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Vorwort

Die Grundlagen der islamischen Kultur und Zivilisation stützen sich auf die Lehren, das Leben und die Gewohnheiten einer Persönlichkeit, die gegen Ende des sechsten Jahrhunderts das Licht der Welt erblickte. Die historischen Quellen der vergangenen 15 Jahrhunderte zeichnen ein Bild des Propheten, der als ruhiger und nachdenklicher Mann mit seinem Überwurf und der traditionellen Kopfbedeckung sich mal schnell, mal langsam durch das Zentrum Mekkas mit seinen engen steinernen Gassen bewegt - umgeben von der Landschaft des Ḥiǧāz, welche die traditionsverbundenen Menschen in ihren Stammesverbänden beheimatet. Ungeachtet der Menschenmenge und des Lärms bleibt er in seine Gedanken vertieft, ohne jemals die Antwort auf den Gruß der Menschen schuldig zu bleiben, gleich welchen Standes sie auch sind. Niemals versäumt er, der den Zenit des Lebens bereits überschritten hat, den Kindern seine liebevolle Aufmerksamkeit zu schenken. Trotz der schwierigen Lebensumstände bleibt er entschlossen und ehrenhaft seinen Entscheidungen treu. Sein fester Wille wird ebenso gelobt, wie das majestätische Bestreben, dem Menschen den Weg zum einzigen Schöpfer zu ebnen.1 Selbst seine Feinde geben ihm den Ehrentitel „der Treue und Zuverlässige“ (arab. al-Amīn).

Zu Beginn des siebten Jahrhunderts trat er durch die erleuchtenden Lichtstrahlen der Offenbarung erstmals mit der wahren Lehre des Monotheismus in Kontakt, die auf der eingehenden Kenntnis von Wort, Schrift und Feder beruht. Der Ruf nach sinnvoller Lebensart, das Verständnis für die Gleichheit aller Menschen als Geschöpfe Gottes wie auch die Ablehnung des auf Stammesabkunft beruhenden Stolzes zählten u.a. zu seiner weltbewegenden Botschaft, die er 23 Jahre lang verkündete. Zu seiner kulturschaffenden Schule gehörte ein sinnvoll gestaltetes, erfülltes Leben mit vielfältigen Aktivitäten. Die Grundlage bildeten der Sinn für Gerechtigkeit auf der Basis geistig-moralischer Regeln, die von tiefer Frömmigkeit geprägte, volle Hingabe an Gott, sowie die gütige, gegenseitige Hilfe und der liebevolle Umgang miteinander, die Ablehnung von Unterdrückung und Tyrannei, Respekt vor Leben, Ehre und Besitz, wie auch Selbstbeherrschung und die Gabe zu Verzeihen, das Einhalten von privaten und öffentlichen oder internationalen Verträgen, Bescheidenheit und Nachdenklichkeit, die Achtung der Wissenschaft mit ihren Gelehrten und Schülern, sowie die Ermutigung zum Erwerb von Wissen über religiöse Regeln. Auch die Naturwissenschaften, kosmische Gesetzmäßigkeiten und die schönen Künste sollten Beachtung finden, ebenso wie die Leben spendenden Eigenschaften der Natur und deren Bedeutung für die Lebewesen auf der Erde. Alle diese Eigenschaften vereinten sich gemeinsam mit bestimmten kulturellen und zivilisatorischen Werten in überwältigender Dimension und Ausprägung in seiner Person. Sowohl islamische als auch nicht-islamische Gelehrte sprechen vom Beginn einer Zivilisation, die in der Verkörperung des islamischen Propheten Muḥammad den Menschen als Rechtleitung gilt.

Die vorliegende, aus den Federn des bekannten Gelehrten Dr. Ali Akbar Velayati stammende, Einführung in die islamische Kultur beschreibt mit fundierten Berichten die Entstehung der islamischen Zivilisation mit ihren Höhen und Tiefen. Seine Darstellung überzeugt durch ihren logischen und nachvollziehbaren Aufbau und hat den Zweck, bei den Lesern und an Bildung interessierten Kreisen Neugierde, Selbstvertrauen und Wachsamkeit zu wecken.

Das Buch besteht aus einer Einführung, mit einem Überblick über den Inhalt, und elf Kapiteln. Im ersten Kapitel werden die Begriffe Kultur und Zivilisation im Allgemeinen definiert. Höhepunkte und Niedergang von Kulturen werden näher erläutert und Verbindungen zu Moral und Sittlichkeit hergestellt. Im zweiten Kapitel werden die Voraussetzungen für die Entstehung der islamischen Kultur und des islamischen Schrifttums dargelegt. Im dritten Kapitel geht es um die Blütezeit der islamischen Wissenschaften und die Rolle der Muslime bei der Einführung und Weiterentwicklung von Mathematik, Astronomie, Physik, Technik, Medizin, Chemie, Philosophie, Logik, Geografie, Philologie, Lektüre (Koranrezitation), Korankommentar (arab. tafsīr), Überlieferung (arba.-pers. ḥadīṯ), islamisches Recht, Theologie und Sufismus. Das vierte Kapitel ist den vielfältigen administrativen und gesellschaftlichen Organisationen gewidmet. Im fünften Kapitel wird die Stellung der islamischen Kunst beschrieben. Im sechsten Kapitel wird über den Einfluss der islamischen Kunst und Kultur auf die westliche Zivilisation in Bereichen der Malerei, Musik und Baukunst berichtet. Das siebte Kapitel beschäftigt sich mit der Stagnation der islamischen Kultur, dem Einmarsch der Kreuzritter und der Mongolen, dem Verlust von Andalusien und dem Despotismus, der Konsumsucht und Entfremdung von der wahren Lehre des Islams sowie den Gründen, die dafür verantwortlich sind. Im achten Kapitel werden die Anstrengungen zur Wiederbelebung der politischen Macht des Islams dargelegt. Dabei wird auf einige wesentliche innere und äußere Umstände der Entwicklung der islamischen Kunst und Kultur unter den Safawiden (reg. 1501-1722) hingewiesen. Im neunten Kapitel werden die Gründe für die neuzeitliche Stagnation der islamischen Zivilisation erläutert. An dieser Stelle geht es um die unterschiedlichen Formen des Kolonialismus, wie den alten Kolonialismus mit den Gründen für dessen Entstehung, den Kolonialismus in Asien und dem Mittleren Osten, den neuen Kolonialismus sowie die Rolle der internationalen Konzerne und Organisationen, wobei deren weltumspannende Bedeutung hervorgehoben wird. Das zehnte Kapitel beschäftigt sich schließlich mit der gegenwärtigen Wachsamkeit gegenüber dem Kolonialismus und der Ausbeutung in der islamischen Welt sowie deren Hintergründe und Dimensionen.

Das Amt für wissenschaftliche Erforschung an der Universität für islamische Erziehung und Kultus ist dem hochgeachteten Herrn Dr. Ali Akbar Velayati zu Dank verpflichtet und hofft, dass die vorliegende Untersuchung durch konstruktive und kritische Bemerkungen von Gelehrten, Dozenten und Studenten vervollständigt wird.

Vertretungsstelle der hochverehrten Führung an Universitäten

Amt für wissenschaftliche Forschung an der

Universität für islamische Erziehung und Kultus

Abteilung für islamische Geschichte und Kultur

1 Vgl. dazu auch Cahen 1968, Kennedy 2004; Krämer 2005. (DÜ)

Islamische Kultur und Zivilisation

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