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Zwei „Party, der Beat für die Ewigkeit“

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Mein Outfit, eine Sensation aus Miami. Meine Haare, eine wilde Mähne aus Erschöpfung. Sie wollen heute nicht glatt sein. Mein Leben, ein Abenteuer aus Leidenschaft. Vernunft, sie verschiebe ich auf morgen, wie die Email von Sonja in meinem Planer datiert auf morgen.

Ob Ron auf der Party ist? Ich kann es nicht ahnen, also muss ich ihn suchen. Ich will ihm sagen, dass ich keine Angst habe, das ist es doch, was er nicht hören will.

Ruhig, ich muss ruhig bleiben, bei dem Verb.

Musik, Buffet, Drinks und jede Menge Leute, ja hier ist Party.

An der mittig liegenden langen Bar verweilt nicht nur ein Barkeeper. Nein, es ist Alkohol nicht mein Freund, so nehme ich einen getarnten Cocktail ganz ohne.

You can get it if you really want. You can get it if you really want. But you must try, try and try, try and try. You'll succeed at last…“

[Du kannst es schaffen wenn du es wirklich willst. Du kannst es schaffen wenn du es wirklich willst. Du kannst es schaffen wenn du es wirklich willst. Aber du musst es versuchen, versuchen und versuchen. Versuchen und versuchen, am Ende wirst du Erfolg haben ]

Jimmy Cliff wird von der Liveband gemimt. Passt irgendwie nicht hier her, ebenso, wie der Drummer in der Nähe der Band.

Starrend mein Blick, bestimmt mein Gang. Bekannte Augen in dieser unbekannten Gegend, ich lächle dennoch: „Hi, Larus, du spielst nicht in der Band? Was führt dich dann hier her?“

I know it – listen. Rome was not built in a day. Opposition will come your way. But the hotter the battle you see. Is the sweeter the victory now. You can get it if you really wantYou can get it if you really want. You can get it if you really want. But you must try, try and try, try and try. You'll succeed at last…“

[Ich weiß es, hör zu. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Du wirst auf Widerstand treffen. Aber je härter der Kampf für dich ist, um so größer wird der Sieg sein. Du kannst es schaffen wenn du es wirklich willst. (ich weiß es) Du kannst es schaffen wenn du es wirklich willst. (zeige ich es nicht?) Du kannst es schaffen wenn du es wirklich willst. (so gib jetzt nicht auf) Du kannst es schaffen wenn du es wirklich willst. (versuche es weiter)]

So singt Larus seine Antwort und spielt dazu auf der Lautsprecherbox mit seinen Händen Schlagzeug.

„Larus, was machst du hier?“, will das Mädchen in mir endlich wissen. „Musik, Süße! Hörst du?“

Ein Twist, keine Musik, meine Gedanken donnern, meine Heels blitzen und ich kehre Larus den Rücken.

Gewitterartig – nicht die Musik, die Blicke im Schimmern dieser Dunkelheit. Da steht Ron, direkt an der Stirn der Bar. Sein Blick funkelt.

Funken peitschen durch meinen Kopf. Meine Hände gehalten von diesen Drummerarmen, Larus hält mich von hinten zurück, nimmt meine Rechte mit der seinen, meine Linke mit der seinen. Finger verschränken sich und es gibt kein Entkommen. Er zieht mich zurück und beginnt ein Wippen, ein Wanken, ähnlich der Wogen, in dieser mir bekannten Leidenschaft.

Mein Rücken schmiegt sich widerwillig und doch freudig, denn es gefällt Ron sichtlich nicht. Den mir so verhassten Twist, ich neige ihn mit meinem Gesicht zur Seite. „Sei stark, sei du!“, höre ich Larus.

Ron, er kommt auf mich zu, ich erkenne Toben in meinen Augenwinkel. Drummerarme wenden mich Larus zu. Aufflackern von Klarheit in meinem Twist. Ruhige Augen gebieten mein Erstarren. „Geh‘, lauf weg, hörst du! Hörst du!“, gemein die Worte dieses Mannes.

Synapsen! Twistend das Auf und Ab, das Hin und Her.

