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Kapitel 3

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In einem der schlimmsten Viertel von Tokio war es stockfinstere Nacht und es regnete aus allen Schleusen. Die Straßen waren fast verlassen. Nur wenige waren bei diesem Wetter, bei dem man sich nur den Tod holen konnte, unterwegs.

Einer von denen, die aber doch noch umherstreiften, war ein junger Mann um die zwanzig. Er wirkte traurig und schleifte sich von einer Straßenecke zur nächsten und sank dort in einer mit dreckigen Mülltonnen gefüllten Gasse schließlich zu Boden.

Dieser Knabe schien sich am Regen nicht zu stören und saß nun an eine Hauswand gelehnt auf dem feuchten Bürgersteig. Der Junge mit den schwarzen kurzen Haaren sah sehr angeschlagen aus und seine Kleidung war von Dreck und Nässe mitgenommen. Er schien so geschwächt zu sein, dass er nicht aus eigener Kraft weiterlaufen konnte.

Ich habe schon wieder zu viel getrunken, diesmal mehr als sonst. Was werden wohl meine Eltern wieder dazu sagen? Ich habe ihnen einerseits versprochen, Mäßigung zu wahren, aber andererseits interessiert sie mein Kummer sowieso nicht. Genauso wenig interessiert sie, dass ich vor Trauer um sie, die Person, die ich mehr als mein Leben liebte, manchmal keinen klaren Gedanken fassen kann und am liebsten den schnellen Tod wählen würde.

Selbst der Himmel ist meiner Meinung, denn er weint auch. Er ist so traurig, dass er gar nicht aufhören kann zu trauern.

Der Junge schüttelte verwirrt und vehement mit dem Kopf. Nein, das ist dummes Gerede. Ich sollte sie anrufen und ihnen sagen, dass ich nicht nach Hause komme.

Ach nein doch lieber nicht, ich muss sie nicht wieder über meinen neuesten Absturz in Kenntnis setzen. Ich bin fast volljährig, ich suche mir einfach ein Hotel. Ich werde wohl mehrere Tage brauchen, bis ich wieder fit bin. Aber vielleicht werde ich in den Tagen der Abgeschiedenheit zu einer neuen Erkenntnis kommen, oder vielleicht werde ich noch tiefer in meinem Sumpf aus Trauer und Einsamkeit versinken und dann werde ich vielleicht nie wieder die Kraft haben, daraus zu erwachen.

Der gebrochene Junge, der durchgeweicht bis auf die Knochen war, versuchte sich zu erheben und stand jetzt nach Minuten wieder auf seinen eigenen Beinen. Er torkelte etwas, konnte sich aber halten und marschierte weiter. Der Nachtschwärmer sah sich in den Straßen um, immer auf der Suche nach einem Hotel.

Die Gegend, die der junge Mann mit den pechschwarzen Haaren jetzt durchquerte, war wieder belebter und nach wenige Momenten hatte er auch schon ein augenscheinliches Hotel gefunden. Er besah sich das Gebäude im viktorianischen Stil und las laut den Namen des Ladens vor. „Broken Bones“, komischer Name für ein Hotel, aber da steht, dass ein Zimmer zwanzigtausend Yen die Nacht kostet.“

Der Junge überlegte kurz. „Warte mal, zwanzigtausend ist das ein Witz. Der Preis ist echt überzogen. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig. Im Kopf bin ich zwar noch relativ klar, aber meine Beine wollen einfach nicht mehr. Ich werde mich wohl für dieses entscheiden.“

Der Junge sah sich das Schild mit den Angeboten nicht weiter an und öffnete die Tür zum Eingang. Er trat ein und suchte in dem leeren Foyer nach jemandem, der ihm helfen konnte und entdeckte nach einigen Momenten eine Bar, an der ein Mann mit langen weißen Haaren arbeitete.

Dieser Herr, der um die vierzig Jahre sein musste, trug eine schwarze Hose und ein weißes Hemd. Er musterte seinen neuen Gast skeptisch.

Der Jüngere trat an die Bar und fing ein knappes Gespräch an. „Ich habe draußen euer Schild gesehen und würde gerne erst einmal ein Zimmer für eine Nacht buchen. Ich kenne dieses Viertel zwar nicht, aber ich finde den Stil für ein Hotel voll cool.“

Der ältere Mann, der die Fahne des Jungen schon gerochen hatte, als er eingetreten war, wunderte sich, dass dieser noch so klar reden konnte und sah ihn ungläubig an. „Wie, was meinst du mit Hotel?“

Der Mann musterte ihn erneut, aber diesmal liebevoller. Schließlich wusste der Junge nicht einmal, wo er war. Als er allerdings bemerkte, dass der Junge der nicht mal volljährig zu sein schien, sich kaum auf den Beinen halten konnte, trat er vor die Theke und stütze ihn.

