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ОглавлениеIII. REISE AUF DEM NIL
VON KAIRO BIS ZUR EINBRUCHSTATION DER WÜSTENSTEPPE BAHIUDA
Am Nachmittag des 28. September bestiegen wir mit den geistlichen Herren und ihrer Begleitung eine große, bequeme Nilbarke, welche, bereits mit unserem Gepäck beladen, im Hafen Bulakhs lag. Zur Zeit der Abreise aller Araber, zum Aassr, oder zwei Stunden vor Sonnenniedergang flog sie vor einem frischen Nordwind dem Strom entgegen.
Mit krachenden Salven nehmen wir von Kairo Abschied. Unsere Gefühle sind wehmütig gestimmt; es ist uns, als ob wir, von aller Zivilisation uns losreißend, jetzt vom Vaterland für immer getrennt würden. Aber die Begierde, fremde Länder zu sehen, ist noch mächtiger; wir bemerken mit Vergnügen, wie eins der Häuser Bulakhs nach dem andern verschwindet. Balsamischer Duft weht von der Insel Roda zu uns herüber, die noch vor Kurzem in der Sonne glühenden Minaretts der Zitadelle hüllen sich in das Dunkel der Nacht, wir passieren Alt-Kairo, die Stadt der Kalifen entschwindet dem Auge. Mit der Nacht erschlafft der Wind, nur leise strömt er noch in die geöffneten Segel, leise plätschern die Wellen am Bug des Schiffes, melodisch hallt des heiligen Stromes Sprache in unserem Innern wider.
Man kann sich wirklich keine angenehmere Reise denken als die in einer Nilbarke, wenn man in Gesellschaft und mit allem Nötigen wohlversehen ist. Bei längeren Nilreisen mietet man das Schiff mit seiner Mannschaft auf unbestimmte Frist; für eine monatlich zu zahlende Summe schwimmt man ganz nach Gutdünken und Belieben auf dem Weltstrom herum, ist vollkommen sein eigener Herr, kann seine Reise ausdehnen oder abkürzen, wie man will, und findet in allen Städten Ägyptens das Unentbehrlichste zur Nahrung und Notdurft des Leibes. Monatlich für tausend Piaster oder sechsundsechzig Taler unseres Geldes kann man schon eine recht hübsche Dahabïe mitsamt ihrer Bemannung mieten; doch gibt es auch sehr kostbar ausgestattete, allen Bequemlichkeiten entsprechende Barken für luxuriösere Reisende. Jedenfalls ist die Dahabïe den Dampfschiffen vorzuziehen, welche jetzt, mit Reisenden beladen, in wenig Tagen das Pharaonenland durcheilen, kaum Zeit lassend, seine Wunderwerke zu besichtigen*. Bei schnell zurückgelegten Reisen vermischen sich die empfangenen Eindrücke; an eine auf der Dahabïe zurückgelegte Nilreise wird gewiss jeder mit Vergnügen zurückdenken und von ihr eine dauernde Erinnerung mitnehmen.
Die Einrichtung der Segelbarken des Nils ist immer dieselbe. Mehr als die Hälfte ihrer ganzen Länge hat man für die Kajüte in Anspruch genommen, der übrig bleibende, über den Fußboden der Kajüten um einige Fuß erhöhte Teil beherbergt die Matrosen und das Reisegepäck. Bis zum Mittelmast ist das Deck noch zur Benutzung der Reisenden bestimmt; es wird bis dahin mit einem Sonnendach überdeckt, unter welchem man sich aufhält, um die frische Luft und die Aussicht zu genießen. Am Vordermast steht die Küche: ein durch einen Bretterkasten vor dem Wind geschützter Kochherd oder eine Kochmaschine; zwischen Vorder- und Mittelmast befinden sich die Ruderbänke. Am Bug des Schiffes ist der Sitz des das Fahrwasser prüfenden Reïs, auf dem Dach der Kajüte steht der durch den Reïs befehligte »Mustahmel« oder Steuermann, zwischen Vorder- und Mittelmast sitzen die die Segel wartenden Matrosen. Die Masten sind verhältnismäßig kurz, haben aber ungemein lange Rahen, an denen dreieckige (so genannte lateinische) Segel befestigt sind. Diese müssen nach der Richtung des Windes und der Fahrt oft gewendet werden, wobei auch die Segelstange jedesmal auf die andere Seite des Mastes gedreht wird. Bei niederem Nilstand und starkem Wind hält ein Matrose das Seil, mit welchem das Segel angespannt wird, um dieses sogleich freilassen zu können, wenn das Schiff, wie sehr häufig geschieht, auf den Grund gefahren ist. Dann entkleiden sich alle Matrosen mit großer Geschwindigkeit, springen ins Wasser und schieben die Barke mit manchem Seufzer und unnachahmlichem, taktmäßigem Gestöhn wieder in besseres Fahrwasser. Gewöhnlich hat die Dahabïe zwei große und ein kleines Segel (»Trikehta« genannt), welches auf einem durch verlängerte Planken am Stern des Schiffes gebildeten Anhängsel steht; zuweilen sieht man auch nur ein großes Vordersegel, »Khumasch«, und die Trikehta. Kleine, sehr lange, stark bemannte Barken mit großen Segeln und einer kleinen Kajüte heißen »Sandal«; sie sind Schnellsegler. Die Kajüte der Dahabïen ist in drei bis vier Zimmerchen eingeteilt, von denen eins das Empfangs-, das zweite das Wohnzimmer, das dritte ein Reinigungskabinett und das vierte endlich das Schlafzimmer oder den »Harem« darstellt. In dem letzten Raum beherbergen die Orientalen ihre weibliche Reisegesellschaft. Auf den großen Gesellschaftsdahabïen enthalten die Kajüten wohl auch Tische, Stühle, Schränke, Truhen und dergleichen häusliche Gerätschaften und werden dann nur umso wohnlicher.
