Читать книгу Auf der Reise zu Dir selbst - André M. Richter - Страница 10

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Jedes Ende ist ein neuer Anfang

Sandra ist irritiert. „Was meinst Du damit? Wie und wo soll ich diese Basis finden?“, fragt sie.

Maik bringt sie völlig durcheinander. Ihn scheint dagegen nichts aus der Ruhe bringen zu können. Er lächelt sanft und antwortet nur: „Sei nicht so ungeduldig! Wie gesagt, es ist ein Lernprozess und kein Fahrplan mit vorgefertigten Lösungen. Was verstehst Du denn unter einer neuen Basis für Dich? Und lass Dir Zeit mit der Antwort! Schalte einfach ab, atme tief durch und denke nach! Wenn Du fertig bist, dann setze Dich wieder zu mir. Wir wickeln kein Projekt ab und haben keinen Zeitdruck. Und beschränke Dich beim Schreiben auf das Wesentliche!“

Nachdenklich steht Sandra auf. Sie hat einen langen Vortrag erwartet, wollte sich viele Dinge notieren und daraus dann ihre eigene Lösung entwickeln.

„Du bist enttäuscht!“, sagt Maik. „Aber Du selbst musst Deine Lösung finden! Ich zeige Dir nur die Richtung und unterstütze Dich auf Deinem Weg.“

„Okay! Dann gehe ich mal runter zum Strand …“.

Maik lächelt und zeigt ihr den erhobenen Daumen. „Du bist auf dem richtigen Weg. Der Anfang ist schwierig. Aber mit dem ersten Schritt fängt alles an!“

Sandra setzt sich ans Wasser und überlegt. Ihre neue Basis … was kann das sein? Die Grundlage für ihr Leben … ihr neues Leben. Aber was gehört alles dazu? Beruf, Geld verdienen, wohnen … und was sonst? Eine Partnerschaft … wie entscheidend ist das Privatleben dabei?

Nach einer halben Stunde intensiven Nachdenkens geht sie zurück zu Maik, der entspannt in der Sonne sitzt und die Augen geschlossen hat. Sie erzählt ihm von ihren Gedanken und dem Ergebnis.

„Du denkst in die richtige Richtung!“, sagt er. „Aber Du musst Deinen Horizont erweitern! Wie viele Stunden hat der Tag? Bist Du 24 Stunden lang auf der Arbeit? Nein, natürlich nicht! Was machst Du den Rest des Tages? Oder besser: Was willst Du gerne machen? Das ist Deine neue, künftige Basis!

Schaffe Klarheit in Deinem Leben, und zwar in allen Bereichen! Erst wenn Dir klar ist, wo Du heute stehst, kannst Du Dir auch Gedanken darüber machen, wohin Du willst! Schaue Dir alle Bereiche Deines Lebens an …“

„Aber was gehört alles dazu?“, unterbricht Sandra ihn.

„Beruf und Geld, Wohnen, Beziehung und Familie, natürlich auch Dein Privatleben, also Freunde, Hobbys usw. und auch Deine Gesundheit! Für mich sind alle Punkte gleich wichtig und funktionieren nur im Zusammenspiel. Aber die meisten Menschen vernachlässigen einige davon und wundern sich dann, wenn sie krank werden. Das basiert übrigens auf meinen eigenen Erfahrungen!“

„So, wie Du das sagst, klingt das logisch und ich wundere mich, das ich nicht selbst darauf gekommen bin.“

„Dir ist bereits bewusst, dass Du Dein Leben ändern willst. Jetzt brauchst Du Klarheit in all Deinen Lebensbereichen. Notiere Dir, wie diese fünf Bereiche heute aussehen! Wenn sie alle Deinen Wünschen entsprechen, dann bist Du gesund, zufrieden und glücklich. Aber das ist nicht der Fall, denn sonst wärst Du nicht hier! Mach Dir deshalb Gedanken darüber, was einmal Deine größten Ziele waren … die Träume, für die Du einmal gebrannt hast und die Du unbedingt verwirklichen wolltest!

