Читать книгу Der Magische Chip - Andrea Celik - Страница 4
DAS GERÜCHT VOM MAGISCHEN CHIP
ОглавлениеFabian klickte www.hacker.com und schon war er im Netz der Hacker.
In den vergangenen Wochen hielt er sich hier ständig auf. Er hatte bereits Freundschaften geschlossen, mit denen er im Chat Profi-Hacker-Tipps austauschen konnte. Durch einen Zufall erfuhr Fabi neulich von der Existenz einer magischen Chipkarte. Nun eigentlich ist die magische Chipkarte nur ein Gerücht unter Hackern. Dieser kleine rote Chip soll doch angeblich dazu dienen weltweiten Zugriff auf Rechner erhalten. Unter anderem: Banken, FBI, öffentliche Behörden sowie Privatadressen. Der Clou an der Sache war, dass mit diesem Chip Kennwörter der Vergangenheit angehörten. Fabian war gleich Feuer und Flamme von der Idee und dachte sich, dass es grandios sein müsste diese Karte zu besitzen! Er könnte sich in den zentralen Computer seiner Schule einloggen und sich dort die notwendigen Prüfunterlagen herunterladen.
Fabian hätte nie wieder schlechte Noten. Doch leider ist dieser Kleine Chip nur ein Gerücht - oder existiert er vielleicht wirklich? In der dreißigminütigen Pause nutzte Fabi die Zeit, in die Schulbücherei zu gehen. Während der Schulzeit ist die Bücherei stets geöffnet. Fabi kam in das reichlich geschmückte Vorzimmer. Wertvolle Gemälde von berühmten Künstlern hingen an den Wänden. Kleine Sofas und runde Tische gaben eine Gemütlichkeit her, damit sich die Schüler wie zu Hause fühlen konnten. Dieser Raum bestand mehr dazu Informationen und Neuigkeiten unter Schülern auszutauschen, als in Büchern zu stöbern. Die Bücherei
selbst war schön hell und mit Parkettboden ausgestattet. Der Boden knackte ziemlich laut unter den Füßen. Deshalb war den Schülern. unklar, weshalb überall Schilder aufgestellt worden sind, mit der Aufforderung, leise zu sein!
Somit gehörte dieser knarrende Fußboden in jedem Fall in die Kategorie: [Besonderes] in Erdkunde unterrichtete der Lehrer das Thema Afrika. Um die nächste Klassenarbeit nicht wieder daneben zu hauen, lieh sich Fabian ein schönes großes Buch über Geografie aus. In der hintersten Ecke auf dem obersten Regal zog er dieses leicht verstaubte Buch von seinem Platz. Während er gerade die Seiten für Afrika aufschlug, fiel ihm ein kleiner weißer Zettel in die Hände. Fabis Herz begann, schneller zu schlagen. Ja seine Hände zitterten bereits vor Aufregung.
»Das gibt es doch gar nicht!«, dachte sich Fabi.
»Mein Wunsch gute Noten zu bekommen, wird vielleicht
schon bald Wirklichkeit. Der magische Chip ist in Wirklichkeit
kein Gerücht - er existiert tatsächlich.«
In dunkelbrauner Schrift stand auf einem kleinen Stückchen Papier:
Magische Chipkarte befindet sich in einer grünen Dose auf der
Genau an dieser Stelle war der Zettel abgerissen. Aufgeregt blätterte Fabi im Erdkundebuch weiter. Jede Seite untersuchte er akribisch,um vielleicht doch noch den abgerissenen Teil in irgendeiner Ecke des Buches finden zu können. Nach genauem Durchsuchen des Buches war er sich sicher, dass der andere Teil der Notiz nicht da war.
»Bloß nicht die Nerven verlieren, was kann ich tun?«, dachte er.
Obwohl niemand bei ihm war, hatte Fabi die ganze Zeit über das Gefühl, beobachtet zu werden. Er packte das Buch unter seinen Arm und verließ die Bücherei, um am restlichen Schulunterricht teilzunehmen. Der Unterricht verlief langweilig, denn Fabis Gedanken waren ganz woanders.
Nachdem er endlich am Nachmittag zu Hause war, überlegte er sich eine Strategie, wie er schnell an den anderen Teil des Zettels kam. Im strategischen Denken war Fabian spitzenmäßig. Bereits im letzten Jahr gewann er den ersten Platz für Schüler mit außergewöhnlichen Denkstrukturen.
»Die Erdkundearbeit kann ich jetzt erst mal an den Nagel hängen,
schließlich hängt meine gesamte Schulzukunft von diesem Chip ab und dieser hat nun den Vorrang«, sagte sich Fabi.
