Читать книгу ACAN - Die Weltraumstadt - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 7

4. AUFREGUNG IN LUTONIA

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„Wie konnte das passieren?“, Luun Thorkild aufgeregt. Er wandte sich an den Mann, der vor ihm stand.

Oberst Zamy N’Gourti blickte zu Boden. Er hatte die Flucht der Gefangenen zu verantworten.

„Sie wollten doch nach Acan. Dazu brauchen sie ein Raumfahrzeug. Sie müssen also zum Raumhafen“, erklärte Jason Vorcher. Luun Thorkilds Wut legte sich etwas und er war wieder fähig einigermaßen sachlich zu denken. Er wandte sich an Zamy N’Gourti.

„Lassen Sie den Raumhafen absperren, Oberst.“

Jason Vorcher schüttelte den Kopf.

„Nein, nicht so. das würde gleich verdächtig aussehen, und die Übeltäter würden uns nicht in die Falle laufen. Das müssen wir anders anfangen. Mit Geheimdienstspezialisten!“

„Weiß Ellery Woodman schon davon dass dieser Rhegan und seine Leute verschwunden sind? Und weiß er auch schon, dass Leutnant O’Shays Team ebenfalls verschwunden ist?“, fragte jetzt Thorkild.

„Woodman meldet sich aus unverständlichen Gründen nicht“, rief Leutnant Meso Gorgozanghe.

„Der wird mal wieder seine Launen haben“, meinte Vorcher.

„Er meldet sich!“, rief Gorgozanghe.

„Lassen Sie mich an den Apparat, Meso“, befahl Thorkild.

Er schritt zu der Apparatur und nahm dem Funker den Platz weg. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht Woodmans.

„Was machen Sie für Geschichten?“, fragte Thorkild.

„Ich bin überfallen worden.“

„Von wem?“

„Von zwei bewaffneten Männern. Sie fragten mich nach den Plänen und Zielen Acans aus.“

„Sie kommen sofort zum Regierungspalast, Woodman.“

Thorkild legte den Hebel um und der Apparat verstummte.

„Da haben wir es. Rhegan steht also auch hier dahinter. Er scheint sein Ziel mit einer großen Sorgfalt zu verfolgen.“

„Das kann man wohl sagen“, meinte Meso Gorgozanghe. Wenig später traf Woodman bei Thorkild und Vorcher ein.

„Was ist passiert?“

„Was ist passiert? Wären Sie dauernd auf Ihrem Posten, dann würden Sie jetzt nicht so dämlich fragen.“

Thorkild erklärte Woodman dann kurz, was passiert war.

„Und sie werden den Raumhafen durch ihre Spezialeinheiten überwachen lassen. Einer der Ausbrecher ist ein Katzer. Er ist leicht zu erkennen, aber nur schwer zu überwältigen. Auf ihn müssen ihre Leute ihr besonderes Augenmerk richten. Man darf ihn niemals aus den Augen lassen. Er ist gefährlicher als man denkt.“

Woodman nickte nur. Ihm saß der Schock von Carts und Hans Überfall noch tief in den Knochen. Zum ersten Mal hatte Thorkild den sonst nicht so leicht aus der Fassung zu bringenden Woodman verdattert gesehen. Das süße Leben in den Hotels von Lutonia City tat ihm wohl nicht gut. Irgendwie fiel Thorkild bei Woodman eine Veränderung auf. Er wusste nicht, was anders geworden war, aber er wusste, dass Woodman sehr viel von seinem Format verloren hatte.

Inzwischen hatten Cart Rhegan und Han Suurbier wieder das Dickicht am alten Müllplatz erreicht.

„Da seid ihr ja wieder“, wurden sie von Gryk begrüßt.

„Wir müssen jetzt zum Raumhafen“, sagte Cart Rhegan.

„Warum?“, fragte Walik Dark.

„Weil Acan bald aufbrechen wird. Wir müssen zum Raumhafen.“

Gryk deutete auf Temistokles O’Shay und seine Leute.

„Nehmen wir die mit?“, fragte der Katzer.

Cart zuckte mit den Schultern und blickte Han fragend an.

„Was sollen wir mit ihnen machen, Han?“

Jetzt trat Ren Borker vor.

„Ich möchte mit Ihnen nach Acan, Sir“, rief er.