Als Nächstes prüfst Du, welche dieser Ziele Du auch umgesetzt hast. Bei Zielen, die Du nicht erreicht hast frage Dich, warum es so war und ob sie Dir heute überhaupt noch wichtig sind. Danach machst Du eine Pause und schreibst Dir auf, wie Deine heutigen Ziele lauten. Ich meine damit echte Lebensziele und Herzenswünsche … die Punkte, bei denen Deine Augen leuchten, bei denen Du Glücksgefühle bekommst und am liebsten gleich loslegen willst!

Schau Dir diese Punkte auf Deiner Liste genau an und lass sie auf Dich einwirken! Nimm Dir reichlich Zeit dafür! Wenn Du sicher bist, Deine echten Ziele gefunden zu haben, dann prüfe genau, wie zufrieden Du jetzt bist. Frag Dich, was sich ändern muss, was aus Deinem Leben verschwinden muss, was keinen Platz mehr in Deinem Leben hat, und frag Dich ganz besonders, was fehlt und was Du künftig brauchst!

Es geht darum, festzustellen wie groß Dein aktueller Schmerz ist, wie er auf Dich einwirkt und Dein Leben beeinträchtigt! Du sollst genau wissen, ob es sich für Dich wirklich lohnt, etwas zu ändern und dran zu bleiben, bis Du Dein Ziel erreicht hast. Wenn Du an diesem Punkt angelangt bist, kannst Du Dir selbst ein Versprechen geben und weißt, wofür Du Dich verändern willst!“

„Dann habe ich jetzt wohl eine Menge zu tun!“, sagt Sandra. „Ich habe auch verstanden, dass manche Dinge Zeit benötigen und einfach länger dauern. Aber wie viel Zeit ist denn angemessen, um all diese Fragen zu beantworten und zu einem klaren Ergebnis zu kommen?“

„Du hast Dir gerade selbst die Antwort gegeben. Es dauert so lange, wie es dauert! In jedem Fall ist es grundverkehrt, möglichst schnell sein zu wollen. Manche kommen schneller zu einem Ergebnis, bei anderen dauert es eine halbe Ewigkeit.

Ich mache Dir einen Vorschlag. Lass uns jetzt den Sonnenuntergang genießen. Danach fährst Du in Dein Hotel und machst Dir ein paar Gedanken und Notizen – aber bitte nicht zu lange!

Morgen machen wir zusammen einen Tagesausflug, wenn Du möchtest. Du sollst mal etwas ganz anderes sehen und Gegensätze kennenlernen. Dann machst Du einen Tag Pause. Am darauf folgenden Tag sprechen wir über alles. Vertraue auf Deine Intuition! Du wirst an dem Tag eine Lösung für Dich gefunden haben!“

Sandra willigt ein und beide sitzen nebeneinander, betrachten den Sonnenuntergang, lauschen dem gleichmäßigem, beruhigendem Rauschen des Meeres und genießen die Eindrücke. Als es völlig dunkel ist, verabschiedet sich Sandra. „Ich danke Dir für unser Gespräch und für die Zeit, die Du mir widmest! Du scheinst das bereits zu kennen, wonach ich selbst noch suche! Früher hätte mich das beängstigt. Heute empfinde ich es als großes Glück.“

„Auch für mich ist es eine Bereicherung! Es tut gut, etwas von dem weitergeben zu können, was mich selbst gerettet und glücklich gemacht hat!“

Beide verabschieden sich voneinander und verabreden, dass Maik sie am nächsten Morgen an ihrem Hotel abholt. Sandra fährt zurück zum Hotel, bestellt sich nur eine Kleinigkeit auf ihr Zimmer, macht sich ein paar Notizen, öffnet die Tür zur Terrasse, legt sich auf ihr Bett und schläft schnell ein.

Als sie am nächsten Morgen nach dem Frühstück das Hotel verlassen will, wird sie vom Manager angesprochen, da sie einige gebuchte Termine nicht wahrgenommen hat. „Alles ist bestens!“, sagt sie nur und schaut sich nach Maik um, der bereits auf sie wartet. Sie begrüßen sich und Maik bringt sie zu seinem Jeep.

