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Unerwarteter Besuch

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Eine Woche lang arbeitete Selina in ihrem Atelier, wühlte im Garten herum und war höchst angespannt. Der Garten benötigte dringend Pflege von einem Gärtner und sie rief in der benachbarten Gärtnerei an. Nachdem sie dem Verkäufer ihr Problem geschildert hatte, versprach man ihr, einen Gärtner am nächsten Tag vorbei zu schicken. Ziemlich gereizt begann Selina den folgenden Tag. Ein Blick in den Spiegel konnte sie auch nicht friedlicher stimmen. Sie nahm ihre hüftlangen, blonden Haare und band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Blickte in ihre tiefblauen Augen und streckte sich die Zunge aus. „Blöde Gans, werde mal wieder normal…!“ Noch einen Blick auf ihre knappsitzende Jeans, aber auch das konnte sie nicht friedlicher stimmen. Als es klingelte öffnete sie mit einem Schwung die Türe und erstarrte! Adonis persönlich sah sie grinsend an: „Hallo schöne Frau, da bin ich…!“ „Sie…?“ „Sie haben einen Gärtner bestellt, da bin ich also!“ Selinas Wangen waren leicht gerötet und sie führte dieses Prachtstück sofort in den Garten. „Schauen Sie sich um, ich werde damit nicht fertig“, meinte Selina und zeigte in die Runde. „Das kriegen wir wieder hin, kein Problem schöne Frau!“ Selina fauchte den verdutzten Adonis an: „Nennen Sie mich nicht immer schöne Frau, ich sage ja auch nicht….Adonis oder sonst was zu Ihnen!“ Laut schallte sein Lachen durch den Garten und er sah sie schmunzelnd an: „Wenn es doch stimmt! OK, ich bin Gereon und Sie?“ „Selina, Mister…!“ Sekundenlang sahen sie sich an und brachen in schallendes Gelächter aus. „Tut mir leid, ich bin heute nicht gut gefusselt“, entschuldigte Selina sich bei Gereon. „Möchten Sie eine Cola oder lieber Kaffee?“ „Cola wäre gut“, bedankte sich Gereon. Etwas später machten sie es sich auf der Bank bequem und Gereon erklärte ihr, was er mit dem Garten vorhatte. „Hört sich gut an, ich vertraue Ihnen!“ Nach und nach erfuhr Selina, dass ihm die Gärtnerei gehört und sie erzählte ihm von ihren Sorgen um die kleine Lara. „Sie ist so ein lieber Schatz und ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann. Ich würde sie auf der Stelle adoptieren…!“ Selina empfand eine Vertrautheit, die sie nicht verstehen konnte. Gereon strahlte eine Wärme aus, die sie erschauern ließ. Mit so einem Mann an der Seite könnte man die Welt aus den Angeln heben, dachte sie. „Mir ist es auch schon aufgefallen, wie sehr die kleine Lara sich verändert hat sei dem sie bei Ihnen war. Sie tuen ihr wirklich gut!“ Selina knabberte an ihrer Unterlippe und dachte angestrengt nach: „Wieso darf ich kein Kind adoptieren wenn ich alleine leben. Das verstehe ich nicht. Ich kann ihr alles bieten, dafür muss ich nicht unbedingt einen Partner haben!“ Ziemlich erbost schaute sie ihn an. Gereon schmunzelte: „Ich bin nicht schuld daran, schöne…! OK… bin schon ruhig!