„Komm Kleiner, ich rufe dir ein Taxi, welches dich nach Hause bringt. Sag mir wo wohnst du.“

Der Jüngere sah ihn aus seinen großen, blauen Augen an. „Ich bin aber so müde und mir ist kalt.“ Der Mann mit den langen weißen Haaren half dem neuen Bewohner, sich auf eine Bank zu setzen und sagte noch kurz zu ihm: „Bleib hier. Ich hole dir ein Handtuch und dann sagst du mir, wie du heißt und wo du wohnst. Ich bin übrigens Marik.“

Der Junge reagierte nicht darauf und der Mann, der sich als Marik vorgestellt hatte, verließ das Durchgangszimmer und holte ihm ein schwarzes Handtuch aus dem weitläufigen Gemeinschaftsbad im Erdgeschoss.

Nach wenigen Minuten kam Marik wieder zu seinem Gast zurück, allerdings erschrak er kurz darauf, als er einen seiner Leute bei dem Jungen, der mittlerweile weggenickt war, ausmachte. Er eilte zu ihm und legte dem Jungen das Handtuch über die Schulter, die nur von einem durchnässten, schwarzen Shirt bedeckt war und zog seinen Freund, der die selbe Haarfarbe und Haarlänge wie er hatte, beiseite. „Lass ihn in Ruhe, Salomone! Er ist kein Gast. Sieh ihn dir doch an. Er ist nur ein Kind und geht jetzt auch wieder nach Hause.“

Salomone lächelte süffisant. „Gerade weil er noch ein Kind ist, dürfen wir ihn doch nicht allein in die Kälte schicken. Außerdem ist er erstens voll süß und zweitens findet er doch nicht allein nach Hause. Er stinkt, als hätte er eine ganze Brauerei getrunken.“

Marik sah seinen Freund grimmig an. „Ich werde ihn einfach in ein Taxi setzen und mit dem kommt er schon dahin wo er wohnt.“

Salomone hielt dem Blick seines Freundes stand. „Und du willst wirklich einen von unseren Taxifahrern des Rotlichtviertels einem betrunken Jungen anvertrauen? Außerdem haben wir doch genug Zimmer frei.“

Marik grübelte und kam zu einem Entschluss. „Du hast recht. Ich werde ihn dann morgen nach Hause bringen! Aber er ist ein Mensch...“

Sein Freund, der das selbe trug wie er, unterbrach ihn. „Ist nicht nötig. Ich kümmere mich um ihn. Er erinnert mich an meinen kleinen Bruder. Der war auch so ein Junge wie er.“

Der Schlafende machte jetzt auch die Augen wieder auf und sah sich um. „Wo bin ich?“

Salomone antwortete lächelnd auf die Frage: „Du wolltest hier in unserem kleinen Hotel schlafen.“ Der Junge konnte sich jetzt wieder erinnern und sah die beiden Männer, die eindeutig nicht japanischer Abstammung, sondern eher europäischer waren, an. „Stimmt!“

Salomone, der augenscheinlich jünger als Marik wirkte, sagte liebevoll: „Ich bringe dich auf dein Zimmer. Übrigens kannst du mir mal verraten, wie du eigentlich heißt?“

Der Junge, der einfach nur seinen Rausch ausschlafen wollte, antwortete ihn nur kurz. „William.“

Der Mann stellte sich nun auch vor. „Hallo, Will- kun, ich bin Salomone. Komm, ich bring dich in dein Zimmer.“

Der hilfsbereite Mann half William erst dabei, die Treppe zum ihm zugeteilten Zimmer hinaufzusteigen und dann dabei, die nassen Sachen auszuziehen. Der Mann musterte ihn dabei erneut und legte ihn ins Bett.

Der Junge bemerkte die heimlichen Blicke nicht und war auch schon wieder sofort eingeschlafen, nachdem sein Kopf das Kissen berührt hatte.

Salomone betrachtete den Schlafenden und lächelte sanft. Er sieht Samuel so ähnlich. Natürlich war mein Bruder nicht so ein hübsches Püppchen wie er, aber die Haare, die Augen und diese Trauer im Herzen sind wie bei ihm. Mein Bruder hat sich damals wegen dieser Trauer um einen gelebten Menschen umgebracht. Ich habe seine Gefühle damals nicht verstanden und wohl auch falsch gedeutet. Ich dachte, dass er alles überwunden hat.

An diesem Jungen sehe ich seine Trauer nur zu deutlich. Ich weiß schon jetzt, obwohl ich ihn gar nicht kenne, dass er sich auch umbringen wird. Aber ich will nicht, dass auch er so jung stirb. Jedoch wenn ich das nicht will, kann ich nur eines tun.