„Wohin soll es denn heute gehen?“, fragt Sandra neugierig.

„Lass´ Dich überraschen!“, antwortet Maik nur. Nach wenigen Minuten Fahrt biegt er in eine Straße ab, die nicht asphaltiert ist. Sie kann nur sehen, dass die Straße am Horizont über einen hohen Berg führt, alles Weitere ist offen.

„Mach´ Dir keine Gedanken und analysiere nichts!“, sagt Maik. „Es wird ein toller Ausflug mit intensiven Eindrücken, aber es ist nicht gefährlich und am Abend sind wir wieder zurück! Entspann Dich und genieße es! Spüre in Dich hinein, was Du empfindest! Ich habe diese Strecke nicht zufällig ausgewählt! Wir fahren nach Cofete und dann weiter zur Villa Winter.“

Sandra hat Vertrauen zu Maik und schafft es, nur die karge Landschaft zu betrachten. Kurve um Kurve geht es den Berg hinauf. Maik fährt zügig und konzentriert und sie merkt ihm an, dass ihm das Fahren Spaß macht. Auf der Bergspitze angekommen hält er kurz und sie haben eine grandiose Aussicht. Nichts als Ruhe, Einöde, Sandwege, Kurven und weit unten das Meer! Sandra atmet tief und lächelt. Wie klein und unscheinbar ihre Sorgen jetzt gerade sind! Und wie weit weg Frankfurt auf einmal für sie ist! Sie fühlt sich glücklich und frei.

Maik fährt weiter und es geht auf der anderen Seite des Berges über viele Kurven hinunter ans Meer. Dort stellen sie den Jeep ab und laufen einige Zeit am Meer entlang. Die Brandung und die Wellen sind hier ungleich kräftiger als da, wo sie bisher war. Es ist eine gewaltige Energie zu spüren, eine Urkraft, die schwer zu bändigen ist und die einen zugleich in ihren Bann zieht.

„Verstehst Du, warum ich mit Dir an diesen Ort gefahren bin?“, fragt Maik. „Bei diesen Naturgewalten spüren wir, wie klein wir selbst und wie unbedeutend unsere Sorgen sind. Vieles ist auf einmal völlig unbedeutend. Das Einzige, was zählt, ist das Leben! Und das lässt sich nicht immer steuern. Manchmal muss man einfach loslassen – weil die Natur viel mächtiger ist!“

Sandra nickt mit dem Kopf. Ihr bisheriges Leben ist ganz weit weg. Alles was sie belastet ist im Moment unwichtig. Ihre Anspannung lässt spürbar nach.

Beide machen eine Pause, setzen sich in den Sand und sagen eine Weile kein Wort. Zu intensiv sind die Eindrücke. Sie sitzen einfach nur da, trinken einen Schluck Wasser, gehen im Meer schwimmen, liegen in der Sonne. Nach mehreren Stunden beschließen sie, wieder aufzubrechen und zurückzufahren. Beide strahlen und genießen die Fahrt. Die Sonne und die frische Luft haben sie müde gemacht.

Zurück auf der asphaltierten Straße hält Maik im nächsten größeren Ort an, nachdem er nach längerem Suchen einen Parkplatz gefunden hat. Beide steigen aus und stehen vor einer großen Einkaufspassage.

„Was wollen wir denn hier?“, fragt Sandra überrascht. Maik antwortet nicht und geht mit ihr einfach weiter. Überall sind Geschäfte. Kosmetikartikel, Kleidung, Lebensmittel, Buchläden, Restaurants … es scheint kein Ende zu nehmen.

Nach zehn Minuten bleibt Sandra stehen. „Maik, müssen wir hier sein? Du machst den ganzen Ausflug und die intensiven Eindrücke kaputt! Jede Menge Geschäfte mit unnötigem Zeug! Das ist ja wie zuhause!“

„Ich dachte schon, Du stoppst mich nie! Auch das gehört zu unserem Ausflug! Was Du hier siehst, das ist Dein bisheriges Leben! Hektik und viele oberflächliche Dinge, von denen man kaum etwas wirklich braucht!

