Читать книгу Was Lilly fühlte - Aline Krüger - Страница 6

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Kapitel 3

Eines Tages dachte die Mutter es wäre doch schön, noch ein Kind zu bekommen. Aber sie verstand sich nicht mehr mit dem Vater von Lilly. Ihre Eltern stritten sich oft und mehrmals miteinander. Die Beziehung hat doch auch kein Sinn mehr, dachte sich der Vater von Lilly. Die Mutter war schon bereits Schwanger und möchte das Kind auch behalten. Eine Abtreibung käme für die Mutter nicht in Frage. Der Vater war für einige Wochen von der Firma auf Montage eingesetzt. Das bedeutete für die Mutter, dass sie alles allein bewältigen muss und das auch noch mit drei Kindern. Lilly und ihre Schwester Martha unterstützen die Mutter und beide teilten sich die Hausarbeit. Die Mutter war bereits auch schon im zweiten Monat. Sie freuten sich alle auf das Baby. Da ahnte Lilly, das sie keine so große Rolle in Vater und Mutters Leben mehr spielen wird. Für sie war eine Welt zusammen gebrochen und sie wusste, dass das Kind etwas Besonderes für die Eltern seien würde. Denn es stellte sich heraus, dass es ein Junge wird. Was die Eltern sich schon seit einiger Zeit immer gewünscht haben. Die Mutter sah Lilly es an der Nasenspitze an. Lilly war auf das Baby sehr eifersüchtig. Aber die Mutter nahm Lilly an der Hand und sagte zu ihr: „Du bleibst immer unsere Lilly.“ Sie nickte dabei mit dem Kopf. Die Mutter nahm Lilly am nächsten Tag mit zum Einkauf, denn sie brauchte noch etwas Hilfe bei der Farbwahl und Muster der Babysachen. Es machte Lilly großen Spaß und erzählte gleich bei der nächsten Gelegenheit ihren Freundinnen ganz stolz, dass sie noch einen Bruder bekommt. Sie spielte noch gern mit Puppen und dachte, sie kann doch auch für das Baby eine Puppenmutter sein. Sie war erst 12 Jahre alt. Das Baby braucht doch auch nur gebadet und gewickelt werden. Die Flasche kann ich auch noch dem Baby geben, sagte Lilly zur Mutter. Als das Baby am 29. Januar geboren war, holte der Vater, Mutter und Baby am nächsten Tag aus dem Krankenhaus ab. Sie nannten das Baby Ralf. Stolz präsentierte die Familie das Baby den ganzen Verwandten und Freunden. Das Baby rollte mit seinen großen Kulleraugen und kreischte und zappelte mit seinen kleinen Armen und Beinen. Es war ja nicht zum aushalten, dachte sich Lilly und hatte es sich einfach anders vorgestellt. Manchmal konnte sie nachts nicht schlafen, weil das Baby nach der Flasche schrie. Lilly wachte dann morgens wie jeder in der Familie, wie benommen auf und war noch ganz müde. Jetzt musste sich Lilly die zwei Zimmer mit zwei Geschwistern teilen. Mit der Ruhe war es jetzt vorbei. Sie musste sich doch auf die Schule konzentrieren, was ihr leider nicht leicht viel. Aber ihre Freundinnen halfen ihr bei den Hausaufgaben, damit sie etwas früher mit ihren Freundinnen zusammen in die Stadt gehen kann. Am Nachmittag fuhr sie mit ihrer Freundin und dem Kinderwagen die Straße entlang. Manchmal konnte sie oder ihre Schwester das Baby die Flasche geben. Lillies Mutter gab ihren Kindern, ihre Selbstständigkeit mit auf dem Weg. Das ist sogar gut für ihre Zukunft. Dafür war Lilly und Schwester Martha der Mutter jederzeit dankbar. Eines Tages machte der Vater einen Vorschlag. Er schlug vor, dass er mit der ganzen Familie in der Nähe von Berlin ziehen möchte, weil er dort ein Haus kaufen möchte. Es war in der Nähe von Lillies Großvater und Lilly hatte sich schon so darauf gefreut. Sie hatte sich im Berlin wohlgefühlt, die Leute waren immer locker drauf und die Umgebung gefiel ihr sehr gut. Dort war einfach mehr los, wie in der Kleinstadt, wo sie wohnte. Die Mutter musste diesen Vorschlag leider ablehnen, sie war doch mit ihrem Leben in dieser Kleinstadt zufrieden. Die Eltern von Lilly hatten sich irgendwie auseinander gelebt. Der Vater nahm eine Stelle als Kraftfahrer in einer Firma auf Montage an. Er lernte dort eine Frau kennen, die sein Herz im Sturm eroberte. Als Lillies Mutter davon erfuhr, war sie total geschockt. Keiner konnte es ahnen, dass er seine Frau mit vier Kindern allein lassen würde. Sie ließ sich von dem Mann scheiden, mit dem sie dreizehn Jahre verheiratet war. Es war für alle sehr schwer und besonders für Lilly, da sie vor einer Entscheidung stand. Sie fuhr eines Tages, mit ihrem Vater in einer Kleinstadt, in der Nähe von Berlin. An diesem Tag war es sehr warm und Lilly wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht, als sie mit ihren Vater auf der Fahrt nach Berlin war und dachte dabei an den Rest der Familie. Lilly wusste auch dass sie ihren Vater nicht mehr so oft sehen kann. Tja, wie nun sich entscheiden, dachte sie ganz traurig. Als die Beiden angekommen waren, blieb der Vater noch schweigend im Auto sitzen und schaute in die Leere. Lilly sah ihm das im Gesicht an, das ihm die Gedanken um die Trennung mit ihrer Mutter nicht leicht viel. Er musste schlucken, fasste sich dann wieder und kam ausgerechnet dabei mit der Hand auf die Hupe. Da kam auch schon die ganze Verwandtschaft von Lilly aus dem Haus. Alle freuten sich schon auf die Beiden, fast alle, außer die Großeltern. Für die war es auch nicht einfach, denn sie hatten von der Nachricht erst bewusst später erfahren, der Vater wollte es den Beiden persönlich sagen. Sie mussten die Entscheidung beider Eltern von Lilly akzeptieren. Aber es schien so, als ob sich der Schleier hinter eine Fassade verbirgt. Lilly musste früh erwachsen werden, um das alles verstehen zu können. Und am selben Tag beschließen die Tante und der Onkel nach dem Kaffee, mit Lilly baden zu fahren. Der Onkel hatte plötzlich eine schöne Idee. Er sagte: „Du Lilly, wir können doch mit dem Motorrad fahren. Willst du mit?“ Oh ja, rief sie und strahlte über das ganze Gesicht. Sie freute sich riesig. Als die Großeltern, Lilly da so fröhlich sitzen sahen, hatte die Großmutter gleich Tränen in den Augen.


