßt."

"Wissen Sie noch, wann das war?"

"Letzte Woche. Ein oder zwei Tage, bevor Leslie in Urlaub ging."

"Ich danke Ihnen."

Sie zuckte die Achseln. "Ich hoffe, Sie können damit etwas anfangen."

"Vorher weiß man das leider selten!"

Sie zögerte, bevor sie ausstieg. Irgend etwas lag ihr noch auf der Seele. Sie wandte sich zu Bount herum und fragte schließlich: "Was glauben Sie, ist mit Leslie passiert?"

"Ich werde bezahlt, um das herauszufinden", erwiderte Bount.

"Wissen Sie, ich mag ihn. Leider hat er das nie erwidert. Jedenfalls nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte. Trotzdem, er ist ein feiner Kerl - auch wenn ihn viele wegen seiner etwas verschlossenen Art nicht verstanden haben."

Bount hob die Augenbrauen. "Haben Sie ihn denn verstanden?", fragte er.

Carla schüttelte den Kopf. "Ich fürchte nein. Aber was rede ich hier eigentlich! Das interessiert Sie bestimmt nicht!"

Bount lächelte verbindlich. "Mich interessiert alles, was mit Leslie Craven zu tun hat. Und wenn es noch so beiläufig scheint. Ein Mann verschwindet nicht so einfach und löst sich in Luft auf. Es muss etwas mit seinem Leben zu tun haben."

Oder mit seinem Doppelleben, setzte Bount in Gedanken hinzu.

Sie zuckte nachdenklich die Schultern. "Ist doch merkwürdig nicht? In dem Moment, in dem jemand verschwindet, stellt man fest, dass man so gut wie nichts über ihn weiß. Nichts Wesentliches jedenfalls. Ich könnte ihnen jetzt sagen, dass er ein hervorragendes Gedächtnis hat und alle Telefonnummern auswendig kennt, die für ihn wichtig sind."

"Er ist wohl ziemlich korrekt."

"Das ist er. Und sehr beherrscht. Das einzige Mal, dass ich ihn unbeherrscht erlebt habe, das war, als uns auf dem Highway so ein Verrückter bei einem Überholmanöver fast in die Leitplanken gedrängt hatte." Sie lächelte. "Aber er hatte sich immerhin noch so gut in der Gewalt, dass er sich die Autonummer merken und den Kerl nachher anzeigen konnte."

"Sind Sie doch öfter mit ihm unterwegs gewesen?"

"Das war dienstlich, Mister Reiniger. Wir waren gemeinsam bei einem Verlag, um über die Gestaltung eines Bildbandes zu sprechen." Sie sah Bount auf einmal fragend ab. "Glauben Sie, dass Leslie noch lebt?"

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