Nächst den unserem europäischen Geschmack zusagenden Proviantvorräten, welche man bei Nilreisen von Kairo mitnimmt, darf man die Wasserkühlgefäße nicht vergessen. Seit undenklichen Zeiten versteht man in Ägypten Tonkrüge zu fertigen, welche durch ihre sehr feinen Poren immer eine geringe Menge der in ihnen enthaltenen Flüssigkeit durchschwitzen lassen. Diese überzieht dann den Krug von außen mit einer sehr feinen, beständig verdunstenden und dadurch das Gefäß und seinen Inhalt kühlenden Schicht. Von diesen Gefäßen unterscheidet man zunächst zwei Sorten: den »Sihr« und die »Khula.« Ersterer dient dazu, eine große Menge des frischgeschöpften Nilwassers zu läutern und zu kühlen, die letztere, um das schon gereinigte Wasser möglichst abzufrischen.
Der Sihr ist ein großer, ungefähr zwei Eimer haltender, zuckerhutähnlicher Topf, welcher mit seiner nach unten gerichteten Spitze aufgestellt und dann mit Wasser gefüllt wird. Seine Masse hat gröbere Poren, welche, zwar immer noch fein genug, um das durch sie ausfließende Wasser zu läutern, doch einer größeren Menge den Durchgang gewähren. Das durchgesickerte Wasser wird in einer glasierten Schüssel aufgefangen und nun erst in die kleinen, zierlichen und sehr verschieden gestalteten Khulal* gebracht, in denen man das Trinkwasser bis zu einer Frische von + 8° Reaumur, abkühlen kann. Beide Gefäßarten sind so billig, dass sie sich selbst der ärmste Fellach anzuschaffen vermag.
Aus diesen Anstalten zum Reinigen und Kühlen des Nilwassers geht schon hervor, dass es so ohne Weiteres keineswegs ›das beste Wasser der Welt‹ genannt werden kann, wie viele Reisende es getan haben. Ich selbst werde im Verlauf dieser Blätter vielleicht auch mit Entzücken von demselben sprechen und fühle mich deshalb um so mehr zu dem offenen Bekenntnis, dass die Ansichten über die Güte des Nilwassers nur relativ sind, verpflichtet. Wenn der Strom seine größte Höhe erreicht hat, führt sein Wasser so viele erdige Teile mit sich, dass es davon hellbraun gefärbt wird; bei langem, ruhigem Stehen oder inniger Vermischung mit schnell klärendem Alaun, bitteren Mandeln, Buffbohnen und dergleichen sinken diese eben die Fruchtbarkeit Ägyptens bedingenden Schlammteile zu Boden und bilden eine das Zwölftel des Inhalts eines Gefäßes betragende, dichte Schicht. Ungeklärt genossen, hat es stets Durchfall und einen Ausschlag, welchen die Araber geradezu Nilausschlag nennen, zur Folge. Es ist also nicht wohl denkbar, dass ein so beschaffenes Wasser das beste Trinkwasser sein kann.
Aber die das köstliche Nilwasser preisenden Reisenden haben ganz Recht, wenn sie sagen: Es gibt in Ägypten kein besseres Wasser als das des Nils. Ich bin fest überzeugt, dass das Wasser unserer Elbe ebenso gut ist als das des Nils; allein zwischen beiden Gewässern findet der Unterschied statt, dass wir in Deutschland silberreines Quellwasser und in Ägypten nur stinkendes, ekelerregendes Lachen- oder Zisternenwasser zur Vergleichung haben. Und dabei ist ägyptischer Durst ein anderer als deutscher, wenigstens deutscher Wasserdurst. Durst ist der beste Mundschenk; man ist in heißen Ländern froh, wenn man den oft zur Qual werdenden Durst löschen kann; geistige Getränke können das Wasser nie entbehrlich machen: ihr Genussvermehrt nur die Begierde darnach. Und deshalb ist das Nilwasser das beste Wasser der Welt.
