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Besuch am Abend

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Noch am selben Tag bekam Opa Paul Besuch von Manus Mutter. Eva Braun war eine schlanke, gepflegte Frau um die Dreißig. Nur die ernsten Augen passten so gar nicht zu ihrer Erscheinung. „Wenn ich störe, sagen Sie es nur“, begann sie verlegen. „Nein, nein, Sie stören nicht! Aber bitte…setzen Sie sich doch“. Höflich bot Opa Paul seinem Besuch einen Platz an. Frau Braun fühlte sich etwas unbehaglich unter seinem prüfen-den Blick und setzte sich auf die äußerste Kante des Sessels. Nervös knetete sie ihre Finger: „Es ist…also es geht um Manu“, stieß sie hervor. „Bitte, sagen Sie ruhig was Sie auf dem Herzen haben“, forderte er sie freundlich auf. „Also, Manu hat mir so viel von Ihnen erzählt“, begann Eva erneut, „und ich wollte sehen…ich meine…wollte sehen wer oder

…“! Verlegen brach sie ab. „Ich verstehe, Sie möchten sich ein Bild von mir machen!“ Der alte Mann nahm beruhigend Evas Hand. „Ich verstehe Sie nur zu gut, in der heutigen Zeit – es passiert ja auch allzu viel!“ „Nicht wahr?“, nickte Eva erleichtert. „Ich mache mir Sorgen um meine Kinder, sie sind so viel alleine. Ich arbeite, wissen Sie?“ „Manu hat mir davon erzählt“. Der alte Mann erhob sich und ging hinüber zu seiner kleinen Hausbar. Er stellte eine Flasche und Gläser auf den Tisch und sah Eva fragend an: „Ein Likörchen trinken Sie doch mit mir?“ Ohne auf ihren Protest zu achten, stellte er ihr ein gefülltes Glas hin. „Den müssen Sie probieren – habe ihn selber angesetzt“. Er erhob sein Glas: „Trinken wir auf gute Nachbarschaft und auf ihre reizenden Kinder!“ Langsam taute Eva auf und fasste Vertrauen zu dem alten Mann. Nach und nach erfuhr er Evas Lebensgeschichte. Sie war stolz auf ihre Kinder, die sie stets unterstützten. Es war nicht immer leicht ohne Papa. „Es tut gut, einmal über alles reden zu können!“ Evas Wangen glühten und unsicher sah sie den alten Mann an. „Wenn ich Sie gelangweilt habe…?“ Ganz energisch schüttelte der alte Mann den Kopf: „Nein was denken Sie nur

…! Mir hat unser Gespräch auch gut getan – wenn man immer so alleine ist…!“ Nachdenklich zupfte er an seinem Bart: „Ich möchte Ihnen ir-gendwie helfen, Frau Braun. Ich passe gerne auf Ihre Kinder auf oder auch sonst…wenn Sie ein anderes Anliegen haben – fragen Sie nur!“ Als Eva abwehrend den Kopf schüttelte, fügte er noch schnell hinzu: „Sie wissen ja, ich bin ganz alleine, man kommt sich so überflüssig vor. So nutzlos – verstehen Sie das?“ Eva konnte nur nicken, verstand ihn sehr gut. „Gut, dann betrachten Sie mich doch einfach als…als einen, sagen wir mal…Ersatz - Opa! Einverstanden?“ Eva sah in seine gütigen Augen und lächelte befreit. „Gerne, wenn Sie das möchten? Die Kinder werden sich freuen, besonders Manu“, lachte sie fröhlich auf. Spontan hielt sie ihm ihre schmale Hand entgegen. „Danke – danke für das Ge-spräch, Herr…?“ „Sagen Sie Paul – Opa Paul, Manu sagt es auch“. Ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Mundwinkeln. Eva sah es sehr deutlich unter seinem wuscheligen Bart. „Sie machen einem alten Mann damit eine große Freude, Frau Braun“. „Nennen Sie mich doch Eva, Opa Paul. Wir sehen uns jetzt bestimmt öfter – hoffe ich!“ „Ganz sicher, und Eva – sie und die Kinder sind mir jeder Zeit willkommen. Sollten Sie wieder mal Lust auf ein Gespräch unter Erwachsenen haben, kommen Sie ruhig herauf – Versprochen?“ „Versprochen!“

Wunder gibt es immer wieder...

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