Han und Cart wechselten einen verwunderten Blick.

War das eine ernst gemeinte Sache? Oder war Ren nur ein Agent gegen sie?

Auch John Cabot trat jetzt vor und stellte sich neben Ren Borker in Pose.

„Ich schließe mich Rens Wunsch an“, sagte er.

„Woher wissen wir, dass Sie es ehrlich meinen?“, fragte Gryk.

Ren schaute den Katzer an.

„Wir meinen es ehrlich. Wir wollen das Geheimnis um Acan lüften. Wenn ihr uns nicht mitnehmt, dann werden wir in einigen Wochen selber aufbrechen.“

Gryk wandte sich nun an Temistokles O’Shay, der unfreundlich im Gras saß.

„Und Sie? Sind Sie auch plötzlich für uns?“, fragte der Katzer giftig.

„Ich kann Borkers und Cabots Entschluss nicht verstehen. Ich nenne so etwas Meuterei. Aber sie müssen selber wissen, was sie tun. ich kann sie nicht hindern.“

Cart wandte sich an Borker und Cabot.

„Okay, ihr könnt mitkommen. Aber ich warne euch. Wenn ihr krumme Dinger dreht …“

„Sie können sich auf uns verlassen, Cart“, sagte Ren schnell.

Cart hatte sie zwar aufgenommen, aber Waffen gab er den beiden nicht. Das Risiko war einfach zu groß. Er würde sehen, wieviel Schwierigkeiten er mit ihnen hatte.

Die Männer hatten Temistokles O’Shay auf freien Fuß gesetzt. Sie wussten, dass er sie verraten würde, aber Cart rechnete damit, dass die Regierung schon alles wusste. Woodman musste man inzwischen auch gefunden haben, aber der interessierte Cart im Augenblick am wenigsten. Sie liehen sich einen Mietgleiter aus und flogen mit ihm nach Port Lutonia, dem größten Raumhafen auf Luton, in dem auch die CORNWAY gelandet war. Nach Möglichkeit wollte Cart auch mit der alten CORNWAY fliehen. Er wusste jedoch nicht, ob dies möglich war. Er hoffte es jedenfalls.

Sie hatten den Raumhafen erreicht. Hier kannten sich Cart und seine Freunde aus. Cart lenkte den Gleiter einmal über den Hafen hinweg, um einen Überblick zu bekommen. Er sah, dass die CORNWAY noch immer am selben Platz stand. Sie schien unangetastet zu sein. Cart drehte wieder ab und parkte den Gleiter auf dem großen Parkplatz vor dem Raumhafen. Cart und seine Freunde stiegen aus.

Beim Raumhafen war immer viel Betrieb. So auch heute. Sie gingen durch das Portal und kamen durch die riesigen Schalterhallen. Hier konnte man Karten zu einem Raumflug bestellen. Cart sah auch die vielen Büros der Raumfahrtgesellschaften. So sah man die Schilder der LUTON SPACE SOCIETY oder der LAKOR SPACE NAVY. Auch die AULANISCHE GESELLSCHAFT FÜR RAUMFAHRT oder die RAUMFAHRTGESELLSCHAFT DER GEMEINSCHAFT DER FREIHANDELSPLANETEN (RGFP). Die Männer gingen weiter und gelangten nun an das freie Flugfeld.

Da drängten einige Männer zu ihnen vor. Sie hatten ein vermummtes Aussehen. Irgendwie machten diese Männer auf Cart einen schlechten Eindruck. Sein Instinkt warnte ihn, aber sein Verstand sagte ihm, dass diese Warnung eigentlich unbegründet war. Er konnte nicht anders: Er empfand ein leichtes Grauen vor den Gestalten, die auf Cart und die anderen zugingen.

Der Anführer wandte einen misstrauischen Blick zu Gryk, dem Katzer.

„Wer ist das?“, fragte der Mann.

„Gehen Sie uns aus dem Weg, Mister“, war Shelbar Gryks Antwort.

Der Mann holte einen Ausweis hervor.

„Ich bin Oberst Tindouf Abbes, Oberst der Lutonischen Abwehr. Sie sind verhaftet, Mister.“

Cart und die anderen sahen sich betroffen an. Nur Shelbar Gryk zögerte keinen Augenblick.

