Читать книгу Skandalöse Erlösung - Amanda Mariel, Christina McKnight - Страница 7
KAPITEL 2
ОглавлениеClaudias Füße verharrten unbeweglich und ihr wurde bang ums Herz, als sie Lord Shillington an dem großen Mahagonitisch sitzend vorfand. Sein goldenes Haar und seine warmen braunen Augen lugten über die Oberseite des Nachrichtenblatts, das er hielt. Sie hatte nicht erwartet zu dieser späten Stunde irgendjemanden im Frühstücksraum verweilend vorzufinden. Tatsächlich hatte sie vorsätzlich in ihrem Zimmer getrödelt bis sie sicher war, dass alle Hausgäste für die Aktivitäten am frühen Nachmittag von dannen gezogen waren.
Zwischen dem Pochen in ihrem Kopf und ihrer Verlegenheit darüber, wie sie sich am Abend zuvor verhalten hatte, wünschte sie nicht mit irgendjemandem zu verkehren. Sie plante zu frühstücken und den Tag dann versteckt in ihrem Zimmer zu verbringen, weit weg von neugierigen Augen und verurteilenden Blicken.
Die Verlegenheit drohte sie zu verschlingen, als Lord Shillingtons Blick mit ihrem kollidierte. Er betrachtete sie mit kühler Gleichgültigkeit, als er aufstand. Möglicherweise sollte sie sich einfach verabschieden. Ihre gestrigen Handlungen waren verabscheuungswürdig gewesen. Damen frönten nicht zügellos dem Trinken und sie warfen sich Gentlemen nicht an den Hals, dennoch hatte sie beides getan.
Sie straffte ihre Schultern und machte einen zaghaften Schritt auf die Anrichte zu. Er war nur ein Mann, überdies würde es keinen Zweck erfüllen der Verletzung, die sie ihm bereits zugefügt hatte, einen Affront zuzufügen. Sie würde bleiben und die Entschuldigung übermitteln, die sie ihm schuldete.
Vielleicht würde er den Vorfall als den schwachen Moment akzeptieren, der er war. Sie hatte sich selbst erlaubt sich in vergangenen Schmerzen und Selbsthass zu suhlen, eine schlechte Kombination, aber nicht länger. Heute würde sie von vorne beginnen. Ein frisches Leben ohne Julian, Akford oder dem Skandal, den sie auf sie herab bewirkt haben, aufbauen. Sie waren ihre Vergangenheit und sie hegte keinen Wunsch zurückzublicken.
Mit erhobenem Haupt schritt Claudia zur Anrichte, durchsuchte ihren Geist nach angemessenen Worten, um sie zu äußern. Die Hitze von Lord Shillingtons Starren drohte ihre Robe zu versengen, als sie gekochte Eier und Schinken auf den Porzellanteller mit Goldrand legte. Er verachtete sie mit Sicherheit und sie konnte es ihm nicht verübeln, wenn man bedenkt, was er über sie gehört haben muss. Die Art, wie sie sich im Garten auf ihn geworfen hatte, konnte nicht im Geringsten von Nutzen gewesen sein. Sie schluckte ihre Beklemmung herunter und bewegte sich zum Tisch.
»Lord Shillington.« Sie zeigte ein Lächeln.
Er machte einen Schritt vom Tisch weg. »Guten Tag, Lady Akford.«
»Warten Sie.« Sie schluckte den Kloß, der sich in ihrem Hals bildete, herunter. »Bitte erlauben Sie mir mich für mein primitives Verhalten gestern zu entschuldigen.« Sie klammerte sich mit ihren behandschuhten Händen an ihren Teller.
Er wandte seinen Blick ab. »Alles ist vergeben. Nun, wenn Sie mich entschuldigen würden.« Er machte einen weiteren Schritt, stieß bei diesem Vorgang gegen seinen leeren Stuhl. Als er danach griff, stolperte er, fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Boden. Ein Diener stürzte nach vorne.
