Читать книгу Das Hexaemeron - Ambrosius von Mailand - Страница 67

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Wenn ferner, was jene selbst zugeben, die von feurigen Gestirnen erstrahlende Himmelssphäre in rotierender Bewegung ist, mußte dann nicht die göttliche Vorsehung notwendig Vorsorge treffen, daß unterhalb und oberhalb derselben reichlich Wasser sich ergieße, um jene lohende Hitze oder glühende Achse zu dämpfen? Deshalb, weil übergroß und glühendheiß das Feuer ist, ist überreich auch Wasser auf Erden vorhanden, daß nicht der Brand der aufgehenden Sonne und der funkelnden Sterne sie versenge und die ungewohnte Hitzestrahlung das erste zarte Wachstum der Dinge schädige202. Wie viele Quellen, Flüsse, Seen bewässern das Festland, weil im Innern Feuer es durchglüht! Wie könnten denn die Bäume knospen oder das Getreide und die Saaten hervorkeimen oder die aufgegangenen reifen, wenn nicht Feuer auch im Innern sie belebend erwärmte? Auch aus Gestein läßt es sich häufig schlagen, und selbst aus Holz züngelt es oft beim Spalten hervor.

Wie nun das erschaffene Feuer zum Fortbestand der planmäßigen Ordnung der Dinge und zur Temperierung des eiskalten Wassers durch einen milden (Luft-) Himmel notwendig ist, so ist auch die überreichliche Menge des Wassers nicht umsonst: es soll das eine Element vom andern nicht aufgezehrt werden. Dann wären beide nicht in erforderlichem Maße vorhanden, würde ebenso das Wasser das Feuer auslöschen, wie das Feuer das Wasser auftrocknen. Nach Gewicht und Maß hat darum der Schöpfer alles abgewogen. Selbst die Zahl der Regentropfen ist ihm bekannt, wie wir es im Buche Job lesen203. Er wußte, wie leicht die Dinge ihrem Ende, das Universum seiner Auflösung anheimfiele, würde ein Element im Vergleich zum anderen zu reichlich vorhanden sein. Darum ließ er eine Verminderung beider nur in der Einschränkung zu, daß das Feuer nicht zuviel absorbiere, das Wasser nicht zuviel überfließe: beide sollten soweit verringert werden, daß einerseits der Überfluß beseitigt würde, andrerseits das notwendige Maß erhalten bliebe. So große, zu übergewaltigen Strömen anschwellende Flutmassen brechen doch aus der Erde hervor: der Nil, der austretend Ägypten überschwemmt; die Donau, die vom Westen her die Scheide zwischen den Barbarenstämmen und Roms Völkern bildet, bis das Schwarze Meer sie aufnimmt; der Rhein, der seinen Lauf von der Kammhöhe der Alpen zu den Tiefen des Ozeans nimmt, der berühmte Schutzwall des römischen Reiches gegen die wilden Völkerstämme; der Po, die sichere Einfuhrstraße für die Seehandelsprodukte zur Versorgung Italiens: die Rhone teilt, mit raschem Lauf daherstürmend, die Flut des Tyrrhenischen Meeres, und keine geringe Gefahr entsteht den Schiffen aus dem Ringen der Meereswogen und des Flusses Strömung; desgleichen ergießt sich von Mitternacht her, dem Kaukasusgebirge entspringend, der Phasis mit mehreren anderen Flüssen ins Schwarze Meer ― es würde zu weit führen, den einzelnen Flüssen namentlich nachzugehen, die teils unserem Meere zueilen, teils vom Ozean verschlungen werden ―: so groß doch (sage ich) ist die Fülle des Wassers, und dennoch wird die Erde in der Mittagsgegend so häufig von versengender Wärme ausgebrannt und zerstäubt vor Hitze, und zunichte ist des bedauernswerten Landmannes Arbeit, so daß ihm oft, wenn die Brunnen bis auf den morschen Grund vertrocknen, der zum Leben notwendige Trunk fehlt. Zwar wird der Zeitpunkt erst kommen, da der Herr zur Tiefe sprechen wird: „Zur Wüste werde und deine Ströme trockne ich aus“204, wie er es durch Isaias [Jesaja] für die Zukunft angekündigt hat: aber auch schon bevor jener von Gottes Willen frei vorausbestimmte Tag kommen wird, liegt die Natur der Elemente in nicht geringem Kampfe unter sich. Häufig wird daher diese Welt entweder von Überschwemmungen betroffen oder von übergroßer Hitze und Dürre heimgesucht.

Das Hexaemeron

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