»Doch wie mache ich nun weiter? Vielleicht war das Ganze nur ein
Scherz eines Mitschülers, der auch ab und zu beim Hacker Chat Treff dabei ist? Nehmen wir mal an, den Chip gäbe es tatsächlich, warum befinden sich die Hinweise dann ausgerechnet in dieser Schule? Wissen die Lehrer davon?«, durchdachte er die Angelegenheit. Deshalb entschloss er sich, eine Liste sämtlicher Lehrer anzufertigen. Durch einige Nachforschungen würde er sicherlich herausfinden, ob einer der Lehrer vielleicht wohlhabender sei als andere. Fabi konnte sich vorstellen, dass der magische Chip eine große Hilfe sein dürfte, um an unehrliches Geld zu kommen. Aus welchem Grund sollte ein Lehrer so eine Karte besitzen
wollen? Er könnte mit dem Chip ohne Kennwort auf die Webseite einer Bank und die dort vorhandenen Konten leer plündern. Das Geld bräuchte er lediglich auf sein eigenes Konto überweisen. Eine Liste über die Einkünfte der Lehrer zu erstellen kostete viel Zeit. Die Suche konnte lediglich übers Internet erfolgen, indem man sich in die Bankkonten der Lehrer einhakte. Ohne den magischen Chip wäre dies wiederum fast unmöglich. Hilfreich könnte sich ein Komplize erweisen, doch einen Mitwisser wollte Fabi auf alle Fälle nicht haben.
Um den Chip alleine zu besitzen, wäre es besser, dass keine anderen Personen von der Angelegenheit Wind bekamen.
»Jessy, jetzt komm endlich, du kannst doch nicht den ganzen Tag
vor dem Computer hocken. Könntest du bei Gelegenheit, vielleicht
mal am Familienleben teilhaben?«, rief Frau Kessel ihrer Tochter zu.Jessy antwortete nicht, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt ihrer Freundin Sarah in London, eine E-Mail zu schreiben.
Meine liebe Freundin Sarah, vielen Dank für Deine E-Mail. In den
letzten drei Wochen habe ich mich ein bisschen an Istanbul
gewöhnt. Die Stadt ist sehr groß und hier fahren viele Autos.
Hier leben rund 20 Millionen Menschen. Egal wo ich
hinschaue, sind Menschenmassen. Trotzdem hat diese Stadt viel
Schönes. Meine Eltern und ich haben schon verschiedene
Ausflüge unternommen.
Liebe Sarah, später berichte ich dir mehr darüber.
Kannst du dich noch erinnern, als wir im Internet Café in der Nähe
von Big Ben waren, und Zeugen einer interessanten Unterhaltung
von zwei Typen wurden? Die beiden flüsterten, und
tuschelten geheimnisvoll. Das Wort „magische Chipkarte“ fiel immer wieder. Langsam glaube ich nicht mehr, dass dies ein Gerücht ist. Erst vor einigen Tagen besuchte ich die Internetseite: www.super-chat.tr.
Okay, diese Seite ist in Türkisch. Doch selbst mit wenig Türkisch
Kenntnissen erkannte ich schnell, dass dies ein geheimer Treff von Hackern ist. Dort wird ausführlich über diesen Chip berichtet. Kannst du dir vorstellen, dass daran was Wahres ist?
»Jessy jetzt komm endlich, wir wollen in die Stadt und dir eine
neue Hose kaufen«, ertönte nochmals die Stimme von Jessys Mama.
»Ja Mama! Ich habe genügend Hosen, ich bleibe lieber
zu Hause!«, rief die Tochter zurück.
Sie fügte ihrer E-Mail noch folgende Zeilen hinzu:
Sarah, wir bleiben in Verbindung, ich halte dich auf dem Laufenden.
Bis bald Deine Freundin Jessy.
Rumps, mit einem wütenden Schwung riss Frau Kessel die
Tür zu Jessy ihrem Zimmer auf.
»Wenn ich sage, wir gehen Kleidung kaufen, dann meine ich
das auch so! Noch ein Widerwort glaube mir, eine Woche
Computerverbot wird dir gut tun!«
»Ja, Mama, ich komme ja schon!«
Frau Kessler, Jessy und Lisa fuhren in ein gut besuchtes Einkaufscenter in Levent. Das Center bot verschiedene Boutiquen, Supermärkte, Kinos und Restaurants. Lisa gefiel das Stöbern im Spielzeugladen, besonders gut. Sie war jetzt 5 Jahre alt, Barbiepuppen in glitzernden und schillernden Kleidern fand sie besonders anziehend.
»Mama, lass uns ein Eis essen!«, nörgelte Jessy.
Zum Einkaufen mit geschleppt zu werden hasste sie über alles.
