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Buddhistische Praxis aus der Nähe

Referenzquellen

Wenn ich im Folgenden den Blick auf derartige Aspekte und Erscheinungsformen des Buddhismus lenke, so stützt sich meine Darstellung auf eine Reihe von Zeugnissen. Zu ihnen gehören Primärquellen und andere Medien der materiellen Kultur, die Innenperspektiven von Buddhisten wiedergeben. Sie stehen unter dem Anspruch, den Weg zur Befreiung vom leidhaften Dasein zu weisen, oder beziehen sich zumindest befürwortend auf ihn. Zudem sind Texte darunter, die eine Außensicht wiedergeben, vor allem wissenschaftliche Sekundärliteratur. Eine Auswahl ist unter den Lektüretipps im Anhang aufgeführt.

Der Pali-Kanon

Der »Pali-Kanon« hat seinen Namen daher, dass seine Texte üblicherweise auf Palmblättern in der Sprache Pāḷi verfasst wurden, die man – in Abgrenzung zum Altindischen (Vedisch und klassisches Sanskrit) – zu den sogenannten mittelindischen Sprachen rechnet.

Seine schriftliche Niederlegung erfolgte laut Theravada-Schule gegen Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. in Sri Lanka. Wir wissen aber nicht, welche Texte diese Fassung enthielt – wie überhaupt die Text- und Überlieferungsgeschichte der Sammlung unklar ist und sich ihre schriftliche Kodifizierung nicht genau datieren lässt.

Abgeschlossen wurde die Redaktion erst etwa im 5. Jahrhundert n. Chr. – nach einem jahrhundertelangen Prozess mündlicher und schriftlicher Überlieferung, in dem Texte zusammengestellt, bearbeitet, verändert und erweitert wurden. Manuskripte aus frühen Zeiten sind aufgrund klimatischer Bedingungen kaum erhalten, die meisten sind kaum älter als 300 Jahre.

Die Standardausgabe in knapp 60 Bänden westlichen Buchformats stammt von der Pali Text Society.

Die Mehrzahl der historischen Zeugnisse, die meiner Darstellung zugrunde liegen, stammt aus dem Pali-Kanon. Dabei handelt es sich um eine Sammlung autoritativer Texte jener Schule, die heute als Theravāda, »Schule der Alten«, bekannt und insbesondere in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha verbreitet ist. Für die Verwendung dieses Kanons habe ich mich nicht entschieden, weil er, wie häufig behauptet, einen »authentischeren«, »reineren« Buddhismus überlieferte als andere Sammlungen, sondern schlicht deshalb, weil er mir vertrauter und allgemein gut zugänglich ist.

Der Tripiṭaka (p. Tipiṭaka, ›Dreikorb‹)

Aufgrund des Quellenreichtums setzte schon früh eine klassifizierende Unterscheidung und Bündelung buddhistischer Texte ein.

Eine der ältesten Unterscheidungen – und die grundlegendste – ist die zwischen Lehrreden und Texten zum Ordensrecht. Mit Systematisierungen buddhistischer Lehren, die Abhidharma (p. Abhidhamma, ›auf den Dharma bezogen‹) genannt werden, enthalten viele Sammlungen noch eine dritte Klasse.

Paradigmatisch ist der Tripiṭaka (p. Tipiṭaka, ›Dreikorb‹) der Theravada-Schule, der in drei große »Körbe« (piṭaka) gegliedert ist:

1 Suttas – zumeist übersetzt mit »Lehrreden« (p. Sutta Piṭaka), die dem Buddha oder, seltener, einem seiner Hauptschüler in den Mund gelegt wurden;

2 Vinaya – die »Ordensregel« (p. Vinaya Piṭaka), in der die Regeln der Ordensdisziplin aufgeführt sind;

3 Abhidhamma – die »Lehrschriften« (p. Abhidhamma Piṭaka), eine etwas später entstandene Kompilation gelehrter Abhandlungen.

Insbesondere nehme ich auf Sutras Bezug – literarische Gebilde, die beschreiben, wie der Buddha Mitgliedern seines Ordens, aber auch Vertretern anderer religiöser Gruppierungen und Haltungen begegnete und mit ihnen diskutierte. Sie wurden lange Zeit durch eine Technik des Sprechgesangs bewahrt und erst später aufgezeichnet – ohne dass die Tradition des Memorierens und Rezitierens von Texten jemals aufgegeben worden wäre. Bis heute lernen Mönche und Nonnen, aber auch Angehörige des Laienstandes Sutras auswendig, um sie bei rituellen Anlässen mit anderen Gläubigen zu rezitieren. Die Lektüre dieser Texte ist nicht zuletzt deshalb lohnend, weil sie soziale und religiöse Probleme ihrer Zeit widerspiegeln. Zugleich geben sie Antworten auf philosophische und ethische Fragen, die kanonisch geworden sind und noch in der Gegenwart unter Buddhistinnen und Buddhisten hohen normativen Stellenwert haben.

Sutras

Mit dem Paliwort sutta und seiner Sanskrit-Entsprechung sūtra werden im Buddhismus Texte bezeichnet, die als Träger des authentischen »Buddha-Wortes« (buddhavacana) gelten. Ihre zentralen Inhalte sind als Predigten, Dialoge oder Aussprüche des Buddha überliefert, und dies überwiegend in einem Erzählrahmen, der über Anlass oder äußere Umstände der Belehrung informiert. Zu ihren Merkmalen gehören die Formel »So habe ich gehört« (p. Evaṃ me sutaṃ) in der Einleitung sowie die Angabe des Aufenthaltsortes der Gesprächspartner und Begleiter des Buddha. Die Sammlungen der verschiedenen buddhistischen Schulen unterteilen ihre Sutras in vier oder fünf Abteilungen (p. nikāya oder skt. āgama): lange, mittellange, thematisch verwandte und im Hinblick auf die Anzahl der behandelten Gegenstände zugehörige Texte.

Buddhismus. 100 Seiten

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