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2 Wo sind die Inhalte?

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«Gibt es dieses Lehrmittel auch digital?» Wer sich vor rund drei Jahren mit dieser Frage an die Schweizer Lehrmittelverlage wandte – und dies taten insbesondere Lernende, die ihr Schulgepäck reduzieren wollten –, erhielt meist eine abschlägige Antwort. Bis zu diesem Zeitpunkt fehlten nicht nur die technischen Lösungen, um Lehrmittel in einer für die Urheber und den Verlag verantwortbaren Art und Weise zu vertreiben. Bei vielen Verlagen wurden digitale Schulbücher grundsätzlich kritisch beurteilt – sei dies aus Angst vor dem Verlust des bisherigen Geschäftsmodells oder aus pädagogischen Vorbehalten. In den letzten drei Jahren hat sich jedoch einiges verändert: Zahlreiche Verlage bieten mittlerweile Lösungen an, die es ermöglichen, Lehrmittel auch digital zu lesen und zu bearbeiten. Die meisten dieser digitalen Lehrmittel basieren allerdings auf einem PDF-Dokument der gedruckten Ausgabe. Diese Lösungen haben somit nicht nur den Nachteil, dass die Inhalte auf kleineren Bildschirmen nicht optimal lesbar sind, vielmehr bieten sie nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten: Es ist in einem PDF beispielsweise nicht (oder nur sehr umständlich) möglich, die Schriftgrösse zu verändern, Multiple-Choice-Fragen zu lösen oder eigene Inhalte einzufügen.


Print oder digital? Der hep verlag bietet beide Varianten an.

Aufgrund dieser Einschränkungen hat sich der hep verlag 2011 entschieden, gemeinsam mit Partnern digitale Lehrmittel zu entwickeln, welche die Potenziale der digitalen Geräte ausnützen. 2012 erschienen die ersten vier sogenannten eLehrmittel, die ab Sommer 2012 im Rahmen eines Pilotversuchs an verschiedenen Schweizer Berufsfachschulen eingesetzt wurden. Die Pädagogische Hochschule Zürich begleitete diesen Versuch, sammelte Erkenntnisse und stellt Hilfeleistungen zur Verfügung. Seit 2012 sind im hep verlag zahlreiche weitere eLehrmittel erschienen, mittlerweile auch für den Unterricht an Gymnasien oder Berufsmaturitätsschulen.

«eLehrmittel» sind vollständig digitalisierte Lehrmittelausgaben mit hoher Funktionalität. Die Inhalte werden spezifisch für die Lesegeräte (Tablets, Laptops) aufbereitet und bieten daher umfangreiche Darstellungs- und Bearbeitungsmöglichkeiten. Einerseits können – wie in einem gedruckten Buch – Begriffe markiert, Notizen angebracht oder Lesezeichen gesetzt werden. Daneben enthalten sie aber zahlreiche Funktionen, die nur ein digitales Lehrmittel bieten kann:

DarstellungDas Layout ist nicht starr, die Lernenden können beispielsweise die Schriftgrösse ihren Bedürfnissen anpassen oder Bilder und Grafiken im Vollbildmodus betrachten.
VernetzungDie einzelnen eLehrmittel stehen nicht für sich alleine, sondern sind teilweise miteinander verknüpft. So können Begriffe im «Lexikon Allgemeinbildung» oder Gesetzesartikel in «Gesetzestexte» nachgeschlagen werden. Zudem sind die eLehrmittel stets mit dem Internet verbunden: Durch einen einfachen Klick können gewünschte Inhalte direkt innerhalb der eLehrmittel-Applikation z.B. bei Google oder Wikipedia nachgelesen werden. Bei der Tablet-Version steht auch ein integrierter Duden standardmässig zur Verfügung.
ErweiterungeLehrmittel lassen sich zu einem gewissen Grad erweitern. Einerseits können auf eigenen Seiten Texte und Bilder eingefügt werden. Dies erlaubt es den Lernenden beispielsweise, Zusammenfassungen zu schreiben, zu sichern oder zu gewissen Themen Vertiefungen und Ergänzungen einzufügen. Andererseits können auch Webseiten direkt im Buch angezeigt werden, was beispielsweise nützlich ist zur Integration von Webquests, Wikis oder LearningApps.
ÜbungsformenÜbungen können direkt im eLehrmittel gelöst werden. Gewisse eLehrmittel enthalten auch Multiple-Choice-Aufgaben oder integrierte Video- und Tondokumente, die es erlauben, das Hörverständnis zu trainieren.
KommunikationeLehrmittel erlauben es, gewisse Inhalte mittels E-Mail zu versenden. So können beispielsweise gelöste Übungen in einfacher Weise zur Kontrolle an die Lehrperson verschickt werden. Auch Markierungen und Notizen lassen sich versenden.

Auf eine detaillierte Erklärung sämtlicher Funktionen wird an dieser Stelle verzichtet. Sowohl die technischen Möglichkeiten als auch die Anforderungen und Erwartungen von Lehrpersonen und Lernenden verändern sich rasch. Dementsprechend wird auch das Konzept «eLehrmittel» stetig weiterentwickelt; gewisse Funktionen werden hinzukommen, andere eleganter umgesetzt werden. Die eLehrmittel, die wir heute kennen, sind nur ein erster Schritt.

Wird im Unterricht mit digitalen Geräten gearbeitet, dürfen jedoch nicht nur die Lehrmittel im Fokus stehen. So ist ein Tablet beispielsweise nicht nur ein elektronisches Lesegerät, sondern Videokamera, Fotoapparat, Diktiergerät oder Präsentationswerkzeug in einem. Ein solches multifunktionales Werkzeug bietet ganz neue Möglichkeiten in der Unterrichtsgestaltung. Lernende können ein Interview auf Video aufzeichnen und dieses vor der Klasse präsentieren; sie erledigen einen Auftrag zur Dokumentation von Bauteilen direkt in der Werkstatt mittels Fotofunktion; sie präsentieren die Resultate einer Gruppenarbeit auf dem Beamer mittels geeigneter App; sie nutzen einen Kartendienst zur Ermittlung von Wegdistanzen usw. Wenn im Folgenden also vom Unterrichten mit eLehrmittel geschrieben wird, müssen diese Potenziale stets mitgedacht werden. Digitale Geräte helfen uns nicht nur im Alltag bei der Bewältigung zahlreicher, teilweise sehr unterschiedlicher Aufgaben – sie können dies auch im Unterricht tun.

eLehrmittel im Unterricht

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