Bekleidung zu kaufen fand sie noch schlimmer. Es war wieder mal katastrophal. Die miese Laune wirkte sich in kurzer Zeit auch auf Mama und Lisa Kessler aus. Vor einem Jeansladen hielten sie an.
»Hier finden wir bestimmt die richtige Hose für dich, mein Schatz.«,
und während sie das sagte, zog Mutter Kessler energisch am Ärmel von Jessy und schleifte sie direkt vor die Füße des Verkäufers. Die Tatsache einer solchen Blöße ausgesetzt zu sein, verschlimmerte Jessys Laune extrem. Sie jammerte unaufhörlich weiter und probierte schweren Herzens in der Umkleidekabine verschiedene Hosen an. Die eine war zu lang, die andere zu weit.
»Mama, lass uns gehen, für mich gibt es eben keine
passenden Kleidungsstücke.«
»Möchtest du lieber eine Hose beim Schneider nähen lassen?«
»Hilfe, nein!«,
Jessy erinnerte sich noch zu gut daran, als der Schneider eine Hose für sie angefertigte. Sie musste unentwegt stehen, dabei durfte sie sich nicht bewegen. Mindestens fünfmal musste sie zum Anprobieren kommen und dann fehlte wieder etwas. Das noch mal zu erleben, wäre für sie die Hölle gewesen. Daher erlaubte sie, ihrer Mama weiter nach einer passenden Hose zu suchen. Jessy probierte noch andere Modelle an. Familie Kessler entschloss sich schließlich für eine blaue Jeans-Stretchhose. Der inzwischen genervte Verkäufer sagte:
»Die Hose sitzt perfekt.«
Nachdem sie gezahlt hatten, kauften sie noch einige T-Shirts in den
umliegenden Geschäften und aßen hinterher zusammen ein leckeres Eis.Bereits am nächsten Tag wollte sich Jessy die neue Hose in der Schule anzuziehen. Ein Besuch in der Hayga Sofia Moschee war geplant, deshalb durften die Schüler der 5. Klasse der deutschen Gemeinschaftsschule, Freizeitkleidung tragen. An den normalen Unterrichtstagen herrschte jedoch Uniform-Pflicht. Bevor Jessy aus dem Haus ging, steckte ihre Mama ihr noch etwas Kleingeld zu. Die fünfte Klasse traf sich auf dem Schulhof und wurde kurze Zeit später vom Bus abgeholt. Die Busfahrt verlief kurz und fröhlich. Neben Jessy saß ihre Klassenfreundin Derya. Die beiden unterhielten sich angeregt, als die Lehrerin Frau Ute Müller die beiden aufforderte aus zu steigen. Die Hayga Sofia Moschee sah beeindruckend aus und hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Schülern. Der Vorgarten war wunderschön. Gepflegte Grünpflanzen und Bänke luden zu einem Päuschen ein. Im Hintergrund schipperten die Schiffe auf dem Bosphoros entlang. Frau Müller gab Anweisungen in der Moschee keine lauten Gespräche zu führen, die Gruppe nicht zu verlassen und dem Reiseführer gut zuzuhören.
Der Reiseführer gab sich viel Mühe und beantwortete die verschiedensten Fragen. Da Hayga Sofia früher eine Kirche war, stellte der Ausflug eine wichtige Informationsquelle für den Religionsunterricht dar. Bis auf zwei Schüler hörten alle aufmerksam zu. Nach einer Stunde Führung waren die Schüler froh das Gebäude wieder verlassen zu können. Das Besichtigen der Moschee machte durstig, darum stellte sich Jessy mit an die Reihe der wartenden Schüler, um von einem nahestehenden Kiosk eine kühle Limo zu besorgen.
Bereits während sie wartete, entnahm sie ihr Geld aus der rechten Hosentasche, in die sie am Morgen das Geld ihrer Mutter hineingesteckt hatte. Aber was war das? Jessy wurde es ganz heiß ums Herz. Ein abgerissener Zettel kam zum Vorschein. Jessy versuchte, die Schrift zu entziffern. In dunkelbrauner Farbe stand:
Großen Insel. Mach dort ein Picknick!
»Oh, was ist das?«, fragte sich Jessy,
und steckte den Zettel wieder in die Hosentasche.