Ron?

Ich vergesse ihn. Ich vergesse mich. Wild tanzen goldene Heels mit einem Mann, der mich fortschickt und kommen ihm so näher.

Stille.

Sie beherrscht die Situation. Die Band vergisst zu spielen?

Nicht der Beat von Küssen bewegt diese Spannung. Die Band forciert. „Got My Mind Set on You“, von George Harrison rauscht in den Raum.

I got my mind set on you…“, mimt Larus und es klingt so gut.

Larus‘ Arme sie fassen keine Hüften, sie halten keinen Rücken, sie drummen am Ende meines Rückens.

To do it right child. It's gonna take time. A whole lot of precious time. It's gonna take patience and time, um. To do it, to do it, to do it, to do it, to do it. To do it right child. I got my mind set on you. I got my mind set on you…“

[ Es richtig zu machen, Kind. Ich hab' mich auf Dich fixiert. Ich hab' mich auf Dich fixiert. (auf Dich fixiert) Ich hab' mich auf Dich fixiert. (auf Dich fixiert)]


Hände ergreifen mein Gesicht, halten es behutsam wie einen Schatz.

Ich verstehe nicht? Was ist passiert?

„Angie, es ist ok!“, Larus klingt nicht nach Singen. „Angie, es ist vorbei!“, bedrängen Worte das Ende meines Tanzes. Heels stehen wieder still, nicht aber das Blut in meinen Adern, es pulsiert und realisiert.

„Angie? Bist du wieder da?“, erkenne ich die Realität wieder.

Scham.

Verlegenheit.

Ich senke meinen Kopf. „Was war das?“, nur ehrlich versuche ich zu begreifen.

Noch eine Hand auf meiner Schulter, sanft. Ich zucke, nein, ich twiste nicht. „Angie, ich wollte mich nur verabschieden!“, Leo. Er steht neben mir, aber nicht neben sich, also nur ähnlich wie ich.

„Hi, Larus. Was machst du hier?“, klopft Leo meinem Drummer auf die Schulter. „Leo, ich war in der Stadt, der Ärztekongress hier im Haus. Und ich bin hier, weil ich die Musik mag und ein paar andere Dinge“, verrückt einfach klingt die Erklärung von Larus.

„Bye Leo, halt sie fest, deine Frau!“, verabschiedet sich endlich mein Verstand von Leo.

Ron?

Er ist weg.

Wieso?

Weg! Meinen Cocktail entführe ich nun an die Bar, scheint mir jetzt doch sicherer als an der Box.

Larus folgt mir. Wortlos.

Unser Gespräch beruht auf keinen Worten. Ich weile am Barhocker, halte mein Gals mit beiden Händen, als ob es sonst umfallen würde. Konzentriere mich auf den Strohhalm, als ob er sonst weglaufen könnte. Larus? Er lehnt neben mir relaxed mit einem Ellenbogen an der Bar, hält kein Glas.

„Noch ein Budweiser, Jimmy!“, durchbricht unsere Konversation. Schnell steht die geöffnete Flasche in unserer Runde.

„Zeit, die Zeit, sie wird dir helfen“, ergreift Larus sein Budweiser.

„Kann man mir helfen? Brauche ich Hilfe? Warum überhaupt helfen?“, rede ich auf mein Glas ein.

„Angie, du hast zu viel mitgemacht. Das hält eine Menschenseele nicht aus. Sie wehrt sich, sie muss sich wehren.“

„Was hält eine Seele schon aus? Danach fragt doch niemand. Die Gesellschaft fordert. Sie verlangt Toleranz und ignoriert den einzelnen. Sie verlangt Charakter und leugnet Schwäche. Sie verlangt ewiges Bemühen und ist untätig. Eine Seele? Ich finde, sie muss verdammt viel aushalten!“, so werfe ich nicht Worte, sondern mehr meinen Blick, dem Mann neben mir zu.

„Weißt du, es ist doch einfach. Ron, er will mir Macht demonstrieren. Er hat sie mir sooft gezeigt. Ich schätze ich kann den Anblick nicht mehr ertragen. Nein, ich weiß, ich will diese Macht nicht mehr sehen“, formuliere ich weiter.