Unsere Reise durch Oberägypten gewann mit jedem Tag an Interesse. Weite, fruchtbare, jetzt im Frühlingsgrün stehende Saatfelder, fruchtbeschwerte, in großen Wäldern vereinigte Dattelpalmen, Dörfer und Städte, öde liegende, vom Riedgras in Besitz genommene Strecken guten Ackerlandes, den beiden Wüsten des Landes angehörende Sandebenen, kahle Gebirge, mit jäh abstürzenden Felspartien oder geröllbedeckten Bergeshängen, Trümmer von altägyptischen Tempeln und Ruinen verfallener Wohnsitze wechseln hier in bunter Reihe miteinander ab. Der Vergnügungsreisende hat Zeit genug, alles Merkwürdige zu besichtigen; wir, von der Mission abhängend, konnten nur die Morgenstunden den Besuchen des festen Landes, mit denen wir zugleich die Jagd verbanden, widmen.
Der Wind war uns während der ganzen Reise konstant günstig. Schon seit mehr als einem Monat wehten die regelmäßigen Nordwinde. Jene unter dem Namen »Passatwinde« bekannten Luftströmungen herrschen auch in Ägypten. Die für die Schiffahrt auf dem Nil äußerst nützlichen Nordwinde beginnen hier gewöhnlich erst in der Mitte des Oktobers und währen bis Ende März oder Anfang April; in diesem Jahr waren sie aber schon früher eingetreten. Andere Luftströmungen halten selten über einen Tag lang an. Am Morgen erhebt sich der Wind gegen neun Uhr und weht nun unausgesetzt bis gegen Sonnenuntergang; dann tritt Windstille ein. Oft kehrt aber schon nach wenigen Stunden der Wind zurück und bläst bis zur Kühle des heraufdämmernden Morgens mit wechselnder Stärke. Zuweilen wird der Nordwind so heftig, dass die zu Tal gehenden Schiffe, trotzdem dass man sie entmastet hat und mit Rudern fortbewegt, nicht von der Stelle kommen. In den Monaten April, Mai, Juni und Juli wechseln die Winde nach allen Richtungen der Windrose miteinander ab; häufig tritt dann auch der die Bäume entblätternde Chamsin auf, welchen die Araber für sehr ungesund halten. Dann stockt die Schiffahrt. Reiner West- oder Ostwind dagegen hindert sie nicht; die Schiffe können, bei der südlich-nördlichen Richtung des Nils, mit ihren lateinischen Segeln dann bequem zu Berg und zu Tal fahren.
Am zweiten Oktober legten wir im Hafen Minnies, einem kleinen Städtchen in Oberägypten, an. Ein türkischer, sehr reich gekleideter Offizier kam zu uns an Bord und gab sich als ein schon mehrere Jahre in ägyptischen Diensten stehender Franzose zu erkennen. Wir erfuhren bald, dass er mit seiner türkischen Tracht auch türkische Gebräuche angenommen hatte; kurz nach seinem Weggang brachte uns ein Diener von ihm einen fetten Hammel und einen großen Korb voll Brot, als Beweis der »Akrahme«* seines Herrn.
Ruinen des Tempels Setis I. bei Dulgo
Um Mittag segeln wir weiter. Wir fahren an unzähligen, hoch oben in die Felsen des rechten Ufers eingehauenen Katakomben vorüber, haben aber keine Zeit, sie zu besichtigen, weil man den vortrefflichen Segelwind benutzen will.
In den Dörfern, welche wir bisher besuchten, fanden wir fast nur Greise, Frauen und Kinder: die Männer und Jünglinge braucht oder beansprucht der Vizekönig für sein Heer, seine Bauten, seine Fabriken, Schiffe etc. oder für seine Handelsunternehmungen. Die Konskriptionen des Paschas sollen am Nachteiligsten auf die Vermehrung der Bevölkerung einwirken; wenigstens ist die Furcht vor ihnen so groß, dass achtzig Prozent der arabischen Mütter ihren Säuglingen den Zeigefinger der rechten Hand zu verstümmeln pflegen, um sie zum Militärdienst untauglich zu machen. Zwar hat der strenge Befehl der Regierung, gerade die so geschändeten Jünglinge zu Soldaten zu nehmen, diese grauenhafte Sitte beeinträchtigt, aber ihr noch keineswegs Einhalt getan. Es ist nicht zu verkennen, dass sich die Einwohnerzahl Ägyptens zusehends verringert. Die Regierungsweise des Paschas hat der Quelle des Wohlstandes Ägyptens, dem Ackerbau, Tausende von arbeitsamen Händen entzogen.
