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Der versicherte Daumen

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Letzte Woche habe ich doch per Zufall die Erna mit dem Leopold getroffen. Leopold hatte glaube ich etwas zugelegt. Seine Haut war irgendwie glatter. Nicht so faltig um den Körper. Leopold ist der Mops von Erna und Hubert.

Komm, Schalotte, lass uns eben zusammen einen Kaffee bei Tchibo trinken“, sagt sie fröhlich. „Und der Leopold?“, frag ich. „Den bind ich draußen an“, lacht sie. Der kennt das.

Und dann, am Stehtisch, erzählte sie mir von ihrem Sohn. Jörg. Der Jörg, der ist nämlich Chirurg. Ich wusste gar nicht, dass die einen Sohn haben. Und dann ein Chirurg! Schornsteinfeger oder Bäcker, das hätte ich gedacht. Starkoch hätte ich auch noch geglaubt.

Ja, man ist vor Vorurteilen nicht gefeit. Aber die Erna ist so häuslich. Und Chirurg? Auch noch da unten. Hessen oder Baden-Württemberg. Oder so. Jedenfalls weit weg von Middelgaard. Aber die Erna ist ja auch ne Zugezogene.

Wo war ich stehen geblieben? Ach, der Jörg. Ja, der hat die Versicherung nun verklagt. 1,2 Millionen. Euro. Der hat sich nämlich bei einer Operation den Daumen abgetrennt. Nicht ganz, aber wohl ein gutes Stück. Und als Chirurg...

Aber so viel Geld. Ein Stück vom Daumen. Das geht? Ja, hat Erna mich aufgeklärt. Jedes Bein für fast eine Million. Bei Skifahrern oder Marathonläufern oder so. Ne Stimme für mehrere Millionen. Wenn man singt. Zeigefinger ist auch wichtig. Die anderen Finger weniger. So hat sie mir das erklärt.

Und der Jörg, der braucht ja seinen Daumen, wenn er operiert. Da sind doch ein paar Monatsgehälter als Rücklage von der Versicherung nicht zu viel verlangt.

Der Jörg hat dafür ja auch bezahlt. Und die Versicherungen bieten das an. Berufsrisiko.

Es gibt Dinge, die möchte man gar nicht wissen. Denke ich manchmal.

Der Jörg. Ob er das Geld kriegt? Keine Ahnung. Der Prozess läuft noch. Mannomann.

Wie das Leben so spielt...

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