Sie war gerührt, Lilly so glücklich zu sehen. Lilly rannte ins Schlafzimmer der Ur-Oma und teilte ihr das gleich mit. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die Lilly glücklich machen. Nicht das Auto, das der Vater dauernd wechselte oder das Haus, sondern die Familie und Freunde standen bei ihr im Vordergrund. Sie nahm ihren Badeanzug und das Badehandtuch aus der Reisetasche, denn Schwimmflügel brauchte sie ja nicht mehr. Sie hatte mit neun Jahren alleine das schwimmen gelernt. Und darauf war sie sehr stolz. Sie rannte dann zu ihrem Onkel, der schon draußen am Tor stand und wartete. Die Großmutter rief noch den Beiden hinterher: „Ihr habt eure Sachen vergessen und eure Brote!“ Lilly setzte noch ganz schnell den Schutzhelm auf und das Herz klopfte. Sie fuhr gern mit dem Motorrad mit, es war ein Stück Freiheit, dass unbeschreiblich schön war. Dabei kam ihr ein Gedanke auf, mal selbst mit dem Motorrad zu fahren. Sie fragte den Onkel, ob sie mal selber fahren darf. Er sagte zu Lilly, das sie erst zwölf ist und das es zu gefährlich sei. Sie wollte ihren Onkel überlisten und das schaffte sie schließlich auch. Der Onkel setzte sich erst hinten aufs Motorrad, hielt den Lenker und fuhr langsam los. Wunderbar, dachte sich Lilly, das kann ich auch. Der Onkel ließ ihr an den Lenker, erklärte im Eifer des Gefechts alle Schalthebel, die es am Motorrad gibt. Das kann ich auch dachte sie und hielt mit ganzer Kraft den Lenker fest. Du kannst das schon sehr gut, sagte der Onkel. Lilly freute sich sehr. Voller Elan hielt sie den Lenker fest. Lilly sagte zu ihm: „Spring ab, bitte!“ Sie bettelte und gab dabei mehr Gas und der Onkel sprang herunter. Lilly fuhr den Weg weiter entlang. Sie konnte schalten, dachte sie noch, dass macht Spaß. Doch dann kam die Hauptstraße und sie musste das Motorrad zum halten bringen. Lilly gab zu viel Gas und ließ den Kupplungshebel ruckartig los, dabei bäumte sich das Motorrad auf. Als sie das Motorrad nicht mehr halten konnte, stürzte sie zu Boden. Dabei viel das Motorrad auf ihre linke Körperhälfte. Es war wie ein Schock, der ihren ganzen Körper lähmte. Sie war wie benommen und hatte in dem Moment keine Schmerzen, dabei waren blutige Wunden am Arm und Knie, mehr war ihr in dem Augenblick nicht bewusst. Sie hatte mehr Angst um das Motorrad, als um sich selbst, weil es dem Onkel gehörte. Sie befürchtete, dass sie gleich großen Ärger bekommen wird. Aber der Onkel hatte sich große Sorgen um Lilly gemacht. Er kam sofort zum Unfallort. Er fragte nach Lillies gesundheitlichem Befinden. Es ist alles in Ordnung, sagte sie zu allen in der Familie. Onkel, Tante und der Papa fuhren mit Lilly sofort ins Krankenhaus, um sie untersuchen zu lassen. Als Lilly auf dem Parkplatz stand, kam ihr auch schon die Tante entgegen, die auch dort an der Rezeption arbeitete. Mehr weiß Lilly bis heute nicht mehr Aber der Schreck saß Lilly noch Jahre später in den Knochen und Sie dachte