Am 12. Oktober legten wir in der Nähe der Ruinen des hunderttorigen Theben, bei dem Dorf Luksor, an. Elende Fellachenhütten stehen in und auf einem Tempelportal; das Dorf selbst verbirgt dem Auge viele Denkmäler. Es ist nicht meine Absicht, die in mehr als hundert Werken bereits gegebene Beschreibung der Ruinen von Luksor und Karnak, Kurnu und Medinet Habu hier zu wiederholen; ich werfe nur flüchtige Blicke auf sie und teile das mit, was ich bei Besichtigung derselben empfand.
Alle ägyptischen Monumente sind großartig, aber steif und tot; die griechischen Tempel und anderen Denkmäler der Baukunst und Bildhauerei erwärmen und begeistern mit ihren lebensvollen Formen das Herz des Beschauers; wer dies gesehen, den lassen jene kalt. Nach meiner individuellen Ansicht gibt es nur drei wirklich erhabene Denkmäler altägyptischer Baukunst: die Pyramiden, die Königsgräber und die Felsentempel von Abu-Simbel. An allen übrigen Monumenten Ägyptens sind die zum Bau verwendeten riesigen Werkstücke, die mit unübertroffener Schärfe und Genauigkeit, aber ohne allen Begriff von Perspektive eingemeißelten Hieroglyphenreihen vom höchsten Interesse, die großartigen Anlagen der Werke sind Staunen erregend; aber nur das Kolossale, nicht die Formen sind bewundernswert.
So ist es mit den Königsgräbern. Sie liegen wie die meisten Tempel der alten Ägypter am linken Nilufer, in der Wüste.
Man zieht auf einer breiten Straße, welche noch deutlich die Spuren einer künstlich angelegten zeigt, in die Berge hinein. Immer öder und trauriger, tot und still wird der Weg, man reitet sichtbar in das Reich der Toten. In weitem Bogen umzieht die Straße die hier sich hoch erhebenden Gebirge; erst nachdem man eine starke Meile zurückgelegt hat, gelangt man zum Eingang des jetzt mit No. 1 bezeichneten Königsgrabes. Die übrigen, wohl einige und zwanzig an der Zahl, liegen in der Nähe in einem von hohen, steilen Bergeshängen gleichwie von Wänden umschlossenen Tal.
Ein tiefer Sinn liegt in der Wahl dieses Friedhofes. Hier lebt kein Wesen, hier sieht man kein Geschöpf, keinen Vogel, bis hierher verirrt sich kein Tier. In diesen Gründen waltet heilige Ruhe und soll hier walten; denn hier ruhen die Könige des merkwürdigsten Volkes der Erde. Die Weisheit seiner Priester bettete die aus dem wogenden Gewühl eines rauschenden Lebens Abgeschiedenen an einen erhabenen Ort heiliger, ewiger Stille. Berge bedeckten die Räume, in denen die Sarkophage mächtiger Herrscher standen, Steingeröll verbarg die Grabespforten, und dennoch wagte es die frevelnde Hand späterer Geschlechter, jene vermauerten Eingänge zu eröffnen, die Särge aufzubrechen, den heiligen Friedhof zu entweihen.
Die Anlage der Gräber ist mit wenigen Modifikationen immer dieselbe. Mehrere Säle liegen hintereinander, in dem letzten von ihnen steht der Sarkophag. Da, wo der Felsen, in dem man das Grab eingehauen hat, glatt war, wurden die Hieroglyphenbilder in den Kalkstein, da, wo er zersplittert war, in einen Mörtelüberzug eingeschnitten. Die Bilder sind die Lebensbeschreibung des in dem Grabe Ruhenden: man sieht den König in seinen Schlachten, auf seinem Thron, in seinem Gebet, in seinen häuslichen Verhältnissen, in seinen Vergnügungen dargestellt. Einzelne Wände zeigen durch die Ägypter unterjochte Völkerschaften in der Sklaverei; man kann den krausköpfigen Äthiopier ohne Mühe von dem feingegliederten Inder, den Juden von dem Perser unterscheiden. Auf den getünchten Wänden prangen die Bilder vergangener Jahrtausende noch heute in unvergänglicher Farbenfrische, als ob der Künstler gestern zum letzten Mal seine Hand ans Werk gelegt hätte. Einige Figuren sind mit Rötel vorgezeichnet, aber noch nicht in den Kalkmörtel eingegraben – der König starb und sollte in seinem Mausoleum beigesetzt werden -: da verstummte der Hammerschlag des Bildhauers in den hohen Räumen, die Schar der Arbeiter zog dem Licht zu und der Chor der Priester brachte die Mumie zur Ruhe in der dunklen Gruft.
