Читать книгу Marx als Philosoph - Alfred Schmidt - Страница 12
Postskriptum
ОглавлениеSchmidt hat in seiner noch nicht publizierten Vorlesung über Marx seinen Lehrer Horkheimer mit dem Satz zitiert: »Es kommt darauf an, Marx nicht mit den Augen des ökonomischen Fachmannes zu sehen, sondern mit denen eines Menschen, der weiß, dass er in einer verkehrten Gesellschaft lebt und die richtige Gesellschaft will.«69
Alfred Schmidt hat dies beherzigt, ohne davon abzulassen, jenes innere Band zwischen Philosophie und Ökonomiekritik zu knüpfen, das Voraussetzung dafür ist, Marx als Philosophen zu begreifen. Das lebenspraktische Motiv seines Interesses an Marx hat der Forscher der Geschichte des philosophischen Materialismus nie verleugnet: durch eingreifendes Denken auf die Veränderung des Bestehenden in Richtung einer menschenwürdigeren Welt zu drängen.
Alfred Schmidt war ein begeisterter und begeisternder Philosoph im Sinne der Verbindung des Kantschen mit dem Marxschen »kategorischen Imperativ«70, aber auch ein Philosoph der »verständigen Resignation«71, der – mit Goethe, Feuerbach, Schopenhauer und Freud – darüber belehrte, dass »Materialismus Leben heißt und offene Sinne«.72 Er hat ein Vorbild gegeben für jene Haltung, die Marx selbst zum Maßstab machte, als er darauf hinwies, dass »Kritik« im Kampf mit den widrigen Verhältnissen »keine Leidenschaft des Kopfes« ist, sondern »der Kopf der Leidenschaft.«73
Alfred Schmidt bei einem Vortrag in der Aula der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Campus Bockenheim)
© Barbara Klemm (1972)