Der Katzer riss einen Handstrahler unter seiner Jacke hervor und feuerte einen Paralysestrahl auf Tindouf Abbes, der daraufhin bewusstlos zusammenbrach. Drei weitere Agenten, die gerade ihre Waffe ziehen wollten, wurden von dem Katzer ebenfalls niedergestreckt. Jetzt besannen sich auch Cart, Han und Walik. Auch sie zogen ihre Waffen und schossen. Walik gab nun auch Ren Borker und John Cabot Waffen. Und tatsächlich kämpften sie auf der Seite Cart Rhegans. Die wenigen Agenten waen bald paralysiert, und so stürmten Cart und seine Leute weiter auf das freie Flugfeld. Sie mussten die CORNWAY erreichen.

Tindouf Abbes war von dem Katzer nur leicht getroffen worden, und so wachte er schon nach wenigen Minuten wieder auf. Er konnte von Glück sagen, dass der Katzer nur mit Paralysestrahlen geschossen hatte. Aber daran dachte der Oberst im Augenblick nicht.

Er raffte sich auf und rannte in Sicherheit. In aller Eile waren Truppen herangefahren worden. Abbes sah die vielen Kampfgleiter und Flugpanzer. Hinter einer Barrikade fand er Schutz.

Neben ihm stand ein Leutnant, der unaufhörlich Schüsse aus seinem Energiegewehr abgab.

Als Adrar Edikel, so hieß der Leutnant, sich zu dem Oberst umdrehte, sagte dieser: „Lassen Sie den Unsinn, Edikel! Wir müssen anders an sie herankommen.“

Edikel zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er war verwirrt.

„Geben Sie mir Ihr Funkgerät, Edikel“, befahl Tindouf Abbes. Adrar Edikel gehorchte. Abbes schaltete das Gerät ein und sprach.

„Hier Abbes an Oberkommando. Wir brauchen dringend Verstärkung.“

Er gab Edikel das Gerät zurück.

Es dauerte nur Minuten, da hörte Tindouf Abbes Schritte. Er drehte sich um und sah, wie Luun Thorkild und Zamy N’Gourti mit einem Trupp Soldaten angelaufen kamen.

Die schwerbewaffneten Raumsoldaten stürmten weiter auf das freie Flugfeld, während Thorkild und N’Gourti bei Tindouf Abbes stehenblieben.

„Ich sehe schon, Abbes: wieder mal versagt“, rief ihm Thorkild entgegen.

„Da konnte ich wirklich nichts dafür, Sir!“, wimmerte Abbes.

„Wir werden sehen“, sagte Luun Thorkild kühl.

Ein Piepton, der offenbar von Thorkilds Funkgerät ausging, veranlasste den Administrator dazu nach diesem zu greifen. Er schaltete es ein und hörte die Stimme von Jason Vorcher, der zurzeit im Tower des Hafens zu finden war.

„Die CORNWAY ist ohne Erlaubnis gestartet!“, rief Vorcher. Thorkild wurde bleich.

„Sie können die Truppen abziehen lassen, Mr. Abbes“, sagte er leise und schaltete das Funkgerät aus. Er wusste, dass Acan in diesem Augenblick aufbrach. Vielleicht würde Acan nie wieder nach Luton zurückkehren. Er kannte nicht das Ziel, das Arc Wegu, der Lord von Acan, im Auge hatte. Er kannte Wegus Pläne nicht. Aber eines zweifelte keiner an: Acan hatte Luton geholfen und mit seiner technischen Hilfe zum mächtigsten Planeten im bekannten Universum gemacht. Schon jetzt wurde die GFP fast allein von Luton beherrscht. Und mit Luton wuchs auch Luun Thorkilds Macht.

Doch nun stand der mächtigste Mann des bekannten Universums als geschlagener Mann da. Vier Gefangene waren in den Weltraum entkommen. Dazu waren zwei seiner Soldaten zu diesem Rhegan übergegangen. Wenigstens hatte ihm das Temistokles O’Shay gesagt, und es sprach alles für die Richtigkeit dessen, was der Leutnant berichtet hatte. Matt und müde ging Thorkild von dannen. Er beachtete weder Tindouf Abbes noch Zamy N’Gourti noch sonst jemanden. Er wollte allein sein.

ACAN - Die Weltraumstadt

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