Erhaben ist die Wahl des stillen Tales, erhabener noch die Anlage dieser Gräber. Sie weiter zu beschreiben vermag ich nicht; hierzu gehören mehr Monate als ich sie zu besichtigen Stunden übrig hatte. Champollion1 hat diese Arbeit ausgeführt; Lepsius2 soll, wie viele Inschriften in allen europäischen Sprachen beweisen wollen, mehr vernichtet als wissenschaftlich geforscht haben. Auch viele Säulen der Tempel Karnaks und Luksors weisen Stellen auf, an denen die Hieroglyphenbilder ausgemeißelt wurden. Ein Fellach, welcher des letzteren Altertumsforschers Diener gewesen zu sein vorgab, erzählte, dass dieser erst Ausgrabungen gemacht und gezeichnet, dann aber das Abgezeichnete vernichtet und, um eine neue Schande alt erscheinen zu lassen, mit Kot beworfen habe. Es gehört wirklich die ganze Leichtgläubigkeit gewöhnlicher Touristen dazu, ähnlichen ungereimten Erzählungen Glauben zu schenken. Dass unser ausgezeichneter Landsmann zu seinen Arbeiten Meißel und Hammer brauchte, ist erklärlich; spätere Reisende wünschten von unwissenden Fellachen von der Wissenschaft bisher noch nicht aufgedeckte Namen der Verwüster jener Monumente zu wissen und Lepsius wurde genannt. Obgleich nun diese und andere Verleumdungen den gelehrten Mann gar nicht treffen können, ist es für den Deutschen doch unangenehm, gerade einen Namen hören zu müssen, den man als den eines Heros der Wissenschaft zu verehren gewohnt ist.
Nach kurzer Besichtigung der Altertümer bei Luksor und Karnak schickten wir uns zur Weiterreise an. Da erschienen, in leichte Gewänder gehüllt, drei jener öffentlichen Tänzerinnen »Rhauasïe« – von den Reisenden oft »Almeh«* genannt – und begannen beim Klang ihrer Kastagnetten, eines Tamburins und einer zweisaitigen Violine, die ein alter blinder Kerl bearbeitete, ihre sinnlichen maurischen Tänze aufzuführen. Wir weltliches Personal hätten gern den reizenden Tänzerinnen zugeschaut; die geistlichen Herren aber, vielleicht mit Ausnahme des Bischofs, fürchteten die Versuchung und jagten sie unbarmherzig fort.
Es wurde uns erzählt, dass die Rhauasïaht* hier in der Verbannung leben. Sie übten ihre Künste früher in der Khahira und in Alexandrien aus, trieben es aber dem alten Mohammed-Ali zuletzt doch zu bunt. Plötzlich erzürnt, unterbrach er ihr fröhliches Leben durch den strengen Befehl, nach Oberägypten auszuwandern, und ließ die Säumigen durch Soldaten nach mehreren Städtchen transportieren. Hier führen sie ein höchst unregelmäßiges Leben und werden dem Reisenden durch ihre Zudringlichkeit oft lästig. Man findet unter ihnen sehr schöne Mädchen; gewöhnlich aber sind sie durch Ausschweifungen aller Art, hauptsächlich auch durch Trunksucht, so herabgekommen, dass sie Ekel und Mitleid erregen. Die mit ihnen aufgeführten Orgien und Bacchanalien nennen die Türken »Fanthasïe«**; auf ihre Tänze werde ich zurückkommen.
Wenn die Rhauasïe jung, hübsch und reich gekleidet ist und ihre leidenschaftlichen Tänze gut zu produzieren versteht, ist der Ausdruck Fanthasïe auch in seiner ursprünglichen Bedeutung gerechtfertigt. Ihr Erscheinen schon ist phantastisch. Aber leider verblühen ihre Reize bald, und wenn sie dann Männerherzen zu fesseln nicht mehr fähig ist, sinkt sie gar schnell in die Nacht der Vergessenheit. Nur die allerniedrigsten Kupplerdienste erwerben ihr, wenn sie alt wird, einen notdürftigen Geldgewinn, kaum hinreichend, ihr elendes Leben zu fristen. Dieses kontrastiert mit dem Glanz ihres früheren Auftretens so grell, dass wirklich eine mohammedanische Ergebung in das Walten des unabänderlichen Fatums dazugehört, um den Kontrast ertragen zu können.
Eine wegen ihrer Schönheit berühmte Tänzerin namens Safïe (Sophie) war die Geliebte des nachherigen Vizekönigs Abbas-Pascha.3 Sie soll zur Zeit ihrer Blüte so schön gewesen sein, dass Abbas, damals Gouverneur von Kairo, in seinem Harem keine ihr an Reizen ähnliche Frau besaß. Er besuchte heimlich oft die liebliche Tänzerin, überhäufte sie mit Geschenken, verlangte aber von einem öffentlichen Mädchen Treue, die er nie erwarten konnte. Einst fand er sie in den Armen eines schmucken Arabers. Seine Rache war seiner Roheit und Grausamkeit gleich. Er ließ das unglückliche Weib ergreifen und ihren Rücken mit Peitschenhieben zerfleischen. Monate vergingen, ehe ihre Wunden heilten; ihre Blüte war geknickt, ihre Schönheit vernichtet. Ich sah sie später in Esneh, wo sie ein ziemlich großes Haus bewohnte. Sie zeigte noch immer Spuren ihrer früheren Schönheit; doch war ihr kostbarer Anzug damals noch das Schönste an ihr. Eine unheilbare Lahmheit, die Folge der erlittenen qualvollen Strafe, blieb ihr für immer eine Erinnerung an die Liebe und Rachsucht eines Abbas.