Salomone erschrak über seine Gedanken und verließ das Zimmer. Er ging langsam die Treppen wieder zu Marik hinunter und wirkte sehr nachdenklich und verstört. Sein besorgter Freund erkundigte sich sogleich bei ihm: „Was ist mit dir los? Hast du etwas und wie geht es eigentlich ihm?“

Salomone war immer noch in Gedanken versunken und antwortete: „Mir geht es gut und er schläft wie ein Baby.“

Marik war erleichtert und lächelte: „Das ist gut. Ich habe schon das Schlimmste befürchtet. Komm, lass uns auch schlafen gehen.“

Salomone, der immer noch gedanklich nicht bei der Sache war, wurde etwas pampig mit seiner Antwort. „Ich töte doch keine kleinen, besinnungslosen Jungs!“

Er war seinem Freund böse, dass er so etwas über ihn dachte, ließ es aber auf sich beruhen. „Wieso heißt er als Japaner eigentlich William? Auch wenn ich den Namen süß finde, ist er doch nicht üblich.“

Marik war erleichtert, dass sein Freund ihm das Kommentar nicht übel nahm und kicherte nur. „Schatz, hast du ihn dir einmal genau angesehen? Er sieht nicht mal ansatzweise japanisch aus. Vom Namen ausgehend, denke ich, dass er wohl Brite ist.“

Salomone erwiderte darauf: „Du könntest recht haben. Ich bin aber jetzt zu einem endgültigen Entschluss gekommen.“

Der Ältere sah seinen Freund verwirrt aus großen Augen an: „Zu welchem Entschluss bist du gekommen?“

Der Angesprochene sagte liebevoll. „Ich will ihn in einen von uns verwandeln!“

Marik begann ihn anzuschreien: „Nein! Das wirst du nicht! Der Junge ist gebrochen vor Schmerz und Trauer und wenn du ihm das antust, wird er dich ewig hassen!“

Salomone interessierte sich nicht dafür, was sein Freund zu sagen hatte. „Ich will, dass er zu unserer Familie gehört und mir ist egal, was du dazu sagst. Ich war damals auch dagegen, dass du Mike, der dich anbettelte ein Vampir zu werden, verwandelst, aber du hast dich auch durchgesetzt.“

Marik, der immer wütender wurde, versuchte die Ruhe zu bewahren. „Das war etwas ganz Anderes und außerdem hat er nicht gebettelt. Aber dieser Junge...“

Salomone unterbrach ihn erneut. „Du hast aus uns eigenmächtig vor fünfzig Jahre eine Familie gemacht und weil ich damals sauer auf dich war, hast du mir versprochen, dass ich auch ein Kind nach meiner Wahl verwandeln kann und ich habe mich eben für ihn entschieden.“

Marik resignierte: „Ja, das habe ich. Aber warum ausgerechnet ihn? Ich kann verstehen, dass du ihn wegen seines guten Aussehens willst und er scheint auch nett zu sein, aber er...!“

Sein Liebhaber unterbrach ihm erneut und setzte ihn einen Kuss auf die Lippen. „Mein Liebster, ich will ihn nicht nur aus den genannten Gründen haben. Ich will ihn auch, weil er sich so sehr nach dem Tod sehnt. Ihm ist etwas Schreckliches widerfahren und wenn ich mich nicht seiner annehme, wird er sterben. Marik ich fühle, dass dieser Junge für etwas Großes bestimmt ist. Mit seinem Hass kann ich dann auch leben. Der wird auch irgendwann vergehen und solange bist du eben sein Ansprechpartner.“

Der Ältere der beiden Vampire wusste nicht mehr, was er sagen sollte und hatte nun vollends aufgegeben. „Ich werde mich natürlich um ihn kümmern, aber wenn du es umsetzen willst, dann tue es jetzt. Er ist noch sehr angetrunken und wird den Schmerz der Wandlung jetzt nicht so deutlich spüren.“

Der Jüngere überlegte. „Du meinst also, ich sollte es jetzt tun? Natürlich wäre es sowohl für ihn als auch für mich einfacher. Aber ganz ohne vorher mit ihm zu sprechen?“

Marik machte sich zum Gehen bereit. „Glaubst du wirklich, dass er zustimmen würde, wenn du vorher mit ihm redest? Ich sage aber nichts mehr zu dem Thema. Du kennst meine Ansichten.“

Salomone war von seinem Freund enttäuscht und ging noch einmal kurz in sich, blieb aber bei seinem Entschluss. Der Mann mit den langen silbernen Haaren und den brauen Augen ging wieder die Treppe hinauf und betrat das Zimmer des jungen Gastes mit den blauen Augen.

William schlief immer noch seelenruhig und hatte sich auf die rechte Seite gerollt. Der Vampir besah sich den Jungen noch einmal und krabbelte dann zu ihm aufs Bett. Er beugte sich über ihn. Der Mann schuf sich Freiraum zu seinem makellosen Hals und bohrte seine scharfen, weißen Schneidezähne in die pulsierende Halsvene seines Opfers. Das Monster begann langsam, ihm das Blut auszusaugen, aber der Schwarzhaarige merkte nichts von der ganzen Prozedur. Nur ein kurzes Stöhnen entsprang seiner Kehle. Salomone, der ein widerwärtiges, saugendes Geräusch erzeugte, ließ aber nach einigen Minuten schon von dem Menschen ab und genoss das frische Blut in seinem Organismus.