„Da war noch etwas“, keine Frage, auch keine Aufforderung, einfache Worte von Larus und dennoch erschweren sie mich plötzlich ungemein.

„Es gab ein Rennen. Eine Explosion und ein Aus. Und jetzt bin ich alleine“, bringe ich meinen höllischen Tag von damals in eine einzige Zeile.

„Das, das bringt dich an den Wahnsinn. Angie, es ist nicht nur die Erfahrung mit dem Tod, es ist die Begrenzung mit einem Warum. Die Frage, sie lässt dich nicht ruhen. Und die Worte, die ich jetzt nicht sage, sie sind die Antwort. Ich bin mir nicht sicher, aber in den meisten Fällen findet man mit diesem Ausschlag die Ursache“, so trommelt Larus mit seinen Händen auf die Theke und mimt den Beat mit seinen Lippen.

„Genug gearbeitet, komm wir gehen tanzen?“, treibt mich Larus. Doch ich will nicht treiben, will wie immer gegen den Strom an. „Nein, ich will meine Ruhe, ich brauche jetzt kurz Zeit für mich, später vielleicht“, so verlasse ich die Party, nicht aber diesen Beat der Worte dieses Drummers von soeben.

Meine Gedanken? Es sind meine Kinder, sie geben mir Kraft. Zu kämpfen. Zu bestehen. Es muss Nachmittag in Europa sein, ob Melissa rangeht? Doch wahrscheinlich sind alle in Ferienlaune und hören mich – wie immer – nicht.

Ein Versuch? In dieser Laune öffne ich meine Zimmertüre und bin überrascht. Es sind keine Blumen, es ist ein riesiges Paket. Es steht am Boden und ragt bis zur Tischkante. Ein Monster? Auspacken, nicht meine Idee, mehr die meiner Kinder in ihrer Euphorie. Nicht ich. Leise schließe ich die Türe hinter mir und erkunde den Raum. Stille und Ruhe, sie umgibt mich und jetzt will ich sie dennoch nicht.

Das Paket hat einen Begleiter. Einen Stick, keinen für Larus, einen für meinen Computer.

Schon flitzen meine Augen über unzählige Dateien. Mich verfolgt dieses Warum von der Party.

Das Paket ist nicht von Ron, es ist eine Antwort von Kim, auf eine Frage, die ich ihr nie stellte.

Forensische Gutachten, Berechnungen und jede Menge Worte unter der Überschrift Analyse und eine Videobotschaft, ja, das ist Kim.


Darling, du hast es nicht leicht, und ich muss dich enttäuschen, es wird bestimmt härter. Ron wird es nicht zulassen, dein NEIN. Er wird es nicht einmal ignorieren. Darling glaub‘ mir. Das hat er nie und Sergej, du kennst ihn, er wird mir das bestätigen. Darling, in England wirst du für ihn eine Botschaft von mir vorfinden.“


Verzweiflung?

Ich?

Mancher verzweifelt an Grammatik, mancher an Mathematik.

Einer verzweifelt an seiner Position in einer Beziehung,

der andere an seiner Situation nach einer Trennung.

Erst wenn Rechnungen erschlagen, Texte erdrücken, Positionen vergelten und Situationen unerträglich werden, dann beginne ich zu zweifeln.

Verzweifeln wäre ein Aufgeben – nicht meines!

Vor allem nicht mit diesen Informationen. Kim offenbart zu meinem Warum.

Die Explosion, kein Unfall. Hannibal, die Software, sie steckt dahinter. Belegt und eingemeißelt. Darum diese vielen Dateien aus der Forensik, die Kim beauftragte, das gewichtige Päckchen, der offensichtliche Beweis, ein Teil des Bootes.

Beides habe ich zu hüten.

Leo? Er darf nicht fliegen. Ich wähle seine Nummer.

Nicht lange und Leo steht bei mir im Zimmer. Er sucht kein Gespräch, es sind die Kontakte in seinem Handy, die er jetzt braucht.