Der Wind war uns unausgesetzt günstig. Schon am 13. Oktober erreichten wir das Städtchen Esneh, am 16. Oktober den »Berg der Kette« (Djebel el Selseli) – nach anderen »Berg des Erdbebens« (Djebel el Salßali) genannt –, einen engen Strompass: den letzten Damm, durch welchen sich der Nil Bahn brechen musste, ehe er in dem durch ihn hervorgerufenen Schlammland Ägypten seine Fluten still und ruhig dahinsenden konnte. Die Stelle ist merkwürdig, weil man am rechten Ufer großartige Steinbrüche, am gegenüberliegenden Katakomben und kleine Tempelportale der Alten bemerken kann.
Oberhalb des Djebel el Selseli treten die Gebirge wieder in weitem Bogen zurück und das Ackerland Ägyptens zeigt noch einmal seinen Reichtum. Am rechten Ufer liegt auf einem steilen, jetzt mit Sand überschütteten Felskegel Kom-Ombos, ein Doppeltempel der Pharaonen.
Wir fuhren mit der Schnelligkeit eines kleinen Dampfbootes den Strom hinauf. Auf mehreren Sandinseln bemerkten wir die ersten lebenden Krokodile, welche aber unsere Barke nicht einmal auf Büchsenschussweite an sich kommen ließen und langsam ins Wasser krochen. Vor einigen Tagen sahen wir bereits einen dieser Riesensaurier im Fluss schwimmen, aber, wie ich sogleich wahrnahm, leblos. Dennoch sandten die geistlichen Herren ein halbes Dutzend Kugeln nach der Panzerhaut des keinen Schuss mehr verlangenden Tieres ab. Man wunderte sich allgemein über die Ruhe des »schlafenden Ungeheuers« und ich im Stillen mich über Sonntagsjäger und Sonntagsjägerei.
Gegen Abend legten wir in Assuan, der Grenzstadt Ägyptens gegen Nubien hin, neben einer Sklavenbarke an. Schon von Weitem, lange bevor man die hinter Palmen versteckte Stadt gewahrt, sieht man das hoch auf den Bergen des linken Ufers gelegene Grabmal des Heiligen Muhsa, des Schutzpatrons des ersten Katarakts. Im Strom türmen sich schwarzglänzende Granit- und Syenitmassen zusammen und hemmen im Sommer die Schifffahrt. Dann erscheint die Insel Elephantine wie ein lieblicher Garten und mit ihr Assuan. Bei hohem Nilstand kann man zu Schiff direkt bis an die Stadt gelangen, bei niederem Wasser muss man, am rechten Ufer hinfahrend, die Insel umschiffen und mit großer Vorsicht sich zwischen den letzten Felsblöcken der Stromschnelle hindurchwinden. Dann findet man in höchst romantischer Lage zwischen Granitblöcken mit Hieroglyphenbildern ein stilles Ankerplätzchen, zu welchem nur das ferne Tosen des Katarakts dringt, dicht oberhalb der Stadt.
Assuan ist das alte Syene der Griechen. Früher war es wegen der berühmten Steinbrüche der Alten von größerer Ausdehnung und Bedeutung als jetzt, wie man aus Trümmern, welche den vierfachen Raum der heutigen erbärmlichen Stadt bedecken, leicht schließen kann. Die Steinbrüche, aus denen jene Kolosse, Obelisken und Säulen stammen, deren Massenhaftigkeit, Festigkeit und Schönheit man bei allen Tempelruinen Ägyptens zu bewundern Gelegenheit hat, liegen ganz in der Nähe der Stadt in der Wüste. Man sieht noch überall die Spuren der Sprengarbeiten der Alten: kleine, aber tiefe, in gerader Reihe in das Urgestein eingemeißelte Löcher, in denen man eingetriebene Holzkeile durch Übergießen mit Wasser so ausdehnte, dass sie Blöcke von mehreren tausend Zentnern Gewicht vom Felsen ablösten. Das Urgestein ist jene Quarz-, Glimmer- und Feldspat-Verbindung*, welcher man nach ihrem altbekannten Fundort Syene den Namen »Syenit« erteilt hat.
Weniger solide erbaute Festungswerke, Moscheen und Grabmäler aus einer viel späteren Periode, vielleicht noch aus der Zeit der Mamelukkenherrschaft herstammend, nehmen einen großen Raum der jetzigen Wüste ein. Sie liegen in Trümmern und vereinigen sich mit mehreren wilden Partien der Stromschnelle im Hintergrund zu sehr anziehenden Ansichten. Die große Ausdehnung dieser Trümmermassen deutet darauf hin, dass Assuan, der Stapelplatz des ersten Katarakts, früher eine ansehnliche Handelsstadt gewesen sein muss.