immer wieder daran, wie es hätte ausgehen können. Die Erfahrung die Lilly auf dem Weg machen sollte, es war wie ein Rausch voller Lust auf das Leben. So lernte sie sich kennen und das Leben, dass ihr alle Möglichkeiten gab. Es war wie ein Film, indem sie die Hauptfigur spielte, wie jeder von uns. Kapitel für Kapitel. Denn jeder schreibt seine eigene Geschichte. Jeder Mensch könnte etwas aus sein Leben erzählen, was wie ein Buch klingt. Es lohnt sich immer zu leben, dachte sich Lilly stets und schrieb dann dreißig Jahre später ein Buch über ihr Leben. Lilly verweilte mit ihrem Vater noch einige Zeit in den Sommerferien bei ihren Großeltern. Sie verbrachten eine schöne Zeit miteinander, aber immer wieder dachte Lilly an ihre Geschwister und die Mutter. Sie fehlten Lilly und sie war sehr verbittert. Vaterliebe konnte die Mutter nicht ersetzen. Dennoch hatte sie sich für die Mutter entschieden. Der letzte Tag rückte an. Es wird Zeit die Koffer zu packen, rief die Oma aus der Küche. Lilly rannte zur Oma in die Küche. Sie roch den frischen Käsekuchen, den die Oma gebacken hatte und dem sie nicht widerstehen konnte. Die ganze Familie versammelte sich am Kaffeetisch. Sie besprachen alle Details wegen der anstehenden Scheidung. Danach teilte Lilly ihnen ihre Entscheidung mit. Auf der Fahrt nach Hause freute sich Lilly schon, all ihre Lieben wieder in die Arme schließen zu können, denn sie vermisste ihre Mutter und Schwestern sehr. Als der Tag der Scheidung heran brach, musste Lilly mit auf das Gericht. Sie wollte es so, denn sie wollte es dem Vater noch ins Gesicht sagen. Sie sah ihre Mutter oft weinen und konnte ihr in diesen Dingen leider nicht helfen. Die Mutter war völlig mit den Aufgaben und ihren Sorgen auf sich allein gestellt. Der Anwalt gab ihr den Beistand, den sie brauchte. Großmutter und die Kinder gaben der Mutter Trost und Kraft, über die Trennung ihres Mannes hinweg zukommen. Und so lernte sie erst einmal das Leben von der anderen Seite kennen. Es war wie eine frische Brise, die ihr das Leben ins Gesicht hauchte und dabei wurde der Mutter erst richtig bewusst, was sie verpasst hat. Außer Freude waren der Mutter auch noch Missgunst und Neid geblieben, denn nichts blieb ihr erspart. Aber sie hatte Freundinnen, die ihr dabei halfen. Die Mutter ging auf Feste und tanzte, lernte neue Leute kennen. Alle Hoffnungen und Träume hatten sich im Laufe der Jahre für die Mutter von Lilly erfüllt und alles lief seinen gewohnten Gang. Für den Vater von Lilly jedoch, war die Welt nicht so berauschend. Er trennte sich gerade von seiner zweiten Frau, mit der er auch zwei Kinder hatte. Das zweite Haus, das er selbst mit eigenen Händen baute, musste er zurück lassen. Es hatte ihm fast aus der Bahn geworfen und so stand er wieder mit leeren Händen da. Dabei wollte er doch mit seiner zweiten Frau ein neues Leben beginnen.

Was Lilly fühlte

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