Читать книгу Grainger der Harte: Zwei Western: Grainger - die harte Western-Serie - Alfred Bekker - Страница 9

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GRAINGER LENKTE SEIN Pferd auf den Hügelkamm und ließ es dort anhalten.

Das Tier schnaubte.

Der große Mann mit den dunklen Augen blinzelte gegen die Sonne.

Die Hand stützte sich auf den Colt an seiner Seite.

Er trug zwei Revolver mit Perlmut besetzten Griffen. Im Sattel steckten ein Winchester-Karabiner und eine lange Sharps Rifle.

Grainger war ein Gunslinger.

Ein Revolvermann, den man anheuerte, wenn es Ärger gab. Mal für die Regierung und die geheime U.S. Government Squad.

Mal gegen die Regierung.

Mal für das Gesetz.

Mal auf der anderen Seite dieser Grenze oder in dem zwielichtigen Land dazwischen.

Grainger folgte letztlich nur einem einzigen Gesetz.

Und das schrieb er selbst.

Es war sein Weg.

Auf sich gestellt und einsam.

Da war es besser, gut bewaffnet zu sein. Denn meistens hatte er es mit einer großen Übermacht zu tun.

Grainger hingegen kämpfte meistens allein. Er war ein Einzelgänger.

Sein Hut war so dunkel wie seine Augen.

Die schwarze Lederweste war staubbedeckt.

Grainger nahm sein Fernglas und blickte zu der Farm, die mitten in dem freien Land dastand wie ein Fremdkörper.

Es gab dort einen Brunnen. Und an diesem Brunnen war eine Frau.

Rot wie Feuer war ihr Haar.

Sie war dabei, sich zu waschen.

Die Rothaarige legte nach und noch die Männerkleidung ab, die sie bei der Arbeit auf der Farm getragen hatte. Grainger sah ihr zu. Sie schien ihn aus dieser Entfernung noch nicht bemerkt zu haben.

Große, schwere, aber trotzdem feste Brüste hatte sie und geschwungene Hüften, die Grainger daran erinnerten, dass es schon eine ganze Weile her war, dass er eine Frau gehabt hatte. Schließlich war er wochenlang in der Prärie unterwegs gewesen.

Und so ließ dieser Anblick in ihm Wünsche aufkommen, für die in den letzten Wochen kaum Raum in seinen Gedanken geblieben war.

Zu erbarmungslos war das Land, durch das er geritten war. Zu viel verlangte es jedem ab, der sich in diese Wildnis wagte. Und zu sehr musste man darauf achten, nicht die Beute irgendwelcher Halsabschneider zu werden - oder der Indianer, die jeden Weißen in der Gegend als ihren Feind ansahen.

Letzteres konnte Grainger ihnen nicht einmal verdenken.

Schließlich war das Oklahoma-Territorium eigentlich das Land der Roten.

Und streng genommen hatten die Weißen hier nichts zu suchen.

Aber das hinderte sie nicht daran, wie die Heuschrecken in dieses Gebiet einzufallen.

Oklahoma war ein Land ohne Gesetz.

Und genau das nutzten viele aus, die anderswo für ihre Taten gejagt wurden und nun hofften, jenseits der Territoriumsgrenze ihre Ruhe vor den Sternträgern zu haben.

Wahrscheinlich ging für die meisten dieser Wölfe die Rechnung sogar auf.

Jetzt hatte die Rothaarige ihn bemerkt. Sie raffte schnell ihre Sachen zusammen und hielt sie sich vor den makellosen Körper.

Schade, dachte Grainger.

Grainger hielt auf die Farm zu.

Sein Pferd roch das Wasser und mobilisierte die letzten Reserven, so schien es Grainger.

“Kommen Sie nicht näher!”, rief die Rothaarige.

“Ich will nur mein Pferd tränken”, sagte Grainger.

“Ich habe einen Derringer unter den Sachen!”

“Ma’am, ich habe nicht vor, Ihnen was zu tun”, versicherte Grainger.