»Eins, zwei, drei uuund los!«
Auf Kommando fing die Leichtathletikgruppe an zu sprinten. Conny hasste
diesen Lauf unsagbar. In ihren Augen war Sport Mord. Ihre Leidenschaft galt eindeutig dem Internet. Es begann vor drei Jahren, erinnerte sich Conny zurück. Damals waren sie noch in Riga. Ihr Onkel mütterlicherseits schenkte ihr zum 9. Geburtstag einen Computer. Die Eltern waren strikt dagegen und verfluchten den Onkel wer weiß, wohin, aber Conny liebte, den Computer über alles. Die Winter in Riga waren kalt und lang. Wenn man sich selbst eine Beschäftigung außer dem Fernsehen fand, konnte man sich glücklich sein schätzen. Conny übertrieb allerdings gerne und hielt ununterbrochen und stundenlang im Internet auf. Ihre Eltern ermahnten sie immer und immer wieder, dass das Leben außerhalb des Netzes auch noch existierte. Leider kam Conny von ihrer Sucht nach dem Internet nicht los, sodass ihr die Eltern ein Ultimatum stellten. Ab sofort musste sie in die Leichtathletik Jugendgruppe oder ihr Computer würde der Vergangenheit angehören. Seit dem musste sie zweimal in der Woche
für jeweils vier Stunden, das Schwitzen über sich ergehen lassen. Das lag jetzt 2,5 Jahre zurück. In Istanbul gehörte sie den Fortgeschrittenen an und das Programm war viel intensiver als in Riga. Obwohl die Leichtathletik im neuen Verein anstrengender war, waren die Zeiten wesentlich kürzer. Das Team traf sich ebenfalls zwei Tage die Woche, allerdings nur für zwei Stunden. Trotzdem hechelte Conny vor sich hin, die Istanbuler Sommerhitze machte sie während des 10-Km-Laufs doch recht fertig. Am liebsten würde sie abbrechen und an einem schattigen Plätzchen Wasser trinken. Doch wenn sie an ihren strengen Trainer Cem Durmaz dachte, der ihr bereits im Nacken saß, raffte sie sich automatisch wieder auf. Cem Durmaz war bekannt für seine strenge Art und Weise.
Seine Schützlinge hatten es nicht leicht bei ihm. Conny erfuhr von dem Trainer erst, nachdem sie sich in die Gruppe eingeschrieben hatte. Es wurde erzählt, dass Cem zur Strafe schon mal 150 Liegestütze austeilte und das am liebsten, unter der Sonne. Das wollte Conny sich bei aller Liebe nicht zumuten. Sie beschloss, ruhiger zu atmen und die Geschwindigkeit etwas runter zu kurbeln. Nachdem Training verteilte der sonst so strenge Lehrer, leicht gekühlte Wassermelonen. Die Teilnehmer
freuten sich über diese leckere Abwechslung. Nachdem Gemeinschaftsduschen stieg Conny schlapp und müde in den Stadtbus und fuhr nach Hause. Die Eltern kamen immer erst gegen 18.30 Uhr nach Hause. Sie arbeiteten beide im Konsulat. Zum Glück gab es noch Ulli, die eigentlich Ulrike hieß und das Kindermädchen von Conny ist. Ulrike fing damals als Au-pair Mädchen für die Familie Bug an.
Damals lebten sie noch in Largos. Largos war der erste Dienstposten der Eltern, den Conny erlebte. Seitdem war Ulli das Kindermädchen. Doch mit der Zeit wurde sie eher wie eine große Schwester. Sie teilten viele Interessen und Ulli petzte vor allem nicht alles, auch wenn Conny mal wieder etwas ausgeheckte.
Die Liebe zum Internet teilten sich beide. Darum hatte Conny viel von Ulli gelernt. Nun ist Conny allerdings fixer im Internet als Ulli.
Connys größter Traum wäre es, auf die geheime Seite von Ihrem Lieblingsstar zu surfen. Dafür benötigt man aber eine Zugriffsberechtigung, und die besitzen ausschließlich der Manager und Familienangehörige. Warum Conny sich dafür interessiert? Auf den Seiten gäbe es angeblich Neuigkeiten mit den neuesten Fotos, die der Öffentlichkeit verborgen blieben. Einmal ungehindert auf dieser Seite surfen zu können, wird wohl für immer ein Traum bleiben. Obwohl es bald Abendessen gab, ging Conny vorher noch mal ins Internet. Sie öffnete den PC, stellte die Verbindung zum Internet her und „Dong" ein Ton,
»Sie haben eine E-Mail erhalten.«
Conny überlegte kurz, denn eigentlich erwartete sie keine E-Mail!
Sie öffnete den Brief durch einen Mausklick und las:
Es dauert nicht mehr lange,
das Gute und das Böse liegen so nah beieinander, die Zeit
ist jetzt gekommen, ein großer Hügel wird erklommen,
ein goldener Schlüssel liegt verborgen.
»Was soll das bedeuten?«, fragte sich Conny
und versuchte den Absender heraus zu bekommen.
Diese E-Mail trug keinen Absender, sie wurde anonym verschickt. Conny war ein bisschen verwirrt, speicherte die E-Mail ab und surfte noch weiter im Internet.