„Mein Gott!! Solches Blut wie deines habe ich noch nie getrunken. Es schmeckt anders als das von normalen Menschen. Ich wusste, dass du etwas Besonderes bist. Vielleicht kannst du mir irgendwann verzeihen, aber ich habe mich schon in dem Moment in dich verliebt, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Natürlich nicht so eine wie ich sie mit Marik, meinem Geliebten, teile, aber ich war einfach so fasziniert und gerade weil du meinem Bruder so ähnelst, kann ich nicht anders.“

Salomone biss sich in sein Handgelenk, bis das Blut spritzte und führte es an Wills Mund. Er öffnete die fremden Lippen so weit er konnte und ließ sein Blut in den Mund seines Opfers tropfen. Durch diese erneute Schändung seines Körpers erwachte der Junge und versuchte sich verzweifelt gegen den Mann, der sich ihm aufgedrängt hatte, zu wehren, aber es gelang ihm nicht. Er wurde erst wieder freigegeben als der Mann ihm soviel seines Blutes eingeflößt hatte, wie für die Verwandlung nötig war. William schien nun seine Trunkenheit vom Alkohol überwunden zu haben und schrie seinen Peiniger an: „Was soll das?! Hast du mich angefasst als ich geschlafen habe?!“

Salomone war schockiert über diese Aussage. „Nein! So etwas würde ich niemals tun! Keine Angst, ich habe dir nichts Böses angetan, im Gegenteil. Ich habe dir etwas geschenkt.“

Der Junge war verwirrt und schockiert zugleich. „Was soll das heißen? Du bist doch ...!!“

Er konnte den Satz nicht mehr beenden. Ein plötzlicher Schmerz trat in seinem Inneren hervor und er umfasste schreiend seinen Kopf.

William warf sich auf dem Bett hin und her, das Schreien und der damit verbundene Schmerz wurden immer schlimmer. Salomone der erst nur zusah, war verzweifelt und wollte den Jungen in den Arm nehmen, um ihm die Schmerzen etwas zu nehmen. Diese Geste ließ dieser aber nicht zu und schrie ihn nur wieder an: „Fass mich bloß nicht an, du verdammtes Monster!!“

Salomone schrak zurück. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte und zweifelte an sich selbst. Plötzlich erschien erschrocken Marik in der Tür. „Ich habe es dir doch gesagt. Grundlegend wollte ich mich eigentlich nicht einmischen, aber diese Schreie sind im ganzen Haus zu hören und zerreißen mir die Seele in tausend Stücke. Ich werde versuchen, ihn zu trösten.“

Sein Lebensgefährte nickte nur und Marik trat zu den Jungen hin. Es gelang ihm auch, ihn in den Arm zu nehmen ohne dass er sich dagegen zur Wehr setzen konnte. Er sprach immer und immer wieder beruhigend auf ihn ein und nach einigen schmerzvollen Stunden war er auch endlich eingeschlafen.

Marik legte sich nun zu ihm um ihm beim Erwachen alles, was passiert war, erklären zu können. Salomone versuchte sich wieder zu fangen. Er war von den Schreien immer noch wie betäubt. „Ich weiß, dass die Wandlung schmerzvoll ist, aber dass jemand so schreit und solche Schmerzen hat, das habe ich noch nie erlebt. Bei mir hat es vielleicht zwanzig Minuten gedauert und bei ihm fasst sechs Stunden.“

Marik, der den Jungen nicht wecken wollte, flüsterte: „Bei ihm hat es solange gedauert, weil er sich gegen die Umwandlung mit all seinen Kräften gewehrt hat. Bei mir war es damals auch nicht anders, aber letztendlich hat er so wie auch ich damals gegen unsere Krankheit verloren.“

Salomone versuchte gequält zu lächeln. „Er wird sich daran gewöhnen und mir schon in einigen Wochen verziehen haben. Mike mag dich ja auch sehr gerne.“

Sein Freund schüttelte zaghaft mit dem Kopf. „Du bist echt ignorant. Er wird dir nicht so schnell verzeihen. Außerdem kannst du Mike und William nicht vergleichen. Mike war krank und wäre gestorben, wenn ich ihn nicht gewandelt hätte. Des weiteren wollte er es so. Ich habe ihm auch die Wahl gelassen.“

Im nächsten Moment schreckte Angel aus seinem tiefen Schlaf und hielt sich verwirrt seinen Kopf. Er sah sich fragend um und stellte fest, dass er immer noch in Deutschland war und atmete erleichtert auf.

Es war nur ein Traum, aber auch die Vergangenheit. Ich war damals noch der unschuldige Mensch William und als befleckter Vampir wurde ich zu Angel. Aber wieso träume ich ausgerechnet jetzt davon?

Achso, richtig, Marik und Salomone haben mir vor ein paar Monaten die ganze Wahrheit um meine Wandlung mitgeteilt. Ich habe die Beiden nach meiner Wandlung angeschrien und ich habe getobt wie ein kleines Kind. Ich wollte doch einfach nur sterben. Allerdings ist das jetzt egal. Es ist Vergangenheit und unveränderbar.

