Читать книгу Mitten in OstHolstein - Andrea Lieder-Hein - Страница 5
002 Versetzt in Klasse ZWEI
ОглавлениеPapa, Papa, hier, mein Zeugnis.
He, Amelie, Ferien!!!
Ja, aber schau mal, mein Zeugnis... hier
Oh, Sozialverhalten prima, selbstständig arbeiten,
Zahlenrechnen auch, sicher und gewandt bei Addition und Subtraktion, ... Amelie, du bist großartig. Was machen wir heute? Als Belohnung?
Zoo gehen... Zoo gehen... Erlebnis-Zoo Grömitz.
OK, dann zieh dich locker an, es ist ziemlich warm. Willst du noch was essen?
Nein, machen wir da.
Gut, bis gleich. Ich zieh mich auch eben um.
Der Grömitzer Zoo war ein Erlebnis-Zoo auf einem riesigen Gelände von über 10ha. Da Leif und Amelie sportlich waren und den ganzen Tag über Zeit hatten, konnten sie alles begutachten, was Amelie so liebte. Und dann waren sie endlich da!
Der weiße Multi-Van schwenkte von der B501 ein zu den kostenlosen Parkplätzen am Zoo. Amelie zeigte Mukkel, ihrer kleinen blauen Stoffpuppe, den Eingang und sagte: „Mukkel, immer schön bei mir bleiben, der Zoo ist riesig und ich will dich nicht verlieren.“
Was wollen wir machen, Amelie? Schon einen Plan?
Hmmm, erst essen, dann Seehunde und Stachelschweine gucken.
Gut. Warte, Fütterung der Seehunde 16:00 Uhr und Stachelschweine ...ahh, 15:30. Das passt. Also auf zum Essen.
Ich LIEBE die Arche Noah, Papa, hier ist es soooo super schöööön.
Gut, wo willst du sitzen? Im Schatten unter dem roten Schirm?
Au jaaaaa...
Such dir was zum Essen aus. Ich schau auch mal.
Ich möchte Fischstäbchen mit Pommes oder Kartoffelpuffer mit Apfelmus. ODER Kinderschnitzel mit Pommes und Gemüse. Oder ....
Amelie, du suchst dir jetzt eine der drei Speisen aus, die du wirklich möchtest und ich such noch etwas für mich.
OK, ich ess’ Milchreis mit Kirschen.
Das ist vernünftig bei der Hitze. Aber du bist ganz sicher? Milchreis?
Ja, Papa. Und eine Cola. Und du?
Hmmm, ich esse die Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Currywurst ist auch lecker, aber nicht bei der Hitze.
***
Gegen 15:00 Uhr machten sich Vater und Tochter auf zu den Stachelschweinen. Viele Besucher standen schon dicht gedrängt bei den Tieren, und die beiden hatten alle Mühe, dichter ran zu kommen. Viele Kinder lachten und juchzten und feierten ihren ersten Ferientag in den Sommerferien.
Als Vater und Tochter einen halbwegs guten Platz gefunden hatten, griff Leif in seine Tasche und holte eine kleine pinke Lumix heraus. Er strahlte seine Tochter an und reichte ihr die Kamera. „Hier, mein Schatz, da kannst du alles festhalten, was dir heute gut gefällt. Mach ganz viele Fotos und Videos, die schauen wir uns dann zu Hause an.“
Amelie fiel ihrem Vater trotz Platzmangel um den Hals und rief „DANKE, Papa, Danke“, und plötzlich fingen einige Leute an zu klatschen, lachten, zeigten auf Vater und Tochter, bis die ganze Zuschauer-Schar klatschte und sich mit Amelie freute.
Gegen 18:00 ging es dann heim, kurz bevor die Arche Noah schloss. Beide waren super glücklich und wohlig erschöpft, als sie in den Van stiegen.
Zu Hause angekommen packte Amelie ihre Kamera aus, entnahm ihr die 16MB Speicherkarte und steckte sie in den Schlitz am Laptop ihres Vaters. Wenig später waren alle 272 Fotos und 7 Filmchen geladen. Bei einem Eistee und Schokoladenkuchen setzten sie sich feierlich ins Wohnzimmer und betrachteten Fotos und Videos.
Morgen zeigen wir die Mami. Oder ist auf dem Friedhof kein Netz?
Wenn wir die Fotos über den Fotostream auf das Tablet ziehen, dann können wir das machen. Aber die Videos, die können wir nur per Whatsapp oder Mail versenden und dann Mami zeigen. Wir kriegen das hin.
***
Pia Stein öffnete die Augen und schaute nach draußen. Eigentlich gab es nix zu meckern, aber Pia war schlecht drauf. Seit mehr als drei Wochen versuchte sie, aus ihrer jetzigen Stelle wegzukommen. Pia arbeitete als Journalistin beim Bremer Kurier (BK). Aber seit sie dort auch durch intensivste Bemühungen nicht weiter Karriere machen konnte, hatte sie sich wegbeworben. Sie hatte sogar bei ihrem Chef Niklas Wendt mal seine Hand an ihrem Knie ruhen lassen, aber auch das war nicht von Erfolg gekrönt. Die Hand lag da wohl nur zufällig oder möglicherweise sogar nur aus Versehen. „Scheiße“, rief sie quer durchs Schlafzimmer und schwang ihre hübschen Beine aus dem Bett.
Gegen zehn hörte sie das Klappern des Briefkastens. Sie schaute nach, und JUHU, Antwort auf eine Bewerbung. Von den „Dorndorfer Nachrichten“ (DN).
Gut, das war kein Karrieresprung, aber in Schleswig-Holstein gab es auch vieles, was Bremen nicht zu bieten hatte: Ostseenähe, Touristen, reiche Bootsbesitzer ... Quellen zum Anzapfen für Karriere und Geld.
Sehr geehrte Frau Stein,
in einem Gespräch würden wir Ihnen gerne Ihr mögliches zukünftiges Betätigungsfeld vorstellen. Als Redakteurin wären Sie zuständig für Print- und Online-Ausgaben unserer ZeitungsGruppe OstHolstein (ZGOH). Dazu gehören die Dorndorfer Nachrichten (DN), der Neustädter Kurier (NK), das Grömitzer Tageblatt (GT), das Eutiner Morgenblatt (EM) und das Plöner Morgenblatt (PM). Bei Themen von überregionalem Interesse läge es auch in Ihrem Aufgabenbereich, die Lübecker Nachrichten (LN) zu informieren.
Wir freuen uns am Donnerstag, 18. Juli, 15:00 Uhr auf Sie in der Redaktion der DN in der Gerda-Paulsen-Straße 15-19 in Dorndorf.
Mit freundlichen Grüßen
Merle Nissen
Geschäftsführerin
Pia lachte in sich hinein. DN war ja nicht DER Karrieresprung, aber eine Sprungchance. Die wollte sie nutzen.
Sie schaute in den Spiegel neben ihrem Bett. Hübsches Gesicht, umrahmt von pechschwarzen Locken und einem geraden Pony, feste Brüste, ein kleines festes Bäuchlein, lange Beine. 173cm lang und 69kg schwer, kein Leichtgewicht, aber alles gut proportioniert und da zu finden, wo es hingehörte. Sie nickte zufrieden und legte mit einem vielsagenden Blick den Brief auf ihren Schreibtisch.
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