“Sie wollen mir doch nicht erzählen, Sie seien ein vollendeter Gentleman!”

“Genau das! Und davon abgesehen habe ich alles von dem, was Sie im Moment verbergen ohnehin schon gesehen - wenn auch leider nur aus der Ferne, wie ich gestehen muss.”

Grainger lenkte das Pferd auf den Brunnen zu.

Er stieg ab.

Das Fernglas baumelte an einem Lederband um seinen Hals.

Mit dem Schöpfeimer holte er Wasser, um das Pferd zu tränken.

Und er selbst nahm auch etwas.

Sie streifte sich ihre Sachen über so schnell sie konnte und hatte dann plötzlich doch einen Derringer in der Hand, den sie wohl wirklich zwischen den Sachen irgendwie verborgen hatte. Der Lauf war auf Grainger richtet, während das hastig zusammengeknotete Hemd immer noch atemberaubende Einblicke gewährte.

Es machte klick, als sie de Hahn spannte.

Grainger erstarrte.

Instinktiv waren seine Hände zur Hüfte gegangen, zu den perlmutbesetzten Griffen der Revolver. Aber er zog es vor, die Eisen stecken zu lassen.

“Machen Sie das öfter, Mister?”

“Was?”

“Frauen beobachten, die sich ausziehen!”

“Wenn sich die Gelegenheit ergibt. “ Grainger grinste. “Kommt in der menschenleeren Wildnis leider viel seltener vor, als ich es mir wünschen würde.”

“Was Sie nicht sagen.”

“Ist leider eine Tatsache,”

“Jedenfalls sind Sie dafür ja hervorragend ausgerüstet.”

“Wie soll ich das denn verstehen?”

“Ich meine Ihr Fernglas.”

“Normalereise habe ich das, um Indianer und Banditen frühzeitig zu sehen und ihnen aus dem Weg gehen zu können.”

“Ach, wirklich?”

“So wie die Bande da hinten am Horizont.”

“Wie?”

“Na sehen Sie doch mal hin!”

Völlig ungerührt von dem Derringer der Rothaarigen Schönheit nahm Grainger sein Fernglas und blickte zu dem in ihrem Rücken gelegenen Horizont. Eine Posse aus einem halben Dutzend Reitern näherte sich von dort, war aber noch zu weit weg, um den Hufschlag schon hören zu können.

Das kommt gleich erst, wusste Grainger.

Er kannte sich aus.

Die Rothaarige war versucht, sich ebenfalls umzudrehen.

Aber sie traute sich nicht.

Sie musterte Grainger. In ihren Augen blitzte es.

“Das ist doch ein verdammter Trick.”

“Wenn Sie meinen...”

“Hören Sie...”

“Vielleicht sind diese Gunslinger da am Horizont ja tatsächlich Ihre Freunde und Sie haben nichts zu befürchten.”

Jetzt drehte sie sich doch um.

“Oh Gott!”, flüsterte sie, als die die herannahende Posse sah. jetzt konnte man auch langsam den dumpfen Hufschlag auf dem weichen, grasbewachsenen Grund hören.

“Scheint, als müssten Sie sich entscheiden, ob Sie den zwei Kugeln Ihres Derringer immer noch für mich reservieren wollen oder lieber für die Dreckskerle da!”

Die Entscheidung fiel ihr offenbar nicht schwer.

Sie ließ den Derringer in den Taschen ihrer viel zu weiten Männerhose verschwinden.

Grainger sah unterdessen der herannahenden Bande ruhig entgegen.

Sein Pferd schnaubte etwas.

Grainger strich ihm beruhigend über den Hals.

“Kein Grund zur Aufregung, mein Guter”, flüsterte er dem Tier zu.

Grainger hatte sich angewöhnt, mit den Pferden zu reden, die er ritt. Zumindest, wenn er lange und allein unterwegs war. Und genau das war in letzter Zeit der Fall gewesen.


Grainger der Harte: Zwei Western: Grainger - die harte Western-Serie

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