Angel sah auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass es schon 8 Uhr war. Er stand auf um sich anzuziehen, verwarf seine Gedanken an diese Zeit wieder und wandte sich nur noch der Zukunft zu. Seit den Vorkommnissen im Wald, in der Paulus und er die Höhle des Monsters gefunden hatten, waren mittlerweile einige Tage vergangen. Angel hatte jetzt auch eine Bestätigung für seine Vermutung erhalten. Die Menschen, die tot zurückgeblieben waren, waren allesamt mit allerlei Krankheiten infiziert gewesen. So hatte eine Frau Diabetes gehabt und ein weiterer Mann war mit dem Schicksal der Bluterkrankheit bestraft gewesen.

Angel stieg langsam die Treppen hinunter, in den Essbereich, wo Paulus schon auf ihn wartete. Der Junge meinte kurz: „Morgen“ und setzte sich an den Frühstückstisch.

Der Gastgeber nickte ihm nur kurz zu. Der Junge mit den schwarzen Haaren musterte ihn und wusste, dass ihm die Geschehnisse in der Höhle immer noch sehr zusetzten.

Allerdings konnte er auf persönliche Befindlichkeiten keine Rücksicht nehmen und fragte Paulus so wie jeden morgen nach neuen Informationen aus. „Hast du schon etwas Neues gehört? Ich fand es zwar toll, mir den Marktplatz und das Rathaus anzusehen und mir deutsche Kleinstadt-Mode zuzulegen, aber ich möchte doch schon gerne nach Japan zurück.“

Paulus schien zu grübeln und machte erst nach einigen Minuten den Mund auf. „Mich hat man heute morgen dahingehend kontaktiert, dass wohl Wanderer eine Leiche in der Nähe des Tierparks gefunden haben. Der Tierpark bleibt wohl aus Solidarität heute auch geschlossen. Ich glaube, dass die Kreatur auch in nächster Zeit wieder zu seiner Höhle zurückkehren wird, aber ich habe keine Ahnung, wann das sein wird.“

Angel lächelte. „Das klingt doch vielversprechend. Das bedeutet aber für mich auch, dass wir heute Abend in den Stadtwald gehen müssen um nach diesem Wesen zu suchen. Aber du brauchst mich nicht zu begleiten, wenn du nicht willst. Ich weiß ja, dass du dich fürchtest, aber du musst dich nicht dafür schämen. Angst ist etwas Natürliches und hält uns davon ab, Dummheiten zu unternehmen.“

Der Mensch sah ihn bewundernd, aber auch etwas unsicher, an. „Ich kann dich doch aber nicht allein gehen lassen. Schließlich hast du immer noch keine ordentliche Waffe.“

Angel zog skeptisch eine Augenbraue hoch und witzelte: „Du bist wirklich süß. Du machst dir Sorgen um mich, doch muss ich dir sagen, dass das unbegründet ist. Ich bin doch nicht unbewaffnet, dass sagte ich dir doch bereits. Ich habe eine ganz spezielle Waffe. Außerdem arbeite ich ohnehin lieber allein.“

Paulus überlegte ob er das Angebot annehmen sollte und kämpfte mit sich. In der aufkeimenden Stille hatte Angel allerdings wieder das Wort ergriffen: „Du musst nicht hadern. Ich bin ein Vampir und unsterblich. Außerdem brauche ich deine Hilfe nicht. Wir machen es jetzt einfach so: Du wirst mein Kontakt werden, den ich bei Rückfragen kontaktieren kann, okay.“

Der Mensch grübelte und zeterte, willigte aber letztendlich doch ein. Der Mann und der Vampir unterhielten sich noch etwas und aßen ein leckeres, aber nahrhaftes Frühstück.

Sie setzten ihre Forschungen nach ihrem kulinarischen Ausflug noch etwas fort, da Angel auf Nummer sicher gehen wollte, für diese Wesen keine ungewöhnlichen Waffen zu benötigen.

Nachdem das geschehen war und Angel zu keinen neuen Erkenntnissen gekommen war, beschrieb ihm Paulus detailliert noch den Weg zum hiesigen Zoologischen Garten, der die Heimat von vielen wilden Tieren war.

Angel gefiel der Gedanke nicht, nach über einhundert Jahren wieder eines dieser Tiergefängnisse zu betreten. In seinen Augen war das einfach nur Tierquälerei und er schämte sich, dass die Menschen den ihnen unterlegenden Wesen, etwas ähnliches wie Sklaverei antaten.

Der Vampir machte sich beim Eintreten der Dunkelheit auf den Weg zu seinem Ziel und musste unwillkürlich an seinen Traum denken.

Einerseits war er Salomone natürlich mehr als böse, dass dieser ihn gewandelt hatte, andererseits hatte er ihm doch mittlerweile verziehen. Wenn er damals nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt schon tot. Ich hätte wohl schon einige Monate später aus Trauer Selbstmord begangen. Aber durch meine Wandlung habe ich mein Selbst überdacht und mich zu so einer Art Antihelden entwickelt.