Du warst jetzt nur ein paar Stunden mit mir unterwegs, hast Dich auf eine Fahrt mit viel Natur und Einfachheit eingelassen und schon sind Dir Menschenmengen und Shopping-Zentren zu viel. Für heute hast Du viel gelernt!

Natürlich wirst Du in Zukunft nicht völlig ohne das alles leben. Aber Du hast eine andere Einstellung dazu gewonnen und wirst Dein Denken verändern. Du wirst sensibler werden und mehr auf Dich achten!“

Sandra schaut ihn nachdenklich an. Wie macht er das nur? Alles, was er tut und sagt, wirkt spontan und aus dem Moment heraus entstanden - aber es ist durchdacht, einfach und wirkungsvoll! Er bringt sie auf seine Art geradezu spielerisch voran - ohne jeden Stress - und sie fragt sich, wieso sie selbst so lange über etwas nachdenken muss, worauf er sofort eine Antwort hat.

Maik bemerkt ihr Grübeln und sagt: „Fast alle Menschen stecken in ihrem Lebensrhythmus fest und machen einfach immer weiter wie bisher. Sie hinterfragen nichts! Sie sind nicht wirklich zufrieden und glücklich - aber sie wissen auch nicht, wo sie ansetzen sollen, wenn sie ihr Leben entscheidend verbessern möchten! Also lassen sie es irgendwie laufen, denn ganz so schlimm ist es ja auch nicht und bisher hat das ja irgendwie funktioniert. Aber ist das erstrebenswert?“

„Nein, das ist es wirklich nicht!“, antwortet Sandra. „Du hast das ziemlich hart formuliert, aber es stimmt. Vielleicht funktioniert unser ganzes System nur deshalb, weil fast alle diesen Trott mitmachen, ohne darüber nachzudenken!“

„Das sehe ich auch so! Kaum jemandem ist wirklich klar, wo seine Prioritäten liegen! Daraus folgt, dass die meisten Menschen den größten Teil ihrer Zeit in die falschen Dinge investieren!

Somit ist es wichtig, die eigenen Prioritäten zu kennen und entsprechend zu handeln. Hast Du das erreicht, dann wird Dein Leben einfacher und entspannter. Die Einfachheit der Dinge ist von grundlegender Bedeutung. Je mehr Belastungen Du hast, desto komplizierter ist Dein Leben. Und je komplizierter Dein Leben ist, desto weniger Überblick hast Du und umso chaotischer lebst Du! Wie willst Du etwas verändern, wenn Du nicht weißt, wo Du stehst und wohin Du willst?“

Sandra ist erschöpft von dem Ausflug, aber gleichzeitig arbeitet es in ihr. Einerseits braucht sie eine Pause und will sich ausruhen, andererseits will sie immer mehr wissen, mehr von sich erfahren und ihren künftigen Weg finden.

Maik macht ihr einen Vorschlag. „Ich merke, dass Du ungeduldig bist. Ungeduldig mit Dir selbst. Aber ich habe Dir schon einmal gesagt, dass das Ganze ein Lernprozess ist. Lass diesen Tag auf Dich einwirken. Ich bringe Dich jetzt zurück zum Hotel. Dort kannst Du Dir Deine Notizen machen, aber bitte knapp! Und danach entspann Dich, ruhe Dich aus und unternimm etwas das Dir Spaß macht!“