“ Er erhob sich und begann sofort mit der Gartenarbeit. Selina ging ins Haus und versuchte, wieder herunterzukommen. Es wird eine Lösung geben, bestimmt. Verstohlen blickte sie aus dem Fenster. Diesen Mann müsste man malen, welch ein Anblick…! „Reiß dich zusammen, du hast andere Probleme“, rief sie sich zur Ordnung. Täglich kam Gereon vorbei und Selina erwartete ihn stets mit heftigem Herzklopfen. Sie musste sich eingestehen, dass Gereon ihr nicht gleichgültig war. Aber so ein Mann war garantiert in festen Händen oder homosexuell. Vorsichtig versuchte sie ihn auszuhorchen. Eine Freundin hatte er wohl nicht, also doch homosexuell? Oh nee Mann…! Doch seine Blicke sprachen eine andere Sprache. Als seine Hand ihre Wange streifte zuckte Selina heftig zusammen. Mit großen Augen sah sie zu ihm hoch und er beugte sich zu ihr hinunter um sie zu küssen. Seine Lippen berührten ihren Mund so sanft wie eine Feder und eine Hitzewelle durchströmte Selinas Körper. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und drängte ihren Körper verlangend gegen den seinen. Stöhnend spürte sie seine Zunge die ihre Mundhöhle durchforschte. Gereon packte ihre langen Haare und bog ihren Kopf zurück. „Du bringst mich um meinen Verstand – weißt du das, schöne Frau…?“ Er sprang auf: „Ich gehe besser, kann sonst für nichts garantieren…!“ Lächelnd blickte Selina ihm nach. Ein Glücksgefühl durchströmte sie und voller Erwartung auf die Zukunft, begab sie sich ins Haus. Lara war inzwischen regelmäßig bei ihr und Daisy und sie blühte von Mal zu Mal mehr auf. Es hätte immer so weiter gehen können, aber es kam alles anders. An einem Morgen rief Frau Küpper an und teilte Selina mit, eine Adoptivfamilie für Lara gefunden zu haben. Selina war am Boden zerstört. Aufweinend warf sie sich auf ihr Bett. War das das Ende? Würde sie Lara nun nie wieder sehen? „Lieber Gott, das darf nicht sein, Lara gehört zu mir und Daisy. Ich habe sie hier im Garten gefunden, sie ist zu mir gekommen! Hilf Lara, hilf mir, es muss eine Lösung geben“, betete sie inbrünstig. Sie sah Lara vor ihren Augen, fröhlich lachend und doch mit einer tiefen Traurigkeit in den Augen. Der Verlust ihrer Eltern saß tief und wie gerne würde sie diese Augen wieder zum Strahlen bringen. Daisy spürte ihre Verzweiflung und kuschelte sich ganz nah an ihr Frauchen. „Ach Daisy, was machen wir nur?“ Sie konnten sich noch nicht einmal von Lara verabschieden. Was mag jetzt in ihr vorgehen? War Lara auch so traurig wie sie und Daisy? In ihrer Verzweiflung rief Selina Gereon an. Zehn Minuten später war er bei ihr und sah ihr verweintes Gesicht. „Was ist passiert?“ wollte er wissen. „Lara hat Adoptiveltern gefunden. Ich werde sie nie wieder sehen können. Was soll ich nur machen?“ Gereon nahm sie liebevoll in die Arme: „Du weißt doch noch nicht, ob sie dort bleiben wird. Vielleicht verstehen sie sich nicht und sie kommt zurück. Wir werden uns eine Lösung überlegen“, versprach er und wiegte sie sanft hin und her. „Beruhige dich, es wird alles gut!“ Nur zu gerne ließ Selina sich trösten und schmiegte sich an ihn. Sie waren sich in der letzten Zeit sehr nahe gekommen und Selina war über beide Ohren verliebt. Der Gedanke an Heirat kam ihr aber nicht. Gereon sollte nicht denken, sie wolle ihn nur wegen Lara heiraten. Gereon blieb den ganzen Tag und auch die Nacht bei ihr. Wie eine Wilde stürzte Selina sich in ihre Arbeit, malte bis weit in die Nacht hinein und kümmerte sich um weitere Ausstellungstermine. In zwei Tagen hatte sie eine Ausstellung unter dem Motto „Kinderportraits“. Von Lara und Daisy waren Bilder dabei, ebenso von einigen ihrer Schüler. Die Ausstellung war ein voller Erfolg und alle Bilder wurden verkauft. Selina hatte schon eine Idee, was sie mit dem Erlös machen würde.

Traurigkeit in deinen Augen und Das Strahlen in deinen Augen

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