Читать книгу Die Drachenprinzessin, Band 2 - Ambros Chander - Страница 5
Beschwörung
ОглавлениеSie lief durch die Dunkelheit und warf immer wieder nervöse Blicke über die Schulter. Sie kamen immer näher, doch sie rannte weiter, drückte dabei das kleine Bündel in ihren Armen fest an sich. Nein, sie würden sie nicht bekommen. Niemals!
Ihr Ziel war klar. Den Weg zur geheimen Insel kannte sie genau. Die Insel der Elfen, die inmitten des Sees Lim Hen lag. Bis an das Ufer des Sees musste sie es schaffen. Am Steg lag ein Boot, das wusste sie. Es lag immer dort, für jene, die die Insel fanden.
Dicht hinter sich hörte sie die Schergen der Königin. Der falschen Königin, berichtigte sie sich in Gedanken. Sie warf einen hoffnungsvollen Blick zum Himmel und zum bleichen Mond, der die Nacht und den Wald erhellte. Von Anbeginn der Zeit hatten die Menschen auf diese Weise die Elfen um Hilfe gebeten. So versuchte auch sie, ihr Erscheinen zu beschwören. Denn sie brauchte Hilfe, und zwar schnell. Die Bäume standen dicht an dicht. Es wurde immer schwieriger für sie durchzukommen und ihre Verfolger holten auf. Der See ist noch so weit entfernt, dachte sie. »Gleich haben sie uns«, sagte sie zu dem kleinen Bündel in ihren Armen. Doch plötzlich teilten sich vor ihr die Bäume und eine große schlanke Gestalt stand vor ihr. Sie hätte beinahe aufgeschrien, so überrascht war sie. Auch wenn sie herbeigesehnt hatte, dass er kommen würde. Denn sie kannte den Mann, den Elfen, der sie nun reglos ansah. Ebenmäßige Züge, langes schlohweißes Haar und eine Ruhe ausstrahlend, die in absolutem Kontrast zu ihrem eigenen schnellen Atem und rasenden Herzschlag stand.
Vásíphel Deldúwath!
Sie sah ihn an, während die Geräusche hinter ihr immer lauter wurden. »Nimm sie, bitte«, flehte sie ihn an. »Sie werden sie töten, wenn du sie nicht in Sicherheit bringst.« Sie hielt ihm das Bündel entgegen. Doch er stand einfach nur da. Hinter ihr knackten die Zweige und Äste der Bäume, als sich die Schergen ihren Weg bahnten. Den Weg zu ihr und …
Ein gleißender Lichtblitz erfüllte die Nacht.