Meine Blicke verfolgen das Tun. Interessant, denn Leo hat Leute eingeladen? Eine Hand voll Männer, mir völlig fremd um diese Zeit, sie teilen mein Zimmer.

Eiskalte Diskussionen, erbarmungslose technische Geräte irgendwie zu frappant ist diese Stimmung. Ich fliehe. Artig, dennoch suche ich das Weite.

„Leo, ich bin gleich wieder zurück. Ich muss noch einmal in die Lobby.“ „Klar, Angie, aber verlass das Gebäude nicht!“, stimmt mir Leo beiläufig zu.

Euphorisch suchen meine Augen nach einem gewissen Sound, lethargisch teilen meine Beine diesen Weg. Endlich steht eine der Türen zum Aufzug offen.

Ich ziehe mich zurück und wähle die Lobby.

Türen schließen sich leise und mein Spiegelbild schreit mir entgegen. Entsetzen, nicht der Anblick, mehr der Ausblick. Tief erkenne ich in meinen Augen, es gefällt mir nicht. Absolut nicht.

Südengland sollte beenden, was ich nicht mehr beeinflussen konnte. Intrigen sollten weichen, Idylle entstehen. Steinige Gefühle sollten zerbrechen und sanftes Empfinden wieder erstehen.

Ein Ruck. Nicht dieser Wechsel.

Der Lift.

Plötzliche Ruhe.

Nur Stille. Und doch dieses Unbehagen.

Helles Licht weicht dieser Düsternis. Ohne Kraft presse ich meine Handflächen gegen die Innentüren im Lift. Keine Möglichkeit den Spalt zu weiten. Keine Chance dieser Enge zu entkommen. Hastig wandern meine Augen über scheinbare Knöpfe. Weniger aus Leidenschaft nach einer Musik, mehr aus Angst – mein knallhartes Empfinden.

Sekunden quälen mein ewiges Pochen auf einen kleinen roten Knopf. Das Pochen überträgt sich.

Mein Pulsschlag, er pocht deutlich an meinem Hals. Mein Herz quält nicht sich, es hat trainiert. Es terrorisiert mehr mich, zielstrebig pumpt es Blut. Mich durchströmt kein Fluss von Leidenschaft, es ist blanker Horror.

Endlich eine Stimme. Hohl und mit dieser unendlichen Härte:

Mein Liebling,

eine Frau ist wie eine Rose.

Nicht sorgsam, wirst du gestochen.

Vorbehaltslos bin ich,

diese zu lieben,

dir ungebrochen

zu gewähren!

Du bist meine Rose! Meine – nur meine!“


Ein durchdringendes Lachen beendet die Worte. Schall begleitet mich. Ich sinke zu Boden. Nur meine Hände halten sich immer noch, nein, sie schmiegen sich an die Mauer dieser Türen.


Ich bin nicht alleine:


Du bist meine Rose! Meine – nur meine!

Hörst du!“


Ron stellt mir keine Frage. Es ist sein Befehl, ich habe keine Wahl.

Twist.

Nicht der Schatten eines Baumes wie in Kuba spendet mir kühlende Klärung, es ist mein Instinkt, er killt meinen Verstand. Denn eine Wahl habe ich nicht.

Sein männlicher Zorn, meine Peitsche im Leben, ich arrangiere mich nicht. Ich rebelliere.

Nicht mehr ich, erhebe ich mich.

Grausam mein Blick, er ist kalt, ich ertrage mein dunkles Spiegelbild, halte diese Situation aus, nur erdulde ich mich nicht.

Meine Hände halten meine Mähne, zerreißen diese Pracht. Meine Zähne sie begrenzen eine Enge, wie diese Türen meine Weite.

Licht und leises Surren.

Unschuldig? Verlegen? Zufrieden?

Empfindungen, keine steinernen Emotionen, bringen mich zum Ziel, vor mir liegt die Lobby. Der Spalt ergibt sich einer Breite und meine Zähne? Glänzen begleitet meinen Triumph, ich jage aus diesem Käfig. Nicht mehr in die Lobby. Keine Partylaune. Adrenalin puscht mich die Treppen zurück zu fremden Männern, denen ich noch nie so nahe war.



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