Ihr Herz machte einen Satz, ein kleines Quietschen entsprang ihrer Kehle. Sie bewegte sich um den Tisch herum, ging dann neben ihm in die Hocke, ignorierte die Schicklichkeit. »Sind Sie verletzt?« Sie streckte eine Hand zu ihm aus, um ihm zu helfen.
Rote Flecken erblühten auf seinem Gesicht und Hals. Er schob sich hoch, ignorierte ihr Angebot.
Ihr wurde ein Stich des Bedauerns versetzt. Sie blickte zu dem Diener hoch, nicht sicher, wie sie fortfahren sollte. Nach einem solch unangenehmen Sturz machte es Sinn, dass er verletzt sein könnte. »Benötigen Sie einen Mediziner, Lord Shillington?«
Er stand auf und glättete seinen Tagesmantel. »Mir geht es recht gut.«
Claudia legte eine Hand auf seinen Arm. »Sind Sie sicher?«
»Nur mein Stolz leidet.« Er trat außerhalb ihrer Reichweite und bewegte sich auf die Tür zu.
Sie rief aus: »Bitte gehen Sie nicht meinetwegen. Sie haben mein Wort, ich werde nichts Ungesittetes tun. Bitte bleiben Sie und beenden ihr Getränk.« Sie konzentrierte sich auf den Staub, der in den Sonnenstrahlen tanzte, welche durch das raumhohe Fenster strömten, während sie auf seine Antwort wartete. Warum es sie kümmerte, ob er blieb, war jenseits ihres Verständnisses, aber irgendwie war es wichtig. Seine Meinung über sie war wichtig. Sie blickte ihn verstohlen an.
Er beobachtete sie, sein Gesichtsausdruck verriet nichts, als sein Blick über sie strich.
Ein kleiner Schauer schoss durch sie, so wie er sie zu bemessen schien. »Ich würde es mögen, wenn wir Freunde sein könnten. Bitte sagen Sie, dass Sie mir vergeben?«
Er ging vorsichtig durch den Raum und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Er erhob sein Glas, ließ es aus Versehen gegen seinen Teller klirren, beförderte Flüssigkeit über dessen Seite. Ein schiefes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er die Pfütze mit einer Leinenserviette aufnahm. »Ich vermute wir alle machen von Zeit zu Zeit Fehler.«
»Gleichwohl wünsche ich es wieder gut zu machen. Sagen Sie mir, gibt es etwas, dass ich tun kann?«
»Ich denke Sie haben bereits genug getan, Lady Akford.« Er blickte weg. »Ich …Entschuldigung. Das kam falsch herüber.«
»Ich glaube Sie haben exakt das gesagt, was Sie gedacht haben, Lord Shillington, und ich kann nicht widersprechen. Erlauben Sie mir die Möglichkeit Ihre Meinung zu ändern, was mich angeht?« Sie versteifte ihren Rücken gegen den Stich seiner Einschätzung. Seine Gedanken passten offensichtlich nicht zu seinen Worten, aber wenn sie die Möglichkeit bekam, wusste sie, dass sie seine Meinung ändern könnte.
Henry dachte er musste verrückt sein, da er zustimmte einen Moment mehr in Lady Akfords Gesellschaft zu verbringen. Und jetzt, ihre Bitte zu bedenken, es war blanker Wahnsinn. Was könnte davon kommen mehr Zeit mit ihr zu verbringen? Davon eine Freundschaft mit ihr aufzubauen? Doch die Dame faszinierte ihn. Sie war schön und charismatisch und die Art, wie sie an seine Seite geeilt war, als er hingefallen war, bewies, dass sie kein Unmensch war. Möglicherweise übereilte er sein Urteil über sie.