Angel besann sich wieder auf sein Ziel und beendete seine Überlegungen. Er war nun auch schon in dem Teil des Waldes, wo das letzte Opfer gefunden worden war, angekommen. In diesem Areal roch es eindeutig nach Tod und dem Wesen, das die Morde verursacht hatte. Er sah sich kurz um. Man konnte aber nur die Absperrungen der Polizei und einiges, für Angels Nase zu frisches, Blut ausmachen.

Der Junge wurde sich nun wieder schmerzlich bewusst, dass er ein Vampir war. Er hatte sich solange wie jetzt schon ewig nicht mehr geweigert, Blut zu sich zu nehmen. Angel hatte sich mehrere Monate nur von menschlicher Nahrung oder dem Blut seines Gleichen ernährt. Vielleicht war es nicht die beste Idee, wenn er einem starken Wesen gegenüber treten sollte.

Doch was hatte er für eine Wahl? Er konnte schließlich nicht in das Krankenhaus von Gera spazieren und sich Blutkonserven holen. Aber egal, er hatte es fast geschafft.

Der Vampir versuchte die Gedanken nach Blut abzuschütteln und folgte dem sich ausbreitenden Geruch nach Oger. Dieser führte ihn schließlich zu dem von Paulus bereits beschriebenen Zoo mit der kleinen Waldeisenbahn. Der Mensch hatte bei seinen Beschreibungen allerdings noch hinzugefügt, dass er zwar seine Attraktionen hatte, aber trotzdem klein und unscheinbar war.

Der Blutsauger kam zu einer Umzäunung aus Stahl, welche er auf der Suche nach der Kreatur in Windeseile übersprang. Nun befand er sich im Inneren des weitläufigen Areals des Tierparks und sah sich gleich Aug in Aug vor einem eingesperrten Tiger.

Das gefährliche Tier sah ihn als Bedrohung an und sprang unaufhörlich gegen seine Gitterstäbe. Angel musterte das fauchende Wesen nur, hatte aber keine Angst, wieso auch. Der Vampir zeigte dem Wesen seine scharfen Zähne und roten Augen und signalisierte damit, dass auch er ein mörderisches Raubtier war. Das Tier verstummte binnen von Sekunden. Die eingeschüchterte Großkatze zog sich nun in die äußerste Ecke seines Käfigs zurück und ließ sich dort nieder.

Angel lachte nur süffisant. Er musste nur einfach seine Zähne zeigen und schon hatten auch die schlimmsten Kreaturen des Tierreiches Angst und flohen. Allerdings konnte er sich nicht lange auf diesem Erfolg ausruhen und suchte weiter nach der mordenden Kreatur, weswegen er gekommen war.

Der Junge folgte seiner Nase und war nach einigen Momenten vor dem Affengehege gelandet. Er sah sich nach einem Eingang um, da er genau dort den Ursprung des Geschehens ausmachen konnte.

Der Vampir überlegte schon den Zugang aufzubrechen, zögerte aber, weil er nicht wollte, dass die Affen entflohen. Ihm gefiel zwar der Gedanke sie in Freiheit zu wissen, er wollte aber auch nicht, dass Chaos ausbrach, wenn sie auf den Straßen herumirrten.

Doch dann, wenige Momente später, erblickte er etwas abseits ein Loch in dem aus Stahl geformten kugelförmiges Gebilde.

Er bewegte sich auf die Öffnung zu und konnte von Weitem schon eine bewusstlose Person ausmachen. Der Uniform nach zu urteilen musste sie wohl im Tierpark angestellt sein. Er spitzte seine Ohren und hörte, dass sie noch am Leben war, allerdings vermied er es, auf sie zu zurennen. Er wusste, dass das Wesen noch hier sein musste. Der Geruch war einfach noch zu intensiv. Der Vampir musterte die Verletzungen der Person und beobachte gleichzeitig die Umgebung.

Nach einigen Sekunden konnte er auch etwas ausmachen. Er sah ein riesiges Wesen, welches einen der kleinen im Käfig befindenden Berberaffen im Maul hatte und daran knabberte. Angel besah sich das braune, glatzköpfige Wesen mit dem dicken Bauch und stellte fest, dass es als Trophäen einige Knochen um den Hals trug.

Nach genauerer Besichtigung der Kette konnte man feststellen, dass es menschliche Fingerknochen und Schädel kleiner Kinder waren. Die Kreatur stand nun auf und spuckte die blutigen und knochigen Reste, die es noch vom Tier in Maul hatte, auf die Erde.

Das Wesen, das in voller Größe fast drei Meter maß, war nur in verrottenden Lumpen die seinen Intimbereich bekleideten gehüllt und sonst völlig nackt.

Es hatte mittlerweile den Gast bemerkt und starrte den Vampir mit seinem verstümmelten und deformierten Gesicht fasziniert an. Anscheinend wusste er nicht, was Angel für ein Wesen war. Dem Blutsauger ging es auch nicht anders, denn so ein Wesen hatte er auch noch nie gesehen.