Das heutige Assuan verdient den Namen einer Stadt nicht mehr. Es hat nur wenige und schlechte Kaufhallen, in denen man oft weder Käufer noch Verkäufer sieht, und ist der Sitz einer ägyptischen Maut**, weil alle nach dem Sudan gehenden und von daher kommenden Waren hier versteuert werden müssen. Für die Sklaven, welche ja im Orient überall als Ware betrachtet werden, ist die Steuer sehr hoch***. Wahrscheinlich lagen wegen der Versteuerung ihrer Neger und Negerinnen während unseres Aufenthalts mehrere Sklavenhändler einige Tage hier. Man bot uns ein sehr niedliches Gallamädchen zum Preis von achtzehnhundert Piastern an; Negerknaben und Negermädchen waren viel billiger.
Einer dieser Sklavenhändler besuchte uns auf unserem Schiff und erzählte uns von den oberen Ländern des Weißen Flusses, den er bereist zu haben vorgab. Er zeigte uns Waffen und Gerätschaften der Neger, welche allerdings furchtbar und eigentümlich genug aussahen und von uns allen mit lebhaftem Interesse betrachtet wurden.
Alle von Ägypten nach Nubien gehenden Nilschiffe passieren den Katarakt von Assuan, obgleich er nicht gefährlich ist, nur wenn es dem Reïs des Schiffes vorher kontraktlich zur Pflicht gemacht worden ist. Unsere große Dahabïe wäre unter allen Umständen nicht dazu geeignet gewesen. Wir mussten deshalb unsere Effekten von Assuan aus mit Kamelen über die Stromschnelle bringen lassen. Don Ignatio hatte in der Nähe der Insel Philae einen Lagerplatz ausgewählt, in welchem wir bis zur Ankunft anderer Barken verweilen wollten. Am achtzehnten Oktober kamen gemietete Kameltreiber, beluden ihre stöhnenden Tiere mit dem Gepäck der Mission und zogen gegen Mittag dem Lagerplatz zu. Wir ritten nach dem Aassr auf Eseln nach und erreichten mit Sonnenuntergang das oberhalb der Stromschnelle gelegene Dörfchen Siahle.
Die Umgebung desselben ist wildromantisch. Die Gebirge treten in einem weiten Bogen zurück, der Nil braust über ihre Ausläufer hinweg. Schwarzglänzende Syenit- und Porphyrmassen, teils in ungeheuren Felsen vereinigt, teils wie von der Hand eines Riesen durcheinandergeworfen und zuammengeschichtet, teilen den Strom in Hunderte von kleinen, rauschenden Bächen, stauen ihn in den durch ihr Zurücktreten gebildeten Kessel auf und zwingen ihn, seine Fluten mit donnerndem Schwall über sie hinwegzustürzen. Nur schmale Kulturstreifen ziehen sich dicht an seinen Ufern dahin, die Gegend ist tot und öde, aber dennoch schön.
Inmitten dieses Felsenchaos liegt die palmenbestandene, grünende Insel Philae mit ihren Tempelruinen. Man glaubt ein Feenschloss vor sich zu sehen, wenn man sie zum ersten Mal erblickt. Ernste, gegen die dunklen Felsenmassen aber doch freundliche Tempel, in der tiefen Stille der Einsamkeit nur umtobt von den immer und immer von Neuem dahinrollenden Wasserstürzen, eingerahmt von balsamduftenden Mimosen und schlanken Palmen, stehen sie an einem zur Verehrung der alten Gottheit Ägyptens passenden Ort, wie es keinen zweiten, ähnlichen geben kann.
Die Tempelhallen sind in dem vollendetsten, reinsten ägyptischen Stil ausgeführt; jeder einzelne Teil des Bauwerks zeugt von einer mehr ideellen Anlage des Ganzen. Das Schwerfällige, Erdrückende anderer Monumente Ägyptens verschwindet, während ein freierer, kühnerer Schwung ganz unverkennbar ist. Leicht gehaltene Knäufe krönen die schlanken Säulen; jeder einzelne ist von den übrigen verschieden, nur die Lotosblume ist allen gemeinsam. Wie ich an einigen noch unvollendeten Kapitälen sah, wurde ihre feinere Bearbeitung erst nach Vollendung des ganzen Baues vorgenommen, woraus sich auch eher die Schärfe und Mannigfaltigkeit des dargestellten Blätterwerks erklären lässt.