„In Ordnung! Dann sehen wir uns morgen wieder?“

„Nein! Morgen hast Du sozusagen frei! Und damit meine ich: Dein Kopf ist frei, Dein Kalender ist leer, Dein Notebook bleibt aus und Dein Smartphone auch! Tue nur das, was Dir spontan einfällt! Fahr meinetwegen zum Hafen und bestell Dir in einem einfachen Lokal ein landestypisches Essen. Oder lauf zum Leuchtturm und fotografiere oder male ihn. Schreib ein Gedicht, wenn Dir danach ist. Wenn Du einen frei laufenden Hund triffst, dann spiel mit ihm. Sei unterwegs und mach das, was Dir gerade in den Kopf kommt! Was auch immer … sei spontan und denke nicht über mögliche Folgen nach. Jedes Kind ist spontan und sammelt andauernd neue Eindrücke. Aber je älter wir werden, umso mehr vergessen wir das!“

„Ich muss Dir zustimmen! Alles, was Du sagst, trifft auf mich zu. Aber wenn ich morgen nichts tun soll und wir uns übermorgen sehen, wann soll ich dann die Aufgaben lösen, die Du mir gestellt hast?“

„Wenn Du morgen so handelst, wie ich denke, dann wird irgendwann der Moment kommen, an dem Dir ein paar wichtige Dinge einfallen. Das notierst Du Dir kurz. Nimm am besten nur einen einzigen Zettel mit. Denk an die Einfachheit! Es soll keine wissenschaftliche Arbeit werden. Ach ja, mache nur wenige Dinge, die aber ganz bewusst! Dein Ergebnis wird nicht umso besser, je mehr Du unternimmst – es hängt davon ab, was Du unternimmst! Du bist kein japanischer Tourist, der innerhalb von 48 Stunden ganz Deutschland erkunden will!“

Sandra muss lachen und beide verabschieden sich. „Danke für diesen Tag, ich bin wirklich beeindruckt!“

„Dann bis übermorgen!“

Am nächsten Morgen frühstückt Sandra in aller Ruhe und überlegt. Spontan sein soll ich … nicht zu viel machen … alles, was ich mache, ganz bewusst tun …

Also gut, denkt sie sich und fährt mit dem Jeep los. Ihr einziges Ziel ist es, raus aus dem Ort zu fahren und sich ein stilles Plätzchen irgendwo in der Natur zu suchen. Nach ungefähr 20 Minuten Fahrt sieht sie zufällig einen Sandweg, der ans Wasser zu führen scheint. Sie folgt dem Weg und ist nach kurzer Zeit an einem kleinen Parkplatz direkt am Strand. Sie schaut sich um. Um sie herum leichte Dünen, ein paar Bungalows die mitten in die Landschaft gebaut zu sein scheinen, das Meer und die Wellen, das Tosen der Brandung, ein paar Surfer in der Nähe, die Sonne und sonst nichts. Nur wenige Menschen, keine Souvenirläden, keine Imbissbuden und keine Strandverkäufer – einfach fantastisch!

Sandra geht im Meer schwimmen, trocknet sich ab, ölt sich ein, trinkt einen Schluck Wasser, legt sich auf ihr Handtuch und schließt die Augen. Nach wenigen Minuten setzt sie sich wieder hin. Es wäre zu schade, die wunderschöne Umgebung nicht zu sehen! Das alles hier ist pure Energie, denkt sie und verspürt eine viel zu lange in Vergessenheit geratene Lebenslust. Sie strahlt und ist wahnsinnig dankbar für diesen Moment.

Als sie daran denkt, wie oft sie sich teure Dinge gekauft hat die ihr überhaupt nicht gefallen haben, sondern einfach nur ein Must-have waren, kommen ihr fast die Tränen. Die wenigen Tage vor Ort haben sie schon jetzt so sehr verändert, dass sie nie mehr diejenige sein wird, die sie noch vor ein paar Tagen war. Aber sie ist nicht traurig darüber, ganz im Gegenteil. Sie hat den Eindruck, dass ihr Leben jetzt erst beginnt!

Eigentlich wollte sie an diesem Strand nur einen kurzen Stopp einlegen. Aber inzwischen gefällt es ihr hier so gut, dass sie beschließt, bis zum Abend zu bleiben. Sandra schaut in den blauen Himmel und sieht, wie die Wolken an ihr vorüberziehen. Als Kind konnte sie das stundenlang tun. Maik hat recht. Man vergisst mit den Jahren viele wunderschöne Eindrücke aus der Kindheit und legt auch diese Unbefangenheit früher oder später ab, ohne es zu bemerken.