Die Haut hatte die Farbe von Moos und roch nach einer Mischung aus Wald und Moor. Riesige Narben zeichneten seinen aufgequollenen Körper und ließen ihn noch gefährlicher wirken. Die Kreatur setzte langsam einen seiner nackten und riesigen Füße nach dem anderen auf den schlammigen Boden. Er tapste langsam und etwas wackelig auf ihn zu. Angel beobachtet ihn fasziniert, war sich aber bewusst, dass er jetzt handeln musste, er wollte schließlich nicht, dass dieser Oger noch mehr Schaden anrichtete.

Er rannte so schnell er konnte auf das Wesen zu, sprang vor dem unförmigen Körper in die Luft und rammte dem Wesen das Messer, was sich in der Spitze seines linken Stiefel befand, in das Kinn.

Er benutzte den Oger als Sprungbrett, sprang kurz darauf wieder auf seinen Ausgangspunkt zurück und besah sich sein Werk.

Der Vampir hatte dem Kahlkopf das schmutzige Kinn bis zum Unterkiefer aufgerissen. Rot glitzerndes Blut spritzte aus der offenen Wunde und einzelne, gelblich-schwarze Zähne fielen zu Boden.

Das Monster schrie vor Schmerz auf und gab quietschende Stöhnlaute von sich. Der Jäger, der schon viel gesehen hatte, konnte die Laute keinem Wesen auf der Welt zuordnen.

Der Oger wiederum ließ sich von seiner Verletzung nicht beirren. Er führte beide klauenähnlichen Hände an den Unterkiefer und hielt die klaffende Wunde zusammen.

Daraufhin rannte er, den Kopf voraus, auf seinen Peiniger zu. Der Junge war beeindruckt und riss die Augen weit auf, denn nun kam dieses Wesen in Form eines Rammbockes auf ihn zu.

Fast eine Tonne Fleisch auf sich zukommend, musste der Vampir erst einmal ausweichen und war nun bei der Frau in Uniform gelandet. Der Schwarzhaarige lächelte das Wesen, was zum Stillstand gekommen war, nachdem es keinen Widerstand spürte, an. Er zog seine Lederjacke aus und warf sie von sich. Im zweitem Schritt riss er sich mit dem Zeigefinger die Haut an seinem linken Oberarm auf und zum Vorschein kam ein gehörntes Schwert mit einem schädelgleichen Griff, welches aus Knochen gefertigt war und sich in einer roten Scheide befand.

Angel entfernte die Scheide und das Teufelsschwert hatte nun nach drei Monaten wieder seinen ersten Auftritt. Endlich darf ich wieder raus. Ich danke dir Kleiner, aber nachher habe ich noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen. Du hast mich ignoriert und das mag ich gar nicht.

Angel erwiderte etwas verärgert, aber auch beschwichtigend darauf: „Ich habe hier etwas zu Essen für dich. Seit Arvato hattest du doch nur zwei oder drei Wesen. Ist doch nett von mir. Also sei nicht sauer.“

Die Augen des Schwertes begannen zu leuchten. Das ist ja ein verdammt hässliches Ding. Wenn ich richtig sehe, ist das ein Oger. Habe schon ewig keinen mehr gesehen. Aber du hast dir Mühe gegeben und ich will mal nicht so sein. Außerdem hatte ich noch nie Oger. Also kleiner Vampir, wir machen es wie damals. Ramm mich in seinen Leib und ich werde es fressen. Du kannst dich dann auch wieder wegdrehen, wenn dir der Anblick zu viel wird.

Angel fühlte sich schon etwas veralbert, tat aber wie ihm geheißen und rannte auf das Wesen zu, welches nur noch dastand und verzweifelt versuchte, seinen Kiefer zusammenzuhalten.

Er rammte dem Wesen ohne große Schwierigkeiten das Schwert in den Leib, bis es aus eigener Kraft stecken blieb. Der ehemalige Teufel begann nun das Wesen komplett in sich aufzunehmen und auch wenn Angel sich von der Aussage gekränkt fühlte, drehte er sich auch diesmal, nachdem der Teufel das Blut aus dem Leib gezogen hatte, weg.

Nach einigem schlucken war Diabolus, auch wieder soweit, dass er den Rest des Ogers ebenfalls zersetzen konnte.

Der Vampir, der sich nur noch dem Menschen zuwandte, hörte nur, wie das Wesen wieder diese quietschenden Laute von sich gab. Nach einigen Momenten war das Schwert auch schon mit seiner Mahlzeit fertig und wieder vor den Füßen seines Gebieters gelandet.

Fertig!!! Es ist nur noch der Lumpen übrig, welchen der Klops um die Lenden getragen hat.

Angel ignorierte das Schwert und versuchte die Wunden der jungen Frau, die wohl um die dreißig sein musste, zu versorgen. Allerdings hielt er, nachdem er die tiefen Bisswunden am Bauch der Dame entdeckt hatte, inne. Er verspürte dieselben Gefühle wie vorhin im Wald und konnte sein Tun nicht fortsetzen.