Die bestimmte und sichere Nachricht, dass wir in Korosko nicht die nötige Anzahl von Kamelen zur Reise durch die große Nubische Wüste finden würden, bewog die Mission, ihre Reiseroute umzuändern. Man mietete zwei kleinere Schiffe bis Wadi-Halfa und beschloss, von dort aus entweder zu Kamel oder zu Schiff nach Dongola zu gehen, von wo aus man, ohne Aufenthalt befürchten zu müssen, durch die Wüstensteppe Bahiuda weiterreisen konnte. Am 21. Oktober bezogen wir mit dem Bischof Casolani, Padre Muhsa und Don Angelo das kleinere, aber bequemere der beiden Schiffe, die übrigen Mitglieder blieben auf der Transportbarke. Der Wind blieb uns günstig. Schon am 22. Oktober passierten wir mit Gewehrsalven den Wendekreis; zwei Tage später erreichten wir Korosko. Wir fanden hier eine meist aus Bergleuten bestehende Expedition des Vizekönigs, welche für die Goldbergwerke bei Khassahn bestimmt war und seit achtzehn Tagen auf Kamele, mit denen sie durch die Wüste reisen wollten, warteten. Die Leute gingen mit Zittern und Zagen nach dem in Kairo wegen seines Klimas sehr verrufenen Sudan.
Korosko ist ein elendes Dorf und enthält nur wenige Häuser: die erbärmlichen Wohnungen der die Briefpost zwischen Khartum und Kairo besorgenden Kamelreiter. Dennoch ist der Ort für den Verkehr Ägyptens mit dem Ostsudan als Einbruchsstation in die große Nubische Wüste von großer Wichtigkeit. Man legt den fünfunddreißig bis vierzig deutsche Meilen langen Wüstenweg nach Abu-Hammed4 im südlichen Nubien in sieben bis neun Tagen zurück und gelangt, am Nil fortziehend, in fünf weiteren Tagen nach Berber el Mucheïref. Im Inneren der Wüste stößt man nur einmal auf einen Brunnen, den Bihr murre, welcher, wie der arabische Beiname besagt, nur salziges Wasser enthält. Deshalb gehört die Reise zu den beschwerlichsten und zu den teuersten dieser Art*, auch ohne die Prellereien und Betrügereien der Kamelscheichs, denen der Reisende, wenn er nicht einen Firmahn** von der Regierung besitzt, sicher ausgesetzt ist.
Der Unterschied zwischen dem bis jetzt bereisten Teil Nubiens, dem Wadi-Kenuhs, und Ägypten ist auffallend und erstreckt sich nicht auf das feste Land allein, sondern auch auf die Menschen, ihre Sprache und ihre Sitten. Nackte Felsmassen engen den Strom auf beiden Seiten ein; seine Ufer sind viel zu hoch, als dass er sie überfluten könnte. Daher hört man hier das Gekreisch unzähliger Schöpfräder, welche die schmalen und wenig fruchtbaren Felder an den Ufern des Stromes bewässern, Tag und Nacht. Der arme Nubier konnte seinem Steinland nur wenig abgewinnen. Seine Dörfer sind armseliger, aber freundlicher und hübscher als die der Fellachen; er selbst ist ärmer, aber besser als der Ägypter.
Schon auf den ersten Blick unterscheiden sich die friedlichen Berbern von den Ägyptern. Die Männer haben eine mehr oder weniger dunkle Hautfarbe, sind schmächtiger, furchtsamer als die Fellachen und nicht so geeignet, jene enormen Körperanstrengungen, welche wir bei dem Ägypter beobachten können, zu ertragen; die Frauen sind klein, nicht besonders hübsch und gehen unverschleiert. Erstere bekleiden sich mit kurzen Beinkleidern und einem langen und breiten Umschlagtuch, »Ferdah« genannt, feiertags wohl auch mit einer blaugefärbten Baumwollkutte; Letztere tragen über einem Paar weiten Beinkleidern die in den mannigfaltigsten Faltenwürfen wie eine römische Tunika um sich geschlagene Ferdah und haben ihr kurzes struppiges und grobes Haar in Hunderte von kleinen Zöpfchen geflochten, gerade so, wie es, nach den Bildhauerarbeiten auf ägyptischen Denkmälern der Baukunst, vor mehreren tausend Jahren auch üblich war. Ihre bisweilen recht angenehmen Gesichtszüge kann man leider nur aus der Ferne betrachten, denn in der Nähe schwindet deren Reiz vor ganz anderen Eindrücken. Ein unerträglicher Gestank weht dem entgegen, der sich einer Nubierin nähert. Sie haben nämlich die Gewohnheit, sich ihre Haare mit Rizinusöl sehr stark einzusalben; dieses wird in der heißen Luft bald ranzig und verpestet die Atmosphäre bis auf dreißig Schritte Entfernung. Die Mädchen tragen schon hier den »Rahhad«, eine im Sudan allgemein gebräuchliche Lederschürze, als einziges Kleidungsstück, die Knaben gehen bis ins zwölfte Jahr fast ohne Ausnahme nackt.