Er begegnete ihrem Blick über den Tisch hinweg und grübelte über seine Tollpatschigkeit. Als ob es nicht genug war, dass er über seinen Stuhl gestolpert war, musste er dieser Handlung nachfolgen, indem er den Inhalt seines Glases verschüttete. Schöne Frauen hatten seine Nerven schon immer aus der Fassung gebracht, was ihn zu einem plumpen Lappen machte. Es schien, dass Lady Akford keine Ausnahme war. Seine Reaktion auf sie machte sie nur gefährlicher. Er würde bei allem mit passender Vorsicht weitermachen. »Sehr wohl. Lassen Sie uns Freunde werden.«
Ein kleines Lächeln breitete sich über ihrem Gesicht aus. »Sie werden das nicht bereuen, Lord Shillington.«
Warum fühlte es sich an, als ob er gerade einen Handel mit dem Teufel selbst geschlossen hatte? Er schluckte seine Beklommenheit herunter. Sie würden nur für zwei Wochen hier sein; er würde einfach vorsichtig sein, um nicht in irgendwelche Fallen zu tappen. Im Grunde genommen war die Zustimmung ihr Freund zu werden nicht das Gleiche als zuzustimmen all seine Zeit mit ihr zu verbringen. Dies war eine Hausgesellschaft, wobei einige seiner Standesgenossen zugegen waren, um ihn beschäftigt zu halten. Er würde in ihrer Gesellschaft freundlich sein, aber würde sie nicht aufsuchen. Er griff nach dem Nachrichtenblatt und schlug es einmal mehr auf.
»Was haben Sie gelesen?« Er blickte wieder auf. »T-The London Chronicle, ich halte mich gerne über das Kommen und Gehen in der feinen Gesellschaft auf dem Laufenden. Wer tut was und dergleichen.« Er presste seine Lippen in einer strammen Linie zusammen, um den weitschweifenden Fluss seiner Worte zu stoppen. Verdammt seien seine fürchterlichen Nerven. Er wünschte nicht sie zu umwerben. Es gab keinen Grund in ihrer Gegenwart nervös zu sein.
»Ich verstehe. Und wird irgendetwas Interessantes berichtet?« Sie hob ihre Gabel zu ihrem Mund.
Nachdem er das Blatt beiseitegelegt hatte, griff er nach seinem Glas. »Nichts Ungewöhnliches.« Er würde es nicht wagen den Artikel über Lord und Lady Luvington zu erwähnen. Dieses gewisse Thema musste zwischen ihm und Lady Akford tabu bleiben. Ungeachtet dessen, was sie vorgab, traute er ihr nicht was seine Freunde betraf. Es würde ihm besser dienen die Unterhaltung zu einem sichereren Thema zu steuern. »Sagen Sie. Was haben Sie für diesen Tag geplant?«
»Ich beabsichtigte mich mit einem Buch abzusondern.« Sie gestikulierte nach einem Diener, um ihr Wasserglas wieder zu befüllen. Ihre Ohrringe funkelten bei der Bewegung, schickten kleine Lichtblitze durch den Raum. »Und Sie? Was ist mit Ihren Plänen?«
»Ich muss gestehen, ich fühle mich heute Morgen ein wenig angeschlagen. Ich hatte gehofft der Jagd beizuwohnen, aber daraufhin entschieden im Haus zu bleiben.« Er entspannte sich in kleinen Maßen, während sie sich unterhielten. Die Gesellschaft der Dame erwies sich als angenehm, ungeachtet seiner Befürchtung.
»Ich hoffe doch Sie haben sich erholt.«
Er las Aufrichtigkeit in der Tiefe ihrer Augen. »Tatsächlich. Mir geht es viel besser jetzt und ich freue mich auf das Picknick diesen Nachmittag.«
Er blickte aus dem Fenster hinter ihr. Die Diener bereiteten bereits das Gelände vor. Ein großes weißes Zelt stand zwischen zwei Eichenbäumen aufgerichtet und türkische Teppiche übersäten das üppige grüne Gras. »Werden Sie sich dem Gewühl anschließen?« Er sollte nicht nach ihren Plänen fragen. Die Muskeln in seinem Kiefer strafften sich.