Sein Vertragspartner bemerkte sein Zögern. Und schon wieder ein Monster und ein junges verletztes Mädchen. Na los!! Trinke von ihr. Du bist, was du bist und auch wenn du es verleugnest, wird das nichts an deinem Sein ändern.!

Angel sah erst auf das plappernde Wesen und dann auf das Mädchen. Nein, ich kann das nicht nochmal einem verletzen Wesen, nur meines eigenen Blutdurst wegen antun. Der Vampir drehte sich angewidert weg. Ich muss einfach dagegen ankämpfen.

Das Schwert, was seine Gedanken hören konnte, meldete sich erbost und mit Abscheu in der Stimme zu Wort. Du kannst doch nicht gegen das ankämpfen, was du bist!!!!

Angel schnappte sich zuerst das Schwert mit der dazugehörigen Scheide und dann seine Jacke und verließ diesen Ort.

Vor seiner Flucht löste er allerdings noch den Alarm, der den Ort bei Gefahr erhellte, aus und harrte bis zum Eintreffen der Polizei aus. Erst nachdem er die erlösenden Sirenen hörte, ging er. Der Blutsauger war der Ansicht, dass die Polizei dem Mädchen schon helfen konnte.

Angel war am späten Abend wieder bei Paulus angekommen und berichtete von den guten Nachrichten. Dieser erzählte ihm wiederum, dass er aus dem Radio gehört hatte, wie die Polizei das Mädchen mittlerweile gefunden hatte und dass es ihr gut ging. Der Vampir war erleichtert über diese Nachricht und wollte sich ohne Umschweife zum Gehen verabschieden, aber der Mensch hielt ihm am Arm zurück.

Angel wollte noch einen Witz zum Abschied reißen: „Keine Angst, wir sehen uns schon irgendwann wieder. Also sind Tränen absolut unnötig.“

Paulus schüttelte nur mit dem Kopf. „Du selbstverliebter Dummkopf. Es geht mir um den Vatikan. Denkst du eigentlich noch manchmal an den Papst und die anderen Menschen dort? Ihr wart doch befreundet, wenn ich mich nicht irre?“

Angel wusste nicht, worauf er hinaus wollte und nickte nur. Nach dieser Bestätigung setzte Paulus seine Rede mit Trauer in der Stimme fort: „Die unschuldigen Menschen sind in Gefahr. Die Heiligen sind jetzt an der Macht. Angel schüttelte ungläubig mit dem Kopf. „Warum?“

Paulus war irritiert. „Was denkst du denn? Du hast doch bestimmt vom Tod des Papstes gehört.“

Angel nickte erneut, diesmal desinteressiert. „Und was soll's? Es war ein Herzinfarkt, wie ich gehört habe. Also ein natürlicher Tod. Er musste wahrscheinlich nicht leiden, er ist bestimmt einfach eingeschlafen. Er war schließlich auch schon alt. Außerdem wird es nicht lange dauern bis ihm ein neuer Mensch, der genauso dumm ist, wir er, nachfolgt. So war es doch immer und es wird auch immer so bleiben.“

Der Mensch äußerte sich nun wieder: „Das stimmt aber nicht. Das war nur für die Öffentlichkeit. Ich kenne nämlich noch Jemanden im Vatikan, der nach dem Tod des Papstes auch weggegangen ist und wie ich das Glück hatte zu überleben. Lange Rede kurzer Sinn, dieser Mann sagte mir, dass er beim Überfall auf den Papst dabei war und es eine Vampirin und ein Werwolf waren, die ihn niedergestreckt haben. Die Vampirin, die unsere Leute draußen angefallen hat, ist, stell dir vor, für die Heiligen unterwegs gewesen. Sie wurde zusammen mit einem jungen Mann als Ersatz für euch angeworben.“

Angel starrte in die Nacht hinaus. „Er wurde wirklich ermordet?“

Paulus lächelte gequält. „Ja. Bitte versucht das Ganze zu klären, für die unschuldigen Menschen. Du kannst dir sicher vorstellen; dass es mit den Heiligen auf Dauer an der Macht nicht gut gehen wird. Ich glaube du hast recht, ich vermute auch, dass es einen neuen geben wird. Aber wenn es jemand neues gibt, wird es nur eine neue Marionette geben. In diesem Fall wäre es dann so, als ob es keinen Papst gibt.“

Der Vampir hatte seinen Blick immer noch in die unendliche Dunkelheit gerichtet. „Eigentlich hatten wir uns entschieden, es den Menschen selbst zu überlassen und nie wieder in den Vatikan zu gehen.“

Paulus umarmte den Jungen zum Abschied. „Das müsst ihr auch nicht, aber versprich mir, dass du wenigstens mal an sein Grab gehst und versucht, einige Informationen über die Heiligen in Erfahrung zu bringen. Ich bezweifele, dass sie nur einfache Menschen sind und wenn du tief in dein Inneres siehst, du doch auch, oder?“

Die Blutgarde

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