Sandra schaut sich weiter um. Sie spürt den Wind auf ihrer Haut, nimmt den Salzgeruch des Meerwassers wahr und hört das Aufklatschen der Wellen. Es ist eine gewaltige Energie zu spüren und sie verspürt den Wunsch, sich vom Wind treiben zu lassen. Sie nimmt eine Handvoll Sand in die Hand und lässt ihn über ihre Beine rieseln.

Danach sammelt Sandra ein paar Kieselsteine und Muscheln und betrachtet sie genau. Warum mache ich das jetzt erst wieder, fragt sie sich. Wenn man sich auf die einfachen Dinge einlässt, sind viele Gedanken und Sorgen überflüssig und ganz weit weg!

Die Dünen, die Kargheit und die Weite versetzen sie gedanklich in eine andere Welt. Abenteuerbücher gehen ihr durch den Kopf und sie denkt an Lawrence von Arabien. Es ist unendlich lange her, dass sie ihre Gedanken derart ziehen lassen konnte. Sie ist mit sich zufrieden und verspürt ein Gefühl wunderbarer Leichtigkeit.

Sandra holt einen Stift und ein Blatt Papier aus ihrem Rucksack und will ein paar Gedanken zu Papier bringen. Sie kann nur mit Mühe schnell genug schreiben, um nichts zu vergessen.

„Ich schaffe Klarheit in all meinen Lebensbereichen. Alle Bereiche sind mir gleich wichtig. Ich bin mir wichtig und achte künftig auf mich. Meine früheren Wünsche sind heute bedeutungslos.

Glück und Zufriedenheit sind unabhängig von Geld und Luxus. Ich werde ab jetzt nur noch die Dinge tun, zu denen ich stehe und die ich gerne mache. Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, muss ich loslassen und Spontanität zulassen. Weniger ist mehr! Ich stehe heute am Anfang meines neuen Lebens!"

Sandra nickt zufrieden. Sich auf die wesentlichen Dinge zu fokussieren vereinfacht das Leben auf eine wunderbare Art. Sie hat jetzt nur einen kleinen Zettel beschrieben, der aber alles Wichtige aussagt. Mehr ist nicht nötig. Das wird Maik sicher gefallen.

Allmählich geht die Sonne unter. Es gibt kaum etwas Schöneres als beobachten zu können, wie nach einem herrlichen Tag die Sonne langsam im Meer versinkt. Das Spiel der Farben ist immer wieder unbeschreiblich schön und macht jeden Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis. Mit dem letzten Funken Helligkeit läuft sie zum Jeep und fährt zurück ins Hotel. Ein kurzes Essen, ein kleiner Drink und sie geht auf ihr Zimmer. Sandra will allein sein. Hektik und Lärm würden jetzt nur ihre Stimmung verderben. Nach wenigen Minuten auf der Terrasse geht sie ins Bett. Sie ist todmüde und erschöpft, aber glücklich. Ich sollte mal wieder Gitarre spielen, sind ihre letzten Gedanken, bevor sie einschläft.

Am nächsten Tag fährt sie nach dem Frühstück direkt zu Maik. Er sitzt bereits in der Taverne und winkt ihr zu, als er sie sieht. Sie begrüßen sich und Sandra legt ihm grinsend ihren Zettel von gestern auf den Tisch sowie einen Kieselstein und eine Muschel.

„Was ist das?“, fragt Maik scheinheilig und grinst.