Sie runzelte die Stirn. »Das hatte ich nicht vor. Es ist kein Geheimnis, ich bin nur hierin, weil Vivian Wexil, meine Cousine, mich beschwört hat teilzunehmen. Ich konnte schwerlich ablehnen, da ich unter ihrem Dach wohne. Ich fürchte viele der feinen Gesellschaft haben meine skandalöse Vergangenheit nicht vergeben.«
In diesem Moment sauste Duchess Abernathy in den Raum, gefolgt von Lady Wexil. Als sie sich zum Tisch aufmachten, wandte Lady Wexil ihre Aufmerksamkeit Lady Akford zu. »Unsinn, Claudia. Diejenigen, die wichtig sind, machen dich nicht verantwortlich. Der Rest der Gesellschaft wird zu gegebener Zeit den Skandal vergessen.«
»Es sind Jahre vergangen.« Lady Akford schob eine verirrte Locke von ihrer Stirn.
Henry stand bei der Unterbrechung auf, verbeugte sich dann. »Euer Gnaden, Lady Wexil.«
Die Herzogin nickte und nahm Platz. »Sie sind erst kürzlich in die Gesellschaft zurückgekehrt. Geben Sie ihr etwas Zeit und sie werden alle zu einem neuen Häppchen Klatsch weiterziehen, dabei alles über Ihre kleine Jugendsünde vergessen.«
Lady Wexil legte ihre behandschuhte Hand über Lady Akfords. »Euer Gnaden hat Recht, weißt du. Der Skandal war lange vergessen, bevor du zurückgekehrt bist. Mit ein bisschen Zeit wird es jeder wieder vergessen. Merk dir meine Worte.« Sie setzte sich auf den Stuhl neben Lady Akford.
Henry konnte nicht anders, als Lady Akfords Unbehagen zu bemerken, als er sich wieder hinsetzte. Ihre Schultern waren leicht gerundet und sie nagte an ihrer vollen Unterlippe.
»Lady Akford und ich besprachen das Picknick. Es scheint, als ob alles in Ordnung sei«, sagte er in der Hoffnung deren Aufmerksamkeit von Lady Akford wegzunehmen.
Lady Wexil nahm die Teetasse aus Porzellan auf und ein Diener füllte diese für sie. »In der Tat. Und das Wetter heute ist prächtig. Euer Gnaden und ich sind gerade von einem Spaziergang hereingekommen.«
Die Herzogin wandte sich Lady Akford zu. »Sagen Sie, werden Sie sich zu uns gesellen?«
Henry beobachtete Lady Akford, während er ihre Erwiderung erwartete. Elend überzog ihre Gesichtszüge, ihre Augen blieben niedergeschlagen und ihre Wangen waren gerötet. Ihr Unbehagen zu erleben riss an seinem Herzen.
Sie blickte hoch, schenkte der Herzogin ihre Aufmerksamkeit. »Ich kann mir nicht vorstellen, was ich anderes tun könnte.«
Lady Wexil lächelte. »Wir werden eine fabelhafte Zeit haben. Du wirst sehen.«
Die Herzogin nahm einen Schluck von ihrem Glas. »Ich hoffe allerdings, dass Sie mir auch bei einem Spiel Game of Graces beiwohnen.«
»Ich wäre entzückt«, murmelte Lady Akford ihre Antwort.
Henry bemerkte die Mühe, welche das höfliche Lächeln sie kostete. Er würde wetten, dass sie ein Zimmer im Turm dem Besuchen der Tagesveranstaltungen vorziehen würde. »Lady Akford, ich wäre geehrt, wenn Sie etwas Ihrer Zeit mit mir verbringen würden. Eventuell einen Spaziergang durch den Garten?«
Ihre Augen erhielten etwas ihres Glanzes zurück. »Die Ehre wäre meinerseits, Lord Shillington.«
So viel dazu Vorsicht um die Dame herum auszuüben. Nichtsdestotrotz, er konnte sich nicht zurücklehnen und es erlauben, dass sie litt. Nicht wenn es etwas gab, das er tun konnte, um ihr Unbehagen zu mindern. Gnade ihm der Himmel, wenn er sich bei ihr irrte.