„Du hattest wie immer recht!“, sagt sie. „Ich war gestern spontan, habe nur sehr wenig unternommen und alles ganz bewusst wahrgenommen. Es war ein besonderes Erlebnis für mich und ganz plötzlich wusste ich, was ich will und was nicht. Natürlich muss ich noch mehr in die Tiefe gehen. Aber die Basis ist da!“

Maik ist sichtlich erfreut und sieht seine Methode bestätigt. „Wir hätten von Beginn an jeden Tag ein Foto von Dir machen sollen. Du veränderst Dich von Tag zu Tag und hast bereits eine viel positivere Ausstrahlung!“

Sandra freut sich über das Kompliment und erzählt ihm von den vielen Gedanken und Eindrücken des gestrigen Tages. „Ein Gedanke lässt mich nicht mehr los. Ich spüre, dass ab jetzt nichts mehr so sein wird wie bisher und ich bin froh darüber. Aber wenn ich mich so sehr verändere, was ist dann mit meinen bisherigen Freunden?“

„Entspann Dich und lasse es auf Dich zukommen! Dein gesamtes Umfeld wird überrascht sein! Eine Folge Deiner Veränderung ist es, dass Du künftig manche Dinge ablehnst oder nicht mehr mit Dir geschehen lässt. Einige Menschen werden sich von Dir trennen, einige werden bleiben und andere werden in Dein Leben treten. Du wirst künftig die passenden Menschen in Dein Leben ziehen und um Dich haben!

Vergleiche es mit einer langen Bahnfahrt! Du steigst ein, ein paar andere Menschen ebenso. Dann gibt es einige Zwischenstopps. Manche steigen aus, manche fahren weiter mit Dir, einige bis ans Ziel. Zwischendurch steigen neue Menschen ein und vielleicht auch wieder aus. Du kannst das nicht beeinflussen. Das heißt, eigentlich schon – wenn Du tust, was andere Menschen wollen und wenn Du nicht Dein eigenes Leben führst. Aber diese Phase Deines Lebens ist ja vorbei!“

„Stimmt! Deine Antwort ist bestechend einfach! Wieder einmal frage ich mich, wieso ich nicht selbst auf die Lösung gekommen bin!“

„Weil Du nicht genug Abstand dazu hast! So wie ein Therapeut sich nicht selbst therapieren kann, stehst Du Dir teilweise selbst im Weg. Deshalb kann Dich ein Außenstehender wie ich gut unterstützen. Ich finde nicht die Lösung für Dich, ich zeige Dir nur die richtige Richtung!

Und damit ist unser erster Punkt erledigt! Du hast Deine neue Basis gefunden und weißt inzwischen, warum und wofür Du etwas verändern willst in Deinem Leben - oder siehst Du das anders? Du hast genug Motivation, um es durchzuziehen! Wir haben den ersten von fünf Punkten spielerisch erreicht, ohne Druck und völlig unverkrampft. Jetzt sag mir, wie es Dir damit geht, und ich sag Dir, was wir heute noch machen!“

„Ich bin entspannt, fühle mich unendlich leicht und bin begeistert!“

„Genau das wollte ich erreichen! Wir beide genießen jetzt den Rest des Tages! Du bist schließlich im Urlaub! Was magst Du lieber? Den ruhigen Strand oder einen Klub mit lauter Musik?“

Sandra muss lachen. Beide gehen den Strand entlang und verspüren tiefe Zufriedenheit. Ein richtig guter Tag geht dem Ende entgegen.

„Eine Frage habe ich noch!“, sagt Sandra, bevor sie sich verabschieden. „Der erste Punkt ist ja nun geklärt. Wie geht es jetzt weiter?“

„Das wirst Du morgen erfahren! Nur so viel dazu: Es geht darum, den Weg zu finden, der für Dich richtig ist. Damit meine ich, dass Du allein entscheiden musst, in welche Richtung Deine Reise geht und in welchem Umfang Du bereit bist, Dich zu verändern. Du musst also herausfinden, wohin Du willst und wie hoch Dein Einsatz sein soll. Aber wie gesagt, mehr dazu dann morgen!“

Fazit:

• Vor einem Neubeginn musst Du wissen, wo Du stehst!

• Kümmere Dich um alle Bereiche Deines Lebens!

• Kenne Deine Lebensziele und Herzenswünsche!

• Denke geradlinig und habe klare Gedanken!

• Sei offen für Neues und erlaube Dir, loszulassen!

Auf der Reise zu Dir selbst

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